Montag, 1.September 2008: In Französisch Guyana 2
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Schwächeanfall...

Montag, 1.September 2008: H+H verlassen um 8h45 den Ankerplatz und wir sind nun das einzige Schiff hier in dem Fluss. Wir machen uns auf den Weg und marschieren über die Brücke, auf die andere Seite des Mahury, nach Roura. Wir laufen ungefähr 2 km in der prallen Sonne bis ins Dorf Roura. Hier hat es zum Glück einen kleinen Supermarkt, von Chinesen geführt. Es ist jetzt 10h15 und Paul hat einen mörderlichen „Hungerast“ (Unterzuckerung), ihm ist richtiggehend schlecht. Bei den Chinesen kaufen wir Brot, Schokolade, Bananen und Aepfel und 1 Liter Traubensaft. Paul vertilgt direkt vor dem Laden ein grosses Stück Brot und eine ganze 100g Tafel Schokolade und trinkt von dem Saft. Danach geht es ihm sofort wieder besser.

Jetzt können wir weiterlaufen, wieder etwa 1 km, durch die sehr schöne Ortschaft Roura. Hier hat es enorm viele wunderschöne Häuser. Aber alle, ob arm oder reich haben ein Blechdach. Wir laufen bis zum Waiky Village. Das ist die Urwaldlodge, wo wir letzte Woche auf unserer Crique Gabriel -Dschungel-Tour unser Pick-Nick gegessen haben und gewartet haben, bis der grosse Regen vorbei war. Wir erkundigen uns, ob es hier ganz früh morgens oder abends geführte Tierbeobachtungs-touren gibt. Nein, eigentlich nicht, nur tagsüber. Aber das haben wir ja bereits mit unserem Dinghy gemacht und am Tage verkriechen sich die Tiere. Ausserdem ist hier alles viel zu teuer. Nur um eine Hängematte aufzuhängen, die man selber mitbringen muss, verlangen die 7 €. Wir trinken frischgepressten Ananas-und Melonensaft und machen uns auf den Rückweg.

Zurück machen wir Autostop, aber heute ist es ziemlich mühsam. Die Autos wollen einfach nicht anhalten! Aber schlussendlich klappt es doch noch. Unser Fahrerpaar kommt aus Frankreich, wohnt schon seit 7 Jahren in Französisch Guyana, sie heisst Chantal und ist Krankenschwester in der Ortschaft Saül, mitten im Regenwald. Sie schwärmt total von ihrem Arbeitsort Saül, der nur per Flug, und weder auf dem Wasserweg noch auf dem Landweg erreichbar ist. Sie macht uns richtig neugierig, so dass wir schnurstracks zum Flughafen Rochambeau fahren und dort spontan einen Flug nach Saül für nächsten Samstag buchen. Im kühlen Flugplatzgebäude essen wir unser Pick-Nick und machen uns danach wieder auf den Rückweg zur MABUHAY. Einer unserer Fahrer fährt als ob der leibhaftige Satan hinter ihm her wäre. Er beschleunigt wie verrückt um dann wieder ruckartig zu bremsen. Ausserdem fährt er andauernd im Zickzackkurs, ich bin richtig froh wieder auszusteigen! Aber danach dürfen wir heute sogar mal in einem MAN-Vierachser-Muldenkipper mitfahren. Das ist toll, da hat man den richtigen Ueberblick!

Kurz vor der Militärbasis, riecht Paul plötzlich frische Baguettes. Wir gehen dem Geruch nach und kommen zu einer Bäckerei (ohne Laden), die für die Supermärkte Brot herstellt. Wir dürfen hier auch Baguettes kaufen und freuen uns sehr darüber. Die Bäckerei liegt nämlich genau an unserem Weg, 150 m von unserem Dinghysteg entfernt, nur haben wir bis jetzt noch nie den feinen Brotgeruch wahrgenommen.

 

Dienstag, 2.September 2008: Nach 2 Monaten Ferien ist heute Schulbeginn in Französisch

Guyana.

Wir sind den ganzen Tag an Bord und putzen an der MABUHAY herum, ich innen, der Skipper aussen.

 

Mittwoch, 3.September 2008: Wieder Putz-und Wascharbeiten an Bord.

die MABUHAY liegt ganz einsam im Fluss Mahury
in Roura

Donnerstag, 4.September 2008: Die französischen Armeeangehörigen, die hier in der „Base nautique de Stoupan“ ihren Militärdienst leisten dürfen, haben unwahrscheinlich grosses Glück! Wir haben das Gefühl, und einer der Soldaten sagt uns das auch, hier sei es wie Ferien. Es sind nur ganz wenige Männer anwesend , 4 Stück, die permanent hier stationiert sind. Sie haben einen luftigen, strohgedeckten „Aufenthaltsraum“, herrlich schattig, mit einem Grossbild-Fernseher, der meistens läuft wenn wir vorbeikommen und einer Grillstelle. Hie und da machen ein paar von ihnen eine Erkundungstour in Piroggen und sonst wird ein wenig der Traktor gewaschen, den sie benutzen um die Piroggen aus dem Fluss zu heben. Manchmal wird ein wenig Rasen gemäht aber alles in äusserst lockerer Form. Am meisten staunt Paul, der die Schweizer Armee kennen gelernt hat, über die Tenues. Da werden kleine dunkelblaue Turnhöschen und ein weisses Leibchen getragen oder ganz kurze Kampfanzug-Höschen und dazu ein ärmelloses kampffarbenes Shirt. Gestern haben wir sie allerdings mit 2 grossen Piroggen flussaufwärts fahren sehen. Da waren etwa 20 Gast-Soldaten in den Booten. Wir vermuten, dass sie irgendwo im Regenwald eine Dschungelausbildung absolvieren müssen, so à la: „wie überlebe ich im Dschungel?“

bei der Militärbasis in Stoupan

Freitag, 5.September 2008: Wir haben beide sehr, sehr schlecht geschlafen. Um 8h sind wir schon unterwegs nach Cayenne. Wir wollen zur Hauptpost, einen Brief für Helmut und einen für uns abholen. Als wir endlich an der Reihe sind, sagt man uns, dies sei nicht die richtige Post, die postlagernden Briefe kommen auf eine Post ganz am anderen Ende der Stadt! Zu Fuss durchqueren wir die ganze Stadt und bekommen dort bei der Post Badeule tatsächlich unseren wichtigen erwarteten Brief. Aber der von Helmut wird uns nicht ausgehändigt. Er sei zwar da, aber wir bräuchten eine Vollmacht von Helmut um ihn zu erhalten. Der alte, abgelaufene Personalausweis, den Hellmut uns gegeben hat, hilft auch nicht. Paul getraut sich nicht, sich als Helmut auszugeben, falls er unterschreiben muss!

Irgendwie frustriert laufen wir in der grössten Hitze wieder quer durch die Stadt. Wir schauen uns den Fischmarkt in einem schönen neuen Gebäude, das zum Teil mit EU-Geldern mitfinanziert wurde, an. Hier finden wir einen Autoschlüssel, den wir an einem Fischstand abgeben. Danach schauen wir uns den „alten Hafen“ von Cayenne an. Der muss wirklich sehr alt sein, denn Hafen ist überhaupt keiner mehr vorhanden! Wir marschieren zurück ins Zentrum der Stadt und essen bei einem Chinesenrestaurant ein Hühner-und ein Wurstsandwich. Nach einer halben Stunde im Internetcafé geht es wieder zurück zur MABUHAY. Der letzte Autofahrer der uns mitnimmt, heisst Gregory und ist ein junger, sehr hübscher Franzose. Er arbeitet seit drei Jahren bei der Air Guyane. Und, das glaubt uns wieder mal keiner! Er ist der Pilot, der uns morgen nach Saül fliegen wird. Das gibt es doch einfach nicht!!! Er chauffiert uns direkt zu unserem Dinghy beim Militär und wird uns morgen auch hier wieder abholen. Das ist einfach toll!

Wir holen noch schnell beim Bäcker ein frisches Baguette, das er uns aber unbedingt schenken will. Merci beaucoup monsieur! Uns geht es doch wirklich wieder einmal supergut...

Auf der MABUHAY schneiden wir uns gegenseitig die Haare und packen unsere Rucksäcke für morgen.

in Cayenne

Wieso heisst eigentlich Cayennepfeffer nach der Stadt Cayenne? Ehrlich gesagt, ich habe absolut keine Ahnung!

 

Cayennepfeffer

Paprikapulver bzw. Chilipulver bezeichnet aus getrockneten Schoten durch Zermahlen hergestellte Gewürze.

Chilipulver wird synonym auch als Cayennepfeffer bezeichnet. Aus getrockneten Chilischoten läßt sich Chilipulver im Mörser oder in einer Gewürzmühle leicht selber herstellen. Der Schärfegrad kann durch den Anteil der Samen und Scheidewände beziehungsweise die Wahl der Sorten beeinflusst werden.

Cayennepfeffer

Samstag, 6.September 2008: Um 6h ist Tagwache und um 6h45 bringen wir unser Dinghy in die Obhut der französischen Armee. Wir haben gestern gefragt und die vier Soldaten die permanent dort stationiert sind, sind alle sehr nett und passen gerne darauf auf. Sie helfen uns sogar, es in einen Schuppen unters Dach zu platzieren. Wie versprochen, holt uns Gregory um 7h10 mit seinem abbruchreifen Peugeot ab. Hoffentlich ist sein Flugzeug in einem besseren Zustand!!! Um 7h30 sind wir bereits am Check-In-Schalter. Nach einem prima Espresso und einer Rosinenschnecke an der Flugplatzbar, können wir schon in die 19-plätzige Turboprop Twin Otter einsteigen. Wir sind vier Gäste an Bord. Ein junges Franzosenehepaar und wir beide. Zuvorderst sitzt noch ein Flugkontrolleur, der unseren beiden Piloten während des ganzen Fluges genau auf die Finger schaut und dazu Notizen macht. 

Ziemlich pünktlich starten wir und fliegen nur 45 Minuten, in etwa 1500m Höhe, über einen Teppich von verschiedenen Grün-und Brauntönen, hie und da unterbrochen von rosa-und gelbfarbenen Baumkronen. Wald, Wald, Wald..., soweit das Auge reicht! Unterbrochen wird der Dschungel nur manchmal von einem schmalen Flusslauf. Jetzt glauben wir, dass 90% von Französisch Guyana mit Wald bedeckt sind! Plötzlich taucht mitten in diesem grünen Nirgendwo eine „Waldlichtung“ auf, mit ein paar verstreuten weissen Blechdächern die in der Sonne glänzen, unser Ziel: Saül. Wir landen bestens auf einer roten, 1200m langen Sandpiste (der Flugplatz wurde 1955 erbaut). Gleich daneben befindet sich das „Flughafengebäude“, d.h., es ist eigentlich nur ein grosses Dach. Unser Gepäck, Getränke, Säcke mit Reis, Mehl, Toilettenpapier und alles andere, was wir in unserem Flugzeug mitgebracht haben, wird auf einen uralten, mit zerplitterter Frontscheibe, kleinen Lastwagen aufgeladen. Die Gäste die nach Cayenne wollen, steigen ein, und die beiden Piloten haben kaum Zeit eine Zigarette zu rauchen, und schon müssen sie mit der kleinen Flugkiste wieder in die Luft, zurück nach Cayenne.

Wir klettern jetzt zum Gepäck hinten auf den LKW und werden damit, voll rot eingestaubt, etwa 10 Minuten ins Dorf, vor das Gemeindehaus gekarrt. Jetzt laufen wir noch zirka 5 Minuten bis zu „Chez Lulu“, wo wir übernachten werden. Die zwei jungen Franzosen haben das gleiche Ziel. Sie hängen in der Hängematten-Schlafhütte ihre Hängematte auf, während wir einen kleinen Bungalow beziehen. Es hat ein Doppel-und ein Einzelbett darin, Dusche/WC, auf der Veranda einen Tisch mit einer Bank und einem Hocker und eine offene Küche mit Geschirr und Pfannen. Wir finden für den Preis von 40 € für 2 Personen pro Nacht, ist alles sehr, sehr, sehr bescheiden und primitiv gebaut, aber es ist halt idyllisch und trotz der Einfachheit wunderschön. 50 m neben unserem Bungalow geht bereits der Urwald los.

Paul benutzt als erster die Toilette und lässt einen gellenden Schrei los, sodass mir das Blut in den Adern gefriert. Ich habe ihn noch nie so schreien hören! Als er die Spülung betätigt, springt ihm ein kleiner schwarzer Frosch auf's nackte Knie! Danach springt er (der Frosch), mit einen gewaltigen Satz an die Wand und klebt dort, ängstlich und mit heftig pochendem Herzchen. Oh, armes kleines Kerlchen, es ist bestimmt ganz fürchterlich erschrocken! Vielleicht ist es ja ein verzauberter Prinz?

Wir fragen Lulu (Lucien), ein schwarzer Creole, und seine weisse Freundin Severine, beide spindeldürr, ob sie für uns Abendessen kochen und wo man hier ein wenig wandern kann. Lulu gibt uns einen ausgedruckten Wanderplan und ein Wanderbuch mit verschiedenen Wandervorschlägen. Es ist 11h und wir unternehmen eine kleine Erkundungstour zu einem Aussichtspunkt oberhalb des Dorfes Saül.

Das Dorf Saül wurde im Jahre 1910 während des Goldrausches gegründet. Der Ort ist nur per Flugzeug, und weder auf dem Wasserweg noch auf dem Landweg zu erreichen. Alle Lebensmittel, ausser vielleicht Bananen, Avocados, Mangos usw., Baumaterial und alles was man so braucht, muss von Cayenne per Flugzeug hergeflogen werden, Luftlinie 170 km von Cayenne. Saül hat 80-100 Einwohner, davon sind 13 Kinder von 3-11 Jahren in der Dorfschule. Die Grossen müssen nach Cayenne in die Schule. Das Dorf hat eine katholische Kirche die im Jahre 1962 erbaut wurde und unter den nationalen Monumenten aufgelistet ist, weil sie die einzige Kirche in ganz Französisch Guyana ist, die zwei Glockentürme hat. Einmal pro Monat kommt der Pfarrer vorbei und hält einen Gottesdienst ab.

Danach essen wir erst mal unser mitgebrachtes Pick-Nick auf der Veranda unseres Häuschens. Der Urwald rundherum bietet uns dazu ein lautes Konzert mit vielfältigen, uns unbekannten Stimmen von Vögeln, Grillen, Zikaden, Fröschen und wer weiss was noch allem.

Nach Paul's Nickerchen machen wir uns auf den Weg, Chantal zu suchen. Den Bungalow müssen wir abschliessen, indem wir die hölzerne Bank vor die Türe schieben! Chantal ist die Krankenschwester, die wir in Cayenne beim Autostoppen kennen gelernt haben und wegen ihr sind wir eigentlich hier. Wir finden sie tatsächlich und stören sie bei der Siesta. Sie und ihr Mann Frédéric laden uns spontan zu einem Bier ein und zeigen uns ihr Holzhäuschen, das hier „Carbet“ heisst. Also ehrlich gesagt: sehr, sehr, sehr einfach!!! Als wir dort sind, kommt soeben eine Lieferung vom Flugplatz für Chantal und Frédéric mit 22 Paketen. Paul hilft beim Abladen. Ein Bürostuhl, ein Drucker, ein DVD-Player, Besenstiele, Bier, Wein, und jede Menge Lebensmittel. Chantal und Frédéric fliegen einmal pro Monat nach Cayenne und bestellen dort alles, was sie benötigen. Frédéric erzählt uns, dass es hier in der Gegend sehr viele illegale Goldsucher gibt, vor allem Brasilianer, und dass diese ein grosses Problem darstellen.

Bevor wir uns von Chantal und Frédéric verabschieden zeigt uns Chantal noch ihr 6-Tage altes Kätzchen und schenkt uns zwei Avocados von einem ihrer Bäume.

Im Dorfladen, bei Fabienne, kaufen wir uns für morgen ein Pick-Nick ein und auch hier erfahren wir sehr viel Wissenswertes.

Zum Abendessen, um 19h30, gibt es zuerst einen Rhumpunsch, der es in sich hat, Paul schüttelt sich und überlässt mir dann seine Portion! Dazu gesalzene Erdnüsse. Danach eine Platte mit grünen, kalten Bohnen und eine Platte mit gemischtem heissem Gemüse, dazu eine Art Salatsauce mit kleinen Fischstückchen drin und einen ganzen Berg Brot. Der Tisch ist für acht Personen gedeckt, aber nur das junge Franzosenpaar, Aurelie und Stéfane isst mit uns. Jetzt gibt es etwa eine halbe Stunde nichts mehr zu essen und wir finden, für 14 € sei das nicht ein sehr reichhaltiges Abendessen gewesen. Paul zündet sich ein Zigärrchen an, aber er muss sie sofort wieder ausmachen, jetzt kommt nämlich eine riesige Platte mit Reis und eine Schüssel voll gekochtem Fisch an einer Sauce. Aha, das Gemüse war also nur die Vorspeise! Zum Dessert gibt es Früchtekompott und Kaffee. Ja, jetzt ist es doch noch 14 € wert dieses Essen und sehr gut ist es auch noch. Lulu verschwindet sofort nach dem Kochen ins Bett. Er hat hohes Fieber, Malaria!!! Chantal hat uns erzählt, dass es im Moment sehr viele Malariakranke im Dorf habe.

Severine isst jetzt auch ein wenig von dem Essen und nun kommen noch zwei Männer (Creolen) aus Cayenne dazu. Einer, ein älterer Herr, Emile Moncy, ist der Vize-Präsident des Aeroclubs Cayenne. Er lädt uns ein, wenn wir wieder in Cayenne zurück sind, mit ihm einen kleinen Rundflug zu machen. Dieses Angebot nehmen wir nätürlich sehr gerne und erfreut an.

Aurelie und Stéfane, die beiden jungen Franzosen, die mit uns im Flugzeug hergereist sind, haben sich heute Nachmittag im Regenwald verlaufen, trotz des Wanderbuches, das sie dabei hatten. Sie gerieten schon in Panik, als ihnen beim dunkel werden Brasilianer den Weg zum Dorf zeigten. Auch hier erfahren wir wieder, dass Brasilianer hier scheinbar ein grosses Problem sind. Sie reisen zu tausenden heimlich und illegal ins Land ein und verschwinden in den Wäldern um dort Gold zu suchen.

über dem Regenwald
die Feurwehr steht am Flugplatz von Saül bereit
am Flugplatz
das Flugplatzgebäude
das Flugplatz-Transporterauto
unser Urwaldhäuschen

Sonntag, 7.September 2008: Wir haben beide ziemlich gut geschlafen, obwohl es gegen Morgen empfindlich kühl wurde. Um 6h30 erwacht der Dschungel wieder mit vielen Stimmen zu lautem Leben. Heute werde ich zünftig von unserem WC-Frosch erschreckt. Aber er ist anständig und springt mich nicht direkt an! Um 9h essen wir bei Lulu Frühstück (4 €). Aus seinem Wanderbuch mit diversen Rundwanderungen entscheiden wir uns für eine nicht allzu lange Wanderung, zur „Popote“. Dazu müssen wir Richtung Flugplatz laufen. Es gibt dafür eine Abkürzung, aber die verfehlen wir natürlich: Wir nehmen einen Weg, der auch rechts von der Hauptstrasse abgeht und landen auf dem Müllplatz, mitten im Regenwald. Paul sieht gerade noch eine aufgeschreckte schwarz-weisse Schlange davonspurten! Also, den ganzen Weg wieder zurück bis zur Hauptstrasse und nun sehen wir auch wirklich einen unscheinbaren Trampelpfad zum Flugplatz. Er führt quer durch den Wald, zum Teil durch Wasserpfützen und über umgekippte Bäume. Zum Glück können wir hier meistens am Schatten laufen. Nach etwa 5 km erreichen wir unser Ziel, Kanawa oder auch Popote genannt. Hier, an einem Fluss, haben sich die beiden Franzosen Sylvie und Christian mit ihren Söhnen, Töchtern und der kleinen Enkelin ein richtiges Paradies errichtet. Sie verkaufen Getränke und selbstgebackenes Brot aus dem Holzofen und man könnte auch bei ihnen essen. Christian läuft in einem roten Lendenschurz herum und sagt uns, er sei halt ein „weisser Indianer“. Auch er erzählt uns von den Brasilianern, die hier illegal Gold suchen, und dass er auf sie schiesst, wenn er welchen begegnet!! Wow, harte Sitten! Wir trinken ein kühles Bier und kaufen ein noch warmes Brot, direkt aus dem Ofen. Danach zeigt uns Christian, wo wir bei einer Hütte mit Tisch und Bänken picknicken und im Fluss baden können. In der Hütte könnte man auch in der selbstmitgebrachten Hängematte übernachten. Wir geniessen ein herrlich erfrischendes Bad an diesem verzauberten Ort und danach unser Pick-Nick mit köstlich knusprigem Brot. Über dem Fluss flattern hunderte von kleinen, gelben Schmetterlingen in Kettenformation umher und im Wasser hat es kleine Fische, die ganz nah herankommen.

Um 14h treten wir den Rückweg wieder an und nach zirka 30 Minuten treffen wir auf Aurelie und Stéfane, die auch nach Kanawa-Popote wollen.

Wir kommen irgendwie vom richtigen Weg ab, treffen aber trotzdem mit etwa 13 km in den Beinen, um kurz nach 16h in unserem Bungalow ein. Total verschwitzt und rot vom Staub stürzen wir uns sofort unter die, leider nicht kühle Dusche. Hinter jedem der Bungalows hat es einen Wasserspeicher mit Solarpaneelen für heisses Wasser.

Saül ist die einzige Gemeinde von Französisch Guyana, die nicht ans nationale Elektronetz angeschlossen ist. Auf jeder Landparzelle mit einem Haus drauf, steht ein kleines Holzhäuschen mit Solarzellen auf dem Dach. Die Sonnenenergie wird in die Batterien eingespiesen, die sich in den Häuschen befinden. Seit 2003 hat es in der ganzen Gemeinde 76 solcher Solarhäuschen, die die Einwohner mit Strom versorgen.

Wir sitzen ein wenig auf unserer Veranda und beobachten einen Kolibri, der genüsslich seinen langen Schnabel in jede einzelne Blüte am Strauch neben unserem Bungalow steckt.

Vor dem Abendessen machen wir noch einen kleinen Spaziergang durchs Dorf. Wir treffen wieder auf Aurelie und Stéfane, die von ihrer Wanderung zurückkommen. Zusammen sehen wir am Dorfrand, auf einem Baum, drei wunderschöne, grosse und herrlich bunte Aras (Papageien). Au, ist das ein toller Anblick!!!

Zum Abendessen ist heute für vier Leute gedeckt. Aber nur Severine isst mit uns. Lucien ist sofort nach dem Kochen wieder in sein Bett verschwunden, die Malaria plagt ihn zu sehr!

Aber er hat uns etwas sehr Gutes gekocht. Zuerst gibt es den Rhumpunsch, einen Teller mit geschnittener Salami, die nur Paul und ich wegputzen. Danach gibt es gekochtes Huhn mit grünen Bohnen, Maniok (ganz grobes, trockenes Mehl, das man mit der Sauce einweicht). Dazu rote Bohnen, die den ganzen Nachmittag auf dem Holzfeuer gekocht wurden, an einer pikanten Sauce. Dies seien creolische Spezialitäten und wir sind total begeistert, wie gut das alles schmeckt.

wir machen eine Urwald-Wanderung
wir kaufen noch warmes Brot aus diesem Backofen
und baden im herrlich kühlen Fluss
in Saül
Häuschen für die Solarspeicher-Batterien
die Solarspeicher-Batterien
die Kirche von Saül
Aras
der Speisesaal bei "chez Lulu"
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