Donnerstag, 20.November 2008: Guyana 3
34 Views

Bei den Goldsuchern im Regenwald von Guyana

das Küchenzelt
in der Küche
wir fahren weiter, zu einem anderen Goldsucher-Camp
beim 2. Camp
im Schlafzelt
Süsskartoffeln und ein Kürbis?
Wasservorrat
wir picknicken im "Speisesaal"
und müssen wieder zurück in die Zivilisation
es regnet!

Freitag, 21.November. Nachmittags um 13h verlegen wir die MABUHAY zum Baganara-Resort. Hier treffen wir uns wieder mit der „Albatros“. Um 16h kommen H+H zu uns an Bord für ein „Anker-Bier“. Heute regnet es keinen einzigen Tropfen.

 

Samstag, 22.November 2008: Zuerst machen wir 2 Maschinen Wäsche. Hellmut hat uns eine Schüssel voll gekochter Kartoffeln gegeben, die Paul alle schält und ich schnipple sie danach. Mit dem Dinghy bringt Paul nun die Kartoffeln zu Hellmut rüber und der macht Kartoffelsalat daraus.

Ich backe unterdessen Muffins (natürlich Pauls Liebste mit Lebkuchengewürz und Zimt!) und hänge die Wäsche auf und jedesmal wieder ab wenn es eine neue Regenschütte gibt, im ganzen 4 mal, ab 11h folgt eine Regenschütte der nächsten. Genau rechtzeitig hört es auf zu regnen und um 14h sind wir alle bei Shamila und Bernhard. Wir feiern in der strohgedeckten Hütte Hannas 60. Geburtstag, den sie vor einer Woche hatte. Bernhard hat ein schönes Feuer vorbereitet und Paul brutzelt gekonnt die Filetsteaks, die Hellmut gespendet hat. Um 16h essen wir die Filets, Kartoffelsalat, von Hellmut selbergemachte Remouladensauce (Sauce Tartar), schliesslich war er in seinem früheren Leben einmal Koch! Das Dessert haben Paul und ich mitgebracht; Schokoladen-und Vanillecreme und die Muffins. Mmm..., es ist alles herrlich und wir platzen fast!

Vor dem Dunkelwerden sind wir zurück auf unseren Schiffen. Paul schläft sehr schlecht: zuviel gegessen!!!

wir gehen zu Shamila und Bernhard
hier drinnen wird gefeiert!
Paul und Hellmut
Paul mit Bernhard

Sonntag, 23.November 2008: Um 7h sind Paul und ich schon bei Shamila und Bernhard. Bernhard läuft mit uns durch ein Stückchen seiner 40 Acre Regenwaldes. Jetzt weiss ich auch, wieviel ein Acre ist: 4.046,8m².

Bernhard geht voraus und haut mit der Machete alle Aeste und Luftwurzeln ab, die uns im Wege sind. Dazu meint er, hier habe es ganz hübsch giftige Schlangen! Er zeigt und erklärt uns sehr viel Interessantes über den Regenwald und die Natur, unter Anderem auch verschiedene Arten von Orchideen. Jetzt wissen wir auch, dass die hohen Wurzeln einiger Regenwaldbäume „Brettwurzeln heissen. Beim Abschied gibt uns Shamila noch eine Tüte mit verschiedenen tropischen Früchten mit, die wir nicht kennen.

Kaum sind wir um 10h zurück auf der MABUHAY, bricht die Sintflut aus. Etwa 3 Stunden lang regnet es und wir sammeln Regenwasser, bis auch der hinterste Topf voll ist. Und weil wir jetzt sowieso schon beide bis auf die Haut nass sind, schrubben wir zusammen gleich noch das ganze Deck mit Regenwasser. Bernhard hat uns gesagt, dass seit letzter Woche hier die kleine Regenzeit ist.

Am Nachmittag machen Paul und H+H einen kleinen Inselspaziergang. Ich bleibe auf dem Schiff, stricke und geniesse die Ruhe.

Heute geht es auf dem winzigen Inselflugplätzchen hektischer zu als auf dem London-Heathrow-Airport. Innerhalb einer Stunde landen 4 Flugzeuge, die Gäste zum Baganara-Resort bringen oder dort abholen. Nach ihrem Spaziergang kommen H+H zu uns an Bord zu einem Bierchen und Pringels.

Zum Abendessen kochen wir zum ersten Mal eine Kassawa-Wurzel, die uns Shamila geschenkt hat. Die Wurzel ist wie unsere Kartoffeln. Wir finden sie gut, aber zum Glück haben wir Huhn mit Sauce dazu, sonst wäre sie ziemlich trocken. 

Bernhard zeigt uns seinen Regenwald

Montag, 24.November 2008: Um 8h00 verlegen die „Albatros“ und wir uns wieder 5 sm flussabwärts vor das Städtchen Bartica. Hanna muss zur Röntgenkontrolle hier ins Spital. Sie kommt zu unserer grössten Ueberraschung ohne Gips zurück, sie hat nur noch einen kleinen Verband. Und das bei einem komplizierten Bruch des Armes, kurz nach dem Handgelenk. Den Gips hatte sie nur 3 Wochen und zwei Tage (keine Knochenplatten und Schrauben)! Ich finde das unglaublich! Jetzt muss sie jeden 2.Tag ins Spital zur Therapie. Uebrigens wird sie hier in Guyana total kostenlos behandelt, auch als Ausländerin.

Paul und ich gehen unterdessen zur Bank und holen am Automaten Geld. Jetzt sind wir wieder steinreich! Wir bekommen 30'000 Guyana-Dollars (GYD), wow, das ist viel Geld, meint man. Aber der Schein trügt, die Währung hier ist wie früher die italienische Lira, viel Papier aber nicht viel wert. Das sind ungefähr 200 SFr., je nach dem wie gerade der Wechselkurs ist. Am 30.Oktober 08 haben wir zum Beispiel für 1 SFr. 140 GYD (1 GYD= 0.0071 SFr.), heute bekommen wir dafür 161 GYD (1GYD=0.0062 SFr.).

Jetzt haben wir wieder Geld und gehen einkaufen. Zuerst in die Apotheke. In diesem schönen, sauberen Geschäft hängen 2 hübsche, junge Verkäuferinnen total gelangweilt, mit den Köpfen auf die Hände gestützt über dem Ladentisch. Wir befürchten sehr, dass sie jeden Moment einschlafen. Keine der beiden scheint für uns einzige Kunden zuständig zu sein. Es könnte ja in Arbeit ausarten!!! Endlich schaut uns doch noch eine an und wir können froh sein, dass wir überhaupt bedient werden! Uff, Glück gehabt...

In einem anderen Laden, wo wir sonst gerne unser Gemüse kaufen, steht die Tiefkühltruhe offen. Darin liegen haufenweise gerupfte Hühner, aufgetaut, in einer rosaroten Wasserpfütze. Pfui Teufel, bis zu unserer Abreise Ende dieser Woche, werden wir ganz bestimmt in Guyana kein einziges Huhn mehr kaufen!

Unser Gemüse und Früchte kaufen wir heute drinnen in der Markthalle, bei der Inderin, wo wir immer die grünen Orangen kaufen. Paul handelt mit ihr und weil die Orangen heute sehr klein sind, gibt sie uns 5 Stück für 100 Dollar, das sind heute 0.62 SFr. 1 kg Kartoffeln kostet 200 Dollar.

Um die Mittagszeit regnet es wieder in Strömen und wir warten unter einem Dach ab, bis wir mit dem Dinghy zurück zur MABUHAY können.

Bernhard hat uns gesagt, hier sei jetzt „tiefster Winter“! Und tatsächlich können wir im Moment nachts ein Leintuch zum Zudecken auf der Haut vertragen.

in Bartica

Mittwoch, 26.November 2008: Wir melden uns heute bei der Polizei, bei der Einwanderung und beim Zoll ab. Im Polzeilokal ist das Kittchen schon wieder gut gefüllt und es hat einige Frauen, die versuchen, ihre Männer auszulösen. Was diese Kerle wohl alle ausgefressen haben?

Bei der Einwanderungsbehörde hat der junge Mann heute seine schöne Uniform schon an. Wir müssen pro Person eine Ausreisesteuer von 2500 GYD (etwa 17.50 SFr. oder € 12.00) bezahlen, und bekommen die Ausreisestempel in die Pässe. Der Beamte sagt zu mir: „I like your english!“ Aber was genau ihm an meinem Englisch so gut gefällt, weiss ich eigentlich auch nicht. Auch beim Zoll läuft alles einfach und problemlos ab. Auch hier ist der Beamte sehr nett.

In der Stadt treffen wir auf H+H. Hanna war zur Therapie im Spital. Irgendetwas ist aber mit ihrem Arm nicht in Ordnung, Hanna kann die Hand nicht drehen. Man hätte davon ein Röntgenbild machen wollen, aber der Röntgenapparat ist leider defekt. Nun müssen sie am Freitag wieder hin. Vielleicht ist ja bis dahin die Röntgenmaschine wieder in Betrieb...

Wir warten, bis es wieder aufhört zu schütten und kaufen dann für unsere letzten GYD's (Guyanadollars) Gemüse und Früchte ein. Wir leisten uns heute sogar 3 „vergoldete“ Joghurts. Ein Joghurt von 185 gr kostet 300 Dollars. Ja so werden wir unsere Dollars schnell los! Aber dafür kosten heute 7 Orangen nur 100 Dollar (60 oder 70 Rappen), und das ohne zu handeln! Aepfel kosten aber ein Vermögen hier und wir können uns nur 2 Stück davon leisten, sie werden aus den USA importiert.

in Bartica

Donnerstag, 27.November 2008: Joyce hat mir letzte Woche erzählt, dass heute in den Vereinigten Staaten von Amerika „Thanksgiving“ ist.

 

Thanksgiving ist das amerikanische Erntedankfest. Es wird immer am vierten Donnerstag im November gefeiert. Viele Amerikaner nehmen sich auch den darauffolgenden Freitag frei und fahren für dieses lange Wochenende oft sehr weite Strecken um zu Hause bei Familie und Freunden zu feiern.

Der Thanksgiving Day spielt in Amerika eine besonders große Rolle, weil man ihn bis in die Zeit der Pilgerväter zurückverfolgt. Nach einem ersten harten Winter in der Neuen Welt, in dem etwa die Hälfte von ihnen starb, wandten sie sich hilfesuchend an die benachbarten Indianerstämme, die ihnen zeigten wie man Mais und andere einheimische Pflanzen anbaut. Die reiche Ernte des nächsten Herbstes veranlasste die Pilgrims ein Erntedankfest zu feiern.

Dieses Erntedankfest wurde zu einer amerikanischen Tradition. Heute noch kommt meist die ganze Familie, einschließlich Großeltern, Tanten, Onkeln, Cousins und erwachsener Kinder zum traditionellen Thanksgiving Essen zusammen. Dabei gibt es meist ähnliche Gerichte wie am ersten Thanksgiving-Fest, nämlich gebratenen Truthahn mit Preiselbeersauce, Süßkartoffeln und "pumpkin pie"(Kürbiskuchen).

 

Kaum habe ich diese Worte hier aufgeschrieben, kommt Joyce mit ihrem Holzboot vorbei und sagt, sie habe uns nur noch einmal sehen wollen und sie müsse jetzt nach Hause, den Truthahn für heute Abend in den Ofen zu stecken. Da sie alleine lebt, feiert sie „Thanksgiving“ mit den Amerikanern Nancy und John.

Hellmut überrascht uns um 12h mit einem Gast. Dieser ist ein Inder , heisst Paul Ramdihol, arbeitet bei der Zeitung „GUYANA Times“ und will uns interviewen! Er fragt nach dem Warum, Woher und Wohin unserer Segelreise und wie es uns in Guyana gefallen habe. Wir erfahren dabei, dass es in Guyanas Flüssen 365 Inseln habe. Nachdem der Zeitungsmann noch ein paar Fotos von uns gemacht und versprochen hat, uns je eine Zeitung zukommen zu lassen, verabschiedet er sich und Hellmut bringt ihn zurück an Land. Na ja, da sind wir ja sehr gespannt!!!

Die Sintflut kommt heute verspätet, erst um 16h, anstatt wie sonst um die Mittagszeit herum. Der Regen bringt Abkühlung, und das Schöne daran ist, dass man danach trotzdem noch in kurzer Hose und T-Shirt herumlaufen kann.

Um 16h45 kommen H+H zu uns zum Abschiedsbierchen. Wir werden morgen den Essequibo-River wieder hinuntersegeln, während H+H noch hier bleiben werden, wegen Hannas gebrochenem Arm.

heute ist Thanksgiving

Freitag, 28. November 2008: Um 7h25 verlassen wir Bartica und motoren mit dem ablaufenden Wasser 24 sm (ca. 45 km) den Essequibo hinunter, bis nach Fort Island, wo wir um 11h30 den Anker in den schlammigen Fluss werfen und übernachten.

Unterwegs sehen wir überall am Flussufer Frauen, die sich selber waschen, ihre Kinderlein schrubben und die Wäsche sauber rubbeln.

Heute hat uns der Regenguss nicht erwischt!

Am Flussufer, etwa 50m von unserem Ankerplatz entfernt hat es zwei sehr hohe Palmen, die das Dickicht weit überragen. Den ganzen Nachmittag war dort Ruhe, aber so gegen 17h kommt Leben in die Palmen. Etwa 30 grüne Papageien, mit orangen Schwanzfedern, keifen und kreischen auf den Palmen herum. Durch das Fernglas können wir sie wunderbar beobachten. Plötzlich fliegen sie, mit grossem Geschnatter, immer schön paarweise auf, fliegen eine Runde und kehren dann wieder zu den zwei Palmen zurück. Das Ganze wiederholt sich ein paar Mal. Nach etwa 40 Minuten kehrt Ruhe ein und man hört keinen einzigen Piepser mehr. Und, hat jetzt doch noch endlich jedes Paar seinen Schlafplatz gefunden?

wir verlassen Guyana

Samstag, 29.November 2008: Au, gestern Abend haben wir noch einen bangen Schreckensmoment erlebt. Um 20h30, Paul ist schon im Bett und ich lese noch ein wenig im Salon. Rundherum ist es stockdunkel. Da kommt plötzlich ein langes Boot von der Insel angebraust, mit 2 Männern drin, die die MABUHAY anleuchten. Wir begeben uns beide ins Cockpit, um zu schauen, was die von uns wollen. Sie kommen mit ihrem Boot längsseits an die MABUHAY heran und anstatt etwas zu sagen, leuchten sie uns lange mit einem sehr starken Scheinwerfer in die Gesichter; wir sehen überhaupt nichts mehr! Auf meine Frage: “Was ist los?“, sagen sie endlich:“Coast Gard (Küstenwache)!“ Der Vater habe sie geschickt, um uns zu fragen, ob wir irgendein Problem hätten,oder ob bei uns alles i.O. sei? Und tatsächlich steht an dem klapprigen, offenen Boot angeschrieben „Coast Gard“. Nachdem wir bestätigt haben, dass bei uns alles o.k. ist, drehen die beiden noch eine Runde um die MABUHAY und verschwinden dann zum Dorf auf der Insel Fort Island. Uff...!!! Aber war das wirklich die Coast Gard oder wollten die nur ausspionieren, ob es bei uns einen stehlenswerten Aussenbordmotor oder sonst etwas Klauenswürdiges hat? Um 23h45 werden wir wieder von starken Scheinwerfern angeleuchtet und Paul geht nach oben, schon das Schlimmste befürchtend! Aber es ist zum Glück nur ein Lastenkahn, der gemütlich flussaufwärts tuckert.

Pünktlich um 6h fahren wir weiter den Essequibo runter, vorbei an der Ortschaft Parika und dann meilenweit durch flaches Wasser hinaus ins offene Meer. Erst nach ca. 25 sm (ca. 45 km) ab unserem letzten Ankerplatz ändert die Farbe des Wassers schlagartig, wie abgeschnitten von schlammigem Braun zu undurchsichtigem olivem Grün. Erst im Laufe des Nachmittages erreichen wir klares hellgrünes Atlantikwasser. Nach 5 Wochen in Guyana haben wir nun Südamerika verlassen und die MABUHAY schwimmt wieder im Salzwasser.

Unsere nächsten Ziele heissen Tobago und Trinidad, ca. 300sm (556km) entfernt, in der Karibik.

Mein Skipper Paul träumt während der Ueberfahrt von einem ganzen Kilo saftiger, gelber Aepfel, die er in Tobago kaufen und ganz alleine aufessen will!! 

Kommentare
()
Einen neuen Kommentar hinzufügenEine neue Antwort hinzufügen
Ich stimme zu, dass meine Angaben gespeichert und verarbeitet werden dürfen gemäß der Datenschutzerklärung.*
Abbrechen
Antwort abschicken
Kommentar abschicken
Weitere laden
Im BONSAI-Camper unterwegs 0