
Montag, 1.Dezember 2008: Nach einer sehr guten und flotten Fahrt von Guyana zur Insel Tobago in der Karibik (etwa 300sm) werden wir zur Begrüssung ein paar sm vor unserem Ziel von einer Gruppe Delfine begleitet. Wir kommen um 14h in der grossen, geschützten Bucht Man-of-War-Bay an. Wir lassen den Anker vor der Ortschaft Charlotteville ins 15m tiefe, klare Wasser fallen. Zu unserer grossen Ueberraschung liegt hier schon ein grosses 4-Master-Kreuzfahrtenschiff, die „WINDSTAR“ vor Anker. Es hat auch andere Segelschiffe hier, unter anderen die „chilom“, ein Segler mit Schweizerflagge. Es ist bewölkt, dunkel und regnerisch und bei uns wollen keine so richtigen „karibischen“ Gefühle aufkommen!
In der Man-of-War-Bay lagen im 2. Weltkrieg Kriegsschiffe der englischen Marine vor Anker und in der Nähe von Charlotteville gab es einen Militärstützpunkt der Amerikaner.

Tobago
Tobago ist die kleinere der beiden Inseln die den Inselstaat Trinidad und Tobago bilden. Tobago hat eine Fläche von300 km² (mit Nebeninseln Little Tobago, St. Giles Island, Goat Island und Sisters' Rock 303 km²) und eine Bevölkerung von etwa 55.000 Menschen. Hauptstadt der Insel ist Scarborough mit rund 20.000 Einwohnern. Auf der gesamten Insel herrscht Linksverkehr.
Geographie
Die Insel gehört zu den Kleinen Antillen und liegt zwischen der südlichen Karibik und dem Atlantik, etwa 30 km nördlich von Trinidad. Das Klima ist tropisch und gekennzeichnet von hohen Temperaturen um 28°C mit geringen Schwankungen.
Die Insel ist 40,7 km lang und 11,9 km breit. Mehr als die Hälfte der Insel wird von einem bewaldeten Gebirgszug bedeckt, die höchste Erhebung ist der Pidgeon Peak mit 576 m. Während im Südwesten die Insel flach und sandig ist, präsentiert sich der Norden felsig. Die Küste ist hier stark zerklüftet, unterbrochen von sandigen kleinen Buchten. Eine Besonderheit bietet Tobago mit seinem wahrscheinlich ältesten Naturschutzgebiet der Welt: Seit 1764 steht der Regenwald im Gebiet des "Main Ridge Forest Reserve and Creation Site" unter Naturschutz. Diesem Umstand ist es zu verdanken, dass Tobago eine beeindruckende Artenvielfalt, vor allem an Vögeln, aufzuweisen.
Politik
Tobago hat seit 1980 ein eigenes Parlament (Tobago House of Assembly) mit 15 Mitgliedern, von denen 12 gewählt werden. Einer der Politiker spielt in der Fußball-Nationalmannschaft von Tobago.
Geschichte
Tobago wurde wie Trinidad 1498 von Christoph Kolumbus entdeckt. Er nannte die Insel Bella Forma, später wurde sie in Tobago umbenannt, wahrscheinlich ist der Name von Tabak abgeleitet. Die ursprünglichen indianischen Einwohner wurden von den spanischen Siedlern weitgehend ausgerottet, die Überlebenden wurden assimiliert. Die Insel wechselte häufig den Besitzer. Zwischenzeitlich war sie Piratenstützpunkt. 1814 kam Tobago endgültig an Großbritannien.1888 wurde sie mit Trinidad zu einer Kolonie zusammengefasst, 1962 als Trinidad und Tobago unabhängig.
Kulinarisches
Mittlerweile ist Tobago auch als Schokoladensorte bekannt. Diese wird von der Firma Rausch unter dem Oberbegriff „Plantagenschokolade“ vertrieben. Bei der Herstellung der Schokolade werden ausschließlich Kakaobohnen des jeweiligen Herkunftsortes verwendet. Tobago ist eine „Extra-Bitter-Schokolade“ mit 75 % Kakaoanteil.
Kulturelles
In drei verschiedenen Buchten der Insel Tobago wurde der Film Robinson Crusoe verfilmt.
Robinson Crusoe
Robinson Crusoe ist ein Roman von Daniel Defoe, (geboren vermutlich Anfang 1660 in London, dort gestorben am 26. April 1731) der die Geschichte eine Seemannes erzählt, der mehrere Jahre auf einer Insel als Schiffbrüchiger verbringt. Das Buch erschien erstmals 1719.
Robinson Crusoe strandet nach einem Sturm als einziger Überlebender auf einer einsamen Insel. Er kann noch verschiedene Ausrüstungsgegenstände von seinem Schiff retten und richtet sich auf der Insel ein. Die Insel wird gelegentlich von Kannibalen besucht, und er rettet einen Wilden, der später sein Freund und Diener wird und von Robinson Crusoe Freitag genannt wird. Schließlich wird Robinson Crusoe nach 28 Jahren gerettet und kehrt mit Freitag nach England zurück.
Die Geschichte von Robinson Crusoe kann auf das Leben des Abenteuerers Alexander Selkirk, geboren 1676 in Largo, Schottland, zurück geführt werden. Dieser fuhr seit 1695 zur See. Im September 1704 verlangte Alexander Selkirk nach einem Streit mit seinem Kapitän William Dampier, dass man ihn auf der Insel Juan Fernandez, 400 Meilen westlich von Vaparaiso (Chile) aussetzen sollte. Man kam diesem Wunsch nach, und es war Selkirks Glück, denn das Schiff sank später und beinahe die ganze Mannschaft starb. Selkirk blieb auf der Insel bis zu seiner Rettung durch Kaptiän Woodes Rogers im Jahre 1709 mit dem Schiff Duke. Nach seiner Rückkehr nach England zeichnete Richard Steele Selkirks Geschichte auf, die unter dem Titel "The Englishman" 1713 veröffentlicht wurde. Daniel Defoe liess sich dadurch zu Robinson Crusoe anregen. Steeles Erzählungen von Selkirks Abenteuer und Defoes Fantasie vereinten sich zu einem Werk, das heute zu den Klassikern der Weltliteratur gehört.
Die chilenische Regierung benannte die Insel Juan Fernandez in Robinson Crusoe Insel und die benachbarte Insel in Selkirk um.
Die Geschichte von Robinson Crusoe wurde mehrfach verfilmt.

Dienstag, 2.Dezember 2008: In der Nacht gibt es wieder mal 2 zünftige Regenschütten. Die Erste spüre ich direkt in meinem Bett durch die offene Luke! Eiligst mache ich sämtliche Fenster und Luken zu , Paul merkt nichts und schläft selig weiter.
Um 9h gehen wir an Land, in den Ort Charlotteville, zum Einklarieren. Ich überzeuge den Mann von der Einwanderung und den vom Zoll, dass wir soeben (und nicht gestern Nachmittag um 14h ) in Tobago eingetroffen sind. Hier in Trinidad und Tobago muss man nämlich Ueberstunden- Zuschlag bezahlen, wenn man ausser den Bürozeiten von 8h – 16h ankommt, oder an Samstagen, Sonntagen oder Feiertagen. Psst... gestern Nachmittag hatten wir einfach keine Lust, das Dinghy bereit zu machen und an Land zu gehen zur Einklarierung!
Direkt neben den Einklarierungsämtern befindet sich auch die Polizei und es hat einen Bancomaten. Wir können hier direkt TT's beziehen, was problemlos funktioniert. TT's sind Trinidad und Tobago Dollars.
1 TT = SFr. 0.20 oder 0.12 €
1 SFr. = 5.0 TT
1 € = 8.5 TT
Die zwei Beamten sind sehr nett und freundlich. Ich muss diverse Formulare ausfüllen und zum Schluss müssen wir 50 TT's (10 SFr. / 6 €) bezahlen, dies berechtigt uns einen Monat in Trinidad und Tobago zu bleiben. Wenn wir länger bleiben, müssen wir nachzahlen.
Nach dem offiziellen Teil, machen wir uns auf die Suche nach einer Tauchbasis. Wir möchten hier in Tobago wieder einmal tauchen und scheinbar hat es hier sehr schöne Riffe. Bei „Banana Boat“ kostet ein Tauchgang 40 US $, aber da wir ja zwei Taucher sind, ist uns das zu teuer! Aber wir haben ja die eigene Tauchausrüstung dabei und brauchen eigentlich nur Luft. Caroline, die englische Besitzerin des Tauchladens begrüsst uns mit „Grüezi mitenand!“. Auf unsere Frage, ob wir hier unsere Tauchflaschen füllen lassen können, zeigt sie uns eine grosse Narbe an ihrem Bauch und sagt uns, sie sei „kaputt“ und könne keine schweren Tauchflaschen herumheben. Also gut, dann halt nicht!!!
Heute ist sehr schönes Wetter und bei uns kommen jetzt wirklich „karibische“ Gefühle auf. Ueberhaupt ist das Klima hier viel angenehmer als in Französisch Guyana, Surinam oder in Guyana. Hier ist es nicht so feucht-heiss. Wir essen bei einer Strandbude gebratene Hühnerbeine, gelben Reis, Linsen und ein bisschen Salat ohne Sauce. Es ist ganz gut und vor allem ist der Blick auf die Bucht umwerfend schön! Inzwischen wurde die 4-Mast „Windstar“ vom modernen Kreuzfahrerschiff „Le Levant“ abgelöst.
Nach dem Essen machen wir noch einen kleinen Rundgang durch den sehr sauberen und ordentlichen Ort, schauen schnell in die Methodisten-Schule hinein und besuchen den Friedhof von Charlotteville. Charlotteville ist ein kleiner, verschlafener, aber sehr sympatischer Ort. Hier haben wir heute übrigens unseren ersten diesjährigen geschmückten Weihnachtsbaum und „Stille Nacht, heilige Nacht“ in karibischer Version gehört.
Zurück auf der MABUHAY geniessen wir ein herrlich erfrischendes Bad im schönen grünen Wasser.







Mittwoch, 3.Dezember 2008: Heute befinden sich 10 Segelschiffe hier in dieser Bucht. 1 Amerikaner, 1 Engländer, 1 Finne, 1 Franzose, 2 Kanadier, 1 Norweger, 1 Schwede und 2 Schweizer (alfabetisch).
Hier hat es sehr viele Pelikane und Fregattvögel. Die Pelikane fliegen fleissig Runden, lassen sich dann plötzlich im Sturzflug ins Wasser platschen und fliegen dann mit oder ohne Fisch im Schnabel wieder davon. Es ist sehr unterhaltsam ihnen zuzuschauen.
Den Morgen verbringen wir haushaltend und am Nachmittag fahren wir zur Pirate's Bay. Dort hat es einen wunderschönen Sandstrand und wir baden ein wenig im Meer. Auf dem Rückweg sehen wireine junge Schildkröte die gemütlich um die Segelschiffe herum schwimmt.
Wir machen einen Abstecher zum Schweizersegelschiff „chilom“ von Vilma und Jürg aus Thalwil. Bei einem Bier (oder zwei) quatschen und quatschen wir und die Zeit vergeht wie im Fluge. Jürg hat Probleme mit dem Aussenborder Mercury 15 PS und Paul bietet ihm an, ihm morgen zu helfen, den Motor wieder in Gang zu bringen.

Donnerstag, 4.Dezember 2008: Um 10h chauffiert Paul Vilma und mich zur Pirate's Bay. Er kehrt zur „chilom“ zurück und hilft dem Lehrer Jürg beim Reparieren des Aussenborders.
Vilma und ich laufen von der Pirate's Bay eine sehr steile Treppe mit -zig Treppenstufen hinauf und dann über einen Weg mit umwerfenden Ausblicken auf die Man-of-war-Bucht. Wir wollen nach Charlotteville, ein wenig einkaufen. Die „Stadt“ besteht aus etwa 100 Häusern, vielleicht mit der ganzen Umgebung sogar aus 150. Vilma und ich laufen zuerst mal den ganzen Strand entlang und genehmigen uns in einer Strandbude einen Kaffee und geniessen die verschiedenen, wunderschönen Farben des Wassers in der Bucht. Danach kaufen wir in einem winzigen Gemüselädchen und in einem der beiden Supermärkte diverse Lebensmittel ein.
Vilma ruft per Funk Jürg und Paul herbei, die uns freudestrahlend mit dem reparierten Motor am Dinghy vom Steg in Charlotteville abholen. Vilma und Jürg sind so begeistert von Paul's spontanem Motor-Flick-Angebot, dass sie uns am Abend in einer Strandbude zum Barbeque einladen. Um 18h kommen sie zu uns an Bord zum Apéro und um 19h30 sind wir alle vier beim Essen am Strand. Es hat Chicken oder Fisch vom Grill. Wir wählen alle Fisch. Es gibt Kingfisch, Reis, Makaroniauflauf (kalten), Kartoffelsalat, Linsen, Kochbananen und dazu grünen Salat ohne Sauce. Alles ist prima und auch genügend vorhanden. Weil diese Strandbude kein Bier verkaufen darf, haben wir unser Bier, auf Anraten des Wirtes, gleich selber mitgebracht. Es wird ein langer und sehr gemütlicher Abend und gegen 23h liefert uns Jürg wohlbehalten wieder bei der MABUHAY ab. Merci nochmals an Vilma und Jürg für den sehr schönen Abend!!!


Freitag, 5.Dezember 2008: Paul und ich nehmen den 8h30 Bus und fahren damit nach Scarborough, in die Hauptstadt von Tobago. Zuerst überquert man die Hügelkette, zum Teil auf sehr steiler, aber guter Strasse, bis nach Speyside, auf der Ostseite der Insel. Die Insel ist vulkanischen Ursprungs. Von da verläuft die Strasse bis nach Scarborough, immer der Küste entlang, in südlicher Richtung, mit wunderschönen Ausblicken auf die vorgelagerten Inseln. Die Fahrt dauert etwa 1½ Stunden, ca. 45 km, und kostet pro Person und Weg 12TT (SFr. 2.40/ € 1.45).
Mit uns steigt in Charlotteville ein runzeliges Gröseli (Grossmütterchen), vielleicht 90 Jahre alt, in den Bus ein. Um den Kopf hat sie ein Kopftuch wie einen Turban geschlungen. Auf der Nase prangt eine grosse, prächtige Warze! Sie trägt ein hellblaues T-Shirt, einen bunten Jupe, rote, warme Strümpfe (es ist 30° warm! aber bewölkt) und grosse, weisse Turnschuhe. Sie läuft an einem Stock und hat fürchterliche O-Beine!
Paul sitzt zuvorderst beim Chauffeur, der aussieht wie Roberto Blanco, aber mit kürzeren Haaren. Ich sitze etwa in der Mitte des Kleinbusses. Das Gröseli sitzt vor mir, schräg gegenüber, genau in meinem Blickfeld. Während der ganzen 90 Minuten dauernden Fahrt läuft eine CD mit karibischen Gospelsongs (Reggae und Calypso). Die ganze Zeit schunkelt die vergnügte Frau begeistert mit und klatscht im Takt in ihre pergamentenen Hände. Bei den meisten Liedern singt sie mit kräftiger Stimme mit und strahlt dabei übers ganze Gesicht. Manchmal faltet sie die Hände während sie andächtig mitsingt. Plötzlich singt der halbe Bus mit: Frauen, Männer, Alte und Junge, inklusive dem Chauffeur. Auch ich würde gerne mitsingen, aber leider kenne ich die Lieder nicht. Wenn der Bus anhält um neue Gäste einsteigen zu lassen, grüssen viele sehr freundlich und mit lauter Stimme. Einmal steigt eine ältere Dame ein und sagt:“Good morning everybody!“, und als sie kurze Zeit später wieder aussteigt wünscht sie allen „Happy Christmas!“.
Die Stadt Scarbourogh begeistert uns nicht wirklich, aber uns fällt auf, dass es hier, wie auf dem ganzen Weg, sehr sauber ist. Im Hafen liegt eine grosse Fähre für die Abfahrt nach Trinidad bereit. Wir kaufen Aepfel ein: 2 Rote à 5 TT /Stück (1 SFr./ 0.60 €) und 2 Grüne à 6 TT(1.20 SFr./ 0.72€).
Soweit zum Thema ein ganzes Kilo Aepfel kaufen und ganz alleine essen! (Paul's Traum!)
Wir schauen uns ein wenig die Stadt an und kommen durch die Young-Strasse zum Haus of Assembly (Parlamentsgebäude). In einem Zelt davor findet gerade eine Feier zum 29.Jahrestag des eigenen Parlamentes von Tobago statt. Wir schauen uns die Ausstellung dazu an und hören zu, wie eine Gruppe Sänger zur Melodie von“ My bonny is over the ocean“ die ganze Geschichte von Tobago von 1670 bis heute besingt. Es tönt vor allem sehr laut!!! In einem Fast-Food-Chicken-Shop der „Chicken Church“ heisst, essen wir sehr gute Hühnerteile mit Pommes und trinken Cola dazu. Als wir auf den Bus nach Charlotteville warten nimmt uns der 87-jährige Julian unter seine Fittiche, damit wir ja auch in den richtigen Bus einsteigen! Er muss selber auch nach Charlotteville und meint beruhigend zu uns: “No problem! Es könne uns gar nichts passieren, er sei ja bei uns!“ Und tatsächlich passiert uns nichts und wir kommen um 15h wohlbehalten in Charlotteville an. Allerdings war die Rückfahrt nicht so friedvoll und schön, mit Gesang, wie die Hinfahrt.









Samstag, 6.Dezember 2008: Beim Aufstehen überrascht uns ein 5-Master-Kreuzfahrtenschiff, die WINDSURF, mit seiner Anwesenheit in der Bucht. In der Nacht hat es immer wieder geregnet und den ganzen Morgen ist es grau in grau. Man merkt schon, dass im Dezember hier noch Regenzeit ist. Nach ein bisschen Schiffsputz (innen) kommen am Nachmittag Vilma und Jürg zu uns und geben uns von 14h bis fast 19h viele wertvolle Tips über die Karibik. Die beiden sind erfahrene, langjährige Karibiksegler. Paul stellt an Jürg's Aussenborder noch die letzten Feinheiten ein und Vilma und ich tauschen unterdessen einen ganzen Berg Bücher aus. Vilma und Jürg fahren morgen ganz früh nach Grenada.
Auch hier zettern gegen Abend immer ganze Heerscharen von grünen Papageien in den Bäumen herum!


Sonntag, 7.Dezember 2008: Am Morgen. Wieder so ein grauer Morgen! Trotzdem chauffiert mich Paul mit dem Dinghy rüber nach Charlotteville. Die Einheimischen sagen übrigens C-Ville zu ihrer Stadt. Ich begebe mich zur Methodisten-Kirche, wo um 11h ein Gottesdienst stattfinden soll. Das hat mir Julian am Freitag gesagt. Es sind schon ein paar Leute da. Fast alles ältere Damen in ihren schönsten Sonntagskleidern. Ich beobachte zwei Frauen, die ihre Schuhe auswechseln. Eine ist mit den Flip-Flops gekommen und zieht nun ein paar hohe Stöckelschuhe an und die andere ist mit schönen weissen Sonntagsschuhen gekommen und legt nun ein paar bequeme Fussbettsandalen an. Weil jetzt nur noch der Pfarrer fehlt, schlägt eine der Damen, sie ist ganz in Rosa, vor, wir könnten doch schon mal ein Lied singen. Eine Lady hat mich vorher „welcome“ geheissen und mir ein Gesangbuch in die Finger gedrückt. Zu meiner grossen Ueberraschung heisst das Lied, das wir nun singen:“Stille Nacht, heilige Nacht“, der Titel auf Deutsch, aber der Text ist dann doch auf Englisch. Oh je, unser Gesinge tönt absolut scheusslich!!! Um 11h17 trudelt dann der „Minister“ (Pfarrer) doch noch endlich ein und um 11h21 geht es dann los. Vorne rechts hat der Chor von 7 Frauen und 1 Mann Platz genommen, alle in weissen Roben. Ein Mann begleitet uns jetzt am Klavier und nun tönt die Singerei schon wesentlich besser, obwohl das Klavier dringendst gestimmt werden sollte. Um 11h37 tappt dann auch noch die letzte Sängerin des Chores an ihren Platz.
Das „Volk“ besteht aus einem etwa 10-jährigen Jungen, der ständig Faxen macht und einem ca. 14-jährigen Jungen, der sehr brav ist. Dahinter befinden sich drei junge Frauen mit aufwendigen Zöpflifrisuren, die ununterbrochen über den kleinen Komiker vor ihnen lachen. Fast zuhinterst sitzt eine knapp über 20-jährige Frau, in einem schneeweissen langen Kleid, sieht aus wie ein Hochzeitskleid. Neben sich hat sie ein kleines Mädchen in einem weissen Spitzenkleidchen. Sonst sind alles ziemlich ältere Leute, im ganzen sind wir vielleicht 50 Personen. Der Chor singt durch die Mikrofone vor allem laut, ein paar intensive Singproben würden hier wirklich nicht schaden...
Um Punkt 13h, nach der 2., etwa 40-minütigen Predigt habe ich genug gehört und schleiche mich davon. Paul wartet gemütlich auf einer Mauer am Strand sitzend, neben einem schlafenden Hund, auf mich.
Evangelisch-methodistische Kirche
Die Evangelisch-methodistische Kirche ist eine weltweite christliche Kirche in der Tradition der Reformation, die im 18. Jahrhundert aus der anglikanischen Kirche hervorgegangen ist. Angehörige der Kirche werden als Methodisten bezeichnet, ihre Lehre als methodistische Lehre - die Bezeichnung Methodismus schätzen die Methodisten weniger, da ismen gewöhnlich als Abgrenzung verstanden werden, und Abgrenzung für Methodisten gerade nicht ein Wesenszug ihrer Kirche ist.
Weltweit gibt es etwa 70 Millionen Methodisten, in Deutschland etwa 64.000, in der Schweiz etwa 8.000.
Sonntag, 7.Dezember 2008: Am Abend. Um 17h45 treffen wir im Gemeindesaal ein. Um 18h sollte die Weihnachtsvorstellung der Schule beginnen. Endlich um 18h45 wird die Nationalhymne gespielt und es geht los. Es fängt mit den Jüngsten an. Die Kleinen sind absolut herzig! Die Mädchen tragen weisse Röcke, zum Teil bodenlang, mit viel Spitzen, Rüschen, Maschen und Glitzer. Dazu haben sie unzählige, kunstvolle, von den Mammas frisierte Zöpfchen auf den Köpfen. Die Knaben haben alle schwarze, lange Hosen und weisse Hemden an, viele davon viel zu gross. Es werden sehr viele, viel zu lange Gedichte vorgetragen und dazwischen immer wieder Lieder gesungen. Ein Mann führt durch den Abend, aber mit viel zu langen Kommentaren und man versteht sie fast nicht, weil das Mikrofon sehr schlecht eingestellt ist. Irgendwann wird die Alarmanlage ausgelöst und es dauert Ewigkeiten, bis sie jemand abstellen kann! Die Darsteller werden immer älter und am Schluss singen ein paar Eltern, ehemalige Schüler und Lehrer zusammen einige sehr schöne Weihnachtslieder.
Während der ganzen Show kann man an einem Tisch an der Seite des Saales Getränke, Kuchen, Süssigkeiten, Glace, Hot Dog's, Sandwich und gekochte Hühnerfüsse kaufen. Diese werden zu je 3 Stück in einem Styropor-Becher verkauft und dann wird genüsslich darauf herumgekaut...
Während den 4½ Stunden die wir in dem Saal sind, wird auf dem Stuhl direkt neben Paul ein kleiner, ca. 3 Monate alter, zukünftiger Sumo-Ringer 3 mal an einem gewaltigen Busen gestillt! Um 22h10 ist das Spektakel zu Ende, und wir sind ehrlich gesagt ein wenig froh darum. So schön und unterhaltsam der Abend auch war, so haben doch die Zuschauer ab etwa der Hälfte der Vorstellung überhaupt nicht mehr zugehört bei den Gedichten, Liedern und Darstellungen. Schade, sie haben stattdessen laut gequatscht, gelacht und gejohlt, und das Ganze wohl mit dem Carneval verwechselt, dabei haben sich die Kinder so viel Mühe gegeben.
Beim ablegen mit dem Dinghy gerate ich bis zum Bauchnabel ins Meerwasser, weil ich beim Dinghyabstossen keinen Grund mehr unter den Füssen habe. Pflotschnass, aber diesmal nur ich, kehren wir zur MABUHAY zurück.





Montag, 8.Dezember 2008: Mit unserem Laptop gehen wir ins Internetlokal. Per Skype bestellen wir allerlei Ersatzteile, die uns Marcus bei seinem nächsten Besuch mitbringen kann (oder muss?).
Wir haben einen 20-Liter-Dieselkanister dabei, den Paul unbedingt auffüllen lassen will. Aber die Tankstelle ist geschlossen und will und will nicht aufmachen. Wir dürfen den Kanister bis morgen im Internetlokal, bei Curtis, stehen lassen, vielleicht ist die Tankstelle ja dann geöffnet...
Auf dem Weg zum Dinghy-Steg treffen wir eine junge Schweizer Familie aus dem Kanton Aargau. Die Frau ist eine Farbige von hier, von Charlotteville und der Mann ist Schweizer. Im Laufe des Gespräches stellt sich heraus, dass er im gleichen Dorf, in Reinach BL, aufgewachsen ist, wie ich. Aha, deshalb hat mich seine Sprache so angeheimelt. Die beiden haben ein 15-Monate altes Zwillingspärchen. Das Mädchen hat ganz helle Haut, der Knabe ist ziemlich dunkel, aber beide besitzen sie eine schwarze Lockenpracht. Der Mann bleibt 6 Wochen hier, die Frau und die Kleinen 5 Monate.
Zum Abendessen gibt es heute bei uns russischen Salat und gekochte Eier. Als ich die Eier ins kochende Wasser lege, platzt eines davon auf und stinkt fürchterlich! Pfui Teufel, ein faules Ei, noch aus Guyana. Dabei ist es ein Wunder, dass nicht alle davon faul sind, wenn man gesehen hat, wie die Eier an der brütenden Sonne aufbewahrt wurden...


Dienstag, 9.Dezember 2008: Um 2h45 weckt mich Paul in hellster Aufregung:“Komm schau doch jetzt mal wie da einer ankert!!!“ Und tatsächlich hat ein Franzose so nahe an uns geankert, dass man fast rüber auf sein Schiff steigen könnte. Aber trotzdem, mich extra deswegen aus dem tiefsten Schlaf zu reissen, war den Anblick nun wirklich nicht wert...
Heute ist die Tankstelle geöffnet, aber es hat keinen Diesel!
Wir sind ganze 2 Stunden im Internetlokal und erledigen Diverses. Unter Anderem skypen wir auch nach Hause. Ufff...wir erfahren, dass die Homepage endlich wieder funktioniert! Danke vielmals an Thomas und Marcus für den grossen Arbeitseinsatz!!

Mittwoch, 10.Dezember 2008: Ein herrlich sonniger Tag. Da kommen doch wieder karibische Gefühle auf, nicht wie letzten Samstag und Sonntag, wo es den ganzen Tag nur grau war! Ueberhaupt können wir uns nur ganz, ganz schwer vorstellen, dass es zu Hause schneit und Winter ist!
So klein ist die Welt! Wir rudern um 8h an den Strand der Pirate's Bay, um dort mit unseren Kanistern von der Quelle Wasser zu holen. Auf dem Rückweg fällt mir an einem Katamaran der Name „VENT D'ARGUIN“ auf. An Deck ist ein Mann, wir fahren zu ihm hin. Und tatsächlich, es ist der Franzose Bernhard, der in Hammamet 7 Monate am gleichen Steg wie wir, genau uns gegenüber lag. Er hat zwar im Moment zwei Gäste an Bord, aber normalerweise segelt er ganz alleine. Nach einem Schwätzchen und einem guten Kaffee verlassen wir den Katamaran wieder und sind überzeugt uns von nun an öfter zu begegnen.
Eine Schildkröte dreht eine gemütliche Runde um die MABUHAY und ein schöner Flötenfisch mit blauen Flossen (Paul sagt zwar es sei ein Barakuda), sonnt sich knapp unter der Wasseroberfläche.
Direkt neben dem Schiff stürzt sich ein Fregattvogel kopfüber ins Wasser und erwischt einen viel zu grossen Fisch! Er würgt und würgt und würgt, dabei schaut der Schwanz des Fisches immer noch aus seinem Schnabel hervor. Der Vogel steckt immer wieder seinen Kopf unter Wasser und versucht krampfhaft den Brocken runterzuschlucken. Endlich, nach ca. 10 Minuten Kampf schafft er es doch noch und er kann sich wieder in die Luft erheben und davonfliegen.


Fregattvögel
Die Fregattvögel sind eine in den Tropen und Subtropen am Meer beheimatete Vogelgattung. Sie sind nahe verwandt mit den Pelikanen und Kormoranen.
Aussehen
Fregattvögel haben schmale Flügel und einen langen gegabelten Schwanz. In der Luft sind sie äußerst wendig, nach der Landung ihrer kleinen Füße wegen eher unbeholfen. Auf Bäumen sitzend nehmen sie oft die Flügel zum Ausbalancieren zur Hilfe. Die größte Art, der Prachtfregattvogel, wird bis zu 110 cm groß mit einer Flügelspannweite von bis zu 230 cm.
Dabei werden sie nur bis zu 1,5 kg schwer. Die Männchen haben aufblasbare Kehlsäcke in leuchtendem Rot von bis zu 25 cm Durchmesser.
Lebensweise
Fregattvögel sind gewandte Flieger. Einen großen Teil ihrer Zeit verbringen sie hoch oben in der Luft über den Wassern des Tropengürtel und schweben dort ohne Bewegung der langen Flügel. Da sie nicht schwimmen können, nutzen sie verschiedene Methoden, um Meerestiere oder Abfallbrocken von der Wasseroberfläche zu erhaschen. Auch für das Starten vom flachen Land aus sind ihre Flügel nicht ausgelegt, weswegen sie nur auf Bäumen landen. Auf Bäumen brüten sie auch ihr einziges Ei aus. Das Junge schlüpft nach sechs bis sieben Wochen und ist erst nach ca. fünf Monaten voll befiedert. Es wird dann noch mehrerer Monate lang außerhalb des Nests von seinen Eltern gefüttert.
Obwohl sie geschickte Jäger sind und sogar Fliegende Fische erbeuten, überfallen Fregattvögel oft andere Seevögel, um ihnen ihre Beute abzujagen. Sie berauben sie durch aggressives Jagen, oftmals sogar durch Hacken mit ihren Hakenschnäbeln und zwingen ihre Opfer, die Beute herzugeben, die sie geschickt noch über der Wasserfläche auffangen. Über Land schnappen sie sich oft in niedrigem Sturzflug Küken anderer Seevögel ohne den Boden zu berühren.
Fregattvögel gibt es unter anderem auf den Galapagosinseln, den Seychellen, in Nordostaustralien, in Polynesien und auf vielen weiteren Inseln in den Tropen und Subtropen. Außerdem sind die Fregattvögel das Nationaltier von Nauru, wo sie für den Fischfang eingesetzt werden.
Die Polynesier benutzen noch heute Fregattvögel zur Nachrichtenübermittlung wie Brieftauben.
Abends kommen Bernhard und Francis zu uns an Bord, um uns mitzuteilen, dass sie am Strand der Pirate's Bay ein Feuer machen und ob wir auch kommen wollen. Ja, wir kommen gerne, aber zuerst trinken wir alle zusammen bei uns noch ein Bier. Während Paul und ich zu Abend essen, machen die beiden das Feuer. Bernhard holt uns um 20h mit seinem grossen Dinghy ab. Es ist ein schöner Abend, ein wenig bewölkt, aber meistens schaut der fast volle Mond hervor (übermorgen ist Vollmond). Nun sind wir 7 Personen rund um das Feuer. Bernhard, seine Gäste Carine und Francis, Dominique und Pierre, ein französisches Ehepaar vom Katamaran „Dadey“, Paul und ich. Francis hat heute morgen mit der Harpune drei Fische gefangen und die werden nun gebraten und dazu Kartoffeln in Alufolie in der Glut gegart. Bernhard, Carine und Francis haben noch nicht gegessen und teilen sich fein brüder-und schwesterlich die 3 Fische. Pierre hat eine Flasche Rosé mitgebracht, Bernhard Rotwein im 3 Litergebinde und wir eine Batterie Bierdosen. Alles wird geteilt. Es ist wunderschön um das Feuer zu sitzen und die vielen Glühwürmchen im Regenwald direkt neben uns zu beobachten. Carine spielt uns zwischendurch auf dem Akkordeon ein paar schöne französische Melodien vor. Erst um 23h 30 brechen wir auf und Bernhard führt uns zurück zur MABUHAY. Bei der Abfahrt vom Strand müssen wir allerdings höllisch aufpassen, dass es das Dinghy in der hohen Brandung nicht überschlägt!

Donnerstag, 11.Dezember 2009: Heute bringen wir mal eine ganze IKEA-Tasche voll Bettwäsche und Badetücher zu Curtis. In seinem Internetlokal stehen auch ein paar altertümliche Waschmaschinen. Für 40 TT (8 SFr. / € 4.80 (inklusive Waschpulver) wäscht und trocknet er uns die Wäsche. Unser Dieselkanister steht auch noch hier und heute hat die Tankstelle sogar geöffnet und es gibt auch endlich Diesel. Ich will zwar nicht immer nur über Preise schreiben, aber hier haut es uns vor Ueberraschung fast aus den Gummisandalen!
1 Liter Diesel kostet: 1.50 TT = 30 Rappen oder 0.18 €
1 Liter Benzin Normal: 2.60 TT = 52 Rappen oder 0.31 €
1 Liter Benzin Super: 2.70 TT = 54 Rappen oder 0.32 €
Schön, mal so positiv überrascht zu werden!
