Donnerstag, 9.Oktober 2008: Surinam / Teil 2
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09.10.- 28.10.2008

Währung: Surinam Dollar 1 SRD = 0.40 SFr. oder 0.25 €

Donnerstag, 9.Oktober 2008: Zufällig erfahren wir vom Holländer Leo, dass heute Nachmittag in Domburg, auf „unserem“ Dorfplatz ein religiöses Hindu-Fest stattfindet.

Um 15h sitzen Paul und ich unter den Blechdächern beim Dorfplatz und harren der Dinge die da kommen sollen. Ein langer Tisch als Büffet und Stühle sind schon aufgestellt und die Leute, Inder, strömen in Scharen herbei. Die Meisten, besonders aber die Frauen sind festlich gekleidet. Sie tragen stolz ihre traditionellen indischen Saris in allen bunten Farben. Auch die Polizei ist anwesend und riegelt den Platz ab, damit ja kein Auto sich dahin verirrt. Plötzlich fegen scharfe Windböen über den Festplatz und es sieht stark nach Gewittern aus. Aber die gläubigen Hindus haben Glück und es regnet keinen Tropfen. Jetzt werden am Büffet alkoholfreie Getränke ausgeschenkt und dazu fritiertes scharfes Gebäck, Omeletten und so etwas wie Marzipan, gratis unter die Leute verteilt. Alles ist appetitlich in kleinen Plastiksäckchen verpackt. Auch wir bekommen jeder zwei solche Päckchen geschenkt.

So gegen 15h45 geht es dann los. Eine Statue (aus Pappmaché) eines hinduistischen Gottes wird feierlich auf den Platz getragen. Begleitet wird sie von jungen Männern die in Muscheln blasen, dass es tönt wie Hörnerklang. Andere schlagen auf einen Gong oder läuten eine kleine Glocke. Das Volk begleitet den Gott bis zu einer Art Altar, wo er drauf gestellt wird. Nun kommen die Leute einzeln an den Altar vor den Gott, bekommen eine Schale mit einer brennenden Kerze in die Hand und Blumenköpfe. Zuerst wird die Kerze dreimal im Kreis vor dem Gott durch die Luft geschwenkt, dann legen die meisten einen grösseren, oder auch kleineren, Geldbetrag vor dem Gott nieder, dazu die Blume, und die Kerze wird an den Nächsten weitergereicht. Es dauert etwa 1½ Stunden bis dieses Ritual vorbei ist. Der Platz ist gestossen voll mit Indern, wir fühlen uns ziemlich in Indien!

Jetzt wird die Statue zum Fluss getragen und auf eines der Fährboote gestellt. Alle anwesenden Boote begleiten nun das Fährboot in die Mitte des Surinam-Flusses. Dort fahren sie alle zusammen etwa 7 Mal im Kreis herum und plötzlich wird die Gottesfigur in den Fluss gekippt. Das Volk jubelt auf und klatscht dazu. Scheinbar ist jetzt das Wasser gesegnet, denn nun wird mit dem Feuerwehrschlauch auf dem Platz Flusswasser herumgespritzt, Wasser wird in PET-Flaschen eingefüllt und mit nach Hause genommen und ein paar Leute stürzen sich mitsamt den Kleidern in den Fluss. Dazu wurde seit etwa 14h30 aus riesigen Lautsprechern indische Musik gespielt. So gegen 18h machen sich die Leute langsam wieder auf den Heimweg. Mir hat der ganze Anlass sehr gut gefallen. Besonders aber haben es mir die kleinen Inderlein angetan. Ganz speziell die vierjährige BINDAH. Sie hat einen kleinen blauen Sari an, passende Ohrringe, ungefähr tausend kleine blaue und goldene Armreifen an beiden Armen und ein blauglitzerndes Zeichen auf der Stirn. Sie ist einfach zu allerliebst!!!

Schade ist einzig, dass der Platz nach dem Fest aussieht wie ein Müllabladeplatz. Trotz Abfall-Kübeln die überall herumstehen, werden die Plastikbecher einfach auf den Boden geworfen!

Freitag, 10.Oktober 2008: Heute Abend wollen wir mal bei der Konkurrenz essen, nicht immer nur Bami Goreng bei Rita. Wir setzen uns gegenüber unter das Blechdach und hoffen, mal etwas anderes als immer nur Bami zu bekommen. Wir fragen nach Fisch, nach Pommes Frites (die heissen hier Patat), und noch nach anderen Sachen. Alles steht fein säuberlich auf der Tafel an der Wand angeschrieben, aber es ist nicht vorrätig. Also nimmt Paul wieder die bewährte Suppe mit Huhn und einem ganzen gekochten Ei drin. Ich entschliesse mich für Pitjel. Das ist ein Teller mit kaltem gekochtem Gemüse (Kohlblätter, Mangold und grüne „Strumpfbandbohnen“). Dazu gibt es eine ziemlich scharfe Erdnusssauce, die ich zum Glück separat bestellt habe. Paul überlässt mir dazu grosszügig seinen Reis!

 

Die Indonesische Küche

Generell ist das am meisten verzehrte Fleisch das des Huhns. Buchstäblich überall in Stadt und Land werden Hühner gehalten, und Ayam Goreng (gebratenes Huhn) könnte man als Nationalgericht bezeichnen, desweiteren die überall geliebten Sate, Fleischspiesschen mit Sossen auf Chili- oder Erdnussbasis.

"Bami Goreng und Nasi Goreng" (Bami sind Nudeln, Nasi bedeutet Reis; Goreng heisst gebraten) ist ebenfalls ein weltweit bekanntes Gericht, das auf gebratenem Reis mit unterschiedlichen Beilagen, je nach häuslichem Rezept, beruht. Gemüse und Ei ist in aller Regel enthalten.

Samstag, 11.Oktober 2008: Paul möchte nach Paramaribo in einen Schiffsladen. Also stehen wir wieder mal um 8h45 bei der Bushalte und warten 30 Minuten bis endlich ein Bus kommt. Aber wir haben Pech, er ist gestopft voll mit Leuten und fährt, ohne anzuhalten, einfach vorbei. Wir machen Autostop und 2 Minuten später sitzen wir schon in einem Auto und sind unterwegs in die Stadt. Im Industriequartier lässt uns unser Fahrer aussteigen und wir finden sofort den Schiffsladen „Propeller“, nur leider hat er geschlossen. Es ist 9h30 und wir hoffen, dass er um 10h geöffnet wird. Um 10h kommt tatsächlich ein Mann aus dem Nachbarhaus, fragt was wir möchten und ruft sofort mit seinem Handy den Ladenbesitzer an. Nun drückt er mir das Handy ans Ohr und ich erzähle dem Geschäftsmann, was Paul alles haben möchte, unter anderem auch eine Gastlandflagge für Guyana. Aber alles was ich aufzähle, hat der Verkäufer nicht! Also gut, ich sage ihm, dass wir nächste Woche vorbeikommen werden und verabschiede mich.

Jetzt laufen wir der Hauptstrasse entlang Richtung Stadt. In einem Auto-und Bauladen findet Paul die lange gesuchten Wasserfilter für den Wassermacher und auch Kraftstofffilter. Der Laden wird von Chinesen geführt und in einer Ecke hinter der Kasse schreit ein kleiner Chinese (Joshua, 6 Monate alt) in seinem Campingbettchen aus Leibeskräften. Der Papa hat Erbarmen, nimmt den kleinen Schreier auf den Arm und bedient seelenruhig weiter.

Wir latschen weiter, bis zu einem Park am Surinam-Fluss, im Zentrum der Stadt und essen hier ein Bami Goreng. bähhh...langsam kann ich dieses Nudelgericht nicht mehr sehen! Aber es ist fast das Einzige, was wir auf der Speisekarte oder auf der Tafel lesen können.

Das Flussufer in der Stadt ist unwahrscheinlich schmutzig!!! Es ist unglaublich, jeder schmeisst da einfach seinen Abfall hin!

Im Bus bei der Heimfahrt ist es wieder höllenheiss..., besonders, weil man immer warten muss, bis der Bus bis zum letzten Platz besetzt ist, erst dann wird losgefahren.

Sonntag, 12.Oktober 2008: Nach dem Mittag werden beim Haus der Inderfamilie, wo wir vor Anker liegen, megariesige Lautsprecherboxen aufgestellt. Tische und viele Stühle werden herangeholt und ebenfalls draussen am Flussufer, etwa 80 m von uns entfernt, aufgestellt. Oh Schreck, wir befürchten Schlimmes! Von 15h30 bis 17h30 wird indische Musik ab CD's gespielt. Aus dem Clubhaus daneben kurven und knattern die verrückten Jet-Ski-Fahrer wie gestört und möglichst laut um die geankerten Schiffe herum.

Punkt 17h30 geht es mit der Live-Musik bei den Indern (oder sind es etwa Pakistani?) los. Während die Kinder sich noch im Flusswasser vergnügen, singt ein Sänger, begleitet von einem Schlagzeuger und einem Akkordeon indische Musik. Am Anfang tönt es ziemlich schwach und schräg, aber mit den Stunden werden die Drei immer besser! Von den Liedtexten verstehen wir kein einziges Wort. Ist es Indisch oder Hindi oder was? Keine Ahnung! Manchmal, nach einem Stück, sagt der Sprecher „thank you“ und einmal, bei einer kleinen Ansprache verstehen wir nur SRD, was Surinam-Dollar bedeutet und zweimal erwähnt wird. Ob die da für einen bestimmten Zweck Geld sammeln? 5 Stunden lang folgt ein Musikstück dem anderen, nur von kurzen Ansagen des Titels unterbrochen, manche Stücke gefallen mir sehr gut, andere weniger. Um 22h30 ist schlagartig Ruhe, die wir nun wirklich geniessen! Paul findet, die müssten jetzt da drüben alle einen Gehörschaden haben!

Montag, 13.Oktober 2008: Bei Leo, dem Holländer, der ungefähr 500 m flussabwärts eine Schweisserei betreibt, und den wir beim Feierabend-Bier bei Rita kennengelernt haben, haben wir eine Starterbatterie bestellt. Heute ist sie da und Paul und Leo holen sie mit Leo's Auto irgendwo ab.

Leo lebt seit 15 Jahren hier in Surinam. Er zeigt Paul sein neues Haus, das noch im Rohbau ist. Ein achteckiges Super-Haus, das wir jedesmal vom Bus aus bewundert haben, auch wenn wir nicht wussten, wem es gehört. Leo erzählt Paul, dass ein „normaler“ Arbeiter in Surinam monatlich 800-1000 SRD verdient (SFr. 320-400/ € 200-250) ! Nicht gerade viel, oder? Aber dafür kostet das Haus, das Leo gemietet hat, auch nur 200 SRD pro Monat (Sfr. 80 / € 50). Steuern werden fast keine bezahlt. Der Staat finanziert sich mit Gold, Bauxit und Erd-Oel. Auch für Autos müssen nur minimale Steuern bezahlt werden und alle die tollen, grossen, glänzenden Super-4x4-Autos seien geleast..., aha, so ist das also!!!

Jeden Tag, und auch nachts, fahren hier kleinere und zum Teil sehr grosse Schiffe den Fluss hinauf und hinunter, schwer beladen mit Bauxit. Irgendwo, ein gutes Stück flussaufwärts befindet sich eine Bauxitmine und ein Werk, wo das Bauxit teilverarbeitet wird.

Bauxit

Der Bauxit ist ein Gemenge von Tonerdemineralen (Aluminiumoxiden und Aluminiumhydroxiden wie Hydrargillit und Diaspor), welche zusätzlich oft noch durch andere Minerale verunreinigt sind. Seinen Namen (vom frz. bauxite) hat es nach dem ersten Fundort, Les-Baux-de-Provence in Südfrankreich, wo es 1821 entdeckt wurde.

 

Eigenschaften

Bauxit enthält 50 bis 80% Aluminiumoxid, Al2O3, unter anderem ist noch wasserhaltiges Eisen(III)oxid, Kieselsäure, und Titandioxid (TiO2) enthalten. Chemisch lässt sich Bauxit am besten als Al2O3 · H2O Komplex beschreiben. Bauxit ist meist weiß, erhält aber durch Eisenverbindungen eine Rotfärbung. Bauxit ist ein Verwitterungsprodukt aus tonhaltigem Kalk-Silikatstein.

 

Verwendung

Bauxit ist der wichtigste Rohstoff für die Aluminiumherstellung durch Schmelzflusselektrolyse. Bauxit kommt auch zum Einsatz für die Herstellung von Schleifmitteln, feuerfesten Ziegeln, und wird zur Schmierölraffination und als Katalysatorträger verwendet.

 

Vorkommen und Gewinnung

Die bedeutendsten Förderländer sind Australien, Guinea, Jamaika und Brasilien, weitere Vorräte befinden sich in Frankreich, Spanien, Griechenland, Ungarn, Rumänien, Japan, Russland und Nordchina. Im Jahre 1998 betrug Weltförderung rund 128 Millionen Tonnen. Die aus heutiger Sicht wirtschaftlich abbauwürdigen, gesicherten Bauxitvorkommen dürften den Bedarf der nächsten 200 Jahre decken. Bauxit wird überwiegend im Tagebau gefördert.

Dabei werden im Idealfall die durch den Abbau freigesetzten humushaltigen Erdschichten im Sinne einer nachhaltigen, umweltgerechten Entwicklung zunächst zwischengelagert und später zur Rekultivierung verwendet.

Gereinigtes Bauxit zur Aluminiumherstellung wird nach dem Bayer-Verfahren hergestellt: Dieses Verfahren beruht darauf, dass sich die Aluminiumhydroxide des fein gemahlenen Bauxits in Natronlauge bei höherer Temperatur leicht lösen und dass sich aus der vom Rückstand (Rotschlamm, hauptsächlich die unlöslichen Eisenverbindungen) abgetrennten, verdünnten Aluminatlauge beim Abkühlen nach Impfen mit frischem Aluminiumhydroxid als Kristallisationskeim reines Aluminiumhydroxid abscheidet. Aus dem getrocknetem Aluminiumhydroxid (Reinbauxit) wird unter Zusatz von Kryolith eine Schmelze hergestellt, welche elektrolytisch zersetzt wird, dies ist die Aluminiumgewinnung durch Schmelzflusselektrolyse

ein Bauxit-Lastschiff

Mittwoch, 15.Oktober 2008: Gestern war Vollmond und heute haben wir den grössten Unterschied von Ebbe und Flut, das Wasser steigt und sinkt um 3m! Da wo wir mit unserem Dinghy immer anlanden, sieht man die Differenz am besten.

Wasserhöchststand

Donnerstag, 16.Oktober 2008: Die beiden Holländer Ria (62) und Kees (63), vom Schiff „Mariele“, holen uns um 8h mit ihrem schnellen Dinghy ab. Ria vergisst ihre Sandalen auf dem Schiff und Kees fährt nochmals zurück um sie zu holen.

Beim Fischereibetrieb vom Holländer Gerben lassen wir das Dinghy liegen und nehmen den Mietwagen, einen Toyota Starlet, der dort parkiert ist, und Kees chauffiert uns Richtung Süden. Wir wollen zum Brokopondo oder Dr. Bloomestein Stuwmeer. Bei der Ortschaft Paranam kommen wir an der wahnsinns-riesigen Aluminiumfabrik SURALCO vorbei. Die ganze Gegend hier lebt von diesem Betrieb, der das Bauxit zu Rohaluminium verarbeitet. Kurz nach der Fabrik hört die asphaltierte Strasse auf und wir fahren hundert Kilometer auf einer Sand-Schotterpiste. Diese 100 km lange, fast schnurgerade Strasse wurde von der SURALCO vom Staudamm bis zum Aluwerk in Paranam erstellt. Jedesmal wenn uns ein Auto entgegenkommt, oder wir überholt werden, werden wir in eine rote Staubwolke eingehüllt, so dass man überhaupt nichts mehr sehen kann. Ganz besonders schlimm ist es, wenn der Ueberholende ein LKW ist, und das ist meistens der Fall!

An dieser Piste sehen wir im Wald, vor allem auf der Seite zum Surinam-River, viele kleine Dörfer mit palmen-oder blechgedeckten Hütten. Dies sind die Wohnhäuser der Schwarzen, deren Vorfahren zur Gruppe der so genannten Bosnegers (auf Deutsch: Buschneger) oder Marrons (in den Busch geflohene ehemalige Sklaven) gehören.

In den Orten Brokopondo und Afobaka fühlen wir uns ins tiefste Afrika versetzt. Wir sehen, wie die Einwohner zum Teil in winzigen palmblättern-oder blechgedeckten Hütten wohnen. Manchmal ist es sogar auch nur ein Dach, ohne Seitenwände. Neben den Hütten hantieren schwarze Frauen „oben ohne“ mit ihren Kochgeschirren oder mit Wäsche herum. Vor einer Hütte zieht ein kleiner Junge eine gelbe Plastikflasche als Spielzeug an einer Schnur herum....

Nun gelangen wir zum Brokopondo oder Dr. Bloomestein Stuwmeer.

Dies ist ein Stausee, der von 1960 -1965 zur Stromerzeugung für die Aluminium-Industrie SURALCO gebaut wurde. Der Damm ist 2 km lang und 54 m hoch. Der See hat eine Fläche von 1560 km².

Zum Vergleich:

Der Neuenburgersee, ist mit einer Fläche von 217,9 km2 der grösste See, der vollständig in der Schweiz liegt.

Der Bodensee ist der größte See Deutschlands, seine Fläche beträgt 536 km².

Gespiesen wird der Stausee vom Surinam-River, der gleiche River, in dem unsere MABUHAY in Domburg vor Anker liegt. Ja, hier ist der Fluss noch schön sauber und lädt eher zum Bade ein als in Domburg unten!

Die Bäume, die vor über 40 Jahren unter Wasser gesetzt wurden, ragen heute noch aus dem See. Sie bestehen aus einem besonders dauerhaften Hartholz.

Auf dem Rückweg essen wir an einem schattigen Plätzchen unser Pick-Nick. Kees sieht gerade noch eine etwa 1m lange Schlange im Wald verschwinden!!!

Hier sehen wir auch viele Mimosensträucher am Wegesrand stehen.

Mimose

Die Mimose (Mimosa pudica), auch Sinnpflanze genannt, ist eine holzige und krautige tropische Pflanze, die zur Familie der Leguminosae (Schmetterlingsblüher) gehört. Sie stammt aus Indien. Die Pflanze wächst sowohl im Wald als auch im Garten und verbreitet sich rasch.

Sobald diese kleine Pflanze Druck auf ihren Blättern "spürt", durch Berührung, Wasser oder stärkeren Wind, klappen die kleinen Zweige und Blätter zusammen. Die Pflanze reagiert lebendig in Sekundenschnelle auf Berührung. Dabei wird nur die betroffene Region der Pflanze blattweise eingeklappt. Nach einigen Minuten strecken sich die eingezogenen Zweige und Blätter wieder aus. Daher kommt auch der englische Name "Touch-me-not" oder "Berühre mich nicht".

Die kleinen Zweige besitzen schützende Dornen. In der Nacht ziehen sich die Blätter zusammen (in die Schlafstellung) und reagieren nicht so stark wie am Tag.

Der Begriff Mimose wird auch gleichzeitig für einen sehr empfindlichen, sensiblen (oder sich von einer Krankheit erholenden) Menschen verwendet.

 

In Paranam machen wir halt um etwas zu trinken und unternehmen eine kleine Wanderung auf dem von der SURALCO angelegten Naturlehrpfad für tropische Bäume. Der „Stinat-Trail“ ist sehr gut angelegt und sauber. Die Bäume sind fein säuberlich angeschrieben und dokumentiert, mit Fotos von Blüten und Samen, aber leider nur auf Holländisch. Der Baumbestand umfasst 81 diverse Sorten und es soll 60 verschiedene Vogelarten geben. Hier überrascht uns ein kurzer Regenschauer, den wir aber sehr geniessen. Es ist nämlich wieder ziemlich heiß heute.

Bei der Fischerei von Gerben steigen wir ins Dinghy um und Ria und Kees bringen uns unter einem schönen Regenbogen zurück zur MABUHAY.

Mimosen

Freitag, 17.Oktober 2008: Pünktlich um 8h werden wir auch heute wieder von Ria und Kees mit ihrem grossen Dinghy abgeholt. Mit dem Mietauto geht es heute Richtung Osten, d.h. Richtung Grenze zu Französisch Guyana. Dafür müssen wir zuerst nach Paramaribo und dort über die grosse Brücke über den Surinam-River, die im Jahre 2000 von einer holländischen Firma erstellt wurde und schon am verrrotten ist! Für uns vier ist das hier Neuland, auf dieser Seite des Surinam-Rivers waren wir noch nie. Irgendwie finden wir hier auf dieser Seite alles schöner. Es hat sehr, sehr viele neue schöne Häuser, sehr viele Blumen und Pflanzen um die Häuser herum und bei einigen Häusern sieht man sogar einen kleinen Garten wo die Leute ein bisschen Gemüse ziehen. Selten sehen wir auch kleinere Plantagen wo scharfer Pfeffer, Kohl, Bohnen und Gurken wachsen. Das interessiert besonders Ria und Kees, haben sie doch in Holland, in de Maasland, bei Rotterdam, 40 Jahre lang in Treibhäusern biologisches Gemüse, besonders Peperoni (in Deutschland ist das Paprika), angebaut.

Je weiter weg von Paramaribo wir kommen, je ärmer werden die Häuser, ja, man kann sogar sagen, es sind nur noch traurige Hütten. Wir sind alle vier entsetzt, dass da noch Leute drin wohnen! Und wir sehen keine Inder, keine Indonesier und keine Chinesen mehr. Es sind nur noch lauter Schwarze zu sehen, wie schon gestern, die Nachfahren der entflohenen Sklaven. Und meistens sind es nur ganz kleine Gemeinschaften, vier oder fünf Hütten, die in einer gerodeten Waldlichtung stehen. Vermutlich bewohnt von Familienclans.

Wir fahren etwa 100 km auf einer furchtbaren Strasse. Sie ist zwar eine der wenigen Strassen von Surinam, die asphaltiert sind, aber deswegen ist sie nicht besser als eine Sandpiste. Es hat fast mehr Löcher als Asphalt und wenn es einmal keine Löcher hat, gleicht die Strasse einer Buckelpiste oder einem Wellblech und wir schaukeln und „eiern“ nur so dahin! Die Löcher sind übrigens zum Teil sehr tief und sehr gefährlich! In Dörfern und vor Schulen hat es immer wieder viele Verkehrsberuhigungs-Schwellen. Die heissen auf Holländisch „Drempel“und sind ziemlich hoch. Kees kann noch so vorsichtig darüber fahren, jedesmal schrammt das Bodenblech unseres Toyota Starlet über den Drempel. Vermutlich sind Paul und ich, die im Auto hinten sitzen, zu schwer!

Gegen Mittag treffen wir in Moengo ein. Moengo ist ein grösserer Ort und lebt vom Bauxitabbau. Das Rohmaterial Bauxit wird kilometerweit mit Schiffen über den Cottica-River und den Surinam-River, an unserem Ankerplatz vorbei, nach Paranam in die grosse Aluminiumfabrik geschippert.

Am Fluss wäscht ein schwarzer Junge hingebungsvoll mit einer Bürste diverse Jeans und T-Shirts. Inzwischen hat es angefangen zu regnen und wir machen am Cottica-River ein „Regen-Pick-Nick“. Eigentlich wollten wir bis zur Grenzstadt Albina fahren, aber da die Strasse immer schlechter wird, kehren wir um und fahren nach Paramaribo zurück. Unterwegs schauen wir uns noch Alkmaar, Marienburg und Nieuw Amsterdam an. Hier hat es wieder wunderschöne, neue Häuser.

Zurück in Domburg, dürfen wir den Fischereibetrieb von Gerben besichtigen. Er hat 65 Angestellte und drei grosse Fischerschiffe die 10 bis 16 Tage auf's offene Meer hinausfahren, um zu fischen. Wenn die Laderäume voll Fisch sind, 60 Tonnen, kehren die Schiffe zurück. Gerben zeigt uns die neuen Fischverarbeitungsmaschinen und den Kühlraum. In diesem Kühlraum herrscht eine Temperatur von minus 30°!!! Der Raum ist gestossen voll mit tiefgefrorenem Fisch. Gerben zeigt uns einen besonderen riesigen Fisch, der bestimmt über 2.50 Meter lang ist und einen enormen Umfang hat. Er wiegt etwa 220 kg! Die Fische werden per Container verschifft. Die billigen Fische kommen nach Jamaica und die teureren nach Holland. Toll, dass wir einen Einblick in einen solchen Betrieb haben durften!

Und Danke an unseren guten Chauffeur Kees, der uns sicher wieder nach Hause gebracht hat!!

Sonntag, 19. Oktober 2008: Am Morgen ist grosses Waschen und Putzen angesagt! Das Deck wird vom Bug bis zum Heck geschrubbt, bis die MABUHAY wieder in strahlendem Weiss glänzt.

Am Nachmittag statten wir den Holländern Sofia und Ed einen Besuch ab. Sie sind unsere nächsten Nachbarn hier vor Anker. Die beiden leben seit 2 Jahren auf ihrem Schiff „Argo“ hier bei Domburg und haben sich einen ganz besonderen Traum erfüllt. Sie haben sich zwischen dem Ufer und ihrem Schiff eine Insel gebaut. Schliesslich braucht jeder seine Insel! Nach dem Vorbild eines Oeko-Projektes in Amsterdam haben sie Unmengen von PET-Flaschen, die die Gegend verunstalteten, gesammelt und in grüne Fischernetze eingenäht. Mit fünf solcher PET-Flaschen-Elementen haben sie sich dann die Insel erstellt. Ueber den Plastikflaschen wurde Erde verteilt und Pflanzen eingesetzt. Es gibt da Bananenstauden, eine Kokospalme (die allerdings nicht zu gross werden darf!), einen Papayabaum (mit winzigen ersten Früchtchen dran), diverse Zierpflanzen und ganz viele Kräuter, Minze und Zitronengras für Tee, Tomatenstauden, Salat usw., usw. Die meisten Pflänzchen zieht Sofia selber aus Samen.

Vor einem Monat wurde auf der Insel eine Hütte errichtet und letzte Woche wurde sie mit Palmwedeln gedeckt. Während wir hier sitzen, ist es draussen 35° heiss, unter dem Palmendach ist es angenehm und so richtig gemütlich! Toll was Sofia und Ed da geleistet haben!

Montag, 20.Oktober 2008: Ich möchte ins Internetkaffee und Paul bringt mich mit dem Dinghy um 11h rüber ans Land. Ich steige nur schnell aus und Paul fährt wieder zurück zur MABUHAY. Kaum bin ich ausgestiegen, merke ich schon, dass heute etwas anders ist als an normalen Tagen. Es hat sehr viele Einheimische, die auf dem Dorfplatz herumsitzen und sehr viele Autos. Alle Restaurants haben geöffnet aber dafür sind die anderen Geschäfte geschlossen. Das Internetlokal ist zu und sogar Mister Chengxin's Supermarkt ist geschlossen, sonst ist der immer geöffnet, auch Sonntags. Ich versuche noch, Paul zurückzurufen, aber vergeblich, er hört mich nicht. Also frage ich zuerst mal einen Einheimischen, ob heute ein Feiertag sei. Ja, der 150. Jahrestag der chinesischen Einwanderung nach Surinam. Aha, so ist das! Ich setze mich auf eine Bank am Flussufer, da wo wir immer das Dinghy anbinden, und warte zwei Stunden, bis mich Paul wieder abholt. Die Zeit vergeht ziemlich schnell. Es ist interessant die Leute mit ihren Kindern zu beobachten. Viele haben eine Kühlbox mit Essen und Getränken dabei, andere kaufen sich etwas bei den vielen Brutzelbuden am Dorfplatz. Plötzlich merke ich, wie eine Gruppe von Leuten immer zu einem Dach hochstarrt. Ich schliesse mich ihnen an, und nun starre ich auch! Ein kleines Faultier hangelt sich ganz, ganz, langsam, in Zeitlupentempo und vorsichtig der Dachrinne eines langen Schattendaches entlang. Hie und da verharrt es und schaut uns verwundert, aber richtig gelangweilt an und lässt sich nicht aus der Ruhe bringen!

Dank diesem chinesischen Feiertag sehe ich zum ersten Mal ein Faultier in Freiheit, das ich bestimmt eine ganze Stunde lang beobachte. Wow, ist das ein komisches Tier mit den langen Armen und dem kleinen Kopf!!! Mein Faultier ist ein Dreifingerfaultier.

ein Faultier
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