Montag, 14.April 2008: Südlich von Salvador
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Montag, 14.April 2008: In der Zeit, als wir in der Allerheiligenbucht unterwegs waren, haben die einen mächtigen Bohrturm angeschleppt, um hier in der Marina Wartungsarbeiten zu erledigen.

Mit dem Elevador-Lift fahren wir in die Oberstadt. Nachdem wir zwei dringende Telefonate erledigt haben, will Paul unbedingt so eine Glacé, wie vor 3 Wochen haben! Und tatsächlich finden wir den Stand, wo es für 1 R$ (60 Rappen oder 0.40 €) ein supergutes Soft-Ice gibt, wieder. Wir schlendern an den Gemüseständen vorbei und kaufen später für Paul zwei Paar neue Shorts. Seine Alten hängen in Fetzen an ihm herunter! Jetzt gelangen wir in ein, wie es scheint, zwielichtiges Quartier, wo wir an einem „Stundenhotel“ die Preise angeschrieben sehen. 1 Stunde = 8 R$, 2 Stunden = 10 R$. Ist eigentlich günstig, oder? Wir suchen uns ein winziges Restaurant, wo die Einheimischen essen. Wir bekommen im Lagerraum, neben den Bier- und Mineralwassserkisten einen Tisch. Es ist höllisch heiss hier drin, aber das Essen ist gut, für 10 R$ essen wir je ein Menü und trinken zusammen eine grosse Flasche Bier. Von hier aus geht es direkt zum Augenoptiker Bizza und zum Augenarzt. Aber vorher muss Paul nochmals eine so feine Glacé haben!

Beim Optiker werden wir von der Verkäuferin wie alte Freunde begrüsst, Küsschen links und Küsschen rechts, wir wissen gar nicht, wie uns geschieht. Weil Paul mit seinen neuen Gläsern so zufrieden ist, lassen wir auch noch für seine Reserve-Brille neue Gläser machen. Ich gehe unterdessen zu Doktor Paulo und lasse meine Augen kontrollieren. Diese sind für die Nähe schlechter geworden und so lassen wir auch meine Brille mit neuen Gläsern ausstatten. Doktor Paulo erzählt den hübschen Optikerassistentinnen, dass ich gut Portugiesisch spreche, dabei verstehe ich doch immer nur Bahnhof, so ein Frust!!!

Danach bin ich drei ganze Stunden im Internet, um den neusten Bericht und die Fotos dazu an Marcus zu übermitteln.

Abends erleben wir eine grosse Ueberraschung! Michael ist mit dem Bus aus Aratu gekommen. Er kommt ein paar Tage mit uns auf der MABUHAY in den Süden von Salvador, nach Camamu.

Dienstag, 15. April 2008: Wir warten auf unsere Gasflasche, die wir zum Füllen bei der Marina abgegeben haben. Mit Michael fahren wir mit dem Bus zu Bom Preço, um zu bunkern. Für den Rückweg nehmen wir ein Taxi, wir haben wieder sooo viele Fressalien eingekauft!

Nach dem Abendessen kommen Helen und Hans-Jörg zu uns zu einem Glas Wein. Helen hat wieder einen herrlichen Kuchen gebacken.

mit Michael , dem REGA-Arzt

Mittwoch, 16.April 2008: Um 7h30, Michael kommt gerade vom Baguette holen zurück, gibt es einen fürchterlichen Regenguss. Wir müssen nach langem, sehr langem, wieder einmal im Salon frühstücken. Wir verabschieden uns von Helen und Hans-Jörg, sowie von Manfred von der „Maus“. Unsere Gasflasche ist noch nicht gekommen, aber Manfred wird sie für uns entgegennehmen.

Um 8h40 verlassen wir die Marina von Salvador und können prima und gemütlich segeln, bis zum Ort Morro de São Paolo. Unterwegs sehen wir eine schöne grüne Schildkröte. Michael, Paul und ich können uns nicht einigen, ob es eine „Echte Karrettschildkröte“, oder ob es eine „Suppenschildkröte“ ist. Wir haben drei verschiedene Meinungen!!!

Nach 43 sm ankern wir vor der Ortschaft Gamboa, im Rio Cairú. Weil wir morgen weiter wollen, pumpen wir das Dinghy heute nicht auf, um an Land zu gehen. Aber es sieht hier sehr schön aus und auf dem Rückweg werden wir diese Gegend hier bestimmt noch ausgiebig auskundschaften.

Während ich koche, flicken Michael und Paul den Stecker der Cockpitlampe, damit wir draussen essen können, und überhaupt sehen, was ich gekocht habe! Es gibt doch immer wieder etwas zu reparieren auf einem Schiff...

Paul und Michael haben immer etwas zum reparieren, Michael ist ein paar Tage bei uns an Bord
in Gamboa, im Rio Cairú

Donnerstag, 17.April 2008: In der Nacht gab es wieder die zwei obligatorischen Regenschütten.

Um 06h20 tuckern wir schon los, um weiter, nach Camamu zu kommen. Heute haben wir nicht so einen schönen Segeltag wie gestern. Wir haben 16-25 Knoten Wind voll auf die Nase und müssen die meiste Zeit motoren. Von 45 sm können wir nur 8sm segeln. Immer wieder regnet es und als wir bei der Einfahrt zur Camamu-Bucht sind, die scheinbar sehr schwierig ist wegen Unterwasserkorallenblöcken, regnet es wieder dermassen, dass wir überhaupt nix sehen können. Zum Glück haben wir so gutes Kartenmaterial, so dass wir sicher um die Gefahrenstellen herum navigieren können. Kaum hat sich der Regen wieder verzogen, gibt es einen wunderschönen Regenbogen. Wir ankern um 15h40, mitten im Rio Maraú, hinter der „AUK“, wo Doris und Ian uns schon erwarten. Position: 13°55'9 S / 38°59'4 W, etwa 110 km südlich von Salvador.

Zum Apéro kommen Ian und Doris zu uns an Bord. Doris bringt zwei feine Dip-Saucen mit.

am Rio Maraú

Freitag, 18.April 2008: Paul und Michael pumpen unser Dinghy auf und wir fahren damit an Land, zum Dorf Sapinho. Wir machen einen langen Spaziergang über die Insel. Es ist wunderschön hier. Das Dorf ist sehr sauber und die Häuschen gepflegt. Die „Strassen“ sind nur Sandwege und es hat keine Autos oder Motorräder hier, Boote sind hier das Verkehrsmittel.

Nun kommen auch Doris und Ian zu uns an Land und wir essen unter einem riesigen Mangobaum am Flussufer gebratenes Frangofleisch (Hähnchen), Reis, Falofa (trockenes Maniok, wie Paniermehl), Bohnen und Tomatensalat. Wir haben nur für zwei Personen bestellt und teilen nun alles brüderlich und schwesterlich. Es ist wunderbar und reicht für alle! Dazu trinken wir kühles Skol-Bier.

Nach dem Essen kehren wir bei Hochwasser zu unseren Schiffen zurück, zur Siesta. Die „AUK“ und die MABUHAY ankern beide mitten im Fluss, zwischen zwei Inseln, Sapinho und Goio, und wechseln alle 6 Stunden und 20 Minuten mit der Tide die Richtung. Einmal schauen wir flussaufwärts, dann wieder flussabwärts.

Michael und Paul baden um 22h noch im Fluss. Danach fachsimpeln sie noch eine ganze Stunde lang im Cockpit über Windsteueranlagen und sonstiges technisches Zeug. Dabei müssen wir morgen um 04h20 aufstehen!

im Dorf Sapinho
in Sapinho
hier essen wir zu Mittag

Samstag, 19.April 2008: Genau um 04h20, als der Wecker uns brutal aus dem Schlaf reisst, prasselt wieder eine zünftige Regenschütte auf die MABUHAY nieder. Aber, wie meistens, dauert sie nicht allzulange und man kann trotzdem auf einen schönen Tag hoffen. Weil es noch so früh ist, gibt es noch kein Frühstück, sondern wir trinken alle drei nur einen Becher Orangensaft. Im Restaurant der Insel Sapinho hat man uns gesagt, die Fähre nach Camamu komme um 05h30. Wie abgemacht fahren wir um 05h15mit unserem Dinghy zum Anlegesteg rüber (100m). Doris und Ian sind schon da. Michael hat sein Gepäck dabei, weil er leider früher als vorgesehen abreisen muss. Er wollte noch bis am Montag auf der MABUHAY bleiben, aber da wir hier dermassen weit weg von jeder Verkehrsverbindung nach Aratu (wo sein Schiff „DRONTE“ liegt), oder nach Salvador sind, muss er schon heute von Camamu einen Bus nehmen. Es gibt bis nächste Woche Mittwoch keine Fähre mehr von hier nach Camamu und Michael muss doch heimfliegen zum arbeiten.

Um 05h30 ist es schon hell, aber eine Fähre ist weit und breit keine zu sichten. Endlich um 06h55 kommt sie an. Auf dem Dach hat es lauter Bierkisten mit leeren Flaschen. Einige Leute sitzen oben aufs Dach neben die Bierkisten. Wir setzen uns unten in den Schiffsbauch, wo es an beiden Längsseiten je eine Bank hat. Es hat nicht besonders viele Passagiere ausser uns fünfen. Neben Doris sitzt eine Frau, die kramt umständlich in den Weiten ihrer Tasche eine Bibel hervor und vertieft sich dann in die Lektüre. Weiter vorne sitzt eine junge Familie. Mamma, Papa und ein etwa 3-jähriger Knabe. Er schläft friedlich am grossen Busen seiner Mamma. Hie und da nickt auch die Mamma ein wenig ein. Als der Kleine aufwacht, direkt vor dem Anlegen in Camamu, muss er mal Pipi machen. Die Mamma stellt ihn ungeniert an die Holzwand im Innern des Schiffes und die Sache ist erledigt! Wir sind 75 Minuten volle Pulle getuckert, mit einem uralten Diesel-Einzylinder-Motor. Paul meint:„da fallen einem ja die Zähne aus!“

Der Kapitän steuert die Pinne gekonnt mit den Füssen und um Gas zu geben zieht er an einer zusammengeknüpften Schnur. Wir können nicht mit unserem eigenen Schiff bis nach Camamu fahren, weil der Weg zwischen vielen Mangroven-Inseln hindurchführt und mit Sandbänken gespickt ist. Es wäre schon vorprogrammiert, dass wir irgendwo auflaufen würden. Beim Aussteigen müssen wir nichts bezahlen, man bezahlt erst bei der Rückfahrt (4 R$ pro Weg = 2.40 Sfr. oder 1.60 €). Viele kleine Fähren und Fischerboote streben emsig zur Bezirkshauptstadt Camamu.

Jetzt suchen wir uns erst mal eine kleine Bude, wo wir etwas zum Frühstück bekommen. Es gibt warme, sehr gute Sandwiches und dazu bestellen wir frisch gepressten Orangensaft, mmm...! Nun versucht Michael einen Bus nach Salvador oder Aratu zu finden. Bei der Ticketverkaufsstelle löst er ein Billet für den 09h00-Bus. Das klappt ja bestens, freuen wir uns alle und warten mit Michael auf diesen Bus. Als 9h00 längst vorbei ist, geht Michael wieder zum Schalter und erhält das Fahrgeld zurück, mit dem Bescheid, dass der Bus nicht fahre!!! Gut, dass die Konkurrenzfirma direkt daneben liegt. Diesmal ist das Ticket teurer, aber für einen schöneren Bus, der um 9h30 fahren soll. Mit fast 30 Minuten Verspätung trudelt er auch wirklich ein und Michael kann entspannt einen nummerierten Platz einnehmen. Tschau Michael, wir wünschen Dir ein kurzes halbes Jahr bei der REGA und hoffen Dich in Trinidad wieder zu sehen! Wir werden noch oft an Kama-Muhhh denken!!!

Nachdem Doris und Ian diverse Einkäufe erledigt haben und Paul und ich uns das schöne, quirlige 30 000 Einwohner -Städtchen angesehen haben, geht es um 11h30 schon wieder zurück zur Insel Sapinho. D.h. zuerst wartet der Kapitän etwa15 Minuten auf Michael! Dann kommt er zu uns und fragt:“Ihr wart doch heute Morgen fünf Leute? „Wir erklären ihm, dass einer nach Salvador weitergereist sei, und nun können wir losfahren. Scheinbar haben wir doch noch einen Passagier vergessen, wir fahren nämlich zurück zu den vielen Fähren, laden einen jungen Mann auf und tuckern wieder los. Jetzt sind die Bierflaschen auf dem Dach voll (und werden von der Sonne aufgeheizt) und der Innenraum der kleinen Fähre (etwa 10m lang) ist vollgestopft mit allem was die Leute so eingekauft haben an Lebensmitteln und Haushaltsgegenständen. Auch die junge Familie mit dem Kleinen ist wieder da. Diesmal wird das Pipigeschäft vor der Abfahrt aus dem Fenster erledigt. Auch geschlafen wird wieder und auch eine junge Frau mit einem weissen Kleid fletzt sich auf die Bank und versucht zu schlafen.

Ich schlafe nicht, die Gegend hier ist zu schön, um sie nicht anzuschauen! Zurück bei unserer kleinen Insel trinken wir mit Doris und Ian von der „AUK“ noch ein Bier im Restaurant und danach geht’s per Dinghy wieder die 100m bis zur MABUHAY. Dabei merkt Paul, dass unser Dinghy-Motor nicht sauber läuft. Wir haben ihn seit Mindelo auf den Cap Verden nie mehr gebraucht. Während ich meine wohlverdiente Siesta halte, nimmt der Mechaniker den Dinghy-Motor auseinander und stellt fest, dass wir immer noch Salzwasser im Vergaser haben. Auf den Cap Verden wurde uns doch das Benzin geklaut und der Tank mit Salzwasser aufgefüllt! Anstatt schlafen zu können, höre ich die Motorengeräusche und bin froh, als der Motor endlich wieder so tönt, wie er tönen soll.

Aber schön war er schon, unser heutiger Ausflug mit der Tuckerfähre!

mit so einer "Tuckerfähre" geht es nach Camamu
in der Fähre
der Motor
Ankunft in Camamu
in Camamu
Camamu
Rückfahrt mit der Fähre
Doris und Ian haben zünftig eingekauft

Sonntag, 20.April 2008: Nach dem Frühstück beobachten wir, wie hier auf dem Rio Maraú gefischt wird. Drei Männer sind in einem Einbaum (ausgehöhlter Baumstamm), legen ein Netz aus und fahren mit dem Boot dem Netz entlang. In der Mitte des Bootes sitzt ein älterer Mann und schlägt mit einem Holzknüppel an das Holzboot. Am Bug und am Heck stehen zwei junge Männer und schlagen mit ihren Rudern ununterbrochen und heftig auf die Wasseroberfläche. Das wird so bis zum Ende des Netzes gemacht und dann nochmals genau gleich zurück. Nun wird das Netz Meter für Meter aus dem Wasser geholt und dabei werden die Fische ins Boot geschüttelt. So einfach ist das!

im Paradies

Montag, 21.April 2008: Heute ist hier ein Feiertag. Der Feiertag heisst „tiradentes“ und gefeiert wird der Unabhängigkeitskämpfer José da Silva Xavier, nach seinem Beruf tiradentes (Zahnzieher) genannt. Der Offizier rief, zusammen mit anderen, 1789 zum Widerstand gegen die ausbeuterische Kolonialmacht Portugal auf. Der Aufstand scheiterte aber. Nur „Tiradentes“ wurde 1792 in Rio de Janeiro hingerichtet. Sein Kopf wurde öffentlich ausgestellt (!!!) und der „Zahnzieher“ so zum Märtyrer gemacht.

Wir machen uns einen gemütlichen Tag mit waschen, Brot backen, schreiben, endlich mal am Kartenplotter die richtige Ortszeit einstellen und lesen.

Gegen Abend setzen wir mit dem Dinghy zur Insel in der Flussmitte über, auf der es nur eine Bretterbude als Bar und ein unfertiges Haus hat. Wir machen einen kurzen Spaziergang auf der Insel, bis zur Süsswasserquelle, wir sehen hier wilde Orchideen und Strelizien. Wir treffen uns dann mit Doris und Ian bei der „Bar“ zu einem Schluck Bier. Doris übergibt uns die drei Gastlandflaggen, die sie für uns gemalt und genäht hat (natürlich gegen Bezahlung). Wir sehen kleine grüne Papageien vorbeifliegen und als es ganz dunkel ist sehen wir zum ersten Mal in unserem Leben „fire flies“(der Schotte Ian nennt die so). Das sind Fliegen die während des Fluges glühend blinken. Eine Art fliegende Glühwürmchen! Das sieht richtig toll aus! Ueberhaupt ist es wunderschön hier in dieser Vollmondnacht, nur ein Vollmondfoto mit MABUHAY vor dem Mond kriege ich nicht zustande!!!

P.S. Später erfahren wir, dass die „fire flies“ männliche Glühwürmchen sind. Nur die Männchen können fliegen, die Weibchen nicht. Ha, schon wieder etwas gelernt!

die MABUHAY im Rio Maraú

Dienstag, 22.April 2008: Um 11h tuckern wir mit unserem, Doris und Ian mit ihrem Dinghy los zur kleinen Ortschaft Taipus de Dentro. Diese liegt auf einer Halbinsel, aber am Festland. Beim Steg wo wir anlanden wollen, hat es nur Schlick. Ian will uns helfen, das Dinghy hochzuziehen und festzumachen und versinkt dabei fast bis zu den Knien im tiefen Schlamm. Nachdem er und Paul sich in einem Tümpel gewaschen haben, spazieren wir durch das Dorf. Das ist ein richtig schmuckes, sauberes Dorf mit schönen, bunten Häuschen, und überall ist an den Zäunen, zum Teil an Stacheldraht, Wäsche zum trocknen aufgehängt. Wir schauen uns eine Art Schulzimmer an, wo an einer Wandtafel angeschrieben steht, dass Brasilien am 22. April, also heute, entdeckt wurde. Ich frage eine Frau, in welchem Jahr? Sie weiss es nicht! Aber ich weiss es!

 

Brasilien wurde am 22. April 1500 von einer portugiesischen Expedition unter Leitung von Pedro Álvares Cabral entdeckt. In der Folgezeit wurde es zur portugiesischen Kolonie ausgebaut, deren Wirtschaft auf der Sklaverei basierte.

 

An einer Hauswand im Dorf ist angeschlagen, dass der Arzt am 26. April 2008 um 11h00 ins Dorf kommen wird. An der Hauptstrasse des kleinen Ortes sehen wir vier (4!) verschiedene Kirchen! Ausserhalb des Dorfes kommen wir an einem Zirkus vorbei, der heisst „Bismarck“, aber ob der wohl noch in Betrieb ist? Er sieht aus als ob er schon länger hier stehen würde. Als es uns endgültig zu heiss wird, bei unserer kleinen Wanderung, kehren wir um und finden am Strand ein Restaurant, das eigentlich geschlossen aussieht. Aber kaum sind wir da, wird es für uns geöffnet und wir bestellen herrlichen fritierten Fisch und kühles Bier. Wir geniessen die unheimlich schöne Lage direkt am Wasser und den Schatten. Am Strand schmiert ein Fischer seinen Einbaum mit heissem Teer ein. Gegen 16h sind wir wieder auf unseren Schiffen, wo wir uns von dem anstrengenden Fischessen erholen müssen. Um 17h30 treffen wir die „AUK“-Crew schon wieder, aber diesmal im Dorf Sapinho. Kaum am Land, sehen wir einen Kolibri, der sich an den blühenden Hibiskussträuchern mit Nektar versorgt.

 

Kolibris sind meist sehr kleine Vögel. Die kleinste Vogelart überhaupt, die Bienenelfe, misst samt Schnabel und Schwanzfedern nur 6 cm. Die größte Art, der Riesenkolibri (Patagona gigas), ist ca. 25 cm lang. Die meisten Kolibris haben ein buntes, in der Regel metallisch grün schimmerndes Gefieder. Die Kehle beim Männchen ist oft glänzend rot, blau oder smaragdgrün.

Kolibris fliegen mit einer sehr hohen Frequenz von bis zu 80 Flügelschlägen pro Sekunde. Das ermöglicht ihnen, auch rückwärts oder seitwärts zu fliegen oder in der Luft stehen zu bleiben. Eine weitere Besonderheit der Kolibris ist, dass sie acht Rippenpaare besitzen. Normalerweise haben Vögel sechs Rippenpaare.

 

Wir spazieren durchs Dörfchen und sehen durch die offenen Fenster, dass alle Dorfbewohner vor den Fernsehern sitzen und eine Fernsehserie (Soap) anschauen.

 

Aus einem Häuschen schiesst plötzlich ein kleiner „Taschenhund“ (etwa so gross wie eine Katze) wie ein schwarzer Teufel auf die sandige Hauptstrasse und schnappt Paul in die Wade! Dabei bellt er wie eine wildgewordene Furie und will gar nicht mehr damit aufhören. Ian versucht ihn loszuwerden, indem er dem frechen Kerl entgegen rennt und ihn so einschüchtern will. Aber der „Stubenkampfhund“ gibt nicht auf und kläfft und kläfft ununterbrochen giftig und verfolgt uns noch ein ganzes Stück weit. Auf dem Rückweg treffen wir ihn wieder, aber diesmal sitzt er bei sich zu Hause unter dem Schrank und bellt uns von dort aus, durch die offene Türe, mutig an. Uff... jetzt brauchen wir aber ein Bier! Doris und Ian laden uns dazu ein und wir geniessen den schönen Abend draussen, wieder direkt am Wasser, bei fast noch vollem Mond. Nun heisst es aber wieder einmal Abschied nehmen. Doris und Ian wollen morgen 800 sm Richtung Süden segeln und wir werden noch eine Weile hier in diesem wunderschönen Gebiet bleiben.

das widerspenstige Dinghy
beim Dörfchen Taipus de Dentro
ein Fischer schmiert sein Boot mit Pech ein

Mittwoch, 23.April 2008: Mitten in der Nacht, Punkt 00.00h wird ein Feuerwerk in der Nähe abgeknallt. Um 8h15 verlassen Doris (die Deutsche) und Ian (der Schotte) aus Namibia, mit ihrer „AUK“ den Rio Maraú. Bye-Bye und gute Fahrt! Wer weiss, ob wir uns jemals wiedersehen?

Heute scheint hier schon wieder ein Feiertag zu sein. Vom nahen Dorf hören wir Trommeln und Gesang (Glory, glory hallelujah...). Und plötzlich sehen wir eine kleine Prozession am Ufer. Zuerst kommt der Pfarrer in Weiss, dahinter zwei kleine Mädchen in schönen Röckchen und Engelsflügeln auf dem Rücken, eines in Rosa, eines in Weiss. Dahinter, von je vier Frauen und vier Männern getragen, zwei kleine Schreine, geschmückt mit weissen und roten Blumen. Einige Leute folgen dem Ganzen. Beim Fährsteg macht die Kolonne halt und kehrt zurück zur Kirche. Von unserem Schiff aus, in der Mitte des Flusses, können wir leider nicht mehr erkennen und können auch niemanden fragen, was das zu bedeuten hat. Immer und immer wieder werden viele Feurwerkskörper abgeschossen.

P.S. Ich weiss jetzt was es bedeutet hat. In meiner Agenda habe ich gesehen, dass heute der Tag des Heiligen Georg ist. Die katholische Kirche dieses Dörfchens hier ist diesem Schutzpatron geweiht und deshalb wurde gefeiert.

Freitag, 25.April 2008: Wir machen wieder mal ein Spaziergänglein durch das Dorf Sapinho. In diesem Dorf hat es eine Albino-Familie. Alle, die ganze Familie, haben ganz weisse Haare und ganz helle Haut und Augen. Das sieht schon komisch aus, neben all den dunkelhäutigen Menschen hier.

 

Albinos sind Lebewesen mit erblich bedingtem Mangel (oder völligem Fehlen) von Pigmenten. Den Zustand nennt man Albinismus. Gegensatz: Melanismus.

Beim Menschen äußert sich Albinismus in sehr heller Haut, hellen bis weißlichen Haaren und meist graublauen Augen mit einer hellen Iris. Damit sind meist auch ein herabgesetztes Sehvermögen und eine niedrige Blendschwelle verbunden.

Das Albinosyndrom ist verursacht durch eine Störung der Melaninbildung.

 

Bevor wir zur MABUHAY zurückkehren, bestellen wir im Restaurant beim Steg noch ein Bier. Wir bestellen das Billigste und bekommen das Teuerste. Es gibt drei Sorten, für 2.50 R$, für 3.00 R$ und für 3.50 R$. die 7 dl Flasche. Als wir merken, dass man uns das Teuerste verkaufen will, macht der Wirt eine Geste und wir müssen „nur“ den mittleren Preis bezahlen.

das sind KEINE Albinos

Sonntag, 27.April 2008: Nach 10 Tagen, die wir nun schon hier an diesem wunderschönen Ankerplatz liegen, reissen wir uns endlich los und fahren mit der MABUHAY ein Stückchen den Fluss Rio Maraú hinauf. Obwohl es ein herrlich schöner Tag ist (sonnenmässig), verspricht es ein Tag zu werden, wo Paul wieder mal ziemlich fluchen muss! Unser Raymarin-Tiefen- und Geschwindigkeitsmesser spielt total verrückt! Er zeigt uns alles an, aber nur keine korrekten Daten. Er erfindet irgendwelche Fantasiezahlen, und das ausgerechnet hier, wo es viele Sandbänke und Untiefen hat und wir unbedingt auf den Tiefenmesser angewiesen wären.

Zwischen der winzigen Insel Tatus und der etwas grösseren Insel Tubarões ankern wir. Es ist enorm schön hier und wir sind das einzige Segelschiff weit und breit. Nur hie und da kommt in einiger Entfernung ein kleines Fährboot oder ein Einbaum vorbei. Am Nachmittag wollen wir eine kleine Erkundungstour machen. Mit dem Dinghy fahren wir zur unbewohnten Insel Tatus rüber. In etwa 30 Minuten umrunden wir zu Fuss die kleine Robinson-Insel, die übrigens zu verkaufen ist. So, und nun möchten wir uns noch die Insel Tubarões näher anschauen. Aber, oh Mist! Der Dinghy -Motor springt nicht an, und es ist doch ein Honda-Motor und Paul schwört doch auf alles was von Honda kommt!!! Während mein Skipper ausgiebig flucht, enthalte ich mich fein säuberlich jeden Kommentars! Nach mehreren Versuchen, den Motor anzuwerfen, werde ich schlussendlich schwitzend (nicht ich!) zur MABUHAY gerudert. Jetzt wird der verfl..... Motor wieder angeworfen, und? er läuft! Aber der Mechaniker gibt keine Ruhe. Er nimmt das widerspenstige Ding auseinander, bläst rein, kontrolliert die Zündkerze, schraubt da ein Bisschen und dort ein Bisschen und der Motor läuft einwandfrei. Nachdem wir etwas getrunken haben, Zweiter Start! Der Motor springt problemlos an und wir fahren zur Insel Tubarões. Hier suchen wir uns einen Weg durch die Mangroven und durch den Busch ins Innere der Insel. Plötzlich kommen zwei dunkelhäutige Burschen daher, einer etwa 20, der andere etwa 12 Jahre alt. Beide haben eine Machete in den Händen und hacken alle Aeste und Stauden die ihnen auf dem Weg in die Quere kommen, nieder. Sie grüssen uns freundlich und wir staunen nur so. Am Meisten staunen wir aber, weil der Jüngere barfuss durch den Busch läuft, und dabei hat es überall Dornen und Stacheln. Wir kommen an einem zerfallenen Haus vorbei, das unter einem wahnsinns-enorm-riesigen Mangobaum steht. Irgendwie komme ich mir vor wie im Film: „Onkel Toms Hütte“! Unser Weg endet leider plötzlich, und zwar wieder ein Mal an einem Stacheldrahtzaun. Mit total zerkratzten Armen und Beinen, geniessen wir nach unserer Rückkehr zur MABUHAY ein Bad im Wasser des Rio Maraú. Abends, beim Eindunkeln hören wir die Fische rund um die MABUHAY aus dem Wasser springen und mit einem kräftigen Platscher wieder ins Wasser abtauchen. Leider sehen wir keinen solchen Fisch, aber gemäss dem Platschen müssen das ganz zünftige Brocken von Fischen sein.

Montag, 28.April 2008: Heute ist ein richtiger Regentag. Bis zum Nachmittag ist alles grau in grau. Paul wirft den Generator an und nachdem er etwa 5 Minuten gelaufen ist, stellt er, der HONDA-Generator, einfach ab. Nun fragen wir uns, ob die Motorenprobleme etwa vom brasilianischen Benzin kommen? Das Benzin ist ganz rot und wir hatten nie Probleme mit den Motoren, bis wir von diesem Benzin benutzten. Oder ist es immer noch das Salzwasser von den Cap Verden? Aber das war ja nur im Dinhgy-Motor.

Als es aufhört mit Regnen und die Sonne wieder scheint, hänge ich Wäsche auf. Plötzlich wird die blaue IKEA-Tasche, wo die nasse Wäsche drin war, von einem Windstoss erfasst und ins Wasser geblasen. Ich, ohne lange zu überlegen , springe mitsamt T-Shirt und Shorts der Tasche nach und kann sie tatsächlich retten, bevor sie von der Strömung weggetrieben wird!

Den ganzen Tag fliegt ein Pärchen brasilianischer Schwalben (klein, weisser Bauch, schwarz-weisser Rücken und Flügel, Nacken bläulich) um die MABUHAY herum und tut sehr beschäftigt. Sie setzen sich keck auf die Schweizerflagge, auf den Bugkorb und auf die Taue. Am Abend merkt Paul, dass die beiden wohl im Sinne haben, auf der MABUHAY ein Nest zu bauen. Beim Bug liegen überall kleine Aestchen, Moos und Federchen herum...

wir haben Besuch von einem Vogelpaar

Dienstag, 29.April 2008: Wir verlassen unseren Ankerplatz um 09h und fahren weiter südlich, den Rio Maraú hinauf, bis zur Ortschaft Maraú. Unsere beiden Schwälbchen sitzen total ratlos auf dem Radar und folgen uns dann den ganzen Weg bis zum nächsten Ankerplatz, ungefähr 6sm (10 km). Wir stellen fest, dass die Schwalben angefangen haben, im Baum ein Nest zu bauen. Das darf aber nicht sein und wir müssen, so Leid es uns tut, die Oeffnung des Baumes mit einem Lappen zustopfen. Direkt vor dem Ort Maraú ankern wir mitten im Fluss. Es ist unheimlich schön hier! Position:14° 05'928 S / 039°00'991 W.

wir ankern vor dem Ort Maraú
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