
Dienstag, 29.April 2008: Wir sind in der kleinen Stadt Maraú und ankern mitten im Fluss Rio Maraú. Position:14° 05'928 S / 039°00'991 W.
Mit dem Dinghy gehen wir an Land und essen in einem kleinen Restaurant Frango (Hähnchen), Reis, Falofa (Maniok), Salat und Bohnen. Danach kaufen wir ein ganzes Bündel Bananen (10 Stück) für 1.50 R$ (90 Rappen / 0.60 €) und ein Kilo Aepfel (8 Stück) für 4.10 R$ ( Sfr. 2.50 / 1.65 €). Wir finden, Aepfel sind hier recht teuer. Ausserdem gibt es überall nur diese eine Sorte, ein gelb-roter Apfel, der aber sehr gut ist. Nur in den ganz grossen Supermercados in den Städten gibt es manchmal auch den Granny Smith zu kaufen.
Beim Anlegesteg für die kleinen Fähren hat es einen Hamburger-Kiosk. Während wir dort an der Theke sitzen und ein Bier trinken, stillt die Kiosk-Chefin, die uns eben bedient hat, vor unseren Augen, seelenruhig ihren etwa 3-jährigen Sohn.
Mitten in Maraú hat es eine grosse knallrote Kirche, San Sebastião, und etwas abseits, ganz rechts liegt eine grellgrüne Kirche und dazwischen hat es jede Menge kleinerer Kirchen von verschiedenen Glaubensrichtungen. Bei der Grellgrünen kommen wir zufällig um 17h an eine Beerdigung. Aus einem normalen VW-Bus steigen etwa 15 singende und betende Personen aus. Zum Schluss wird noch ein ganz schlichter, flacher Sarg, ohne Blumenschmuck, ausgeladen. Die Leute scheinen nicht sehr zu trauern, die meisten singen und lachen dabei, bis auf zwei Frauen die weinen.
Fast alle anwesenden Frauen tragen eine Art Einheitsgewand, einfarbig, mit halblangen Aermeln und einem Gürtel. Alle nach dem gleichen Schnitt aber andere Farben (siehe Foto!). Der Sarg kommt nun in einen kleinen Abstellraum links neben der Kirche, darin stehen leere Särge und Werkzeuge herum, sowie die schmutzigen Gummistiefel des Totengräbers! Keine Blumen. Hier wird nun weitergesungen und gebetet....



Mittwoch, 30.April 2008: Um 6h20 stehen wir auf. Um 7h10 sind wir wie abgemacht am Fährsteg. Gestern hat uns ein Fährmann gesagt, wir könnten heute mit seinem Boot, mit dem er die Schüler hierher nach Maraú bringt, zum etwa 6 sm (10 km) flussaufwärts liegenden Wasserfall fahren. Jetzt will er dafür 150 R$ (90 Sfr. / 60 €)) haben. Ein anderer will 120 R$ und einer mit einem Motorboot will 200 R$ für die Fahrt. Wir lehnen dankend ab! Mit der MABUHAY können wir nicht dorthin schippern, zuviele Untiefen und Sandbänke. Mit unserem Dinghy ist es zu weit, meint Paul.
Wir beobachten wie die Schülerinnen, die mit den Fährbooten aus der Umgebung ankommen, sich auf den Booten umziehen. Die Shorts werden mit einer knackengen Jeans oder Jeansrock getauscht und das knappe Top mit dem T-Shirt der jeweiligen Schule. Jede Schule hat ihr eigenes T-Shirt, quasi als Schuluniform. Mädchen und Jungs die Gleichen. Jetzt kämmen sich die Teenagerinnen noch, schmieren ein wenig Gel ins Haar, cremen sich Arme und Beine ein, parfümieren sich und zu guter Letzt kommt noch ein wenig Deo in die Achselhöhlen. So, jetzt sind sie bereit für die Schule!
Und wir wollen uns nun eine Landkarte von Maraú und Umgebung besorgen. Im Laden, wo es Schulmaterial gibt, will man uns einen Globus verkaufen! Als wir dankend ablehnen, schickt man uns zum Sekretariat für Erziehung. Die haben auch keine Landkarte und schicken uns zur Stadtverwaltung (direkt neben der grellgrünen Kirche). Aber oh jeh, oh jeh, so eine Stadtverwaltung haben wir noch nie gesehen! Während draussen viele Einheimische warten, werden wir sofort gefragt, was wir wünschen. Wir werden in ein „Büro“ geführt, wo es etwa fünf kleine Schreibtische drin hat, aber keiner gleich wie der andere. Aber alle haben etwas gemeinsam, sie sind vollgestapelt mit Ordnern, Akten und Papieren. Viele Beamte wuseln herum. Das Büro ist nach oben offen, d. h. man sieht direkt das Dach aus Welleternit, Ziegeln und Plastikbahnen. An den Holzbalken hängen massenweise dicke Spinnweben, es erinnert uns stark an die Scheune eines Bauernhofes bei uns. Es hat zwar auch einen Computer, aber in einer Ecke müht sich ein junger Bursche, vielleicht ein Lehrling?, mit einer Schreibmaschine von etwa 1910, oder so, ab. Der Herr, der sich mit uns befasst, ist sehr nett, aber auch er hat keine Landkarte für uns! D.h., doch er hätte eine, aber die hängt an der Wand und die kann er uns nicht geben. Schade!!! Er ruft aber sogar irgendwo mit seinem Handy an, bei einem Tourismus-Büro in???, aber das hilft uns auch nicht weiter.
Jetzt laufen wir zur weit entfernten Tankstelle, weil Doris und Ian uns erzählt haben, dass sie da eine Landkarte erhalten hätten. Aber auch hier, Fehlanzeige! So, nun haben wir aber genug und steigen, ohne Landkarte, in den erstbesten Bus der kommt. Um 10h30 fährt er los und wir sitzen drin. Landkarte hin oder her. Die „Strasse“ ist eine Sandpiste und an einer Stelle wird sie erneuert. Hier sieht sie aus, als hätten sie Wildschweine total umgepflügt und wir bleiben beinahe stecken. An den Pistenrändern sehen wir überall viele wilde Strelitzien. Es ist sehr heiss, zum Glück hat es in diesem Bus stoffbezogene Sitze und nicht solche mit Plastik, wo man dran kleben bleibt. Nach ungefähr 1 ½ Stunden steigen wir in Barra Grande aus. Wir laufen ein wenig in dem Dorf herum und essen dann in einem schattigen Restaurant frittierten Fisch, Reis, Falofa (Maniok) und Bohnen. Heute gibt es keinen Salat dazu. Reis, Falofa und Bohnen scheinen hier die Standard-Beilagen zu sein. Egal ob wir Hühner-, Rinds-, Schweinefleisch oder Fisch bestellen, es gibt immer Reis, Falofa und Bohnen dazu. Aber wir haben eigentlich nichts dagegen, es schmeckt uns immer gut.
Um 13h20 fährt unser Bus schon wieder zurück nach Maraú. Wir geniessen die Fahrt durch die Wildnis, obwohl wir wie auf der Achterbahn total durchgeschüttelt werden. Aber schön war sie doch, unsere ungeplante Fahrt ins Blaue.





Donnerstag, 1.Mai 2008 (Auffahrt): Am Nachmittag fahren wir mit dem Dinghy über den Fluss ans Ufer gegenüber des Dorfes Maraú. Wir möchten gerne einen Regenwald-Spaziergang machen. Aber dies ist nicht möglich. Wir versuchen es an zwei verschiedenen Stellen. Nachdem wir das Dinghy an einer Palme sicher angebunden haben, folgen wir einem Trampelpfad in den Wald. Irgendwann hört der Weg aber plötzlich auf und wir kommen nicht mehr weiter. Ausser zerkratzten Armen und Beinen haben wir nichts erreicht. Also fahren wir wieder zurück auf die Stadtseite des Flusses und trinken direkt am Fluss etwas. Wir beobachten wie 6 Knaben, etwa 8-12 Jährige, auf der Wiese am Fluss Fussball spielen. Zuerst sind einige davon fussballmässig mit Fussballersocken und Turnschuhen ausgerüstet. Sie sind mit Herz und Seele dabei und setzen sich zünftig ein. Hie und da fällt der Ball ins Wasser, aber wen kümmert das schon? Einer holt den Ball aus dem Wasser und dann wird mit nassem Ball, nassen Hosen und nassen Füssen weitergespielt. Bis zum Schluss sind alle sechs barfuss und nur noch in den Shorts. Ich verstehe zwar überhaupt nichts von Fussball, aber das beeindruckt sogar mich, wie diese kleinen Burschen gekonnt mit dem Ball umgehen. Respekt!



Freitag, 2.Mai 2008: Es regnet den ganzen Tag, alles ist grau in grau. Das haben wir seit zwei Jahren nicht mehr erlebt, so einen trüben Tag! Wir verbringen den ganzen Tag an Bord und lesen.
Aber eines würde uns sehr interessieren. Und zwar, wie wohl die Sandpiste, auf der wir am Mittwoch mit dem Bus gefahren sind, nach einem ganzen Tag Regen aussieht?

Samstag, 3.Mai 2008: Die Sonne scheint wieder. Markttag! Beim Anlegesteg herrscht emsiges Treiben. Die Bauern aus der Umgebung sind mit den kleinen Fähren angekommen, um ihre landwirtschaftlichen Produkte hier zu verkaufen. Einige haben richtige Marktstände, andere legen ihre Ware, Bananen, Melonen, Kürbisse, Orangen usw., einfach auf ein grosses Plastiktuch auf den Boden. Wir kaufen Kartoffeln, Aepfel und Knoblauch ein. Bei unserem Spaziergang durch den Ort, schallt aus fast jedem Haus überlaute Musik heraus. Aber immer verschiedene, ist doch wohl klar, oder?
Wir begeben uns in ein Internet-Kaffee, um den neusten Bericht und Fotos nach Hause zu mailen. Der Bericht ist schnell angettached, aber für die ersten fünf Fotos dauert das attachen 30 Minuten (!!!) und dann haut es mich raus. Weil Paul ungeduldig daneben sitzt, habe ich keinen Nerv mehr, nochmals von vorne zu beginnen und wir vertagen das Fotosmailen auf einen anderen Tag. Jetzt gehen wir zur Hamburger-Bude am Fluss und verdrücken jeder zwei Hamburger! Die Frau die uns bedient, begrüsst uns wie alte Kollegen. Wir versuchen nochmals, eine Fahrgelegenheit zum Wasserfall flussaufwärts zu organisieren. Ein Bootbesitzer bietet uns die Fahrt für 100 R$ an, aber erst für Montag. Da wir fast kein brasilianisches Geld mehr besitzen, fragen wir ihn, ob er auch Dollar oder Euro nehmen würde? Nein, auf gar keinen Fall! Jetzt versuchen wir an beiden Bancomaten des Städtchens Geld abzuzapfen, aber beide Automaten wollen nichts rausrücken. Also fällt auch dieser Versuch, doch noch zu dem Wasserfall zu kommen, buchstäblich ins Wasser!




Sonntag, 4.Mai 2008: Bis jetzt waren wir hier die einzigen Segel-Touris. Aber heute ist eine ganze Invasion Franzosen angekommen, eine ganze Flotte von drei Segelschiffen! Alle drei kennen wir schon aus Salvador.
Um 16h machen wir einen kleinen Spaziergang ins Städtchen, um irgendwo etwas zu trinken. Wir können es kaum glauben, aber alle Restaurants und die vielen kleinen Buden, wo Privatleute vor ihrem Haus Getränke verkaufen, alles geschlossen. Erst bei der Tankstelle finden wir ein kleines Lokal, wo wir uns etwas Kühles zu Gemüte führen können.

Montag, 5.Mai 2008: Um 10h gehe ich zur Post und Paul zur Tankstelle. Ich will Karten wegsenden und Paul muss Benzin fürs Dinghy holen. Die Post war seit letztem Donnerstag geschlossen, wegen dem 1.Mai. Uebrigens hat es hier eine sehr schöne grüne Post (das Gebäude ist grün angestrichen). Heute ist sie geöffnet und es warten schon etwa 15 Personen davor und darin. Hinter den zwei Schaltern hat es je einen Angestellten, aber Kunden werden keine bedient. Sie kontrollieren irgendwelche Belege, schreiben etwas in Listen ein und legen Papiere ab. Also gut, dann warte ich halt geduldig, wie alle andern auch. Aber ich frage mich schon, was das zu bedeuten hat, dass man hier nicht bedient wird. An einem der Schalter hängt ein gelbes Plakat, mit der Reihenfolge darauf, wie man anzustehen hat, d.h. wer zuerst an die Reihe kommt:
60-Jährige und Aeltere
Geschäftsleute
körperlich Behinderte
stillende Mütter mit ihren Kleinkindern
Ein paar junge Männer hocken am Boden, drei Frauen sitzen auf den drei Stühlen die dafür da sind, andere, so wie ich, stehen an die Wände gelehnt langweilig herum. Einige Leute stehen vor der Post auf der Strasse und unterhalten sich miteinander. Im Schalterraum lehnt an der Wand ein gelbes Postvelo, ohne Vorderrad. Nachdem ich etwa eine halbe Stunde gewartet habe, kommt plötzlich Paul daher, ohne Benzin. Es habe in der ganzen Stadt einen Stromausfall und es funktioniere gar nichts mehr. Aha, deshalb geht hier auch nix!!! Aber vielleicht können wir trotzdem ein paar Briefmarken kaufen, dazu braucht es schliesslich keinen Strom, oder? Wir versuchen es und der Postbeamte bedient uns sehr freundlich. Wir haben 25 Karten zum Versenden und auf jede Karte müssen zwei Briefmarken. Der nette Herr fängt doch tatsächlich höchstpersönlich an, 50 selbstklebende Briefmarken auf unsere Karten zu kleben. Weil uns das doch ein wenig zu viel verlangt erscheint, helfen Paul und ich bei der Aufkleberei kräftig mit. Wäre so etwas in der Schweiz denkbar?
Nun möchten wir noch ein paar Kleinigkeiten an Lebensmitteln einkaufen. Bei den beiden Supermärkten ist dies aber nicht möglich, kein Strom für die Kassen. Also kaufen wir nur Gemüse und Eier beim Gemüsehändler ein, der hat nämlich keine elektrische Registrierkasse, sondern nur einen Taschenrechner.
Jetzt verstehen wir auch, warum es heute in dieser Stadt so still ist: keine einzige Stereo-Anlage dröhnt mit lauter Musik!!!
Irgendwann am Nachmittag hören wir plötzlich wieder Musik aus den Häusern schallen. Aha, es hat wieder Strom! Nun können wir doch noch bei der Tankstelle einen Kanister voll Benzin für das Dinghy holen. Das normale Benzin kostet 2.89 R$ (Sfr. 1.73 / 1.16 €) pro Liter. Es gibt auch Benzin mit 20% Alkohol, das ist billiger, das kostet nur R$ 1.74 (Sfr. 1.05 / 0.70 €).

Dienstag, 6.Mai 2008: Um 6h40 fahren wir mit dem ablaufenden Wasser los. Unser Schwalbenpärchen begleitet uns etwa die Hälfte des Weges und bleibt dann endgültig zurück. Um 9h sind wir bereits an unserem Ziel, Campinho, wieder etwa 12,5 sm näher an Salvador. Maraú war der südlichste Punkt, den wir hier an der brasilianischen Küste besucht haben.
Wir machen einen langen Spaziergang durch das Dorf Campinho und kommen dabei auch an Mangroven, Bananenplantagen und Regenwald vorbei. Gestern war Neumond und heute geniessen wir ein wunderschönes Abendrot mit einer winzigen, zunehmenden Mondsichel darin. Schön!





Mittwoch. 7.Mai 2008: Um 9h20 marschieren wir schon auf der Auto-Sand-Piste von Campinho nach Barra Grande. Paul hat vorsorglich einen Liter Wasser, 2 Aepfel und ein Paket Biscuits in den Rucksack eingepackt, man weiss ja nie! Barra Grande ist ein touristischer Ort und weil wir kein brasilianisches Geld mehr haben, hoffen wir, dort einen Bancomaten zu finden. Wir laufen richtig zügig 1 Stunde und 40 Minuten, ohne Stopp. Jedesmal wenn ein Auto oder Motorräder kommen, werden wir von feinem Sand-Staub-Nebel total eingehüllt. Wir sind froh, ist der Himmel bewölkt und die Sonne brennt nicht so sehr auf uns nieder, heiss ist es nämlich trotzdem. Endlich um 11h hat jemand Erbarmen mit uns und wir dürfen in einen Jeep einsteigen und die letzten etwa 5 km Fussmarsch bleiben uns erspart. Der Jeep-Fahrer ist ein älterer (etwa so wie wir!) weisser Mann. Er staunt nicht schlecht, als er erfährt, dass wir von Campinho den ganzen Weg gelatscht sind. Er sagt uns, dass es in Barra Grande keinen Bancomaten gebe, aber wir könnten eine Fähre nach Camamu nehmen, dort habe es eine Bank. Er ist so nett und fährt uns mit seinem Auto direkt zum Fährensteg, wo wir soeben die Fähre nach Camamu abfahren sehen. Jetzt heisst es 50 Minuten auf die nächste Fähre warten. Von unseren letzten 18 R$ (Sfr. 11.80 oder 7.20 €) leisten wir uns ein Bier für 4 R$ (Sfr.2.40/1.60 €). Sonst ist Bier immer billiger, aber die schöne Lage des Restaurants, idyllisch, direkt am Wasser, will halt auch bezahlt sein. Um 12h15 fährt unsere Fähre los. Diesmal sind wir im ganzen nur fünf Fahrgäste. Aber diese Fähre ist viel angenehmer als die, mit der wir das letzte Mal nach Camamu gefahren sind. Hier sitzen wir nicht im Schiffsbauch und „die Zähne fallen einem hier nicht aus“. Während der Fahrt essen wir unseren Notvorrat auf. Die Fahrt kostet für uns beide zusammen 10 R$ (6 Sfr./4 €). Nach anderthalb Stunden sehr schöner Fahrt durch die Mangroven erreichen wir um 13h45 die Stadt Camamu und eilen schnurstracks zur Banco do Brasil. Im Vorraum der Bank hat es acht Bancomaten, aber kein einziger funktioniert mit unserer Mastercard. Nun versuchen wir durch eine Drehtüre in den Bank-Innenraum zu gelangen. Aber drei bewaffnete Wächter halten uns davon ab. Die Bank lässt nur bis um 13h Leute eintreten und danach werden die Anwesenden noch bedient. Wer, so wie wir, nach 13h kommt, hat Pech gehabt. Wir flehen die Waechter an, uns doch bitte einzulassen und zeigen ihnen unsere letzten 4 R$. Wir erklären ihnen, dass wir die Rückfahrt mit der Fähre nicht bezahlen können. Aber da ist nichts zu machen! Sie sagen uns, alle Bancomaten für internationale Karten, im weiten Umkreis funktionieren nicht. Wir müssten mit einem Bus nach Itabuna, 170 km weit weg, oder nach Ilheus, noch weiter entfernt, dort funktionieren die Bancomaten. Und womit, bitte sehr, sollen wir den Bus bezahlen???
Direkt neben der Bank hat es einen grossen Supermarkt. Dort sehen wir an der Kasse ein Mastercard-Schild und wir fragen in unserer Verzweiflung das Kassenfräulein, ob sie uns Bargeld ausbezahlen kann. Nein, kann sie nicht! Jetzt wollen wir mit dem Chef sprechen. Es ist eine Chefin, aber auch sie will uns nicht helfen, wir sollen in einem kleineren Geschäft fragen. Das tun wir auch, in einem Haushaltwarengeschäft auf der anderen Strassenseite. Auch hier hat es ein Mastercard-Schild an der Kasse. Ein junger, sehr freundlicher Mann tritt mit uns auf die Strasse und zeigt uns, wo wir, wieder auf der gegenüberliegenden Strassenseite, fragen sollen. Diesmal ist es eine grosse Eisenwarenhandlung. Auch hier schüttelt man an der Kasse den Kopf. Auch hier verlangen wir den Chef. Dieser ist ein ziemlich junger Mann (ein Chinese) und auch er sagt zuerst „não!“, nein! Nach langem Bitten und Flehen ist er aber doch bereit uns zu helfen. Aber das kostet Spesen, meint er. Er will 17% für die Umtriebe. Da wir am kürzeren Hebel sitzen und keine andere Wahl haben, sind wir damit einverstanden. Erleichtert und glücklich verlassen wir mit 200 R$ (Sfr.120 / 80 €) das Geschäft. Puhhh, das war Schwein! Inzwischen ist es bald 15h und wir gönnen uns mit dem vielen Geld einen Hamburger. Danach trinken wir in einer kleinen Bar zusammen ein Bier. Wir müssten beide mal dringend aufs Klo, aber dieses WC sieht nicht danach aus, als ob wir es unbedingt gerne benützen möchten! Bei einem anderen Restaurant fragen wir, ob es Kaffee gibt. Ja klar, wir sollen uns nur selber aus der Thermoskanne bedienen. Als wir bezahlen wollen, sagt man uns, das koste nix! Wir sind platt, lassen aber trotzdem etwas auf dem Tisch liegen, nur schon, weil wir die tiptopsaubere Toilette benutzt haben. Wir haben noch Zeit bis die Fähre zurück fährt und deshalb werfen wir noch einen Blick ins Internet. Hier werden wir mit einem Mail von unserer Tochter Claudia angenehm überrascht. Sie hat am letzten Sonntag in Kriens (LU), bei einem Schwimmwettbewerb für Behinderte, eine Silbermedaille erkämpft. Bravo Claudia, super gemacht!!!
Unsere Fähre soll um 16h fahren, aber weil sich einige (weisse!) Fahrgäste verspäten, fahren wir erst um etwa 16h30 los. Die Rückfahrt ist kürzer (nur 65 Min.), weil wir ja schon in Campinho aussteigen und nicht bis Barra Grande mitfahren. Dafür ist es aber teurer, plus 0.50R$ (30 Rp./0.20 €) pro Person, weil die Fähre extra wegen uns beiden in Campinho am Betonpier fliegend anlegt.
Inzwischen regnet es leicht und bis wir bei unserem Dinghy ankommen, stehen wir wieder mal mit total durchnässten Klamotten da. Das Dinghy liegt noch genau so da, wie wir es heute Morgen verlassen haben, keiner hat es angerührt. Um 17h50 erreichen wir die MABUHAY und um 18h baden wir schon beide im Fluss, inzwischen ist es stockdunkel geworden. Mensch, war das ein aufregender Tag!
P.S. Paul wird um 18h von einer grossen Mücke in den Oberschenkel gestochen!







Donnerstag, 8.Mai 2008: Paul steht um 05h15 auf und ich um 06h. Wir wollen eigentlich heute weitersegeln, wieder ein Stückchen nördlich, nach Cairú. Aber das Wetter ist so mies und grau, dass wir lange nicht wissen, ob wir wirklich losfahren wollen oder nicht. Um 06h50 fällt dann endlich die Entscheidung: doch wir fahren! Den ganzen Morgen regnet es immer wieder und auch der Wind ist nicht der, den wir per Funk-Wettermeldung erhalten und in Camamu im Internet gesehen haben. Das sollte uns jedoch nicht so sehr erstaunen, das sind wir doch langsam gewöhnt! Also motoren wir die ganzen 45 sm, vorbei an Morro de São Paulo und Gamboa, wo wir vor drei Wochen schon mal mit Michael geankert haben. Im Rio Una, vor der traumhaft schönen Halbinsel Curral schmeissen wir um 15h den Anker und erholen uns von dem alles anderen als schönen Segeltag. Wir können es kaum glauben, kommt doch um 17h tatsächlich doch noch die Sonne hervor.

Freitag, 9.Mai 2008: Der Kapitän ist plötzlich krank! Er hat am linken Ellbogen etwas wie Schleimbeutelentzündung, Fieber, Kopfschmerzen und in der Nacht hatte er Schüttelfrost. Die Schmerzen die er im Arm hat müssen wirklich schlimm sein. Sonst würde er wohl kaum freiwillig nach Schmerztabletten fragen und dann sogar zwei (2!) davon schlucken. Danach liegt er auf der Bank im Cockpit oder unten im Salon und wir kühlen seinen Ellbogen mit dem Flaschenkühler, den ich extra zu diesem Zweck aufgeschnitten habe. Neben seinen starken Schmerzen ist ihm auch noch speiübel. Es geht ihm den ganzen Tag gar nicht gut. Er trinkt nur Tee und isst ein wenig Zwieback. Aber ich habe Hunger und will mir zum Abendessen Bratkartoffeln mit Ei machen. Die Kartoffeln sind schon schön goldbraun gebrutzelt, als ich ohne zu überlegen das Ei darüberschlage. Aber, pfui Teufel, das Ei ist faul!!! Das ganze stinkende Zeug bekommen umgehend die Fische vorgesetzt und ich fange mit meinem Abendessen nochmals von vorne an. Aber diesmal kommen die Eier nicht direkt in die Pfanne, sondern zuerst in eine Tasse, wie es sich gehört und in der Kochschule gelernt. Zwei Eier sind wieder faul und angeekelt pfeffere ich die restlichen fünf Eier, ohne sie zu öffnen, direkt aus dem Fenster in den Rio Una. Die Eier haben wir am letzten Montag beim Gemüsehändler in Maraú gekauft. Mein Essen besteht halt jetzt aus Bratkartoffeln und zwei Dreieck-Käsli.

Freitag, 9.Mai 2008: Der Kapitän ist plötzlich krank! Er hat am linken Ellbogen etwas wie Schleimbeutelentzündung, Fieber, Kopfschmerzen und in der Nacht hatte er Schüttelfrost. Die Schmerzen die er im Arm hat müssen wirklich schlimm sein. Sonst würde er wohl kaum freiwillig nach Schmerztabletten fragen und dann sogar zwei (2!) davon schlucken. Danach liegt er auf der Bank im Cockpit oder unten im Salon und wir kühlen seinen Ellbogen mit dem Flaschenkühler, den ich extra zu diesem Zweck aufgeschnitten habe. Neben seinen starken Schmerzen ist ihm auch noch speiübel. Es geht ihm den ganzen Tag gar nicht gut. Er trinkt nur Tee und isst ein wenig Zwieback. Aber ich habe Hunger und will mir zum Abendessen Bratkartoffeln mit Ei machen. Die Kartoffeln sind schon schön goldbraun gebrutzelt, als ich ohne zu überlegen das Ei darüberschlage. Aber, pfui Teufel, das Ei ist faul!!! Das ganze stinkende Zeug bekommen umgehend die Fische vorgesetzt und ich fange mit meinem Abendessen nochmals von vorne an. Aber diesmal kommen die Eier nicht direkt in die Pfanne, sondern zuerst in eine Tasse, wie es sich gehört und in der Kochschule gelernt. Zwei Eier sind wieder faul und angeekelt pfeffere ich die restlichen fünf Eier, ohne sie zu öffnen, direkt aus dem Fenster in den Rio Una. Die Eier haben wir am letzten Montag beim Gemüsehändler in Maraú gekauft. Mein Essen besteht halt jetzt aus Bratkartoffeln und zwei Dreieck-Käsli.
Sonntag, 11.Mai 2008 (Pfingsten): Paul geht es ein wenig besser. Aber sein Arm ist immer noch dick geschwollen und er will nichts essen, trinkt nur Cola oder Tee. Trotzdem verlassen wir unseren Ankerplatz und kämpfen uns gegen 20 Knoten Wind und gegen die Tide ungefähr 12 sm (4 Stunden) den Rio Una und später den Canal de Cairú hinauf. Vor dem Städtchen Cairú ankern wir.
Position: 13°29'017 S / 039°02'602 W.
Nun hat Paul zum Glück doch endlich den Wunsch nach einem Instant-Süppchen und zu guter Letzt trinkt er sogar zwei davon.
Dienstag, 13.Mai 2008: Paul hatte gestern schon zum Frühstück das Bedürfnis für ein Süppchen. Ich habe ihm eine Bouillon mit Fideli (Einlage) gekocht und das scheint ihm zu schmecken. Gestern hatte er in beiden Knien Schmerzen, seinem Arm scheint es ein bisschen besser zu gehen, aber die Geschwulst hat sich fast bis zum Handgelenk ausgedehnt. Ich mache mir echt Sorgen!
Seit dem letzten Mittwoch waren wir nicht mehr an Land, wir warten einfach darauf, dass es dem Skipper besser geht und wollen nichts forcieren.
Heute hat Paul fast keine Schmerzen mehr in den Knien, dafür in beiden Fersen. Er kann nur mühsam auftreten. Aber das Fieber scheint zurückgegangen zu sein. Im Moment lebt er nur noch von Antibiotika, Süppchen, Tee und Cola. Mann, was hat er bloss für eine Seuche aufgelesen!?
Mittwoch, 14.Mai 2008: Endlich scheint es meinem Kapitän wieder ein Stückchen besser zu gehen. Sein Arm ist zwar immer noch geschwollen und juckt jetzt, aber die Knie und Fersen schmerzen scheinbar nicht mehr so sehr. Auch das Wetter hat sich endlich gebessert und es regnet nicht mehr und es ist nicht mehr alles nur grau in grau. Seit einer Woche sehen wir endlich wieder mal die Sonne! Wir benutzen die Gunst der Stunde und fahren mit dem Dinghy ins Städtchen Cairú. Wir suchen wieder mal einen Bancomaten. Nach diversem Fragen finden wir ihn auch, aber auch hier wieder: unsere Mastercard wird vom Kasten nicht „erkannt“! Nun wollen wir unser Handy aufladen, auch das erweist sich als schwieriger als erwartet. Wir möchten gerne 50 R$ aufladen, aber dies ist nicht möglich, es hat nur noch 3 Auflade-Karten à 15 R$. Gut, immerhin besser als gar nichts. Im Supermarkt kaufen wir Früchte, Gemüse und Eier ein.
In Cairú hat es zwei riesige Kirchen. Eine davon ist ein Jesuitenkloster aus dem Jahre 1650. Aber alles ist elend heruntergekommen und eine der beiden Kirchen wird restauriert. Auf dem Rückweg zur MABUHAY schauen wir noch in einer Schule vorbei und auch hier sind wir ziemlich frustriert vom Zustand dieser Schule! Aber der Ort ist sehr sauber und hat einen ganz schönen Anlegesteg und Dorfplatz.
Paul isst heute: Antibiotika, Süppchen, Tee und Cola, einen Apfel und eine ganze rohe Zwiebel!!!


Donnerstag, 15.Mai 2008: Es geht wieder aufwärts mit dem Skipper. Er isst wieder einigermassen „normal“ und sogar die Biscuitbüchse hat er wieder hervorgekramt!
Am Morgen verlegen wir die MABUHAY etwa 6 sm den Canal do Cairú hinab, bis vor das Dorf Galeão. Es hat fast die ganze letzte Nacht geregnet, aber jetzt kommt die Sonne wieder hervor.
Nach dem Mittagessen besichtigen wir das Dorf Galeão. Dies ist ein richtig schönes sauberes Dorf, viel grösser als man vom Fluss aus denkt. Es hat keine geteerten Strassen und viele bunte kleine Häuschen und überall ist sehr viel Wäsche zum trocknen aufgehängt. Auf den Treppen vor den Häuschen sehen wir viele Frauen sitzen, die stundenlang kleine Krebse aufklopfen um einen Fingerhut voll Krebsfleisch aus den Armen und Beinen der Viecher zu klauben. Nein, diese Arbeit möchte ich lieber nicht machen! Paul findet, da würde er lieber eine Sau mästen!!! In diesen Dörfern hier habe ich immer das Gefühl, jeden Moment müsse „Onkel Tom“ aus einem der kleinen Häuschen treten. In allen Orten wo wir die letzten vier Wochen waren, leben fast nur schwarze Menschen. Autos hat es keine in diesem Ort, nur drei alte Traktoren.
Am Abend besuchen uns plötzlich unsere „Nachbarn“ vom Segelschiff „SULA“. Er, Ron, ist Australier, 58 Jahre alt und sie, Mahlí, ist Brasilianerin, 21 Jahre alt. Ron ist seit 9 Monaten hier in Brasilien und die beiden leben seit 8 Monaten zusammen auf der „SULA“. Während wir auf der MABUHAY zusammen etwas trinken, muss ich kräftig hin- und her-dolmetschen. Ron spricht Englisch und ein paar Brocken Portugiesisch. Mahlí spricht nur Portugiesisch. Paul spricht nur Deutsch...



