Dienstag, 9.September 2008: Îles du Salut
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unterwegs zu den Îles du Salut

09.09. - 22.09.2008

 

Dienstag, 9.September 2008: Nach 17 Tagen an diesem schönen Ankerplatz verlassen wir heute Stoupan und motoren von 10h bis 11h50 den Fluss hinunter bis zur Marina Degrad des Cannes. Hier ankern wir direkt vor der Marina und machen uns sofort auf den Weg zur Capitainerie. Es ist enorm heissss.... und wir laufen etwa 30 Minuten in der grössten Mittagshitze. In der Capitainerie ist die gleiche nette Frau wie vor 2 ½ Wochen anwesend und diesmal auch der Hafenkapitän höchstpersönlich. Wir bekommen eine Bestätigung, dass wir Französisch Guyana mit unserem Schiff verlassen. Das machen wir nur vorsorglich für die Grenzformalitäten von Surinam. Der Hafenkapitän unterschreibt das Papier und ruckzuck ist alles schon erledigt.

Auf dem Rückweg zur MABUHAY essen wir im einzigen kleinen Hafenrestaurant Pommes Frites (gut), Poulet (staubtrocken, vermutlich von letzter Woche!!!) und trinken kühles Bier dazu (sehr gut!).

Am Nachmittag machen wir mindestens bis um 16h Siesta. Es ist so heiss, dass ich mich richtig gehend aufrappeln muss, mich an diesen Bericht zu machen. Am liebsten würden wir heute gar nichts tun!

Mittwoch, 10.September 2008: Um 6h ist Tagwache und schon um 6h15 fahren wir die etwa 8sm lange ausgebaggerte Kanalausfahrt hinaus aufs offene Meer. Das Baggerschiff ist um diese Zeit auch schon wieder fleissig bei der Arbeit. Heute wollen wir bis zu den Îles du Salut segeln, das sind ungefähr 35 sm. Aber von segeln kann keine Rede sein. Wir müssen fast alles motoren, da kein Wind vorhanden ist. Erst um 14h30, als wir vor der Ile Royale, einer der drei Îles du Salut ankern, kommt langsam Wind auf.

Das Wasser ist herrlich türkisgrün vor der dunkelgrünen Insel. Leider sehen wir im Wasser Quallen treiben, trotzdem sind wir beide schon kurz nach dem Anker werfen im Meer, um uns abzukühlen. Ausser uns sind keine anderen Segel-oder Motorboote da, nur drei Katamarane, die jeden Tag Touristen von Kourou hierher führen.

Abends kommen zwei Motorboote von der Französischen Marine, P 623 und P 624 und ankern vor der Insel.

bei der Ile Royale
es hat viele Quallen

Die Îles du Salut (Inseln des Heils) liegen etwa 15 km vor der Küste von Französich Guyana. Sie bestehen aus drei Inseln, der Ile Royale, der Ile du Diable (Teufelsinsel) und der Ile St Joseph.

Berühmt und berüchtigt wurde Französisch-Guayana für den Archipel der Verdammten auf den Îles du Salut, eine französische Strafkolonie, die von 1852 bis 1951 bestand. Bis zu 7.000 Verbannte mussten unter widrigsten Bedingungen dort ihr Dasein fristen.

Die Inseln dürfen von Yachten nur besucht werden, wenn man vorher am Festland von Französich Guyana einklariert hat.

Die Inselgruppe wurde durch das Buch und den Film „Papillon“weltberühmt.

Die Inseln gehören der Firmengruppe der Ariane. Sie haben sich verpflichtet, die Gebäude zu erhalten und zu restaurieren, um die Geschichte weiter leben zu lassen.

Die drei Inseln der Gruppe sind vulkanischen Ursprungs.

 

Ile du Diable / Teufelsinsel (Fläche: 14 ha)

Ihre Nutzung als Straflager für politische Gefangene machte sie zur bekanntesten der Îles du Salut Inseln.

Der jüdische Artillerie-Kapitän Alfred Dreyfus wird hier am 13. April 1895 während fünf Jahren eingesperrt. Ihm wird Staatsverrat am französischen Staat vorgeworfen (erst 1906 wird er rehabilitiert). Die "Dreyfus-Affaire" ist Anlass für Émile Zola's "J'accuse".

Außerdem spielt hier der autobiografische Roman "Papillon" von Henri Charrière (sein Leben, siehe ganz am Schluss des Berichtes!).

Dieser wurde im Jahre 1973 verfilmt. Hauptdarsteller waren Steve McQueen und Dustin Hoffman.. „Papillon“ (Henri Charrière), verbrachte, hier und auf dem Festland, ab 1931 volle 14 Jahre bevor er 1944 fliehen konnte.

Die Ile du Diable war nur mit einem Drahtseil mit der Ile Royale verbunden.

 

Ile Royale (Fläche: 28 ha)

Auf der Île Royale befanden sich die Verwaltung, das Hospital sowie der Todestrakt. Hier lebten die Soldaten mit ihren Familien, Häftlinge in Einzelhaft und später ca. 500 weibliche Häftlinge, von denen nur ca. 10 nach 12 Jahren übrigblieben. Hier gibt es, wie auch auf den anderen Inseln kein Trinkwasser. Erst 1947 verliess der letzte Gefangene die Insel.

 

Ile St Joseph (Fläche: 20 ha)

Die meisten der Gefangenen waren jedoch in Einzelzellen auf der Île Saint-Joseph untergebracht. Die Haftbedingungen waren äußerst unmenschlich. So gab es Zellen ohne Dach, wodurch die Strafgefangenen gnadenlos der tropischen Sonne und dem Regen ausgesetzt waren.

Wer hierher deportiert wurde, hatte keine Rückfahrkarte. Nur die Stärksten haben überlebt.

Donnerstag, 11.September 2008: Paul möchte schon vor dem Frühstück ins wunderbar grüne Wasser springen. Aber nach einem genaueren Blick ins Wasser, lässt er es sofort bleiben. Wir sind nämlich umzingelt von tausenden von Quallen, Braunen und Durchsichtigen!!!

Mit dem Dinghy fahren wir zum Anlegesteg der Ile Royale, um diese Insel zu besichtigen. Das erste Lebewesen das uns begegnet ist ein Aguti. Für mich sieht es aus wie ein grosses Murmeltier, ist aber überhaupt nicht scheu. Ganz gemütlich läuft es vor uns in den Tropenwald hinein. Wir sehen heute noch ganz viele davon.

 

Aguti

Bei den Agutis handelt es sich um Tiere aus der Familie der Meerschweinchen. Im Laufe der Evolution haben sie sich an eine ganz überwiegend laufende Fortbewegung angepasst und haben daher recht lange Beine. Die Hinterläufe ähneln denen der Pferde. Agutis sind in Mittel- und Südamerika verbreitet.

 

Wir umrunden die Insel im Gegenuhrzeigersinn. Auf der „Rückseite“ der Insel haben wir einen fantastischen Blick auf die Ile du Diable (Teufelsinsel).

 

Wir umrunden die Insel ganz aussen rum und sehen vom Weg aus unheimlich viele Wasserschildkröten, bestimmt zwanzig Stück! Wir beobachten, wie sie auftauchen, Luft schnappen, um dann gemütlich wieder abzutauchen.

Später sehen wir im Urwalddickicht der Insel schwarze Affen vorbeiflitzen. Nun erreichen wir das Plateau im Inselinneren und damit die Anlagen, wo die Gefangenen gehalten wurden. Es ist schon enorm eindrücklich, die winzigen Einzelzellen zu sehen, wo die Insassen im absoluten Dunkel sitzen mussten! Nicht weit davon entfernt befindet sich das ehemalige Gefängnisverwaltungs-gebäude, wo jetzt ein Restaurant untergebracht ist. In den Häusern der damaligen Gefängniswärter, die mit ihren Familien hier wohnten, kann man übernachten.

Nach diesem kurzen Ausflug in die düstere Vergangenheit Frankreichs, kehren wir zur MABUHAY zurück um etwas zu Mittag zu essen und ein Brot zu backen.

Abends schleicht sich das französische Polizeischiff P 684 im Dunkeln an und ankert 100 m steuerbord von uns und wir verbringen eine gut beschützte Nacht.

Blick rüber zur Teufelsinsel
auf der Ile Royale
mmm... die duftet

Freitag, 12.September 2008: Um 9h geht es zur Ile St Joseph. Wir müssen höllisch aufpassen, dass wir hier heil an Land kommen. Im Moment ist Niedrigwasser und die Betonrampe, wo wir mit dem Dinghy anlanden können ist total glitschig. Die Ile St Joseph wird von der Fremdenlegion, dem 3. R.E.I. (was immer das auch heisst), bewohnt und erhalten. Allerdings sehen wir hier nur zwei von diesen Fremdenlegionären. Es gibt einen sehr schönen Weg rund um die Insel, topgepflegt und absolut sauber. Wir umrunden die Insel ganze 3 x und sehen dabei kein einziges Papier-schnipselchen, keine Aludosen oder Plastikflaschen! Auf unseren Inselumrundungen (33 Minuten pro gemütlicher Runde) beobachten wir wieder viele Meeresschildkröten, die lustig den Kopf aus dem Wasser strecken, um zu atmen. Auf dieser Insel hat es auch wieder viele Blattschneiderameisen, die unseren Weg queren, aber dafür kein einziges Aguti.

An einer sehr schönen flachen Stelle, direkt am Meer und unter vielen Kokospalmen, hat es einen eindrücklichen alten Friedhof. Nur ganz wenige Namen sind auf den Grabsteinen noch entzifferbar. Alexandre Tourneux z.B. starb im Jahre 1888 und wurde nur 28 Jahre alt. Eine Frau, Elise de Villet, vermutlich die Frau eines Wärters, starb 1887 und wurde 39 Jahre alt.

Ueber einen mit ganz groben Steinen gepflasterten steilen Weg gelangt man zum Plateau, im Zentrum der Insel. Hier befindet sich ein riesiger, zerfallender Gefängniskomplex. Hier sieht man auch noch die Zellen mit Gittern als Decke, über die die Gefängniswärter Tag und Nacht über den Köpfen der Gefangenen patroullierten. Dies ist alles sehr eindrücklich und bedrückend, besonders noch, weil wir um diese Morgenzeit die einzigen Touristen hier sind.

Jetzt schippern wir wieder rüber zur Ile Royale. Zwischen den beiden Inseln treffen wir auf einen riesigen toten Fisch der im Wasser treibt. Der ist bestimmt 2 m lang (echt, kein Fischerlatein!).

Wir laufen nochmals hinauf zu den Gebäuden auf dem Hochplateau der Ile Royale. Während sich Paul im Schatten eines mächtigen, alten Baumes (was der wohl schon alles gesehen hat?) ausruht und mit einem Pfau der hier frei herumstolziert plaudert, schaue ich mir das hölzerne Kirchlein aus dem Jahre 1825 (damals war hier eine Leprastation), das Hospital, die Küche (beides nur von aussen) und den Kinderfriedhof an.

Und weil es gerade Mittagszeit ist, essen wir im Restaurant im ehemaligen Verwaltungsgebäude des Gefängnisses den Tagesteller. Paul bekommt Lamm-Gigot mit grünen Bohnen, ich Rochen mit weissem Reis, dazu für beide Brot. Ich habe noch nie Rochen gegessen, jetzt weiss ich aber, dass nicht sehr viel Fleisch an so einem Rochen-Flügel dran ist. Es hat uns zwar beiden gut geschmeckt, aber Paul findet, wir hätten „Gefangenen-Portionen“ bekommen! (für 12,20 €). Gut, gibt es noch Brot dazu!

Um 13h30 sind wir wieder zurück auf der MABUHAY. Wir können jetzt ein herrlich erfrischendes Bad im Meer nehmen. Heute ist nämlich keine einzige eklige Qualle in Sicht.

Wenn wir wieder einmal zu Hause in der Schweiz sein werden, muss ich in meinen Bücherkisten herumsuchen, ob ich das Buch „Papillon“ noch irgendwo habe. Mir ist nämlich heute klar geworden, dass ich das Buch unbedingt nochmals lesen muss. Ich werde das Buch bestimmt mit anderen Augen lesen, jetzt wo ich den Schauplatz gesehen habe. Toll wäre natürlich auch der Film dazu.

fleissige Blattschneiderameisen
alles zerfällt

Samstag, 13.September 2008: Morgens um 6h tröpfelt es ganz leicht. Wir haben seit mindestens

zwei Wochen keinen Regentropfen mehr gesehen.

Paul repariert wieder unseren streikenden Wassermacher. Der Skipper taucht nach etwa zwei Stunden im heissen Motorenraum schweissgebadet wieder auf. Hurra, die unfreiwillige Sauna hat sich aber gelohnt! Der störrische Wassermacher arbeitet wieder einwandfrei. Paul gönnt sich ein Bad im Meer und wird prompt von einer Qualle am Arm erwischt, obwohl nur zwei oder drei um die MABUHAY herumschleichen.

Der Morgen ist ziemlich bewölkt, aber am Nachmittag scheint wieder die Sonne. Und weil heute Samstag ist, ist hier richtig etwas los! Ständig brausen Katamarane und Motorboote an, die von Kourou (15 km entfernt) viele Touristen herankarren.

Sonntag, 14.September 2008: Noch vor dem Frühstück setzen wir die Waschmaschine in Betrieb. Nach dem Frühstück knete ich einen Brotteig und nachdem die Wäsche an die Sonne gehängt ist, gehen wir an Land der Ile Royale. Wir wollen sie noch einmal umrunden. Heute herrscht hier unheimlich viel Betrieb! Es ist ja Sonntag und viele Leute kommen von Kourou herüber, hängen ihre Hängematten zwischen die Kokospalmen, machen ein Pick-Nick und verbringen so mit der Familie einen gemütlichen Sonntag. Wir laufen in etwa 75 Minuten um die ganze Insel herum. Zwischendurch schauen wir noch schnell in das kleine Museum rein, das sich im Hause des ehemaligen Gefängnisdirektors befindet. Am Anfang sehen wir kein einziges Aguti, es hat viel zuviele Sonntagstouristen! Aber dann, auf einem Weg wo nicht alle Leute durchlaufen, begegnen wir wieder ganz vielen von diesen komischen Tierchen. Die Nager fressen hauptsächlich Kokosnüsse, von denen hier jede Menge herumliegen. Dazu wird fein säuberlich ein tiptopes rundes Loch in die Kokosnuss geknabbert. Auch heute können wir wieder viele Schildkröten im Meer auftauchen sehen.

Heute hat es auch enorm viele Motorboote mit Fischern, die darauf hoffen, heute einen kapitalen Fisch zu fangen! Den Fisch ihres Lebens!!! Viele dieser Motorbootfahrer brausen wie gestört um die Inseln, ohne Rücksicht auf Verluste. Und tatsächlich sehen wir von der MABUHAY aus eine Schildkröte, die vermutlich von so einem Rowdy angefahren und verletzt wurde. Wir sehen sie blutig an der Wasseroberfläche kämpfen und plötzlich ist sie verschwunden.

Am Nachmittag backen wir unser Brot und werden plötzlich von Besuch überrascht. Ein französisches Ehepaar, das wir in Brasilien kennengelernt haben, liegt seit gestern mit seinem Katamaran OXIGENE nicht weit weg von uns.

Abends um 18h30 findet auf dem Festland über Französisch Guyana ein blutroter Sonnenuntergang statt, während gleichzeitig zwischen den Inseln Ile Royale und St Joseph ein fast runder Mond (morgen ist Vollmond) am Himmel steht. Das sieht echt toll aus!

 
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