Samstag, 24.Mai 2008: Zurück in Salvador und Chapada Diamantina 1
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wieder im Hafen von Salvador

Samstag, 24.Mai 2008: Gestern hatte Silvana ihren 43.Geburtstag und deshalb sind wir heute bei ihr zu Hause zur Geburtstagsparty eingeladen. Silvana ist die brasilianische Freundin vom Oesterreicher Manfred, von der „MAUS“. Um 16h fahren wir zu Elft mit dem Bus ins Quartier „Barra“, wo Silvana wohnt. Wir, das sind Manfred, das brasilianische Ehepaar Lourdes und João von der „Compostela“, die Deutschen Hanna und Hellmut vom Schiff „Albatros“, die belgische Familie von der „Lili“ mit Magdalena, Dominique und ihren beiden Kindern Silvain (17) und Geraldine (12), und natürlich wir zwei MABUHAYANER.

Als wir bei Silvana zu Hause eintreffen sind schon etwa zwölf Leute da. Silvanas Mamma, ihr Bruder, Cousins und Cousinen. Im Laufe des Abends kommen dann noch viele mehr dazu: Tante Maria und Onkels, Nachbarn und Freunde, bis zum Schluss etwa 35 Personen. Aber Essen hat es etwa für 50 oder noch mehr!!! Silvana wohnt (wenn sie nicht bei Manfred auf dem Schiff ist), mit ihrer Mamma in einem schönen kleinen Häuschen mitten in der Millionenstadt Salvador. Wir trinken Caipirinha (Zuckerrohrschnaps mit Limonensaft, Zucker und Eis) und, Mann oh Mann, der hat es in sich und ist gefährlich!!! Aber guuuut...! Mit dem Essen haben sich die Frauen eine Riesenmühe gegeben. Es hat diverse Vorspeisen, Salate und ein etwa 1.5 Meter langes, gefülltes Partybrot. Zum Hauptgang Reis, Bohnen, Fleisch mit Bohnen, Fischsuppe, Fisch und Kartoffeln. Zum Dessert eine supergute Maracuja-Crème und zwei Torten noch dazu. Danach Kaffee soviel man will. Wir finden das Wahnsinn, was da alles aufgestellt wird und wir essen alle viel zu viel, bis wir nicht mehr können! Danach singen wir alle zusammen, jeder in seiner Sprache, Happy Birthday!

Ein 20-jähriger Neffe von Silvana, Felipe, studiert an der Universität von Salvador Geschichte und beeindruckt uns mit seinem Wissen über Europa. Er spricht sehr gut Englisch (bis jetzt für uns der erste Brasilianer der das kann). Er kennt zum Beispiel den vollständigen Text der französischen Nationalhymne, kennt die Lieder von Jacques Brel und Edith Piaf mit den ganzen Texten. Dabei spricht er nur ganz wenig Französisch. Er erzählt uns Interessantes über die europäische Geschichte, so dass wir nur staunen. Von der Schweiz kennt er nur das Schweizer Taschenmesser und die Lindt-Schokolade sei die Allerbeste! Aber am köstlichsten ist es, wenn er uns vormacht, wie es tönt, wenn Paul und ich miteinander Dialekt sprechen oder wenn Deutsche sich unterhalten. Seine Lieblingsworte auf Deutsch sind: „Kapitulation? Niemals!“ und: „Isch ab kein Geld!“. Wir unterhalten uns königlich mit ihm und haben sehr viel zu lachen.

So gegen 22h45 macht sich Müdigkeit bemerkbar und wir begeben uns auf den Heimweg. Manfred findet, man könne um diese Zeit unmöglich einen öffentlichen Bus nehmen. Paul und ich finden, das könnten wir schon, wir haben keine Angst. Aber dann nehmen wir drei Taxis zurück zur Marina, und als wir dann die vollgestopften Busse sehen, finden auch wir beide, dass das die bessere Lösung war.

Es war wirklich eine tolle Geburtstagsfeier, herzlichen Dank an Silvana und Manfred!

Silvana hat Geburtstag
mmmm..., es gibt viele gute Sachen
Happy Birthday Silvana

Sonntag, 25.Mai 2008: Puhhh, wir sind immer noch so vollgefressen von gestern Abend, dass es heute nur Reste gibt von dem Riesenpartybrot. Silvana und ihre Mamma haben jedem Gast ein Stück davon mitgegeben.

das Party-Brot

Montag, 26.Mai 2008: Paul putzt an der MABUHAY herum bis sie das schönste Schiff im ganzen Hafen ist und ich bin dafür ganze 3 Stunden im viel zu sehr heruntergekühlten Internetlokal um Fotos nach Hause zu senden. Am Nachmittag gehen wir zu unserem Optikergeschäft Bizza und werden dort mit grossem Hallo und wieder Küsschen links und Küsschen rechts von den Verkäuferinnen begrüsst. Wir wollten eigentlich hier nur melden, dass wir unsere beiden Brillen noch nicht abholen können, weil unsere Kreditkarten nicht funktionieren. Sobald wir unsere neuen Karten haben, werden wir die Brillen holen kommen. Aber die nette Frau schnappt sich Paul's Mastercard, zieht sie durch das Gerät und razfaz sind unsere Brillen bezahlt. Wir verstehen die Welt nicht mehr. Wir üben und üben und man sagt uns, die Karte sei defekt und hier geht sie auf Anhieb. Das gibt’s doch nicht! Nun haben wir wieder Hoffnung, auch an Bargeld zu kommen und versuchen es zum X-ten Mal am Bancomaten, aber vergeblich! Aus dem Optiker Bizza-Geschäft werden wir wieder mit Küsschen links und Küsschen rechts verabschiedet.

Und noch eine schöne Ueberraschung erleben wir heute. Wir erhalten eine Ansichtskarte aus Florenz, die wurde dort am 7.April 08 abgestempelt. Ist das nicht toll? Sie hat tatsächlich den Weg bis zur MABUHAY gefunden. Ganz lieben Dank an die Absenderin!

Paul putzt die MABUHAY auch unten rum auf Hochglanz

Dienstag, 27.Mai 2008: Wir putzen wie verrückt an der MABUHAY herum, Paul aussen, ich innen. Ich wasche alle Bezüge der Polster im Salon. Beim Wiederbeziehen, vermurkse ich einen Reissverschluss. Gott sei Dank kann mein Skipper, der Praktiker, den Reissverschluss retten. Ich muss nur noch mit starkem Faden am Ende des Verschlusses ein paar Stiche machen, damit der Schlitten nicht mehr ausfädeln kann. Die Polsterbezüge sind wieder schön blau geworden, fast wie neu, und wir freuen uns wieder an unserem sauberen, gemütlichen Stübchen.

Am Nachmittag sind wir wieder mal per Lift in der Oberstadt. Wir wollen telefonieren. Vorher gebe ich aber noch meine Ledersandale bei der „Schuhklinik“ ab. Die ganze Sohle hat sich gelöst und der Schuhmacher näht sie von Hand rundherum wieder an. Er sagt, ich könne den Schuh nach drei Stunden wieder abholen. Aber nach zwei Stunden ist die Sandale schon fertig genäht. Der Schuhdoktor meint, ich müsse den zweiten Schuh auch noch bringen. Unterdessen sitzt er auf seinem Schemel an der Strasse und wartet auf Arbeit.

Es regnet zwischendurch leicht. Paul sucht wieder einmal (oder immer noch) neue Dieselkanister zu kaufen. In der Oberstadt fragen wir in einem Haushaltwarengeschäft und dort schreibt uns der Verkäufer auf einen Zettel wohin wir sollen und wie „Kanister“ auf Portugiesisch heisst. Das ist ein toller Service!

Man schickt uns mit der Standseilbahn wieder in die Unterstadt. Dort fragen wir einen Polizisten, wo das Geschäft ist, das auf unserem Zettel steht und er meint, das sei sehr weit zu Fuss. Also dann halt wieder mal keine Kanister! Dafür gehen wir in einen Laden, der „Le Biscuit“ heisst. Das tönt doch gut, oder? Aber in diesem riesigen Laden finden wir zu Paul's Leidwesen weit und breit keine Biscuits. Dafür hat es alles andere wie: Computerzeug, Geschirr, Bastelsachen, jede Menge Schulhefte, Wolle (ich kann nicht widerstehen und kaufe zwei blaue Knäuel) tonnenweise Spielsachen und Carnavalszeug, Dekorationsplunder und auch Putzmaterial. Hier kann Paul nicht widerstehen und kauft zwei Bürsten für sein Lieblingshobby, MABUHAY-Schrubben.

der Schuhmacher

Mittwoch, 28.Mai 2008: Wir werkeln in und ums Schiff herum. Am Nachmittag haut sich Paul barfuss zünftig die zweitkleinste Zehe an einer Kante an, dass das Blut nur so läuft. Es ist genau die gleiche Zehe, die er vermutlich vor einiger Zeit gebrochen hat.

Um 16h kommen Silvana und Manfred zu uns zum Kaffee und Kuchen.

Um 17h haben wir eine Fernwartungs-Computerkonferenz mit Fred aus Gran Canaria. Irgendetwas stimmt mit unserem Computer, Pactor und Funk nicht mehr. Aber diese Fernwartungs-Computerkonferenz kommt heute nicht zustande. In Gran Canaria scheint es ein Internet-Verbindungs-Problem zu geben.

Donnerstag, 29.Mai 2008: Gegen 10 h bringe ich meine zweite Sandale zum Nähen zur Schuhklinik. Danach fahren wir mit Hanna und Helmut von der „Albatros“ mit dem Bus zum Busbahnhof. Während wir auf den Bus warten, kommt ein Zahnbürsten-Verkäufer und will uns unbedingt sein Produkt verkaufen. Zuerst will er für eine Zahnbürste 5 R$. Wir schütteln solange die Köpfe bis er uns für 4 R$ drei Zahnbürsten gibt!

Nächsten Montag wollen wir zusammen einen 5-tägigen Ausflug unternehmen und wir holen uns heute schon mal die Tickets für den Bus.

Im enorm riesigen Einkaufstempel IGUATEMI schlendern wir danach ein wenig herum, ohne uns eigentlich wirklich in dem Mega-Einkaufszentrum wohl zu fühlen. Besonders Paul will so schnell wie möglich wieder raus aus dem Schuppen.

Zurück in unserem Hafenquartier trinken wir zusammen noch etwas oben im Restaurant des 

Mercado Modelo. Paul und ich holen noch schnell meinen Schuh ab und sind dann wieder auf der MABUHAY anzutreffen. Um 16h kommen Manfred, Hanna und Helmut zu uns zum Kaffee und Bier.

Auch heute versuchen wir wieder ab 17h eine Fernwartungs-Computerkonferenz mit Fred aus Gran Canaria. Aber, nix zu machen, es klappt nicht! Um 18h schüttet es wie aus Eimern!

das Ambulanz-Boot im Hafen

Freitag, 30.Mai 2008: Was wir heute vorhaben ist gar nicht lustig! Wir müssen nämlich zu den Behörden um unsere Visa verlängern zu lassen. Bei der Einreise bekommt man eines für 90 Tage und man kann das Visum nochmals um 90 Tage verlängern lassen. Um 9h sind wir schon unterwegs zu Fatima. Das ist die Frau von der Policía Federal, bei der wir uns am 12.März angemeldet haben und die uns das Visazettelchen in den Pass geposticht hat. Wir suchen sie im Hafengelände, im Büro, wo sie vor drei Monaten noch sass. Aber das Haus wird total umgebaut und Fatima ist nirgends zu finden. Nach vielem Fragen zeigt man uns endlich wo sie ihr neues, diesmal wirklich schönes Büro hat. Sie ist ganz alleine in dem riesigen Büro mit 12 Kundenschaltern. Sie ist eine sehr resolute Frau (ein Mannweib!) schaut sich unsere Pässe an und weist uns dann wieder hinaus. Wir müssen zur Policía Federal beim Flughafen. Fatima sagt uns noch, welchen Bus wir hier, direkt gegenüber zu nehmen haben. Geduldig warten wir ungefähr 50 Minuten auf den richtigen Bus. Wir denken schon, der kommt nie. Ein Wahnsinn, wieviele Busse hier vorbeifahren, einer nach dem anderen. Die Stadt Salvador muss einen unheimlich grossen Busparkplatz haben! Endlich kommt auch unserer und wir fahren in 78 Minuten nördlich, zum 35 km entfernten Flugplatz. Ein Stück führt die Strasse dem Meer entlang. Wir sehen wie die jungen Burschen auf ihren Surfbrettern auf den Wellen reiten. Das sieht absolut cool aus! Die Fahrt kostet pro Person 2 R$ (Sfr. 1.20 / 0.80 €). Die ungefähr letzten 500m vor dem Flughafengebäude fährt man durch eine Bambusallee, wie durch einen Tunnel und da unter dem Bambus ist es angenehm kühl.

Zum Glück finden wir schnell das Büro der Policía Federal und werden auch sofort bedient. Es ist nur noch ein junger Mann da, der auch ein Visum braucht. Nun bekommen wir ein winziges Zettelchen, etwa 3.5 auf 4.5 cm gross. Da steht eine www. Adresse von den brasilianischen Behörden drauf, ein Code, ein Amt und der Preis von 67 R$. Der Beamte erklärt uns, wir müssen damit in den ersten Stock hinauf zum Internet, dort für jeden von uns ein Formular ausfüllen und es dann ausdrucken. Mit Hilfe des Angestellten vom Internet bringen wir das erstaunlicherweise ganz schnell fertig. Nur der junge Mann, ein Amerikaner, hat sehr Mühe und weiss nicht, was er tun muss. Wir helfen ihm und schon bald hat auch er sein ausgedrucktes Formular in den Händen. Nun müssen wir wieder in die untere Etage zur Bank oder zur Lotterieannahmestelle und pro Person 67 R$ einbezahlen. Zurück bei der Policía Federal, muss nun nochmals jeder von Hand ein Formular ausfüllen (die wollen doch tatsächlich die Namen von unseren Vätern und Müttern wissen!). Nun heisst es warten, etwa 20 Minuten oder so, und wir bekommen unsere verlängerten Visen, in den Pass gestempelt, ausgehändigt. Nur Geoffrey, der junge Amerikaner, ist ganz geknickt, als er das Büro verlässt. Draussen fragen wir ihn, was denn passiert sei. Er erzählt uns, dass sein Visum schon vor zwei Wochen verlängert hätte werden sollen, und dass er jetzt keine Verlängerung erhalten habe. Im Gegenteil, er hat die 67 R$ bezahlt, und muss, wenn er ausreist, eine Strafe von 800 US Dollar bezahlen, und er habe doch keine 800 US Dollar. Armer Kerl, er weiss nicht, was er machen soll!

Wir trinken und essen im Flughafen eine Kleinigkeit und nehmen dann den 14h-Bus zurück in die Stadt. Hier gehen wir wieder ins Policía Federal-Büro von Fatima, um uns aus Salvador abzumelden. Zwar bleiben wir noch ein paar Tage hier, aber was erledigt ist, ist erledigt. Fatima schreit mich ziemlich grob an, weil ich nicht gleich verstehe was sie mich fragt. Aha, sie wollte wissen, welches unser nächster Hafen ist, den wir anlaufen werden. „Belem!“ sage ich, obwohl ich weiss, dass wir vorher noch ein paar andere Häfen besuchen werden. Sie füllt von Hand zwei Formulare aus, mit einem blauen Pauspapier dazwischen. Eins bekommen wir, das andere legt sie fein säuberlich in ihren Ordner. Jetzt befiehlt sie uns, wir müssen noch zum Zoll und zum Hafenkapitän um uns auch dort noch abzumelden. Wir sagen „Ja,ja„ und schleichen komplett k.o. zurück zur MABUHAY. Für heute reicht es uns mit den Behörden und Zoll und Hafenkapitän müssen warten. Auf dem Steg erwarten uns schon Manfred, Hanna und Hellmut. Sie waren sehr in Sorge, weil wir solange weg waren (von 9h bis 16h30), und sie haben uns schon mit einem Messer im Rücken oder einem gebrochenen Bein irgendwo liegen sehen. Nein, es geht uns gut, wir sind nur einfach fix und fertig..., Paul ist um 19h15 im Bett.

Uebrigens können alle, die sich um Pauls Gesundheit sorgen machen, wieder beruhigt sein. Sein linker Ellbogen schmerzt zwar immer noch, aber Paul macht sich wieder am Kühlschrank zu schaffen und verputzt im Null Komma nichts eine ganze 170g Tafel brasilianische Schokolade! Das ist das beste Zeichen, dass es ihm wieder gut geht.

mit diesem Code bekommen wir unser Visa um 3 Monate verlängert

Samstag, 31.Mai 2008: Juchuuu...! Wir haben heute unsere neuen Kreditkarten bekommen. Eine davon funktioniert sogar und wir können endlich wieder Bargeld vom Bancomaten beziehen. Tolles Gefühl!!! Wir fahren mit dem Lift in die Oberstadt um zu telefonieren. Zuerst mit der Zentrale von Mastercard. Und dann mit Fred in Gran Canaria, wegen unserer Fernwartung und der Computerkonferenz. Ja, nun gibt es ein Problem an seiner Verbindung und so vereinbaren wir, dass wir uns Ende nächste Woche wieder melden, wenn wir von unserem Ausflug zurück sind.

Nachmittags sind Hellmut, Silvana und Manfred bei uns zum Kaffee und Bier.

Seit wir von unserer Tour in den Süden zurück sind, haben wir das Gefühl, in diesem Hafen hier herrsche eine enorme Unruhe. Die Schiffe zerren und ruckeln an ihren Seilen und tanzen wie verrückt hin und her. Und zwar alle, nicht nur die MABUHAY.

Besuch

Sonntag, 1.Juni 2008: Hellmut und Paul versuchen unermüdlich, unsere Verbindung vom Computer zum Funkgerät in Gang zu bringen. Sie versuchen mit neuen Kabeln und sie versuchen es mit Hellmut's Computer. Mit dem geht’s, aber sobald wir wieder unseren anschliessen, ist wieder fertig mit der Verbindung.

Um 13h30 treffen wir uns mit Manfred, Silvana, Hanna und Hellmut im Restaurant des Mercado Modelo zum Essen. Wir müssen fast eine ganze Stunde auf das Essen warten. Während dieser Zeit erklärt uns Manfred die Theorie, dass, wenn sich 40 Leute in einem Raum befinden, die Wahrscheinlichkeit besteht, dass mindestens zwei Personen am gleichen Tag Geburtstag haben. Ich finde, das müssen wir gleich mal testen. Aber Manfred meint, nein, das geht doch nicht, wir sind ja nur sechs Personen. Trotzdem starte ich sofort eine kleine Umfrage und: Tatataaaa, Hellmut und Paul haben beide am 24.August Geburtstag. Na, wer hätte das gedacht?

Endlich kommt das Essen und schmeckt allen bestens. Hellmut, Manfred und ich essen Rindsfilet. Hellmut mit Pommes und Manfred und ich mit Gemüse. Hanna und Silvana haben Moqueca (Fischsuppe) und Paul bekommt eine Mordsportion Feijoada (Bohneneintopf mit Fleisch). Dazu gibt es Reis, weisses und gelbes Maniokmehl, gekochtes Maniok wie Polenta und Salat. Es hat genug, jeder probiert ein wenig von allem und alle sind zufrieden.

 

Montag, 2.Juni 2008: Wir treffen uns um 06h mit der Albatros-Crew Hanna und Hellmut am Steg und gehen vor die Marina, wo die Taxis stehen. Im Taxi merkt Hellmut, dass er seine Sonnenbrille vergessen hat, Hanna springt zum Schiff zurück und holt sie ihm. Wir warten unterdessen im Taxi. Der Taxifahrer fährt wie Schumi durch die Stadt Salvador und um 6h25 sind wir schon am Busbahnhof. Zum Einsteigen in den Bus müssen wir uns ausweisen, Paul zeigt seinen Fahrausweis, ich meine ID, dann erst dürfen wir einsteigen und uns auf den reservierten Plätzen für die nächsten sechs Stunden gemütlich einrichten. Der Bus der Firma REALexpress ist superschön und sauber, wie auch der ganze Busbahnhof, und wir haben sehr viel Platz für die Beine. Aber wirklich gemütlich ist es nicht, der Bus ist viel zu sehr heruntergekühlt und wir frieren trotz unseren Jacken ziemlich. Unser Ziel heisst Lençóis, im Nationalpark Chapada Diamantina., 425 km westlich von Salvador. Im Bus hat es nicht sehr viele Leute und so setzt sich jeder von uns an einen Fensterplatz, anschnallen ist Pflicht! Die Fahrt geht durch sehr grüne, hügelige Weidelandschaft, mit Herden von „normalen„ Rindern und Zeburindern, das sind die mit dem Buckel auf dem Rücken. Auch sehr viele Pferde grasen auf den Wiesen. Wir kommen durch sehr abwechslungsreiche Landschaft und unendliche Zuckerrohrfelder. Nach vier Stunden gibt es bei einem Restaurant einen Pipihalt von 30 Minuten. Ab hier wird die Gegend immer bergiger und es sieht zum Teil aus wie bei uns im Jura. Nur hat es hier statt dunkler Tannen Palmen und es ist viel trockener. Um 14h30 erreichen wir Lençóis. Wir können kaum aussteigen, „überfallen“ uns schon etwa 15 junge Männer. Jeder preist uns „seine“ Pousada (Pension) in den höchsten Tönen an und will uns dorthin schleppen. Es herrscht ein riesiges Getümmel und Palaver! Wir entscheiden uns für die Pousada Nativos. Einer der Burschen trägt meinen Rucksack dorthin und das gibt natürlich „Pluspunkte“! Wir schauen uns die Pousada in aller Ruhe an, finden alles bestens und das junge Wirtepaar sehr nett und bleiben gleich da. Die Zimmer sind einfach aber jedes hat eine separate Dusche /WC eingebaut. Die Pousada befindet sich in einer sehr ruhigen Strasse ohne Autoverkehr, etwa 4 Minuten vom Zentrum entfernt. Wir verstauen nur schnell unsere Rucksäcke in den Zimmern und machen uns dann auf die Suche nach einen Tourenanbieter. Zwei Burschen die uns in diese Pousada gelockt haben, wollen uns unbedingt 3 Tage lang den Nationalpark zeigen, zwei Tage mit Auto, einen Tag zu Fuss. Sie sagen uns, ein Tourenbegleiter der Deutsch spricht, sei teurer als einer, der Englisch spricht. Aber wir wollen uns zuerst umhören und besuchen drei verschiedene Tourenbüros. Wir entscheiden uns für Rógerio, einen 30-jährigen jungen Mann aus Rio, der seit fünf Jahren hier lebt und seine eigene Agentur aufgebaut hat. Er erklärt uns alles in perfektem Englisch und er erscheint uns am vertrauenvollsten. Wir werden die nächsten drei Tage mit ihm in der Chapada Diamantina unterwegs sein. Nachdem das geklärt ist, machen wir einen kleinen Bummel durch den sehr schönen Ort Lençóis.

 

Lençóis, das ehemalige Diamantenwäscherstädtchen liegt am Rande des Nationalparkes, in einer Landschaft mit schroff aufragenden Felsplateaus und niedriger Vegetation auf einer Meereshöhe von 380 m.

Mitte des 19. Jh lockten Diamantenfunde zahlreiche Menschen in die Region (um 1850 ca. 30'000 Einwohner).Brasilianische und europäische Edelsteinhändler liessen damals- im Gegensatz zu den Lehmhütten der meisten Bewohner- verschwenderisch ausgestattete, zweistöckige Herrenhäuser aus

Stein erbauen. Ende des 19 Jh. wurden die Diamantenfunde allerdings spärlicher. Ausserdem führten die ergiebigen Minen in Südafrika zum Preisverfall, der die Edelsteinsuche hier unrentabel werden liess. 1980 wurde die Suche endgültig eingestellt. Heute ist Lençóis ein schönes Städtchen mit knapp 10'000 Einwohnern, das sich in den letzten 150 Jahren architektonisch wenig verändert hat. Auch der zunehmende Tourismus hat bisher noch keine hässlichen Folgen hinterlassen, sondern zur Erhaltung der Bausubstanz beigetragen. Lençóis ist das Zentrum für Ausflüge in den 1985 eingerichteten 38'000 km² grossen Nationalpark. Die Attraktion des Parks ist seine landschaftliche Schönheit: Tafelberge, Canyons, Wasserfälle und Höhlen. Meist bewegt man sich in über 800m Höhe.

 

Irgendwo trinken wir ein kühles Bier und danach essen wir auf dem grossen Dorfplatz im Zentrum, Leber mit viel Zwiebeln, Kartoffelpüree und Salat. Bereits um 18h30 sind wir wieder in unseren Zimmern, lesen noch ein Bisschen und fallen schon bald k.o. in die Betten.

in Lençóis angekommen
in Lençóis
in Lençóis
mit Hanna und Hellmut bei unserer Pousada

Dienstag, 3.Juni 2008: Wir verbringen eine ziemlich ungemütliche Nacht in der wir sehr frieren, wir haben nämlich nur ein ganz dünnes Leintuch zum Zudecken. Um 01h09 kräht ein Hahn, blödes Federvieh! Um 07h stehen wir ganz durchfroren auf. Das Frühstück, das uns unsere Pousada-Wirtin aufstellt überwältigt uns total. Sie will gar nicht mehr aufhören mit guten Sachen herantragen. Zu Hellmuts Leidwesen gibt es keine Spiegeleier mit Speck und keinen Parmaschinken, aber sonst ist wirklich alles da, was das Herz begehrt und wir kriegen Hellmut trotzdem satt und am Schluss sind alle zufrieden. Ich teile der Wirtin mit, dass wir alle zu kalt hatten in der Nacht.

Um 8h30 werden wir von Rógerio mit dem Auto abgeholt. Die beiden Slowenen Anita und Juri kommen auch mit auf die heutige Tour. Zuerst geht es ein Stück mit dem Auto und dann wandern wir über eine kleine Hängebrücke zum Teufelswasserfall und zum Teufelsbrunnen. Hier dürfen wir im eiskalten Wasser baden und ich habe beim Herauskommen plötzlich eine kleine Eidechse auf der Schulter. Ich merke aber gar nichts davon und die anderen meinen ich hätte dort ein Tattoo!

Unser Tourenführer Rógerio erklärt uns in tiptopem Englisch alles Wissenswerte und zeigt uns die Pflanzen, aus denen die Einheimischen Medizin gegen alle möglichen Bresten herstellen. Wir sehen eine prächtige wilde Bromelie. Nach dem Bad im kühlen See klettern wir auf das 1150 m hohe Wahrzeichen des Nationalparkes, den imposanten Tafelberg Pai Inácio. Von hier oben haben wir eine atemberaubende 360° Rundumsicht. Toll! Jetzt fahren wir wieder ein Stückchen per Auto bis zum See Pratinha, wo wir eine Art Sandwich oder Hamburger essen und danach im glasklaren Wasser des Sees baden dürfen. Von hier laufen wir zur Gruta Azul (blaue Grotte). Rógerio hat es so eingerichtet, dass wir bei der Grotte sind, wenn die Sonne genau auf das Wasser in der Grotte scheint. Das Wasser erstrahlt in unheimlich kitschigem Blau, aber wunderschön.

Nach einer weiteren kurzen Autofahrt, wo wir Kaffee-und Tomatenplantagen sehen, wandern wir mit einem Grotten-Führer etwa 75 Minuten lang zur Gruta Lapa Doce. Dies ist eine 850 m tiefe Tropfsteinhöhle. Das ganze Grottensystem ist 24 km lang, aber wir schauen uns nur einen km davon an. Die Grotte ist nicht wie bei uns betoniert, mit Treppen und Stufen ausgebaut und bis in die hintersten Ecken beleuchtet und wenn möglich noch mit Musik beschallt. Die Höhle ist total dunkel und der Weg ist schlicht mit Seilen abgetrennt. Wenn es besondere Stalagtiten und Stalagmiten zu bewundern gibt, leuchtet sie unser Grotten-Führer einfach mit seiner Gaslaterne an, so einfach ist das! Das Höhlengewölbe ist enorm gross und mächtig und sehr beindruckend. Wir kommen an einem ganz anderen Ende der Grotte wieder ans Tageslicht und müssen nun noch einen ganz happigen Aufstieg überwinden. Uff!! Unsere alten Knochen sind das einfach nicht mehr gewohnt! Deshalb freuen wir uns umso mehr über die hübschen „Mocõs“, eine Art grosse Meerschweinchen, die auf den Steinen an der Sonne hocken und überhaupt nicht flüchten, als wir vorbeitrampeln. Rógerio zeigt uns noch etwas ganz Besonderes. Es gibt eine Spinnenart, die sucht sich eine verlassene Ameisenwohnung und baut sich beim Eingang eine Röhre und einen Deckel obendrauf. Wenn sie ihre Ruhe haben will, macht sie einfach den Deckel zu. Es sieht aus und fühlt sich an wie weisser Plastik, komisch!

Nun treffen wir uns wieder mit Anita und Juri, die nicht in die Grotte mitgekommen sind. Sie sagen, sie hätten in Slowenien viele Höhlen.

Auf dem Rückweg nach Lençóis kommen wir an grossen Feldern mit Mamona-Pflanzen vorbei. Aus dem Samen dieser Pflanze wird Oel gepresst und aus 100 Litern von diesem Oel gibt es 90 Liter Bio-Diesel. Ich finde das sehr interessant! Unterwegs müssen wir noch das Auto auftanken. Rógerio füllt Benzin mit Alkohol ein. Dieser Alkohol kommt vom Zuckerrohr. In Brasilien dürfen keine PW's mit Diesel fahren. Diesel ist nur für die Trucks bestimmt.

Um 18h liefert uns Rógerio wohlbehalten aber müde in unserer Pousada ab. Wir springen alle schnell unter die Dusche (nein, nicht zusammen!) und machen uns dann auf die Suche nach einem Restaurant für das Abendessen. Wir laufen lange rum und enden schliesslich wieder im gleichen Restaurant wie gestern Abend, weil Paul, Hanna und Hellmut unbedingt wieder Leber wie gestern essen wollen. Ich nehme heute Hähnchen und wir essen wieder alle viel zu viel!

unterwegs auf der Tour
eine Bromelie
mein "Tatoo"
da gehen wir hinauf
unser Guide
Blick vom Tafelberg Pai Inácio
auf dem 1150 m hohen Tafelberg Pai Inácio
die Gruta Azul (blaue Grotte)
bei der Gruta Azul (blaue Grotte)
Es gibt eine Spinnenart, die sucht sich eine verlassene Ameisenwohnung und baut sich beim Eingang eine Röhre und einen Deckel obendrauf. Wenn sie ihre Ruhe haben will, macht sie einfach den Deckel zu. Es sieht aus und fühlt sich an wie weisser Plastik, komisch!
in der Grotte "Gruta Lapa Doce"
in der Grotte
mit diesem Auto waren wir heute unterwegs
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