
Samstag, 8.November 2008: Nachdem wir Brot gebacken haben, machen Paul und ich um 10h30 eine kleine Dinghy-Expedition. Wir paddeln zum Ufer des Flusses und lassen uns von der Strömung treiben. Wir hoffen Tiere wie Boas, Anacondas, Kaimane oder Alligatoren zu sehen. Aber wir sehen gar nichts, nicht einmal die winzigste Eidechse! Aber schön ist unsere Expedition trotzdem!
In unserer Abwesenheit ist eine Horde einheimischer Touristen per Boot beim Baganara-Resort eingetroffen. Sie vergnügen sich den ganzen Nachmittag in und am Wasser.
Es ist wieder höllisch heiss heute. Wir warten bis um 17h, bis es endlich ein wenig kühler wird und schneiden uns gegenseitig die Haare. Weil es die beiden letzten Tage fast unerträglich heiss war, verpasse ich Paul einen absoluten Ultrakurz-Haarschnitt! Pssst..., in Wirklichkeit habe ich die Längenmillimeter am Haarschneidegerät verwechselt und habe ihm eine mächtige Schneise ins Haar geschnitten. Nun bleibt mir nichts anderes übrig, als die anderen Haare dementsprechend anzupassen...

Sonntag, 9. November 2008: Um 9h heben die „Albatros“ und wir den Anker und fahren in ungefähr einer Stunde nach Bartica. Hanna und Hellmut müssen morgen wieder nach Georgetown ins Spital, um Hannas Arm zu kontrollieren. Ausserdem brauchen wir alle ein paar Lebensmittel, die wir hier in Bartica einkaufen können. Hellmut hat zwar gemeint, die Geschäfte seien hier am Sonntag auch geöffnet, aber dort wo wir einkaufen wollen ist alles geschlossen. Wir kaufen deshalb nur 10 grosse grüne Orangen (5 Stück kosten 100 Dollar) und drei kleine Gurken (3 Stück kosten auch 100 Dollar). Danach essen wir, Paul und ich, bei einem Brasilianer in einer „Churrascaria“ vom Selbstbedienungsbuffet und er kommt immer wieder mit verschiedenen Fleischspiessen vorbei und häuft uns jede Menge Fleisch auf die Teller, bis wir nicht mehr können! Wir hören, dass sich wieder ein Gewitter mit Donnergrollen anmeldet und verziehen uns schnell wieder auf die MABUHAY.

Montag, 10.November 2008: Hanna und Hellmut müssen heute wieder nach Georgetown ins Spital zur Kontrolle von Hannas Arm.
Bartica ist eine kleine Goldgräber -und Diamantensucherstadt mit etwa 12'000 Einwohnern.
Die Strassen sind alle rechtwinklig zueinander angelegt. Die Längsstrassen heissen Avenues und sind fortlaufend nummeriert mit 1. Avenue, 2. Avenue usw. und die Querstrassen heissen Street und sind auch so nummeriert. In der First Avenue, das ist die direkt am Essequibo-River, sind die meisten Geschäfte. In den Strassen laufen überall Rinder, Esel und viele Ziegen frei herum und fressen das spärliche Gras am Strassenrand. Es hat hier unwahrscheinlich viele Kinder und deshalb natürlich auch viele Schulhäuser. Die Kinder kommen aus der ganzen Umgebung hier zur Schule, viele per Boot. Alle tragen Schuluniformen, je nach Schule verschiedene. Die kleinen Jungs tragen kurze Hosen, die Grossen lange Hosen. Die Mädchen haben knielange Röcke, nur die grösseren muslimischen Mädchen tragen bodenlange Röcke und Kopftücher.
Die offizielle Sprache in Guyana ist zwar Englisch, aber ich habe jede Menge Mühe, dieses creolische Englisch zu verstehen! Das hat schon an unserem ersten Tag hier beim Einchecken bei der Polizei angefangen und dauert immer noch an. Ich muss immer sieben Mal fragen, bis ich etwas verstanden habe. Das ist ja fast noch schlimmer als mit dem Portugiesischen in Brasilien! Das Lustige daran ist aber, dass die Einheimischen total davon überzeugt sind, ein perfektes Englisch zu sprechen!!!
Paul und ich versuchen den ganzen Morgen verzweifelt, jemanden zu finden, mit dem wir zu einer Goldmine fahren könnten. Wir würden sehr gerne eine Goldmine besuchen, aber das scheint hier unmöglich zu sein. Einer meint zwar, ja er würde uns mit seinem (alten klapprigen) 4x4 hinfahren, aber es koste 70'000 GYD (mehr als 350 SFr.) für einen Tag. Wir lehnen dankend ab und ich sage dem Mann, wir wollen nicht sein Auto kaufen! Ueberall wo wir nachfragen, werden wir zu jemand anderen geschickt. Im ganzen Ort Bartica stehen überall grosse, militärfarbige BEDFORD-Trucks herum, die die Goldsucher für den Transport von Wasser, Diesel, Lebensmitteln und sonstigem Material brauchen. An vielen wird auch ständig nur herumrepariert...
Nachdem wir genug haben von der Fragerei, setzen wir uns in einen kleinen Bus, der nach 4 miles fährt. Doch, der Ort heisst tatsächlich so und befindet sich 4 Meilen von Bartica entfernt. Es gibt auch ein 2 miles und ein 5 miles usw. usw.! Kaum sind wir aus Bartica raus, ist es auch schon vorbei mit geteerten Strassen. Die Strassen sind voller Schlaglöcher und der Fahrer muss darum herum Slalom fahren. Nach einer Stunde sind wir schon wieder zurück in Bartica, aber es war ganz interessant, unser kleines Fährtchen über Land. Vor der Metzgerei sehen wir eine Lieferung Fleisch eintreffen. Vor einen hölzernen Karren ist ein mageres Rösslein eingespannt. Darauf liegen unter einer Blache die Rinderhälften. Ein Mann in grünem Kittel (wie die Aerzte für eine Operation tragen), schnappt sich ein grosses Stück Fleisch, legt es sich über die Schulter und schleppt es in die Metzgerei. Und das bei etwa 35° im Schatten. Da sagt keiner etwas von „Kühlkette“ und so...
Genau in der Zeit, um 12h30, wo wir zurück zum Schiff möchten, ergiesst sich ein Riesengewitter über die Stadt. Wir flüchten unter ein Dach, wo es einen Imbissstand hat und essen dort feines Gemüse (grüne Blätter wie Spinat) gekochtes Huhn und ein kaltes Rotie (Omelette) dazu. Endlich, nach ca. 1½ Stunden ist die Sintflut vorbei und wir wagen uns wieder hervor und zurück zur MABUHAY.







Dienstag, 11.November 2008: Bereits um 9h sind wir drüben beim Dinghysteg und treffen uns mit H + H. Sie sind gestern Abend um 17h30 von Georgetown zurückgekommen und müssen jetzt hier in Bartica ins Krankenhaus, um Hannas Wunde beim Daumen, die leider eitert, neu verbinden zu lassen. Gestern hat man sie beim Gips entfernen wieder sehr gequält. Aber dafür hat sie jetzt einen kleineren und somit leichteren Gips.
Paul und ich begleiten sie zum Spital und kehren dann wieder zurück zur Haupteinkaufsstrasse, wo wir ein Huhn kaufen. In der Markthalle kaufen wir einen Berg grüne Orangen, für frischgepressten Orangensaft. Die Verkäuferin will zuerst für 3 Stück 100 Dollar, aber mit ein wenig handeln bekommen wir 4 Stück für 100 Dollar. 3 Eier oder 3 kleine Gurken kosten auch 100 Dollar. Chabis (Kohl) ist sehr teuer, 1.5 kg kosten 700 Dollar! Uebrigens gibt es in ganz Bartica keine Butter zu kaufen, nur Margarine und die ist nicht gerade ein Hit!
Inzwischen ist es 12h30 geworden und wie gestern regnet es auch heute wieder wie auf Kommando um diese Zeit. Diesmal flüchten wir in ein Chinesisches Restaurant gegenüber der Markthalle. Paul nimmt eine Hühnersuppe und ich ein Chowmein (Nudeln und Gemüse aus dem Wok) mit 4 Stücken Huhn obendrauf. Es schmeckt uns beiden prima! Hier in Guyana hat es fast keine Chinesen, nicht so wie in Französisch Guyana und Surinam. Und die wenigen die es hat, betreiben ein Restaurant.
Nachdem es aufgehört hat zu regnen, begeben wir uns ins Internetlokal. Hier lernen wir Joyce kennen. Sie spricht uns an und redet wie ein Wasserfall auf uns ein! Sie ist eine 60-jährige schwarze Amerikanerin aus Chicago. Sie wohnt in einem schönen Haus in der Nähe des Hurakabra-Resorts. Wir müssen ihr versprechen, sie in ihrem Haus zu besuchen!
Nun gehen wir noch zu der brasilianischen „Churrascaria“, wo wir am Sonntag das viele Fleisch gegessen haben. Der Mann dort will uns Diamanten zeigen, die man hier in der Gegend gefunden hat. Er selber hat im Moment keine Zeit und so bekommen wir zuerst mal gratis eine Tasse feinen brasilianischen Kaffee. Danach bringt uns ein junges Mädchen zum Gold-und Diamantenhändler in der Nähe der Polizeistation. Hier werden wir freundlich begrüsst und ein junger Mann zeigt uns 4 wunderschöne, geschliffene, weisse Diamanten. Wir sind zwar ein wenig enttäuscht, wollten wir doch Diamanten im Rohzustand sehen, so wie sie gefunden werden. Jetzt bringt ein anderer junger Mann einen Suppenteller voll mit Goldklumpen und Goldbröseln. Wir dürfen das Gold in die Hände nehmen und ein Stück, das 12,7 g wiegt gefällt uns ganz besonders gut. Und wenn man bedenkt, dass das Zeug hier einfach so in der Gegend herumliegt!!! Ja, das ist schon eher das was wir sehen wollten.


Mittwoch, 12.November 2008: H + H müssen wieder ins Spital in Bartica, die Wunde am Daumen pflegen lassen. Wir bleiben den ganzen Tag an Bord der MABUHAY. Morgens um 7h ist es schon wieder enorm heiss und wir waschen 2 Maschinen Wäsche. Aber die Wäsche ist noch nicht trocken, fängt es schon wieder an, stark zu regnen. Es kommt dermassen schnell heftiger Wind, dass Paul mir beim Wäscheabnehmen hilft. Mit einem ganz besonders starken Windstoss fetzt es ihm eine Short von mir aus der Hand. Sie sinkt und verschwindet in Sekundenschnelle mit dem ablaufenden Wasser. Klar ist auch, dass es eine meiner Lieblingsshorts war! Wir fangen etwa 100 Liter Regenwasser auf und füllen es in die Tanks. Natürlich sind wir wieder einmal nass bis auf's Fell!
Abends gibt es einen wunderbaren Regenbogen, wie wir ihn noch nie gesehen haben. Er ist ein ganzer Bogen und nur knapp über dem Horizont, sehr speziell!

Freitag, 14.November 2008: Morgens um 7h ist es schon wieder enorm heiss. Jetzt sind wir schon so weit, dass wir uns über jede Wolke freuen, die sich vor die Sonne schiebt!
Um 9h verlegen die „Albatros“ und wir zum Hurakabra-Resort. Die Albatros braucht Trinkwasser und beim Hurakabra-Resort gibt es einen Wasserhahn.
Hanna war heute morgen schon im Spital in Bartica um ihre Daumenwunde pflegen zu lassen.
Pünktlich um 12h45 gibt es wieder einen zünftigen Regenguss.

Samstag, 15.November 2008: Ganz aussergerwöhnlich regnet es heute schon um 7h40. Noch vor dem Frühstück sammeln wir wieder weltmeisterlich Regenwasser und füllen die Tanks und sämtliche grösseren Gefässe die wir an Bord haben. Dieser Regen ist heute aber kein Gewitter sondern ein richtiger Dauerregen. Der Tag ist grau in grau. Trotzdem fahren wir am Nachmittag schnell zur „Albatros“, um Hanna zu ihrem 60.Geburtstag zu gratulieren, und um dort eine Tasse Kaffee zu trinken. Hannas gebrochenem Arm geht es Gott sei Dank endlich besser.
Paul hat ausgerechnet, dass wir mit der MABUHAY seit 150 Tagen nur noch geankert haben und in keiner Marina mehr waren, seit Salvador. Das ist für uns ein neuer Rekord!
Am späteren Nachmittag schüttet es wieder diverse Male. Abends sehen wir Aras (Papageien) pärchenweise vorbeifliegen und dabei ständig laut krächzen.

Sonntag, 16.November 2008: Auch heute ist eher wieder ein trüber Tag. Trotzdem wagen Paul und ich es und fahren mit dem Dinghy ein kurzes Stück den Fluss hinauf zu Joyce. Sie ist die schwarze Jazzsängerin aus Chicago, die hier seit 4 Jahren ein Haus hat. Ihr Mann David (Jazztrompeter) ist vor 1½ Jahren ganz plötzlich gestorben und seit dem lebt sie ganz alleine hier.
Als wir ankommen ist sie soeben mit 2 Männern am beraten, wieso der Strom-Generator manchmal anspringt und manchmal nicht. Paul gibt auch noch seine Meinung ab und sie kommen überein, dass es am Anlasser liegen muss.
Danach zeigt uns Joyce ihr kleines Paradies, das Haus, den Strand und den Umschwung dazu. Es ist ein herrliches Fleckchen Erde das sie sich mit ihrem David ausgesucht hat. Zum Haus gibt es keine Strasse, wenn sie einkaufen gehen will, muss sie das mit dem Boot machen. Bei einem kühlen Bier auf der Terrasse plaudern wir über Gott und die Welt. Hier hören wir zum ersten Mal bewusst die Schreie eines Tukans.

Der Tukan
Aussehen
Tukane sind mittelgroße bis große, kurzflügelige und relativ langschwänzige Vögel mit 35-65 cm Körperlänge. Das auffälligste Merkmal ist der riesige, aber leichtgewichtige, am Rand gesägte und prächtig gefärbte Schnabel. Das Gefieder weist bei vielen Arten knallig bunte Farben auf, die oft mit glänzend schwarzen Gefiederpartien kontrastieren. Sehr häufig sind Gelbtöne zu finden.
Mit den Spechten gemeinsam haben sie den Bau der Füße, mit zwei nach vorn und zwei nach hinten gerichteten Zehen.
Verbreitung und Lebensraum
Die Tukane kommen in den tropischen Regionen von Mittel- und Südamerika vor. Sie sind vom südlichen Mexiko bis ins südöstliche Brasilien und im nordöstlichen Argentinien verbreitet. Auf den karibischen Inseln kommen Tukane nur auf Trinidad vor.
Sie sind reine Baumbewohner und besiedeln verschiedene Typen von tropischen und subtropischen Wäldern, von tropischen Regenwäldern des Tieflands bis zu Bergregenwäldern.
Ernährung
Die Tukane ernähren sich vorwiegend von Früchten, nehmen aber auch Insekten, Spinnen und sogar kleine Reptilien zu sich. Manchmal rauben sie auch Vogelnester aus.
Fortpflanzung
Tukane leben monogam und nisten in Baumhöhlen. Beide Geschlechter sehen gleich aus. Das Weibchen legt 2-4 weiße Eier. Die Eier werden 2-3 Wochen lang bebrütet. Die Jungvögel sind nach 6-9 Wochen flügge. Beide Eltern kümmern sich um den Nachwuchs.

Montag, 17.November 2008: Um 9h sind wir mit dem Dinghy bei Joyce. Sie will heute mit uns beiden in ein kleines Dorf etwa 2 sm (3.6 km) flussaufwärts fahren. Sie hat ein hölzernes Boot mit einem 15-PS YAMAHA-Aussenborder. Als sie den Motor starten will, macht der keinen Wank. Auch Paul versucht es x-mal, nix zu machen, der verflixte Motor will einfach nicht! Nachdem Paul die Kerzen rausgeschraubt und sie mit Benzin gereinigt hat, springt der Motor tadellos an. Joyce hatte bis vor 2 Wochen ein grosses Boot mit einem 85-PS Aussenborder. Aber dieses Boot wurde ihr eines Nachts mitsamt dem Motor geklaut!
Mit gut einer Stunde Verspätung können wir nun doch noch losfahren. Die Flussfahrt ist zwar nur kurz, aber sehr schön. Im Ort Karrau Creek gehen wir an Land und spazieren durch das Dorf. Bei einer indianischen Frau, die in der Hängematte sitzt und häkelt, plaudern wir ein bisschen und bestaunen ihre 5 winzigen Hündchen. Die Familie wohnt in einem Holzhaus und die Küche, WC und diverse sonstige Räume befinden sich alle ausserhalb des Hauses. Tja, einfacher geht es fast nicht mehr!
Indianer (Amerindians)
Indianer ist eine weit verbreitete Bezeichnung insbesondere für die indigene Bevölkerung Nordamerikas nördlich von Mexiko. Für die indigene Bevölkerung Südamerikas und die indigene Bevölkerung Mittelamerikas und der Karibik wird oftmals stattdessen der Begriff Indio verwendet.
Der Name Indianer (ursprünglich spanisch: indios) geht auf den Irrtum der europäischen Seefahrer zurück, die meinten in Ostasien gelandet zu sein, das damals allgemein als Indien bezeichnet wurde.
Wir kommen am Primarschulhaus vorbei und beschliessen spontan, hier einen Schulbesuch zu machen. Joyce stellt sich und uns dem Lehrer vor und wir zeigen den Schülern auf einer Weltkarte, wo Chicago und die Schweiz liegen. 56 schwarze Kulleraugen staunen uns an. Diese 28 Kinder sind zwischen 5 und 12 Jahren alt und ihr Lehrer war soeben dabei, ihnen eine Geschichte vorzulesen.
Bei einem Haus am Ende des Ortes sehen wir 3 grüne Papageien, die frei und gemütlich auf der Veranda sitzen.
Weil Joyce Geld von der Bank holen muss, fahren wir noch schnell rüber nach Bartica. Hier kennt jeder Joyce und mit jedem quatscht sie ein paar Worte. Sie ist einfach umwerfend sympatisch! Bei „Giovanni“ einem Restaurant, das noch nie einen Italiener gesehen hat, essen wir ein einheimisches (viel zu teures) Mittagessen und kehren dann per Boot wieder zurück zu Joyce's Haus und wir zur MABUHAY. Wir haben Glück, kaum sind wir auf unserem Schiff regnet es wieder einmal und will gar nicht mehr aufhören.














Dienstag, 18.November 2008: Paul hat Joyce versprochen, nochmals ihren Generator zu überprüfen. Und ich habe ihr versprochen ihr zu zeigen, wie man Brot macht. Während Paul draussen im Generatoren-Häuschen sitzt, den Generator von A-Z überprüft und dann gleich noch den Oelwechsel daran macht, findet er heraus, dass das Anlasser-Problem des Motors, zu 99%, nur ein Problem von zu wenig Oel war. Joyce und ich kneten in der schönen, geräumigen Küche unterdessen den Brotteig und hören dazu eine CD vom Frauenchor Pieterlen und vom Gesamtchor des Amtes Büren, mit 150 Sängern. Joyce, die Jazzsängerin mit der überzeugenden Stimme findet: “Wow, it sounds really great!!!“ und sie will gleich eine Kopie von der CD haben. Ich bin ein wenig stolz!!! Nachdem sie das Brot in den Backofen gesteckt hat, machen wir uns auf den Rückweg zur MABUHAY. Joyce freut sich übrigens unbändig über die Wahl des Schwarzen Obama zum Präsidenten von Amerika. Sie hofft schwer auf Verbesserungen für die Farbigen. Sie gibt uns noch einen Fisch mit, den sie im Tiefkühler hatte. Der stammt aus dem Fluss hier und den verspeisen wir zum Abendessen...mmm..., er ist prima! Gott sei Dank war er schon tot als wir ihn bekommen haben, sonst hätte es wieder eine mittlere Ehekrise gegeben, weil niemand den Fisch töten will (oder kann)!
Heute hat es keinen einzigen Tropfen geregnet, na also, geht doch!



Mittwoch, 19.November 2008: Wir werden um 02h30 Zeugen eines Gänsehaut erzeugenden Konzertes, von einer Horde schreiender Brüllaffen im Dschungel. Es tönt, wie wenn ein Windsturm herangebraust käme. Unheimlich und schauerlich, so mitten in der Stille der Nacht!
Den Morgen verbringen wir mit Nicht-viel-tun. Am Nachmittag kommt Joyce mir ihrem Boot bei uns vorbei, um uns mitzuteilen, dass wir morgen mit ihr zu einem Goldsucher-Camp fahren werden. Juhu, sie hat das mit ihrer Fähigkeit, alle Leute anzusprechen, fertig gebracht.

Donnerstag, 20.November 2008: Wir hatten mit Joyce abgemacht, dass sie uns um 7h15 mit ihrem Holzboot und dem 15 PS-Motor abholt. Wir warten und warten und warten...
Um 8h holt uns John, der Amerikaner, der schon seit 5 Monaten hier mit seinem Segelschiff im Fluss lebt, mit seinem Dinghy ab. Das Holzboot von Joyce ist bei Ebbe auf dem Sandstrand liegengeblieben und es ist so schwer, dass es John und Joyce nicht mehr ins Wasser zerren können. Mit vereinten Kräften von uns vieren gelingt es aber dann doch noch, das schwere Boot flott zu kriegen. Nun fahren Paul, Joyce und ich endlich flussaufwärts zum Ort Karrau. Aber plötzlich, weil das Wasser den Tiefststand erreicht hat, bleiben wir auf einer Sandbank stecken. Na toll !!! Joyce hebt den Aussenborder hoch und Paul stochert mit einem Holzpaddel im Wasser herum, bis wir wieder freikommen. Wir sind nur 58 Minuten zu spät (wir hätten um 8h hier sein sollen!), aber das scheint hier in Guyana keinen zu kümmern. Nun müssen wir noch schnell etwas für uns zum Mittagessen einkaufen und dann geht es los. Wir klettern alle drei hinten auf einen BEDFORD-Truck (ausgedientes Armeefahrzeug) und setzen uns auf ein Holzbänklein. Der LKW ist offen, es hat kein Dach. Zuhinterst auf der Ladefläche sitzen 3 Einheimische auf dem Reserverad und auf Fässern und Kisten. Jetzt fahren wir 2½ Stunden lang über eine schmale Strasse, die in den Regenwald gehauen wurde. Es hat viele riesige Wasserpfützen, wo die Räder unseres Lastwagens bis zu einem Meter im Wasser versinken. Hie und da überqueren wir eine „Brücke“ aus Baumstämmen, die einfach über den Wasserlauf gelegt wurden. Oft hängen die Aeste der Bäume bis tief herunter auf die Strasse und wir müssen ständig aufpassen und den Aesten ausweichen. Besonders die mit den Dornen daran sind brutal und reissen einem die Haut an Kopf und Armen ganz zünftig auf! Ein paar mal muss der junge Mann, der vorne in der Fahrerkabine mitfährt, aussteigen und Aeste und Lianen mit der Machete von der Fahrspur wegschneiden. Wir sind alle drei fasziniert von der Reise, trotzdem sind wir froh, dass wir nach 2½ Stunden unser erstes Ziel erreichen. Wir sind in einem Goldgräber-Camp angekommen! Steve, der mit uns auf dem Truck sass, erklärt uns die Anlage. Mit einem Bagger wird der Waldboden auf eine Halde gehäuft. Nun wird mit einem Hochdruck-Wasserstrahl die Erde in einen Wassergraben geschwemmt und durch eine Leitung in ein Blechfass gepumpt. Hier in diesem Fass setzt sich das schwere Gold ab und der Rest des Schlammes fliesst ab. In dem Wassergraben stehen ein paar Männer bis zu den Knien im Schlamm und Geröll und holen die grösseren Steine aus dem Wasser. Eine Knochenarbeit!!! Und alles sind Amerindiens, d.h.ursprüngliche, indianische Einwohner, oder Brasilianer, kein einziger Inder oder Schwarzer dabei. Jeden dritten Tag wird das Fass mit dem Gold drin geleert und das Gold nach Bartica zum Boss, dem Minenbesitzer gebracht. Gearbeitet wird von morgens 06h bis abends 18h, durchgehend, auch über die Mittagszeit. Gegessen wird das Frühstück und das Abendessen gemeinsam, das Mittagessen abwechselnd. Die Pumpen vollführen einen Heidenlärm, da wird nicht auf „Dezibel“ (Lärmpegel) geachtet.
Ein Goldsucher bleibt 2 Monate im Camp und darf dann für 2 Wochen nach Hause. Gearbeitet wird auch am Samstag und Sonntag. Mann oh Mann, was für ein Job!!!
Franklin, der Koch zeigt uns stolz seine “Küche“ Er muss hier für das ganze Team von 14 Goldsuchern kochen und hat soeben Brot gebacken. Heute gibt es Reis, Auberginen und Hühnerfleisch dazu. Er fängt für uns im Fluss einen Krebs, lässt ihn dann aber wieder frei, weil er noch zu klein ist.
Eine Unze Gold sind 28,35 gr. Eine Unze Feingold ist heute, 20.November 2008, rund 817 U$ Dollar wert. Der Goldsucher, der, der die Drecksarbeit erledigt, bekommt pro Unze Gold, die sein Team findet, 1000 Guyana Dollars (etwa 7.10 SFR oder € 4.80)! Steve sagt uns, dass drei Unzen Gold ein guter Durchschnitt sind, den sie pro Tag finden.
Wir fahren etwa eine ½ Stunde weiter und kommen zum 2.Goldsucher-Camp. Hier essen wir unser Mittagessen im Küchenzelt. In weissen Styropor-Behältern haben wir für jeden von uns gebratene Hühnerbeine, ein wenig Maissalat, je eine Scheibe Gurke und Tomate und Kartoffelsalat mitgebracht. Leider müssen wir feststellen, dass es am Kartoffelsalat keine Sauce hat. Aber wir geniessen das Essen trotzdem in dieser besonderen Umgebung. Auch hier wurde das Camp einfach in den Regenwald gestellt und die Erde umgewälzt für die Goldsucherei. Hier sind 12 Leute im Team. Es hat drei offene Zelte. Eines ist die Küche und Esszelt, eines das Schlafzelt, wo alle Hängematten mit Moskitonetzen aufgehängt sind und dann noch das Vorrats-und Materialzelt. Jeder Goldsucher wäscht am Abend seine Kleider aus und nach dem Essen sein eigenes Geschirr.
Die Männer sind alle sehr nett und geben bereitwillig Auskunft auf alle unsere Fragen.
Für die Kommunikation gibt es im Camp ein Funkgerät. Es dient vor allem zum Hilfe herbei holen bei Arbeitsunfällen und zum Bestellen von Ersatzteilen für die Motoren.
Wir stehen zum Teil bis zu den Knöcheln im Dreck und sehen echt aus wie Schweinchen die im Schlamm herumgewühlt haben! Um 14h müssen wir schon wieder zurück, genau als es anfängt zu regnen. Wir bekommen alle drei gelbes Oelzeug zum anziehen und sind trotzdem in Sekundenschnelle durchnässt. Während der ganzen Rückfahrt regnet es meistens in Strömen, aber wir lassen uns die gute Laune nicht verderben. Einmal gefällt es uns allerdings gar nicht mehr so gut. An einem besonders steilen Hang greift der Allrad nicht mehr und der Truck rutscht langsam rückwarts den Hang hinab und der Motor stirbt ab. Wir sehen uns schon im Regenwald übernachten. Jetzt wissen wir übrigens wieso es Regenwald heisst. Aber wir haben einen super Chauffeur, der die Lage gut meistert und wir können weiterfahren. Unterwegs entdeckt Paul in einer grossen Pfütze ein Alligatörchen, oder ist es ein Krokodilchen, oder ein Kaimänchen? Auf jeden Fall ist es noch ein Kleines und hat grosses Glück gehabt, dass wir es nicht überfahren haben.
Glücklich und sehr zufrieden mit unserem Gold-Camp-Regen-Abenteuer sind wir um 17h wieder daheim auf unserer MABUHAY. Ich glaube, in Zukunft werde ich keinen Goldschmuck mehr anschauen können, ohne an die Goldsucher im Regenwald zu denken...















