Donnerstag, 3.April 2008: In der Allerheiligenbucht 2
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Donnerstag, 3.April 2008: Ab morgens 03h ist mir himmelschlecht und ich sitze eine ganze Stunde draussen im Cockpit. Auf einem Nachbarschiff, bei Franzosen, ist eine Party im Gange. Sie hören überlaute Musik und singen dazu. Um 06h kommt es zur Explosion: Erbrechen und Durchfall!

Trotzdem es mir gar nicht gut geht, gehe ich ins Internet, 2 Geburtstagsmails absenden. Paul haushaltet unterdessen auf dem Schiff. Den Nachmittag verbringe ich mit Fieber im Bett. Dazwischen ein wenig abkühlen im Meer und um 20h15 herrscht schon absolute Ruhe auf der MABUHAY. Vorher ruft noch Michael von der „DRONTE“ an. Er befindet sich schon im Yacht Club Aratu, wo er sein Schiff sieben Monate liegen lassen will. Am 9. April macht er dort eine kleine Feier und wir sind dazu alle eingeladen.

Freitag, 4.April 2008: Es hat schon zwei ganze Tage nicht mehr geregnet! Heute verlegen auch Sonja und Werner ihre „FEE“ zu uns raus auf den Ankerplatz. Um 15h holt Werner uns alle ab und wir fahren zu sechst im Dinghy los. Hier auf der Insel Itaparica gibt es einen Wasserfall und den wollen wir uns anschauen. Ausser Werner finden wir zwar alle, dies sei viel zu weit mit dem Schlauchboot, aber Werner findet, dies sei überhaupt kein Problem. Paul will es ganz genau wissen und fragt ihn, ob er genug Benzin dabei habe. Jawoll, der Tank ist voll, 25 Liter! Und hast du Paddel dabei? Jawoll, eines! Das andere ist gestern verloren oder geklaut worden. Gut, dann können wir ja los fahren. Nach einer halben Stunde sind wir alle schon wieder klatschnass vom Spritzwasser. Wir fahren und fahren und fahren, aber einen Wasserfall finden wir nicht. Weil wir wissen, dass es um 18h dunkel wird, bitten wir Werner, nach einer Stunde und 40 Minuten, umzukehren. Wir drehen um, trinken unterwegs noch die von Paul mitgebrachten 1½ Liter Wasser und machen viele dumme Sprüche. Plötzlich, um 17h gurgelt der Aussenborder kurz und bleibt dann einfach stehen, kein Sprit mehr im Tank! Wir sind noch ziemlich weit von unseren geankerten Schiffen entfernt. Und? Was machen wir jetzt? Paul übernimmt sofort das Paddelkommando. Wir paddeln wie verrückt mit den Händen, unsere Sandalen darin festhaltend, um die Ruderfläche zu vergrössern. Aber alles Paddeln hilft nichts, wir haben das Gefühl, keinen Millimeter weiterzukommen. Die Strömung wäre zwar günstig, aber der Wind treibt uns weg von unserem Ziel. Plötzlich brettert ein Motorboot in einem Affentempo in einiger Entfernung vorbei und wir alle rufen, pfeifen, winken wie die Irren! Zuerst fährt das Boot weiter, dreht dann aber doch ab und kommt zurück zu uns. Auf dem Boot sind sechs schwarze und ein weisser (ein ganz komischer Kauz!) Brasilianer. Wir bitten um ein wenig Benzin, aber die haben keins. Aber sie wollen uns helfen und wir dürfen auf das Motorboot umsteigen. Werner bleibt im Dinghy und wird abgeschleppt. Die Bootsmannschaft bringt uns zur „FEE“ zurück und erst jetzt sehen wir, wie weit wir wirklich noch davon entfernt gewesen wären. Wir sind alle heilfroh und dankbar, nicht die halbe Nacht paddeln zu müssen und nicht irgendwo in den Mangroven übernachten zu müssen und bedanken uns alle überschwenglich bei unseren Rettern! Nachdem wir uns alle etwas Trockenes angezogen haben, gibt es auf der „FEE“ Kaffee und Wein und wir stossen auf unser ungewolltes Abenteuer an...

Samstag, 5.April 2008: Nun hat die Magen-Darm-Seuche, die ich am Donnerstag hatte, auch den Skippper Paul erwischt. Letzte Nacht konnten wir beide nicht schlafen. Ich, weil im Städtchen Itaparica scheinbar ein Fest mit lauter Live-Musik und Gesang im Gange war und Paul weil ihm hundeelendschlecht war. Von 23h30 bis um 01h sitzen wir zusammen im Cockpit, bis Paul endlich, endlich sämtliche Salznüssli die er auf der „FEE“ vertilgt hat, in hohem Bogen über die ramponierte Reling, als Fischfutter von Bord spuckt. Nun können wir wieder ins Bett und ein wenig schlafen.

Am Morgen ist ihm immer noch übel, aber immerhin kann er einen Tee und Zwieback bei sich behalten. Werner holt mich ab und während er ins Internet geht, kaufen Soni und ich ein. Paul schläft unterdessen. Um 16h sind wir auf der „TANJA“ zu Kaffee und, natürlich wieder selbstgemachter „Apfelwähe“, eingeladen. Mmm, die Wähe schmeckt wie früher, zu Hause!

Danach leeren wir zu fünft noch ein Fläschen Roten und diskutieren wieder mal über alles Mögliche. Nur Paul, der Arme, isst gar nichts und trinkt nur Wasser.

Sonntag, 6.April 2008:Heute ist es wieder mal sehr bewölkt, aber es regnet (noch) nicht. Helen und Hans-Jörg fahren mit ihrer „TANJA“ nach Salvador. Sie müssen ihr Visum um 3 Monate verlängern lassen. Mein Kapitän ist wieder frech, d.h. es geht ihm wieder sehr gut! Soni und Werner holen uns ab zum Einkaufen. Mit dem Taxi fahren wir in ein Dorf im Inneren der Insel, nach Bom Despacho, der Hinweg kostet 10 R$. Während wir im Bom Preço Supermarkt einkaufen wartet der Taxifahrer auf uns. Er darf uns mit all unseren Plastiktüten wieder bis zur Marina fahren und jetzt kostet der Rückweg (wohlverstanden gleich weit wie der Hinweg!!!) plötzlich 15 R$. Irgendwie verstehen wir die Welt nicht mehr! Oder machen wir etwa einen Rechnungsfehler?

Der Fischer-Panda-Generator auf der „FEE“ läuft schon wieder nicht mehr. Werner baut die Wasserpumpe zum X -ten Mal wieder aus, bläst alle Leitungen durch, findet irgendwo ein Plastikteilchen, baut alles wieder zusammen und...? Der Generator läuft einwandfrei! Hoffentlich bleibt das so!!!

Im Laufe des Nachmittags löst sich das Dinghy von der „FEE“ und haut ab. Zum Glück sieht Paul das Malheur und pfeift und schreit zu Werner rüber. Dieser hechtet ins Wasser und fängt den Ausreisser schwimmend wieder ein.

Wir laden Soni und Werner zum Abendessen auf die MABUHAY ein.

in Bom Despacho
eine Telefonkabine

Montag, 7.April 2008: Soni und Werner wollen morgen 400sm Richtung Norden, nach Recife, segeln. Sie kommen nicht nach Aratu, an die Feier von Michael. Wir sind sehr gespannt, wo wir uns wieder begegnen werden, (übrigens befindet sich ihr Ersatzteilpaket immer noch auf den Cap Verden!). Wir, Paul und ich schippern zum Yacht Club Aratu, wo wir uns mit Michael und der „TANJA“ treffen werden.

Bevor wir den Anker heben, gehen Soni und ich noch „schnell“ in den Ort, Brot einkaufen. In unserem „Saftladen“ trinken wir wieder zusammen einen ganzen Liter frischgepressten, herrlichen Orangensaft.

Um 11h30 fahren wir los. Die „FEE“ hupt uns zum Abschied. Wir queren unter Motor die Allerheiligenbucht., den Wind haben wir genau auf die Nase. Schon bald treffen wir auf eine Gruppe Delfine, die sich aber überhaupt nicht für uns Touristen interessiert. Nach 20 sm erreichen wir den Aratu Yacht Club, wo wir neben der „Dronte“, vom Schweizer Michael, ankern. Wir laden ihn sofort zu uns zum Ankertrunk ein. Später kommen auch noch seine Freunde von der „AUK“ zu uns an Bord. Doris ist Deutsche, ihr Mann Ian ist Schotte. Sie leben in Namibia, in Lüderitz, wenn sie nicht gerade mit ihrem Segelschiff unterwegs sind.

 

Dienstag, 8.April 2008: Im Aratu Yacht Club. Michael holt uns mit seinem Dinghy ab und wir fahren zusammen zum Yacht Club. Hier wird zur Zeit gerade gross umgebaut. Es gibt neue Dächer über den Terrassensitzplätzen des Restaurants und sonst wird noch Allerlei erneuert. In dieser Clubanlage hat es sogar einen Swimmingpool und einen schönen Grillplatz. Auch die WC- und Duschanlagen sind ausserordentlich schön und sauber. Die frechen Aeffchen mit ihren geringelten Schwänzen flitzen blitzschnell die Bäume im Park hinauf und hinunter. Wenn sie einen Moment innehalten schauen wir uns gegenseitig neugierig an. Wir melden uns im Yacht Club Büro an, schauen schnell ins Internet und spazieren dann in einen Supermercado. Auch hier sehen wir unterwegs wieder sehr viel Armut, die uns sehr zu denken gibt! Zwei Maultiere suchen in einem vollen Müll-Kontainer nach Fressbarem. Im kleinen Supermarkt finden wir alles, was wir für unseren „Haushalt“ brauchen. Nach dem Einkauf sitzen wir noch eine Weile in einer Bar am Schatten, mit wunderbarem Blick auf den Yachtclub und die ankernden Schiffe.

Am Nachmittag hilft Michael Paul beim Reparieren unseres UKW-Funkgerätes, wo der Schaltknopf defekt ist. Paul sieht die winzigen Teilchen nicht gut, er wartet ja immer noch auf seine neuen Varilux-Brillengläser. Nachdem Michael wieder auf seinem Schiff ist, kann das Gerät mit ihm getestet werden und es funktioniert wieder einwandfrei!

 

Mittwoch, 9.April 2008: Es regnet immer wieder kurz aber kräftig. Michael bringt uns einen Ersatz für unseren „angeschmürzelten“ (angesengten) Schalter des Wassermachers. Paul baut ihn sofort ein und er passt prima. Um 17h sind wir von Michael im Restaurant des Yacht Clubs zum Abendessen eingeladen. Wir, das sind Doris und Ian aus Namibia, Helen, Hans-Jörg, Paul und ich. Michael hat Geburtstag, aber psssst..., das ist ein Geheimnis und eigentlich wissen wir es gar nicht. Es gibt mit Parmesan überbackene Filets, Pommes Frites, Reis und eine sehr schöne Salatplatte. Es gibt nur noch ein kleines Problem. So ein Menü ist immer für zwei Personen, wir sind aber dummerweise sieben Personen! Jetzt muss Michael 4 Menüs bestellen und das achte Essen verteilen wir dann brüderlich auf die vier Männer. Es ist wunderbar, dieses Abendessen, und erst noch unter freiem Sternenhimmel, wo wir wieder das „Kreuz des Südens“ bestaunen. Die Küche des Yacht Club Restaurants hat extra wegen uns länger gearbeitet. Michael, ganz herzlichen Dank für den schönen Abend! Den Kaffee-Mabuhay trinken wir dann alle noch bei uns an Bord.

Helen und Hans-Jörg von der "Tanja"
Doris von der "AUK" und Paul
Michael von der "DRONTE" und Ian von der "AUK"
Helen und ich

Donnerstag, 10.April 2008: Bei Mirante. Es regnet immer wieder ein wenig. Paul hilft Hans-Jörg seinen 10PS Honda-Aussenborder richtig einzustellen. Nachdem wir uns von Michael, Doris und Ian verabschiedet haben, wollen die „TANJA“ und die MABUHAY noch ein wenig die Allerheiligenbucht erkunden. Um 13h30 fahren wir los, die Sonne scheint wieder und schon nach 7 sm oder 1½ Stunden später lassen wir den Anker in den „Pfludi“ (Schlick) vor dem Dörfchen Mirante fallen. Unterwegs sind wir an einer Grossbäckerei (unsere Vermutung) vorbeigekommen. Im weiten Umkreis dieser Anlage riecht es nämlich ganz herrlich nach Biscuits und Kuchen. Nach dem Ankern kommen Helen und Hans-Jörg zu uns zum Ankertrunk und nach einem kühlenden Bad fahren wir alle vier zusammen im Dinghy der „TANJA“ zum winzigen Dorf Mirante. Doris hatte uns erzählt,dass es da eine Kneipe direkt am Wasser gibt. Wir müssen zuerst ein wenig suchen, finden es dann aber doch. Die „Kneipe“ entpuppt sich als ein kleiner Laden im Halbdunkeln, in einem Raum daneben gibt es einen Billardtisch, wo sich die jungen Männer vergnügen und draussen auf dem Dorfplatz hat es drei runde betonierte Tische und an jedem Tisch vier betonierte Hocker. Hier gefällt es uns und hier essen wir zu Abend. Es gibt keine Speisekarte und heute nur ein einziges Menü: Moqueca (Muscheln=sururu, Krebsfleisch=siri, Krabben=camarão, Tomaten und Peperoni gekocht in Kokosmilch und Dendê-Oel). Dazu gibt es Reis, Maniok (wie Polenta) und Bohnen. Paul isst nur Reis und Bohnen, aber uns anderen Dreien schmeckt das Meeresgetier und die Beilagen prima. Kleinere und grössere Kinder hocken auf einer Mauer, beobachten uns, tuscheln und kichern über uns!

Als die Rechnung dann kommt, haut es uns fast von den betonierten Hockern. Für vier Essen, drei grosse Flaschen Bier und einen ganzen Liter frisch aufgebrühten Kaffee in der Thermoskanne, bezahlen wir 23.90 R$ (14.40 Sfr. oder 9.60 € )! Wohlverstanden für alle vier zusammen, nicht pro Person! Und es war wirklich genug von allem da und die Servierfrau hat uns gefragt ob wir noch mehr wollten.

Und weil es so schön und gemütlich war,lassen wir den schönen Abend noch auf der MABUHAY bei einem Kaffee-Mabuhay ausklingen.

hier essen wir mit den Füssen im Sand zu Abend
mmm... , das Essen ist prima!
wir werden bestaunt...

Freitag, 11.April 2008: Um 9h50 heben wir die Anker, die sich in dem Schlick so gut eingegraben haben, dass wir alle Mühe haben sie daraus zu befreien. Nach 2½ schönen und abwechslungsreichen Wochen, in denen wir Gelegenheit hatten, wunderschöne Ankerbuchten und Gegenden in dieser riesigen Allerheiligenbucht zu entdecken, kehren wir in die Stadt Salvador zurück, wo wir noch Diverses zu erledigen haben.

wir verlassen die Allerheiligenbucht
zurück in Salvador da Bahia
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