Sonntag, 13.April 2008: Infos zu Brasilien
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Nachdem wir nun schon über einen Monat in Brasilien weilen, komme ich endlich dazu, einige Details über das Land Brasilien aufzuschreiben. Trotzdem ich mich bemüht habe, nur Sachen von allgemeinem Interesse zu notieren, ist der Text sehr lang geworden. Wer das alles nicht lesen möchte, kann ja nur die Tagebucheinträge am Ende dieses Berichtes lesen.

 

Brasilien

Wahlspruch: „Ordem e Progressem“ =„Ordnung und Fortschritt“

Amtssprache: Portugiesisch

Hauptstadt: Brasilia

Staatsform: Präsidiale Bundesrepublik

Staatsoberhaupt: Präsident; Luiz Inácio Lula da Silva

Fläche: 8.514.215 km²

Einwohnerzahl: 188,6 Mio (Mai 2007)

Bevölkerungsdichte: 22 Einwohner pro km²

Währung: Real (1 R$= 0.60 Sfr oder =0.40 €) im Jahr 2008

Unabhängigkeit: von Portugal, 1825

Zeitzone: UTC: -2 bis -5 Stunden

 

Brasilien ist der flächen- und bevölkerungsmässig fünftgrößte Staat der Erde und mit über 188 Millionen Einwohnern der bevölkerungsreichste Südamerikas. Er nimmt 47 % des Kontinents ein und grenzt (von Nordosten gegen den Uhrzeigersinn gesehen) an Französisch-Guyana, Surinam, Guyana, Venezuela, Kolumbien, Peru, Bolivien, Paraguay, Argentinien, Uruguay und den südlichen Atlantik und hat so mit jedem südamerikanischen Land außer Chile und Ecuador eine gemeinsame Grenze.

Brasilien“ geht auf den portugiesischen Namen Pau-brasil des Brasilholz-Baumes zurück. Diese, heute vom Aussterben bedrohte Baumart, war zur Zeit der frühen Kolonisation in den Wäldern der brasilianischen Atlantikküste weit verbreitet und ein wichtiges Ausfuhrprodukt. Das Brasilholz, ein rotes Edelholz, war in Europa sehr beliebt und ist heute nur noch höchst selten anzutreffen.

Geschichte

Brasilien war bereits seit mindestens 10.000 Jahren vor der Entdeckung durch die Europäer besiedelt. Vor allem Höhlen im Amazonas-Gebiet waren bewohnt, hier am bekanntesten die nach der Flussinsel Marajó benannte Marajoara-Kultur mit ihren wunderschönen Keramiken. Große Stätten wie die der Inkas oder Mayas sind aber nicht bekannt.

Brasilien wurde am 22. April 1500 von einer portugiesischen Expedition unter Leitung von Pedro Álvares Cabral „entdeckt“. In der Folgezeit wurde es zur portugiesischen Kolonie ausgebaut, deren Wirtschaft auf der Sklaverei basierte.

Im Jahre 1807 flohen das portugiesische Parlament und die Königsfamilie mitsamt Hofstaat vor den Bedrohungen durch die napoleonischen Kriege und der portugiesische Regierungssitz wurde nach Brasilien verlegt.

Nach der Rückkehr der Regierung im Jahre 1821 wurde die Regierung Brasiliens Dom Pedro IV, dem Sohn des portugiesischen Königs, übertragen. Dieser weigerte sich am 9. Januar 1822, einem Beschluss des portugiesischen Parlaments zu gehorchen, der ihm die Herrschaft über Brasilien wieder entziehen und das Land erneut unter koloniale Verwaltung stellen sollte.

Am 7. September des gleichen Jahres erklärte er die Unabhängigkeit Brasiliens und ließ sich am 12. Oktober zum ersten Kaiser krönen. Das Land blieb Monarchie bis am 15. November 1889 Dom Pedro II, der Sohn und Nachfolger von Dom Pedro I, entthront wurde und Marschall Deodoro da Fonseca die Republik ausrief. Zum Ende des 19. Jahrhunderts gab es aufgrund der beginnenden Industrialisierung des Landes einen zunehmenden Mangel an Arbeitskräften, der nach der Abschaffung der Sklaverei im Jahre 1888 noch weiter verschärft worden war.

Dies lockte eine große Zahl von Einwanderern an, die größten Gruppen unter ihnen waren neben Portugiesen und Spaniern Deutsche, Italiener, Polen und Japaner.

Nachdem das Land in den Jahren 1930 bis 1945 von Getúlio Vargas diktatorisch regiert wurde, gab es ab 1945 wieder freie Wahlen und eine Reihe demokratisch gewählter Präsidenten. Während der Amtszeit von Juscelino Kubitschek wurde die neue Hauptstadt Brasília gebaut und am 21. April 1960 eingeweiht. 1964 ergriff erneut das Militär die Macht in Brasilien und eine 21 Jahre währende Folge von Militärdiktaturen wurde eingeläutet. Erst im Jahr 1985 wurde mit Tancredo Neves wieder ein ziviler Präsident gewählt, der aber verstarb, bevor er die Macht übernehmen konnte.

Politik

Die Verfassung aus dem Jahr 1988 gewährt der Bundesregierung weitgehende Befugnisse.

Der Präsident wird für eine Amtsperiode von vier Jahren direkt vom Volk gewählt. Seit 1998 kann er einmal wiedergewählt werden. Er besitzt eine weitreichende exekutive Gewalt, ist Staatsoberhaupt und Regierungschef und stellt das Kabinett zusammen.

Nach einer Übergangsbestimmung wurde 1993 ein Referendum über die Staats- (Monarchie oder Republik) und Regierungsform (Präsidial- oder parlamentarisches System) abgehalten. Die Bevölkerung entschied mit jeweils großer Mehrheit (87% bzw. 69%) für die Republik und ein Präsidialsystem.

Geographie

Brasiliens Landschaft ist geprägt von ausgedehnten Regenwäldern des Amazonas-Tieflands im Norden und Hochebenen, Hügeln und Gebirgen im Süden. Während die landwirtschaftliche Basis des Landes in den Savannengevieten des Mittelwestens liegt, lebt der Großteil der Bevölkerung in der Nähe der Atlantikküste, wo sich auch fast alle Großstädte befinden.

Die bevölkerungsreichsten Großräume (jeweils mit ihrer Hauptstadt) sind São Paulo mit ca. 20,5 Mio. Einwohnern (2005), Rio de Janeiro, mit ca. 11,4 Mio. (2005), Belo Horizonte, mit ca. 4,3 Mio. (2002), Porto Alegre, mit ca. 4 Mio. (2004), Recife mit ca. 3,6 Mio. (2005), Fortaleza und Salvador do Bahia mit jeweils ca. 3,4 Mio. (2005) und Brasilia mit ca. 2,2 Mio. Einwohnern.

Die Hauptstadt Brasilia wurde in den 1960er Jahren innerhalb von drei Jahren erbaut. Es handelt sich um eine klassische „Planstadt“. Sie wurde von Lucio Costa im Auftrag des damaligen Präsidenten Kubitschek geplant, Oscar Niemeyer entwarf die Regierungsgebäude. Brasília sollte ursprünglich als glänzendes städtisches Vorbild dienen. Allerdings ging die Entwicklung in wichtigen Punkten nicht so voran, wie es die Pläne vorsahen, und so ist Brasília in den äußeren Bezirken mittlerweile ebenfalls von Favelas (Armenvierteln) geprägt. Heute zählt die Metropolregion etwa 2,2 Millionen Menschen.

70 % der Bevölkerung Brasiliens lebt in den Großstädten.

Höchster Berg

Der höchste Gipfel Brasiliens ist der 2.994 m hohe Pico de Neblina.

Gewässer

Der mit Abstand wichtigste Fluss Brasiliens ist der Amazonas, größter Fluss der Erde (6.448 km lang), mit seinen Nebenflüssen.

Im Osten an der Grenze zu Argentinien, am Dreiländereck Argentinien/Brasilien/Paraguay befindet sich der Fluss Iguaçu mit dem gleichnamigen Nationalpark. Darin die Iguaçu-Wasserfälle, welche dreimal größer als die Niagarafälle sind.

Inseln

Zum brasilianischen Hoheitsgebiet gehören auch einige Inseln im Atlantischen Ozean. Die etwa 800 km vor der brasilianischen Küste gelegenen Sankt-Peter-und-Sankt-Pauls-Felsen, die nur mit einem Leuchtturm bebaut sind, gehören genauso zum Land wie die ehemalige Sträflingskolonie Fernando de Noronha, die nicht weit von der Felsgruppe entfernt ist. Vulkanischen Ursprungs sind die Inseln Trinidade und Martim Vaz. Das ovalförmige Atoll das Rocas erstreckt sich über mehrere Kilometer und wurde aufgrund der außergewöhnlichen Tier- und Pflanzenwelt als Weltnaturerbe aufgenommen.

Die größte Insel Brasiliens aber liegt imAmazonas, die Insel Marajó. Sie ist die größte Flussinsel der Welt und mit einer Fläche von etwa 48.000 km² größer als beispielsweise die Schweiz (!). Da aber große Teile in der Regenzeit überschwemmt sind, ist die Insel nur an einigen Orten besiedelt.

Klima

Das Klima Brasiliens, das zwischen 5° nördlicher Breite und 34° südlicher Breite liegt, ist überwiegend tropisch mit geringen jahreszeitlichen Schwankungen der Temperaturen. Nur im subtropischen Süden herrscht ein gemäßigteres Klima. Besonders im feuchten Amazonasbecken gibt es reichhaltige Niederschläge, man findet jedoch auch relativ trockene Landstriche mit teilweise lang anhaltenden Dürrezeiten, besonders im Nordosten des Landes. In den höheren Lagen im Süden Brasiliens fällt im Winter der Niederschlag gelegentlich als Schnee.

Flora und Fauna

Brasilien ist das artenreichste Land der Erde. Entdeckt wurden bislang rund 3.000 Wirbeltier-, 3.000 Süßwasserfisch-, 55.000 Blütenpflanzen-, 517 Amphibien- und 51 Primaten-Arten. Allein 207 dieser Tierarten sind vom Aussterben bedroht. Auch der Wald verkleinert sich stetig. Zu frühen Kolonialzeiten war noch etwa 60 % der Landesfläche mit Wald bedeckt, heute ist es nur noch ein Drittel davon.

Der immergrüne Tropische Regenwald im Amazonasbecken ist das größte zusammenhängende Waldgebiet. Bislang wurden mehr als 2.500 Baumarten entdeckt. Fast alle dieser bis zu 60 m hohen Bäume finden sich im von Überschwemmungen verschonten Wald, der Terra firme, die wiederum 98% des Amazonasgebiets umfasst. Außerdem wachsen in diesem Gebiet u.a. der Gummibaum, verschiedene Farb- und Edelhölzer (z.B. Palisander), Fruchtbäume (z.B. Paranussbaum) und Heilpflanzen. Auffällig sind die ca. 1.000 verschiedenen Farn- und Orchideenarten. Auf dem Amazonas, aber vor allem auf seinen Nebenflüssen, wachsen Seerosen, dessen Blüten 30 bis 40cm groß werden können. Entlang der Küste Amazoniens (mit Ausnahme der eigentlichen Amazonasmündung) finden sich ausgedehnte Mangrovenwälder.

Besonders bekannt sind im gesamten Amazonasgebiet vor allem Papageien, Tukane und Kolibris. Es sind etwa 1.500 Insekten- und Schmetterlingsarten bekannt. Größere Waldtiere sind der Tapir, das Wildschwein, der Jaguar und der Puma. Daneben bevölkern Wildkatzen, Affen, Faultiere, Gürteltiere und Ameisenbären den Regenwald. Auch zahlreiche Fischarten (ca. 1.500) sind im Amazonas beheimatet. Darunter der größte bekannte Süßwasserfisch der Welt: Der Pirarucú st 2 m lang und wiegt etwa 100 kg. Ein Zitteraal der 800-Volt-Stromschläge austeilt, und die Piranhas, gut 30 cm lang, sind ebenso spektakulär.

Der äußerste Nordosten Brasiliens, früher ebenso aus Regenwald bestehend, wird mittlerweile fast ausschließlich für Zuckerrohr-Plantagen und den Anbau von Baumwolle genutzt. Vereinzelt lassen sich noch Mangroven und Palmenhaine und finden.

Im Südosten dominieren Kaffeeplantagen und Weiden für Rinder, daneben die besiedelten Gebiete. Die ursprüngliche Vegetation ist nur noch in einigen Nationalparks zu finden.

Der Süden zeigt eine subtropische Vegetation, die ursprünglichen Wälder wurden für den Export zerstört. Diese Bäume erreichen eine Höhe von bis zu 40 m und sind Lebensraum für Affen und Eichhörnchen. Heute sind Niedergrassteppen in dieser Region häufiger.

Bevölkerung

Die brasilianische Bevölkerung ist sehr jung. Es sind 28,2 % unter 15 Jahre alt, 65,8% sind 15 bis 64 Jahre alt und nur 6,0% über 65 (Stand: 2004). Das mittlere Alter beträgt 27,4 Jahre, die mittlere Lebenserwartung liegt bei 71,4 Jahren.

2003 betrug die Geburtenziffer 19,5 Neugeborene auf 1.000 Einwohner. Die durchschnittliche Kinderzahl je Frau betrug 2,1. Die Sterbeziffer betrug 6,7 auf 1.000 Einwohner.

Die Lebenserwartung lag 2003 bei der männlichen Bevölkerung bei 65,4 Jahre und bei der weiblichen Bevölkerung bei 73,3 Jahre.

83,3% der Bevölkerung leben im Jahr 2003 in den Städten, die sich durch rasantes Wachstum und Wildwuchs auszeichnen; in den Außenbezirken haben sich Favelas genannte Armensiedlungen gebildet.

Der Unterschied zwischen Arm und Reich ist in kaum einem Land so groß wie in Brasilien. Dies gilt besonders bei der in der Landwirtschaft tätigen Bevölkerung. So waren bis 1998 2,8 % der Bauern Großgrundbesitzer mit zusammen 57 % der gesamten Agrarfläche, wohingegen 90 % der Bauern sich 22 % der Nutzfläche teilen müssen. Etwa 5 Millionen Familien gelten als landlos. Afro-Brasilianer, die 7 % der Bevölkerung ausmachen, sind überproportional in der armen Bevölkerung vertreten. Nicht viel besser ergeht es den Indios. Ein Gleichstellungs- und Anti-Hunger-Programm gilt seit 2003.

Ursprünglich vier Bevölkerungsgruppen bilden die brasilianische Bevölkerung. Sie sind heute jedoch so umfassend vermischt, dass eine klare Zuordnung oft nicht mehr möglich ist. Diese Gruppen sind:

  • die Portugiesen, die ursprünglichen Kolonialisten

  • die Afrikaner, die als Sklaven nach Brasilien verschleppt wurden

  • verschiedene Immigrantengruppen, hauptsächlich aus Europa (Italiener, Deutsche, Spanier), dem Nahen Osten und Asien, die sich seit Mitte des 19. Jahrhunderts in Brasilien angesiedelt haben. Seit 1818 sind über 300.000 Deutsche eingewandert. Eine große japanische Bevölkerungsgruppe lebt in Brasilien, außerdem viele Polen.

  • einheimische Volksgruppen der Tupi-und Guarani-Sprachfamilien (200 ethnische Gruppen mit insgesamt etwa 500.000 Mitgliedern). Etwa 10 % der Fläche Brasiliens ist für Indianer reserviert.

Etwa die Hälfte der brasilianischen Bevölkerung hat einen nicht unerheblichen Anteil afrikanischer Vorfahren, die vom 16. bis zum 19. Jahrhundert als afrikanische Sklaven in das Land gebracht wurden. Die Schwarzen haben sich jedoch im Laufe der Zeit stark mit der europäischstämmigen Bevölkerung vermischt.

Nach einer Erhebung im Jahre 2005 bezeichnen sich rund 49,9 % der Brasilianer selbst als Weiße, 43,2 als Mischlinge und 6,3 % als Schwarze, 0,7 % als Gelbe oder Indigene. Der größte Teil der afrobrasilianischen Bevölkerung lebt im Nordosten.

Indigene Bevölkerung

Die indigenen Völker in Brasilien waren traditionell halbnomadische Stämme, die sowohl von Jagen und Sammeln, als auch von einfacher Landwirtschaft lebten. Ein großer Teil der eingeborenen Bevölkerung starb im Zuge der europäischen Kolonialisierung, meist an eingeschleppten Krankheiten, in Folge von Zwangsarbeit, oder durch die Hand der Kolonialisten. Der Großteil der verbleibenden Indios wurden mehr oder weniger Teil in der Gesellschaft und vermischte sich im Laufe der Zeit mit den europäischen Einwanderern. Von schätzungsweise 5 bis 6 Millionen Indios zur Zeit der Entdeckung ( 22.April 1500) ging die Bevölkerungszahl bis zum Jahr 1950 auf nur 100.000 zurück.

In den letzten 50 Jahren wurden politische Fortschritte zur Verbesserung der Situation der Indios gemacht. Bis 1997 ist die indigene Bevölkerung wieder auf etwa 300.000 angewachsen. Nach Angaben der brasilianischen Botschaft leben heute ungefähr 410.000 Indios in Brasilien, was rund 0,2 % der gesamten Bevölkerung entspricht. 2005 gab es Berichte über einen erneuten Anstieg in der Zahl der in Brasilien lebenden Indios auf etwa eine halbe Million. In diesem Fall hinge das Anwachsen wahrscheinlich auch mit der Einwanderung von Indios aus den Nachbarländern Bolivien, Peru, und Kolumbien zusammen.

Zwischen 100.000 und 200.000 Indios leben heute in Städten, wodurch die indianische Kultur zunehmend verloren geht. Nur wenige Stämme in vereinzelten Reservaten im Amazonasgebiet leben noch nach ihrer eigenen Kultur. Aber auch im Regenwald ist die indigene Bevölkerung verschiedensten Bedrohungen ausgesetzt. Durch die Abholzung des Urwalds wird ihr Lebensraum dauerhaft zerstört. Dabei werden die erwirtschafteten Erlöse aus dem Amazonasgebiet heraus transferiert, es mangelt also an wichtigen Investitionen oder gar Entschädigungen. Minenarbeiter und Goldgräber belasten nicht nur mit schwerem Gerät und giftigen Chemikalien die Flüsse und Böden nachhaltig, sie bringen auch Krankheiten und große Mengen Alkohol in die Indianergebiete. Zudem kommen häufig gewaltsame Übergriffe der Arbeiter auf die ansässige Urbevölkerung vor, die manchmal in regelrechten Massakern ausarten.

Der Regierung wird dabei Mitschuld vorgeworfen, da Mörder nur selten wirklich strafrechtlich verfolgt werden. Außerdem vergibt sie Genehmigungen zur wirtschaftlichen Nutzung von Gebieten (z.B. zur Ölförderung), die von Indios bewohnt sind.

Sprachen

Brasilien ist das einzige portugiesischsprachige Land Amerikas. Das brasilianische Portugiesisch hat einen eigenen Charakter. Es unterscheidet sich in der Aussprache und durch eine leicht abgewandelte Orthografie und Grammatik von der europäischen Variante. Das (brasilianische) Portugiesisch ist alleinige Amtssprache und für mindestens 97% der Bevölkerung Muttersprache. Die Indianersprachen werden nur noch von etwa 0,1% der Bevölkerung gesprochen, dazu zählen Guaraní, Makú, Tupi und Gês, wobei die letzten beiden vorrangig im Amazonasgebiet verbreitet sind, wo der Einfluss der Europäer gering blieb. In den Küstengegenden sind die Indianersprachen praktisch vollständig verdrängt worden. Guaraní hatte zu Kolonialzeiten eine größere Bedeutung und ist nur knapp daran gescheitert, Amtssprache des Landes zu werden. Insgesamt werden in Brasilien 188 verschiedene Sprachen und Idiome gesprochen.

Aufgrund der Einwanderung gibt es in Brasilien zahlreiche Minderheitensprachen. Etwa 1,5 Millionen Brasilianer sprechen Deutsch als Muttersprache, 500.000 Italienisch, 380.000 Japanisch und 37.000 Koreanisch. Dabei muss berücksichtigt werden, dass bei den Sprachminderheiten die Zahl der Sprecher sehr optimistisch berechnet ist. Diese Volksgruppen gehörten teilweise zu den ersten Siedlern und ihre Nachfahren verstehen fast nur noch Portugiesisch. In den Ortschaften, die als Zentren für Einwanderer galten, entstanden oftmals brasilianische Dialekte der Einwanderersprache. Beispiele sind Talian, brasilianisches Italienisch, oder das Riograndenser Hunsrückisch.

Bis ins 20. Jahrhundert hinein gab es (besonders im Süden) ganze Gemeinden, in denen ausschließlich Deutsch oder Italienisch gesprochen wurde, da insbesondere die deutschen Auswanderer und deren Nachfahren über eine gute Infrastruktur aus Schulen, Vereinen u.ä. verfügten und zumeist in relativ geschlossenen Kolonien lebten. Als während des autoritären Regimes (1937–1945) eine Nationalisierungskampagne durchgeführt wurde, geriet die deutsche Gemeinschaft zunehmend unter Druck, da der Staat den Assimilierungsprozess forcierte. Der Eintritt Brasiliens in den Zweiten Weltkrieg bot den entsprechenden Anlass, um die Sprachen der Feindstaaten zu verbieten und deutsche und italienische Schulen zu schließen, woraufhin das Portugiesische auch in diesen Ortschaften Einzug hielt.

Fremdsprachen

Englisch ist als Fremdsprache noch nicht so etabliert wie in europäischen Ländern. Obwohl sie normalerweise in den Schulen unterrichtet wird, fasst die Sprache nur langsam Fuß in Brasilien. Auch in den Großstädten ist es nicht selbstverständlich, dass die Leute Englisch sprechen oder verstehen. Für gewöhnlich verstehen die Brasilianer aber zumindest ansatzweise Spanisch, auch wenn sie die Sprache selbst nicht sprechen.

Religion

Nach der Befragung im Jahre 2000 bekannten sich 73,6 Prozent der Brasilianer zur römisch-katholischen Kirche. Die Zahl der Katholiken ist rückläufig. 1960 betrug die Zahl der Katholiken noch 91 Prozent der Gesamtbevölkerung, bis 1985 nahm sie auf 83 Prozent ab und ist bis 2000 auf 73,6 Prozent gesunken. Teile des brasilianischen Katholizismus sind stark von afro-brasilianischen Traditionen beeinflusst.

15,4 Prozent der Bevölkerung sind protestantischen Glaubens. Der Protestantismus kam seit dem 19. Jahrhundert mit deutschen Einwanderern ins Land. Im 20. Jahrhundert haben aber vor allem nordamerikanische Missionskirchen große Erfolge erzielt. So gab es seit etwa 1960 eine starke Zunahme protestantischer Freikirchen. Heute gibt es 35.000 Freikirchen in Brasilien.

7,4 Prozent erklärten keiner Religion anzugehören.

1,3 Prozent sind Anhänger des Spiritismus, 0,3 Prozent bekannten sich zu afro-brasilianischen Religionen wie Candomblé und Umbanda.

Des weiteren gibt es etwa 1.100.000 Zeugen Jehovas, 600.000 Mormonen, 215.000 Buddhisten, meist Nachkommen japanischer Einwanderer, 150.000 Juden, 27.000 Muslime, meist Nachkommen syrisch-libanesischer Einwanderer und knapp 3.000 Hindus.

Republik und die Zeit der Weltkriege

Die Sklaverei wurde 1888 von Pedro II. offiziell abgeschafft. Obwohl Sklaverei bereits seit 1853 geächtet wurde, führte das Verbot zu Aufständen von Großgrundbesitzern und der Armee. In der Folge putschte sich das Militär an die Macht, woraufhin der Kaiser am 15. November 1889 ins Pariser Exil und den Weg für die erste Republik freimachte.

Die erste brasilianische Republik mit föderativer Verfassung wurde am 24. Februar 1891 von Marschall Manuel Deodoro da Fonseca als Vereinigte Staaten von Brasilien ausgerufen. Der Wohlstand war durch die große Kaffee-Nachfrage gesichert und die Wirtschaft konzentrierte sich auf diesen Zweig. In den Ersten Weltkrieg trat Brasilien offiziell auf Seite der Alliierten gegen Deutschland ein, beteiligte sich aber nicht aktiv. In den Kriegsjahren ging die Nachfrage nach Kaffee stark zurück. Als dann 1930 die Kaffee-Preise nochmals einbrachen, führte Getúlio Vargas, der Vater der Armen, einen Aufstand an und wurde so Präsident. In den ersten Monaten seiner Regierungszeit wuchs die Wirtschaft Brasiliens spürbar. 1937 wurde die Herrschaft Vargas als „wohlwollender Diktator“ festgeschrieben, 1942 erklärte er auf Druck der USA den Krieg gegen die Achsenmächte. Er entsandte eine 25.000 Mann starke Division nach Italien, die unter anderem in der Schlacht um Monte Cassino eingesetzt wurde. Nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges wurde Vargas von der Armee abgesetzt.

Das neue Jahrtausend

Seit 2003 ist Luiz Inácio Lula da Silva (genannt Lula) von der Arbeiterpartei Präsident Brasiliens. Er hat soziale Programme wie „Null Hunger“ oder eine Landreform als Ziele propagiert. Viele Unterstützer werfen ihm aber vor, sie zugunsten einer liberalen Wirtschaftspolitik zu vernachlässigen. 2004 führte Brasilien erstmals in seiner Geschichte UN-Friedenstruppen an, das Militär entsandte 1.470 Soldaten nach Haiti. Politische Probleme Brasiliens sind schwache Parteien ohne ideologisch begründete Programme. Diese bilden Koalitionen, die bisher nur kurz hielten, somit müssen Gesetze meist durch Absprachen verabschiedet werden. Viele kleine Parteien und Korruption (1992 wurde der damalige Präsident Fernando Collor de Mello aus diesem Grund des Amtes enthoben) führen zu einer politisch sehr instabilen Lage und zu einer nahezu zur Untätigkeit verdammten öffentlichen Verwaltung. Auch der vor allem beim einfachen Volk beliebte Präsident Lula da Silva musste sich mit seiner Parteiführung unlängst Korruptionsvorwürfen stellen, die nicht ausgeräumt wurden.

Brasilien empfängt jährlich etwa 376 Millionen US-Dollar Entwicklungshilfe, den Großteil stellen Japan und die EU-Länder zur Verfügung.

Militär

Nach den Jahrzehnten der Militärdiktaturen herrscht in Politik und Bevölkerung eine gewisse Vorsicht gegenüber den Streitkräften. Daher ist die Truppenstärke eher gering, wenn man die Einwohnerzahl und die Größe Brasiliens betrachtet. Darüber hinaus sieht sich das Land keiner wirklichen äußeren Bedrohung gegenüber. Die lateinamerikanischen Staaten sind untereinander militärisch verbündet, was Sicherheit und Stabilität in der Region festigt. Insbesondere steht Brasilien mit allen Nachbarstaaten in einem freundschaftlichen Verhältnis. Auch auf internationaler Ebene unterhält das Land gute Beziehungen mit den meisten anderen Staaten der Welt. Diese Faktoren machen ein starkes Militär zur Zeit nicht erforderlich.

Es besteht eine allgemeine Wehrpflicht für wehrfähige Männer über 18 Jahren. Der Etat des Verteidigungsministeriums liegt bei über 9,5 Milliarden US-Dollar.

Mit etwa 190.000 Mann ist das Heer die bei weitem größte Teilstreitkraft Brasiliens. Während die Infanterie gut ausgerüstet ist, mangelt es aber an Maschinerie. Mit etwa 500 Kampfpanzern und 1500 gepanzerten Fahrzeugen wäre das Land im Ernstfall kaum in der Lage, das weite und schwer zugängliche Hinterland zu sichern. In Friedenszeiten wird die Armee auch zum Katastrophenschutz und Rettungsdienst, sowie für wissenschaftliche Dienste (auf der Antarktis-Forschungsstation Comandante Ferraz) eingesetzt. Zudem werden die Bundesstraßen vom Militär gebaut. Innerstaatliche Bedrohungen, wie Kriminalität oder Terrorismus sind in Brasilien ausschließlich Sache der Polizeikräfte; das Heer wird für solche Aufgaben nicht herangezogen.

Die Luftwaffe beschäftigt 73.500 Personen (2005) und ist damit die größte in Lateinamerika. Ihr kommt in Brasilien eine hohe Bedeutung zu, da sie sowohl für die riesigen Landflächen als auch für weite Seegebiete am besten geeignet ist. Daher ist die Luftwaffe sehr modern ausgestattet. Flugzeuge und Helikopter stammten zumeist aus den USA oder aus Europa; neuere Anschaffungen kommen vermehrt vom brasilianischen Flugzeugbauer Embraer, um das Militär unabhängig von ausländischen Importen zu machen.

Auch die Marine ist modern und gut ausgerüstet. Durch das große Flusssystem, das sich bis weit ins Landesinnere erstreckt, ist die Marine auch im Inland einsetzbar. Sie besitzt daher viele Patrouillenboote und leichte Kampfschiffe, die die Binnengewässer sichern. In dieser Funktion unterstützt die Marine auch das brasilianische Heer und besitzt Amphibienfahrzeuge und sogar Kampfpanzer. Für den Einsatz auf hoher See stehen mehrere Kampfschiffe zur Verfügung, sowie einige modifizierte U-Boote aus deutscher Fabrikation. Brasilien unterhält außerdem einen Flugzeugträger samt Ausstattung. Es handelt sich dabei aber eher um ein Prestigeobjekt, das die Vormachtstellung Brasiliens im lateinamerikanischen Raum unterstreichen soll.

Auch die Rüstungsindustrie ist gut entwickelt. Brasilien ist der fünftgrößte Waffenexporteur der Welt. Während der Militärdiktatur bestand ein langjähriges, geheimes Kernwaffenprojekt. Deutschland war Brasiliens wichtigster Partner auf dem Gebiet der (friedlich genutzten) Kernenergie und unterstützte das Land unter anderem mit der Lieferung von Kernreaktoren und Anlagen zur Uran-Anreicherung. Wie viel deutsches Wissen und Erfahrung tatsächlich in das Kernwaffenprogramm floss, und inwiefern die deutsche Regierung über das brasilianische Atomprojekt wusste, lässt sich allerdings nur schwer sagen. Wahrscheinlich gab es auch eine Kooperation mit Argentinien das ebenfalls ein geheimes Atomprogramm unterhielt. In den 80er Jahren war das Kernwaffenprojekt bereits sehr weit entwickelt und man nimmt an, dass Brasilien kurz vor der Atombombe stand.
Aber mit dem Übergang in die Demokratie hat Brasilien schließlich auch das Vorhaben aufgegeben, Kernenergie für militärische Zwecke zu nutzen. Die offizielle Aufgabe des Atomwaffenprogramms erfolgte 1998 mit der Unterzeichnung des Atomwaffensperrvertrags.

Am 10. Juli 2007 gab Präsident Luiz Inacio Lula da Silva bekannt, das brasilianische Atomprogramm einschließlich der Anreicherung von Uran und dem etwaigen Bau eines Atom-U-Boots auszuweiten. Dafür sind im Haushalt bis 2015 insgesamt 1,040 Milliarden Real (rund 395 Millionen Euro) geplant.

Bildungswesen

Die Alphabetisierungsrate des Landes liegt 2003 bei 88,4%, das Schulabgangsalter bei 16 Jahren. Die Schule zu besuchen, ist in Brasilien Pflicht. In die Bildung fließt ein ähnlich großer Teil des Bruttosozialprodukts wie in Europa; in absoluten Zahlen ist das brasilianische Bildungsbudget etwa so groß wie das deutsche (2004). In Brasilien teilt sich diese Summe jedoch auf eine mehr als doppelt so große und im Durchschnitt wesentlich jüngere Bevölkerung auf. Die staatlichen Schulen genießen einen schlechten Ruf. Deshalb schicken finanziell besser gestellte Eltern ihre Kinder auf private Schulen. Diese unterscheiden sich von der Höhe des Schulgeldes und der Qualität des Unterrichts erheblich.

In 150 Universitäten werden fast 2,8 Millionen Studenten unterrichtet. Etwas mehr als die Hälfte der Hochschulen sind staatlich. Sie sind für alle Menschen mit qualifizierendem Schulabschluss nach einer Aufnahmeprüfung frei zugänglich und gebührenfrei. Die privaten Hochschulen finanzieren sich über unterschiedlich hohe Studiengebühren. Entsprechend schwankt ihre Ausstattung und die Qualität der Lehrer. An den staatlichen Hochschulen werden zweimal jährlich einheitliche und offizielle Aufnahmeprüfungen, durchgeführt. Die Bewerberzahl übersteigt meist bei weitem die Anzahl der vorhandenen Studienplätze. Bewerber bereiten sich deshalb nach dem Abitur oft mit Kursen auf die Prüfungen vor, die von privaten Bildungseinrichtungen angeboten werden und dementsprechend kostenpflichtig sind. Wer keinen Studienplatz erhält, hat die Möglichkeiten, bis zum nächsten Semester zu warten und die Aufnahmeprüfung erneut zu absolvieren oder auf einer der privaten Hochschulen zu studieren.

Gesundheit

Da dem staatlichen Gesundheitswesen nur wenig Geld zur Verfügung steht, sind viele Krankenhäuser stark renovierungsbedürftig und veraltet. Obwohl nur 15% der Ausgaben für Gesundheit in die Prävention fließen, konnte die Säuglingssterblichkeit seit 1970 um zwei Drittel gesenkt werden. Ein Arzt betreut im Durchschnitt 633 Patienten, 87% der Bevölkerung erhalten sauberes Trinkwasser. Die häufigsten Todesursachen sind Herzerkrankungen, Krebs, aber auch Unfälle und Gewalt.

Anfang des Jahrzehnts verklagten Pharmakonzerne aus der ganzen Welt den Staat wegen Patentrecht-Verletzungen. Zu Grunde lag die Forderung der brasilianischen Regierung, die teuren ausländischen Medikamente zu verbilligen und somit auch den erkrankten Brasilianern zugänglich zu machen, die sich die entsprechenden Medikamente nicht leisten können. Da die Konzerne dieser Forderung nicht nachkamen, stellte Brasilien für über 100.000 der mittlerweile etwa 660.000 HIV-Infizierten kostenlose AIDS-Medikamente zur Verfügung. 2001 wurde die Klage jedoch fallengelassen. 2005 kam es zu einem ähnlichen Streit zwischen Brasilien und der US-Pharmaindustrie.

Innere Sicherheit

Die Kriminalitätsrate Brasiliens ist im Vergleich zum weltweiten Durchschnitt relativ hoch. Jährlich sterben in Brasilien über 55 000 Menschen durch Mord oder Totschlag. Dies entspricht gemäß der Statistik von 2005 einer Zahl von über 150 Morden am Tag. Die Polizei hat vor allem in den Städten mit Morden, Entführungen, Raubüberfällen und organisierten Drogen- und Kriminellensyndikaten zu kämpfen. Das Polizistengehalt ist niedrig, weswegen die brasilianische Polizei als besonders anfällig für Korruption gilt. Es ereignen sich zudem zahlreiche Fälle, in denen Polizeiangehörigen Machtmissbrauch bis hin zu Erpressung und Mord vorgeworfen wird. Auch innerhalb der Justiz ist Korruption weit verbreitet. Gefängnisaufstände in den völlig überfüllten Haftanstalten sind fast an der Tagesordnung. Das Leben der Kleinbauern und Indios auf dem Land ist durch Konflikte mit Großgrundbesitzern gefährdet.

In den letzten Jahren wurden vermehrt auch Fußballer und ihre Familienmitglieder entführt. Berühmte Beispiele sind Robinhos Mutter und der Vater des Weltfussballers 1994, Romário.

Um die hohe Zahl an Gewaltopfern zu verringern wurde imJanuar 2004 ein Gesetz vorgeschlagen, das den privaten Waffenbesitz verbieten sollte. Dieser Gesetzesvorschlag ist 2005 per Volksreferendum abgelehnt und deshalb ausgesetzt worden. Als einer der Gründe dafür wurde mangelndes Vertrauen in die Polizei genannt.

Trotz als fortschrittlich geltender Gesetzgebung zur Gleichberechtigung Homosexueller, ist in Brasilien die Anzahl der gewalttätigen Übergriffe auf Lesben und Schwule im internationalen Vergleich sehr hoch.

Administrative Gliederung

Brasilien ist in 26 Bundesstaaten gegliedert. Diese sind in fünf Regionen aufgeteilt:

  • Norden:

Acre, Amapá, Amazonas, Pará, Rondônia, Roraima, Tocantins
Der Norden macht 45,27% der Fläche Brasiliens aus. Gleichzeitig ist es die Region mit den wenigsten Einwohnern. Der Nordwesten ist industriell vergleichsweise wenig entwickelt und nicht sehr gut erschlossen. Dafür beherbergt er mit dem Amazonasbecken das größte Ökosystem der Erde.
  • Nordosten:

Alagoas, Bahia, Ceará, Maranhão, Paraíba, Pernambuco, Piauí, Rio Grande do Norte, Sergipe
Knapp ein Drittel der Brasilianer leben im Nordosten. Die Region ist kulturell sehr vielseitig. Sie ist geprägt von der portugiesischen Kolonialherrschaft, von der afrikanischen Kultur der ehemaligen Sklaven und nicht zuletzt von indianischen Einflüssen.
  • Mittelwesten:

Goiás, Mato Grosso, Mato Grosso do Sul, Distrito Federal Brasília
Die Region verdankt ihre Bedeutung vor allem ihrem Reichtum an Rohstoffen. Dennoch ist der Mittelwesten nicht besonders gut erschlossen. Es wurden aber intensive Bemühungen unternommen, die Region zu stärken, u.a durch die Verlegung der Hauptstadt nach Brasília.
  • Südosten:

Espírito Santo, Minas Gerais, Rio de Janeiro, São Paulo
Im Südosten leben mehr Menschen als in jedem anderen südamerikanischen Land. Mit den Ballungsräumen São Paulo und Rio de Janeiro ist diese Region der wirtschaftliche Motor des Landes.
  • Süden:

Paraná, Santa Catarina, Rio Grande do Sul

Der Süden ist die kleinste Region Brasiliens. Die klimatischen Verhältnisse entsprechen etwa denen Südeuropas. Die Region zeigt deutliche kulturelle Einflüsse von deutschen und italienischen Einwanderern, die sich bevorzugt in diesem Gebiet niederließen. Etwa 85% der Bewohner sind Weiße.

Bodenschätze

Brasilien ist der größte Stahlproduzent Lateinamerikas, mit mehr als die Hälfte der Gesamtproduktion

Folgende Rohstoffe werden in Brasilien abgebaut: Eisen, Mangan, Kohle, Bauxit, Nickel, Erdöl, Zinn, Silber, Diamanten, Gold, Erdgas, Uran. Täglich werden 1,5 Millionen Barrel Erdöl gefördert, Uran ist im Landesinnern vorhanden, der Bauxit-Tagebau verschmutzt die Flüsse und gefährdet so die Umwelt. Brasilien ist der weltgrößte Lieferant für Eisen. Die Vorkommen sollen den Eisenbedarf der Erde für die nächsten 500 Jahre decken. Darüberhinaus stammen etwa 60% aller verarbeiteten Edelsteine (ausgenommen Diamanten) aus Brasilien.

Wirtschaft

Mit großen, gut entwickelten Landwirtschafts-, Bergbau-, Produktions-, und Dienstleistungssektoren auf der einen Seite, und einem großen Vorrat an Arbeitskräften auf der anderen, ist die brasilianische Wirtschaft die kräftigste Südamerikas und gewinnt auf dem Weltmarkt an Bedeutung.

Die wichtigsten Exportprodukte sind Kaffee, Kakao, tropische Früchte, Sojabohnen und Eisenerz. 40% der brasilianischen Agrarausfuhren gehen in die EU, 17% in die USA.

Zu den größten Herausforderungen für die brasilianische Wirtschaft zählen nach wie vor die Inflation und die Kluft zwischen einer wohlhabenden, gut ausgebildeten Bevölkerungsminderheit und der schlecht ausgebildeten Mehrheit, die größtenteils am Rande des Existenzminimums lebt. Es gibt eine große Bewegung von Landlosen, die für eine Landreform kämpfen.

Auf den meist von „Zuckerbaronen“ beherrschten Zuckerrohrplantagen herrschen äußerst schlechte Bedingungen. Menschen arbeiten teilweise in sklavenähnlichen Verhältnissen in riesigen Monokulturen.

Wichtige brasilianische Unternehmen sind:Petrobras (Erdöl),Companhia Vale do Rio Doce (Bergbau),Gerdau (Metallverarbeitung), Am Bey (Getränke),Embraer (Flugzeugbau),Norberto Odebrecht (Baugewerbe), Sadia (Lebensmittel). Auch große ausländische Unternehmen wählten Brasilien zum Schwerpunkt ihrer südamerikanischen Aktivitäten, so der Volkswagen-Konzern, Nestlé, Parmalat oder der Fiat-Konzern.

Straßenverkehr

Das Fernstraßennetz Brasiliens ist mit etwa 2 Millionen km das zweitlängste der Welt, annähernd 200.000 km² sind gepflastert. Annahmen zu Folge nehmen jährlich mehr als 1,2 Milliarden Reisende den Weg über die Fernstraßen, nur 80 Millionen fliegen. Es herrscht Rechtsverkehr.

Fernverkehr

Die Bahnverbindungen wurden ausgedünnt, aber es besteht noch ein Schienennetz von fast 30.000km Länge. Zu Beginn des 20. Jahrhunderts war die Eisenbahn für den wirtschaftlichen Aufschwung besonders wichtig. Mit dem rasanten Ausbau des Straßennetzes verlor sie diese herausragende Stellung. Mittlerweile hat diese in Brasilien nur noch geringe bis gar keine Bedeutung mehr. Der Güterverkehr wird mit LKWs oder Schiffen abgewickelt; für den öffentlichen Personenfernverkehr werden normalerweise Busse verwendet. Auf Strecken durch die malerische Berglandschaft verkehren noch nostalgische Lokomotiven, die als touristische Attraktionen dienen.

Die Busverbindungen sind im Gegensatz zu den Bahnverbindungen sehr gut ausgebaut. Busse verkehren zwischen allen größeren Städten in regelmäßigen Intervallen und auch zwischen kleineren Städten einigermaßen zuverlässig. Es gibt verschiedene Preisklassen vom einfachen Reisebus bis hin zum vollklimatisierten Bus mit Fernsehern und Reisebegleitern. Wegen der sehr großen Entfernungen werden auch Flugreisen innerhalb Brasiliens immer wichtiger. Allerdings sind die Kosten für die meisten Brasilianer zu hoch, so dass sie auch lange Reisen mit dem Bus unternehmen. Es etablieren sich aber immer mehr Fluggesellschaften, die nach Vorbild europäischer Billigfluglinien erschwingliche Flüge innerhalb des Landes anbieten. Der größte Flughafen des Landes ist der Aeroporto von São Paulo.

Schiffsverkehr

Die Binnenschifffahrtswege haben insgesamt eine Länge von rund 50.000 km. Die Handels- und Frachtflotte besteht aus etwa 475 Schiffen.

Telekommunikation

In Brasilien gab es 2005 39,7 Millionen Telefone, was einen Anstieg um 20 Millionen Anlagen im Vergleich zu 1997 bedeutet. Außerdem sind etwa 80 Millionen Mobiltelefone im Umlauf. Auch hier ist der Anstieg zu 1997 (4 Millionen Mobiltelefone) deutlich. Das Telefonsystem funktioniert gut. Ortsgespräche sind teilweise kostenlos. Es existieren drei Koaxial-Tiefsee-Kabel, national ist das Funk-Relais-System gut ausgebaut, auch das Satellitensystem funktioniert gut.

Energie

Pipelines mit reinem Erdöl haben in Brasilien eine Länge von knapp 3.000km, Erdöl-Produkte werden in einem Pipeline-Netz mit einer Länge von knapp 5.000km transportiert und die Erdgasleitungen haben insgesamt eine Länge von etwa 4.250km.

Tourismus

Der Tourismus ist in Brasilien noch nicht sehr bedeutend und macht nur etwa 0,5% des Bruttosozialprodukts aus, der weltweite Durchschnitt liegt bei 10%. Die jährliche Besucherzahl liegt bei etwa 4,8 Millionen. Beliebt sind vor allem die Strände und der Karneval von Rio de Janeiro, die Hauptstadt Brasilia, das Amazonasbecken, der Nordosten mit seinen Stränden und Kultur und die Wasserfälle von Iguaçu. Die relativ geringe Anzahl an Touristen (auf einen Besucher kommen in Brasilien 37 Einheimische, in Deutschland nur etwa 4,6) ist auf verschiedene Faktoren zurückzuführen. Die Infrastruktur muss ausgebaut werden. Die In- und Auslandsflüge sind teuer, da es im ganzen Land noch wenige Charterflüge gibt. Der Nordosten, sehr beliebt bei den Inlandtouristen, wird langsam von den Europäern entdeckt.

Umwelt

Der tropische Regenwald im Amazonasgebiet ist eines der größten unberührten Waldgebiete der Welt. Landnutzugsänderungen vor allem für plantagenartige Land- und Forstwirtschaft zerstören diese Unberührtheit, aber auch Infrastrukturprojekte wie neue Straßen (zum Beispiel die Transamazônica) tragen ihren Teil dazu bei. Dabei wirkt sich nicht nur der Flächenverbrauch durch das Bauobjekt selbst aus; durch Straßen erschlossene Gebiete des Regenwaldes werden so erschließbar für anschließende Umwandlungen und illegalen Holzschlag. Ein weiterer Faktor ist deshalb die Holznutzung. Das Holz aus diesen Wäldern wird von der lokalen Bevölkerung genutzt (z.B. als Feuerholz), oder bereits in Brasilien selbst zu höherwertigen Produkten wie Sperrholz, Zellstoff oder Baumaterial verarbeitet. Das Holz wird teilweise auch international gehandelt. In Brasilien gibt es rund 2.500 Unternehmen, die tropisches Hartholz kaufen und verkaufen. Die meisten von ihnen sind ausländische Großunternehmen. Zwar ist Mahagoni mittlerweile gesetzlich geschützt, der Handel geht aber illegal weiter.

Die Schäden entstanden früher auch im Zusammenhang mit den Goldgräbern Brasiliens. Zum Auswaschen des Goldes verwendeten sie Quecksilber in verhältnismäßig hohen Mengen. Diese gelangten schließlich in die Böden bzw. das Grundwasser und führten zu einer Verseuchung des Amazonasgebietes.

2006 wurden 14.039 km² Regenwald vernichtet, 2005 waren es noch 18.793 km². Von August 2003 bis August 2004 wurden in Brasilien 26.130km² Regenwald vernichtet (das entspricht fast der Fläche Brandenburgs). In den letzten fünf Monaten des Jahres 2007 gingen in Brasilien 3.235km² Regenwald verloren, alleine im Dezember 2007 sogar 948km².In der Folge beriet im Januar 2008 ein Notfallkabinett der brasilianischen Regierung über Maßnahmen. Die Behörden zum Schutz des Regenwaldes haben unter Geld- und Personalmangel, sowie Korruption zu kämpfen. Dennoch konnte 2002 das weltweit größte Schutzgebiet eines tropischen Regenwalds im Norden Brasiliens gegründet werden.

Da Regenwaldboden nährstoffarm ist, ist er auf die Wiederverwertung der Mineralstoffe im Laub angewiesen. Bei solch feuchtem Klima zersetzen Mikroorganismen das Laub in recht kurzer Zeit. Wenn aber kein Wald und damit auch kein Laub mehr auf dem Boden liegen, trocknet er aus und es kommt zu Erosion. Sind die gerodeten Flächen nun größer, kann sich der Wald dort nicht regenerieren. Bäume binden Kohlendioxid, das den Treibhauseffekt auslöst. So sind an den Treibhausabgasausstößen des Landes Brandrodungen mit 75% beteiligt, während die Verbrennung fossiler Brennstoffe nicht einmal ein Viertel ausmachen. Im Amazonasgebiet leben viele Tier- und Pflanzenarten. Diese Arten können ohne Regenwald nicht überleben.

Ein weiteres Umweltproblem ist der Bauxit- und Goldtagebau, der die Flüsse verschmutzt und die indigene Bevölkerung gefährdet. 2000 erlitt der Fluss Iguaçu eine Ölpest. Ein Jahr später sank vor der brasilianischen Küste die größte Oelplattform der Welt. In den Städten hat man mit Luftverschmutzung und Abwasserproblemen zu kämpfen.

In Brasilien wird dem Kraftstoff eine gewisse Menge Alkohol beigemischt. Neben umwelttechnischen Gründen (Reduzierung der Schadstoffemissionen) ist dafür hauptsächlich der Kostenfaktor verantwortlich: Ethanol ist bis zu zweimal billiger als Automobil- und bis zu viermal billiger als Flugbenzin. Der Anteil an Ethanol im Benzin ist gesetzlich geregelt und wurde 2006 von ehemals 25% auf 20% gesenkt. In Brasilien ist es möglich mit Autos zu fahren, die einen Ethanol-, Benzin- oder einen Flex-Fuel-Motor besitzen. Das dreimillionste Flex-Fuel-Auto wurde im Dezember 2005 verkauft und auch die ersten Flugzeuge fliegen mit Ethanol, was die Luftverschmutzung insgesamt reduziert. Das erste mit Alkohol betriebene Flugzeug der Welt, die EMB-202 Ipanema, wurde 2002 in Brasilien gebaut. Brasilien ist der viertgrößte Auto- und mit 12000 Flugzeugen der zweitgrößte Flugzeug-Produzent der Welt.

Medien

In Brasilien gibt es etwa 380 Tageszeitungen. Die bekannteste von ihnen, ist die Globo-Gruppe, die die brasilianische Medienlandschaft beherrscht, und der vorgeworfen wird, einzelne Parteien oder Kandidaten zu favorisieren. Rede Globo ist auch einer der Marktführer, was die Produktion an Telenovelas angeht. Rund 80% der Produktionen werden exportiert.

Es gibt einen staatlichen Radiosender neben über 2.900 privaten Stationen. In ganz Brasilien gab es 1997 etwa 70 Millionen Radiogeräte. Darüber hinaus gibt es 19 staatliche und etwa 250 private Fernsehsender. Die Reichweite des Mediums Fernsehen ist in Brasilien relativ groß: 90,3% der Haushalte hatten 2003 einen Fernseher.

Im Jahre 1999 gab es 200 Internetdienstanbieter. Fünf Jahre später (2004) galten gut 19,3 Millionen Brasilianer als Internet-User. Eine Zensur des Online-Angebots gibt es nicht.

Musik

Die wohl bekannteste brasilianische Musikform ist der Samba. Er entstand aus der Musik der afrikanischstämmigen Bevölkerungsteile und ist sehr rhythmuslastig. Populär wurde der Samba durch den jährlichen Karneval in Rio. Dort präsentieren sich die größten und renommiertesten Sambaschulen in riesigen Paraden im Wettstreit um den Titel der „besten Sambaschule Brasiliens“. Neben den Umzügen zur Karnevalszeit spielen die Bands manchmal auch auf den Straßen oder unterstützen mit ihrer Musik politische Demonstrationen und Streiks.

Kulinarisches

Aufgrund der Größe des Landes ist es schwierig, die brasilianische Küche zu definieren. Es ist gesichert, dass sie durch die portugiesische Kolonisation beeinflusst wurde. Als Nationalgericht gilt die Feijoada, ein Bohneneintopf aus schwarzen Bohnen mit allerlei Fleisch. Üblicherweise wird Feijoada mit Reis, Farofa (ein Maniokmehl) und Orangenscheiben serviert. Wegen des großen Abstands zwischen den Orten sind die Verpflegungsstationen an Fernstraßen wichtig. Hier wird zwischen kommerziell betriebenen Snackbars mit großem Angebot an Sandwiches und anderen einfachen Gerichten und kleinen, familiären Haltepunkten, die meist nur ein Gericht (Reis, Kartoffeln oder Bohnen mit einer Fleischsorte) bieten.

Sport

National-und auch Volkssport des Landes ist Fussball. Die Brasilianische Fussballnationalmannschaft ist fünfmaliger Weltmeister und damit die erfolgreichste Nationalmannschaft der Welt. Darüber hinaus gewann Brasilien acht Mal die Copa América, die Südamerika-Meisterschaft. In der aktuellen Mannschaft spielen viele international bekannte Stars wie Ronaldinho, Adriano, Roberto Carlos, Ronaldo, Kaká, Robinho und Diego. Für viele Fußballliebhaber gilt darüber hinaus Pelé als einer der besten Fußballer aller Zeiten. Ein Großteil der Bevölkerung spielt aber Fußball unter einfacheren Verhältnissen, bspw. mit selbst gefertigten Bällen (in den Favelas) auf Sandplätzen. Für viele Kinder und Jugendliche in den Favelas ist die Aussicht, Fußballprofi zu werden, eine der wenigen Möglichkeiten, der Armut zu entgehen. Dies ist mit ein Grund, warum die brasilianische Nachwuchsarbeit regelmäßig große Talente hervorbringt und viele Brasilianer in zahlreichen internationalen Ligen Fußball spielen. Ein weiterer Grund für die vielen Talente ist ein anderes Spielverständnis, in dem unter anderem die Kondition und die Fußballtechnik eine wichtige Rolle spielt.

2014 wird in Brasilien die Fussballweltmeisterschaft ausgetragen. Brasilien war einziger Bewerber für den Austragungsort der WM.

Des weiteren ist Brasilien der Gastgeber des letzten im Formel-1-Rennkalender verbliebenen lateinamerikanischen Grand Prix, des Grossen Preis von Brasilien, und hat bedeutende Rennfahrer hervorgebracht wie Emerson Fittipaldi, Nelson Piquet, Ayrton Senna, Rubens Barrichello und Felipe Massa. Starke Anteilnahme fand in der Bevölkerung die Beerdigung Ayrton Sennas 1994.

Als typisch brasilianisch kann Capoeira bezeichnet werden, was besser mit dem Begriff Kampftanz denn mit Kampfsportart kategorisiert wird. Capoeira wurde von der schwarzen Bevölkerung praktiziert. Da es den Sklaven nicht erlaubt war, irgendeine Art von Waffen zu tragen, entwickelten sie Capoeira als Form der Selbstverteidigung: Sie verbindet kämpferische Elemente mit Akrobatik, Spielerei und Tanz. In den vergangenen Jahrzehnten entwickelte sich eine gewisse Mode um Capoeira. Sie ist mittlerweile in der ganzen brasilianischen Bevölkerung verbreitet und findet auch im Ausland Beliebtheit.

die Flagge Brasiliens
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