Montag, 24.März 2008: In der Allerheiligenbucht 1
52 Views

Montag, 24.März 2008: Wir gehen in die Oberstadt, Geld umtauschen. Beim Lift stehen die Leute Schlange bis raus auf die Strasse. Was ist heute Besonderes los? Am Nachmittag mit dem Bus zum Einkauf ins Bom Preço mit Soni und Werner. Wir kaufen wieder viele Fressalien ein und zurück fahren wir mit dem Taxi. Es kostet 16.85 R$ und der Taxifahrer will uns das Wechselgeld auf 20 R$ nicht rausgeben. Aber dann klappt es doch noch.

Michael kommt nach dem Abendessen zu uns an Bord und wir trinken literweise Wasser (ist wirklich wahr!!!) Michael erzählt uns, dass er heute bei der Hafenbehörde war, um die Formalitäten zu erledigen, damit er sein Schiff 7 Monate in Brasilien liegen lassen kann. Man sagte ihm, er solle wieder kommen wenn er eine lange Hose trage (er war in Shorts)! Nun ist er verständlicherweise ziemlich sauer auf die brasilianischen Beamten.

die "Dronte" und die MABUHAY
wir fahren in die Allerheiligenbucht

Dienstag, 25.März 2008: Michael schenkt uns schon beim Frühstückskaffee ganz, ganz viele Instant-Süppli aus Südafrika, die er nicht mag. Wir gehen ins Marinabüro um zu bezahlen. Der

Mann hier ist ein Linkshänder. Er hält den Quittungsblock senkrecht vor sich und schreibt von oben nach unten, das haben wir noch nie gesehen. Aber die Schrift ist wunderbar sauber. Die Leute in dieser Marina „Centro Nautico“ sind alle sehr nett. Sie freuen sich unheimlich wenn ich mühsam ein Wort auf Portugiesisch hervorbringe.

Paul und Werner halten noch eine kurze Besprechung ab, damit wir heute Abend auch wirklich mit der „FEE“ und der „TANJA“ am gleichen Ankerplatz bei der Insel Frades landen.

Danach noch schnell ein letztes Mal unter die Dusche gesprungen (welche übrigens hier immer blitzsauber sind und ununterbrochen geputzt werden) und gegen 12h30 verlassen wir die Stadt Salvador um die riesige Allerheiligenbucht zu erforschen.

Werner und Sonja fahren mit der „FEE“ voraus, wir segeln hinterher. Wir haben eine wunderschöne, gemütliche Segelfahrt und können 13,3 sm segeln und müssen nur 2,3 sm motoren. Um 16h30 lassen wir den Anker in einer weiten Bucht vor einem Dorf bei der Ilha dos Frades (Mönchsinsel) fallen. Es ist herrlich sonnig, aber trotzdem nicht zu heiss. Die „TANJA“ mit Helen und Hans-Jörg kommen etwa eine Stunde später auch zu diesem idyllischen Ankerplatz. Es ist alles sehr grün rundherum, mit Palmen, diversen Bäumen die wir nicht kennen und Mangroven bewachsen.

 

Mangrovenbäume haben sich an das Leben im Gezeitenbereich tropischer Küstenregionen angepasst und sind nur dort bestandsbildend.

Zu den besonderen Anpassungen der Mangrovenbäume an ihren Lebensraum gehören ausgeprägte Salztoleranz und die Fähigkeit zum Wurzeln in sauerstoffarmem und häufig instabilem Sediment.

Die für die Gattung typischen bogenförmigen, ausladenden Stelzwurzeln prägen das Bild vieler Mangrovenwälder.

Mangrovenbäume lassen sich in Ausnahmefällen forstlich nutzen (Malaysia). Mangrovenholz wird zur Holzkohleerzeugung oder direkt als Brennholz und gelegentlich für einfache Holzkonstruktionen genutzt. Die tanninhaltige Rinde einiger Mangrovenbäume wird regional zur Gerbstoffgewinnung eingesetzt.

wa eine Stunde später auch zu diesem idyllischen Ankerplatz. Es ist alles sehr grün rundherum, mit Palmen, diversen Bäumen die wir nicht kennen und Mangroven bewachsen.

angekommen bei der Ilha dos Frades (Mönchsinsel)
bei der Ilha dos Frades (Mönchsinsel)

Mittwoch, 26.März 2008: Die Nacht ist herrlich ruhig hier in dieser Bucht. Nur hie und da hört man einen Hund im Dorf kläffen, sonst wunderbare Stille. Auch in dieser Nacht schüttet es wieder ein paar Mal und wir müssen jedesmal aufstehen, um alle Fenster und Luken zu schliessen.

Meistens dauert aber so ein Regenguss nur kurz, etwa 5-10 Minuten. Am Morgen ist es dann grau in grau.

Unser Wassermacher will nicht mehr! Paul stellt eine erste Diagnose: der Ein/Aus-Schalter löst sich in seine Einzelteile auf und ist „angeschmürzelet“ (angesengt). Und das, nachdem das Gerät erst ein Jahr alt ist, eine Sauerei ist das! Paul bringt es wieder zum laufen, indem er provisorisch ein Ueberbrückungskabel montiert. Super gemacht! So ein begabter Handwerker an Bord ist einfach unbezahlbar!

Zur Abkühlung (im Motorenraum herrschen Saunatemperaturen) und Entspannung bleibt der Mechaniker danach unendlich lange im Wasser rund um die MABUHAY. Er will gar nicht mehr rauskommen.

Um 15h30 holt uns Werner mit seinem grossen Dinghy ab. Nachdem auch noch Helen und Hans-Jörg zugestiegen sind, fahren wir zum Dorf auf der winzigen Insel „Ilha do Bom Jesus“ . Weil Ebbe ist, und wir Frauen nicht aufgepasst haben (ist ja klar,oder!), sitzen wir plötzlich auf dem sandigen Grund fest. Werner und Paul versuchen uns mit den Paddeln zu befreien, was dann, nach viel Gelächter und guten Ratschlägen von uns anderen auch endlich gelingt.

Im Dorf, das aus der Nähe viel grösser ist als vom Wasser aus, machen wir einen schönen Rundgang. Im „Supermercado“ kaufen wir Brot, Bananen und Tomaten ein und Paul eine Flasche brasilianischen Rotwein. Viele Leute im Dorf sitzen draussen auf den Treppenstufen ihrer zum Teil sehr zerfallenden Häuser und grüssen uns alle freundlich, aber erst, wenn wir zuerst grüssen! Wir sehen aber auch ziemlich viele schöne, gepflegte kleine Häuschen. Die Strassen durchs Dorf sind alle ungeteert und nach den Regengüssen total matschig und aufgeweicht, aber ein schönes Dorf ist es trotzdem.

Werner macht mit uns auf der Rückfahrt zu unseren Schiffen noch eine kleine Besichtigungstour rund um die Dorfinsel und die Mangroveninselchen. Unterwegs stirbt der Aussenborder-Motor drei Mal ab und muss neu gestartet werden. Helen, Soni und ich sitzen zuvordest auf dem Schlauchboot und wir haben alle drei klitschnasse Hosen. Auf der MABUHAY trinken wir gleich noch den neu eingekauften brasilianischen Wein, der für meinen Geschmack viiiiel zu süss ist. Etwa um 18h15 wird es schlagartig dunkel und die „TANJA“ und „FEE“-Crews begeben sich wieder auf ihre Schiffe.

Werner und Paul paddeln uns an Land
auf der winzigen Insel „Ilha do Bom Jesus“

Donnerstag, 27.März 2008: Nach dem Paul sich wieder die längste Zeit im Wasser abgekühlt hat, kommt Werner mit seinem Dinghy zum Mechaniker. Paul hilft ihm den Aussenborder, einen 15 PS Yamaha, zu reparieren.

Der Fachmann findet schnell den Fehler, das Leerlaufsystem ist verstopft, oder so. Paul nimmt alles auseinander, reinigt jedes Teilchen gründlich, baut alles wieder zusammen und der Motor läuft wieder wie am Schnürchen. Auch die Probefahrt verläuft erfolgreich.

Um 16h sind wir auf der „TANJA“ zu Kaffee und selbstgemachtem Kuchen (Aprikosen-Roulade) eingeladen. Mmmm..., fein, merci Helen!

die "TANJA" von Helen und Hans-Jörg

Freitag, 28.März 2008: Soni und Werner holen uns um 10h15 mit dem Dinghy ab. Zu Sechst wollen wir auf die Insel dos Frades rüber. Es ist gar nicht so einfach einen geeigneten Anlandungsplatz zu finden. Aber wir finden einen und waten durch das seichte Salzwasser. Wir möchten ein wenig in den tropischen Wald wandern, aber es ist unmöglich, überall wurden Stacheldrahtzäune um die privaten Grundstücke gebaut. Wir laufen links am Zaun entlang und rechts am Zaun entlang. Vergeblich! Unterwegs fliehen Millionen von ganz kleinen Krebslein, mit einer Zange, die grösser ist als sie selber, in ihre schützenden Löcher, wenn wir herangetrampelt kommen. Irgendwo stossen wir auf ein Tor im Zaun, und siehe da, es ist offen. Kaum machen wir ein paar Schritte auf die dahinterliegende Wiese, stehen auch schon zwei Arbeiter mit ihren Macheten da. Wir fragen, ob es nicht möglich sei, ins Innere der Insel zu gelangen. Sie schütteln die Köpfe. Aber dann erbarmt sich der Aeltere der beiden und führt uns über das Gelände, durch Palmenwald und Mangobäume, unter denen unzählige heruntergefallene Mangos liegen und wovon wir einige auflesen und essen dürfen. Unterdessen fängt es an zu regnen. Wir kommen an ein paar Hütten vorbei, wo wir uns vor dem Regen hätten schützen können. Aber unser Führer bringt uns unbarmherzig ans andere Ende des Grundstückes und zum dortigen Tor hinaus. Das Tor schliesst er hinter uns sorgfältig zu. Jetzt öffnet der Himmel seine Schleusen und es schüttet gnadenlos. Wir stehen unter zwei Palmen, wo wir aber troztdem schon bald alle bis auf die Haut nass sind. Und weil wir finden, noch nasser können wir gar nicht mehr werden, machen wir uns auf den Rückweg zum Dinghy. Der Weg ist dermassen aufgeweicht, dass wir mehrmals im Schlamm festgesaugt steckenbleiben. Ich zerreisse mir, beim Versuch mich zu befreien, sogar eine Sandale. Jetzt steuert uns Werner zur Nordspitze der Insel, zur schönen kleinen Kirche. Hier landen wir wieder an, aber auch hier genau das Gleiche. Die Grundstücke sind privat und mit langen Zäunen abgetrennt. Also, alles wieder einsteigen und um die Nordspitze an die Westseite der Insel getuckert. Beim Oertchen Paramana legen wir wieder an, wir haben Hunger und Durst. Nach einem kleinen Rundgang durch das Dörfchen setzen wir uns in eine kleine Kneipe beim Strand. Weil wir immer noch alle nass sind, sei es vom Regen, sei es vom Dinhgyfahren, ist es gut, dass wir auf Plastikstühlen sitzen können. Wir bestellen Wasser, Bier und zwei Portionen Fisch. Endlich gegen 14h30 kommt das Essen. Es sind fünf gegrillte Fische, garniert mit Tomaten- und Peperonischeiben und Zwiebelringen. Dazu gibt es ein Schüsselchen Maniok. Das Maniok ist trocken, wie Paniermehl, schmeckt aber ganz gut. Die Fische sind köstlich, prima gewürzt und wir geniessen sie. Da wir keinen Teller oder Besteck erhalten haben, essen wir alle sechs mit den Fingern, direkt von der Platte. Mmm, aber herrlich wars! Wo wir das Dinghy angebunden haben, wartet eine Gruppe kleiner schwarzer Geier auf einer Sandbank auf die Abfälle der Fischer, oder etwa auf uns? Jetzt machen wir uns wieder auf die Rückfahrt per Schlauchboot, diesmal ohne Zwischenstopps. Um 16h15 gibt es auf der „FEE“ Kaffee und um 17h30 sind wir alle wieder auf unseren entsprechenden Schiffen um uns von diesem schönen und „actionreichen“ Tag zu erholen.

wir wollen auf die Insel dos Frades
es ist sehr schwierig irgendwo an Land zu kommen
überall hat es Zäune
also latschen wir durch die Mangroven
es schüttet, wir stellen uns unter Palmen
wir schaffen es doch noch ins Dorf zu kommen

Samstag, 29.März 2008: Insel Monte Cristo. Den Morgen geniessen wir mit Lesen und Baden und am Nachmittag, um 14h15 heben alle drei Schiffe die Anker, um in den Fluss Rio Paraguaçu zu fahren. Unsere MABUHAY Beneteau OCEANIS 42CC, fährt voraus, weil wir die besten elektronischen Karten haben (sagen die andern). Hinter uns kommen Helen und Hans-Jörg mit der „TANJA“, Hallberg Rassy 42. Den Schluss machen Soni und Werner mit ihrer „FEE“ dem Stahlschiff Assmann 46.

Wir queren die Allerheiligenbucht und fahren zum gegenüberliegenden Festland, in den Rio Paraguaçu. Um 17h30, nach nur 14 sm ankern wir alle vor der Insel Monte Cristo. Wir erleben an diesem idyllischen Ankerplatz einen herrlichen Sonnenuntergang, der Himmel brennt richtig! Im nahen Tropenwald kreischen die Vögel um die Wette. Aber kaum ist es dunkel herrscht paradisische Ruhe. Wir laden die anderen vier Segler zu uns zum Apéro ein.

wir verlegen die Schiffe in den Fluss Rio Paraguaçu, bei der Insel Monte Cristo
ein einheimisches Boot

Sonntag, 30.März 2008: Weil in Mitteleuropa die Sommerzeit ab heute wieder gilt, sind wir ab sofort 5 Stunden später dran als unsere Lieben zu Hause.

Paul und ich baden morgens um 7h im Fluss, herrlich! Wenn nur die lästigen eine Million Fliegen an Bord nicht wären!

Werner füllt Benzin von den Cap Verden in seinen Aussenborder für das Dinghy und muss leider feststellen, dass es total klumpig ist! So ein Mist! Er muss alles Benzin wieder ausleeren und zu uns rudern. Paul gibt ihm 10 Liter „sauberes „ Benzin und nun läuft der Motor wieder wie geschmiert.

Um 11h holt er uns ab und wir machen eine Erkundungstour durch einen Seitenarm des Rio Paraguaçu, hinter der Insel Monte Cristo. Sonja geht es gar nicht gut, sie hat Ohrenschmerzen und Fieber. Bei einem total zerfallenen Anlandesteg gehen wir ans Ufer und schauen uns ein wenig um. Wir sehen einen Berg von Früchten aus denen das Dendê-Oel (Palm-Oel) gewonnen wird. Werner knackt eine Kokosnuss auf und wir trinken die Kokosmilch direkt daraus. Auf dem Hügel befindet sich ein Haus, das auf den ersten Blick sehr schön aussieht. Ein Einheimischer, der gleich daneben mit seiner Familie in einer armseligen Hütte wohnt, zeigt uns das Gebäude und das umliegende Gelände. Das Haus gehöre einer „Internationalen Meditationsgesellschaft“ (ich sage dem Sekte!) und es ist in einem total vergammelten, desolaten Zustand. Das Oberhaupt ist ein Indischer Guru, der Maharishi, und überall befinden sich grosse Fotos von ihm. In einem Zimmer finden Soni und Paul auf einer zerschlissenen Matratze ein Sexheft!!!

Nach dieser interessanten Erkenntnis machen wir uns auf den Rückweg zu unseren Schiffen. Nach einem erfrischenden Bad im Fluss und einem kurzen Mittagessen heben wir um 13h30 die Anker und fahren weiter flussaufwärts. Kaum motoren wir los, sehen wir ein paar Flussdelfine, die uns entgegenkommen. Nach ungefähr 7 sm schöner, gemütlicher Flussfahrt, links und rechts alles grün in grün, ankern wir in einem Seitenarm des Rio Paraguaçus, im Rio Capanema vor dem Dorf Maragojipe. Kaum sind die Anker im Flussschlick richtig eingefahren, werden wir sofort alle an Bord der „TANJA“ zum Kaffee gebeten.

Insel Monte Cristo
daraus wird Palmöl gemacht
Werner knackt eine Kokosnuss für uns
das Haus einer „Internationalen Meditationsgesellschaft“ (ich sage dem Sekte!)
ein Nebengebäude
der Guru Maharishi
Soni und Paul finden auf einem zerschlissenen Bett ein Sexheft...!
aber schön ist es hier schon!

Montag, 31.März 2008: Im Rio Paraguaçu und Rio Capanema. Letzte Nacht hat es wieder unheimlich stark geblitzt und geregnet. Ich springe im ganzen Schiff herum um alle Luken zu schliessen, aber meinen Skipper stört das kein bisschen, er schnarcht genüsslich weiter. Ja, es ist aber auch wirklich ganz gemütlich in der MABUHAY, wenn es draussen regnet. Erst als noch zünftiger Wind dazu kommt, wird auch der Chef wach. Nach einer ganzen Stunde heftigstem Gewitter geht der Regen dann in einen Dauerregen über. Fast verschlafen wir wegen dieses nächtlichen Regens noch unseren heutigen Tagesausflug.

Pünktlich um 8h, wie verabredet, werden wir von Soni und Werner abgeholt. Wir wollen heute mit dem Bus in die Stadt Cachoeira. Man hat uns gesagt, dass um 9h ein Bus in diese Stadt fährt. Aber, nachdem wir durch den halben Ort Maragojipe gelaufen und bei der Busstation angekommen sind, heisst es, der Bus fahre um 10h30. Jetzt ist es 8h45 und so lange wollen wir nicht warten. Also verhandeln wir mit zwei Taxifahrern und sie bringen uns für 15 R$ (9 Sfr) pro Taxi zum 26 km entfernten Ort Cachoeira. Die Strasse dahin ist zwar geteert, aber voll von unheimlich grossen Löchern. Unser Taxifahrer fährt wie verrückt. Unterwegs hält er an und lässt noch eine Frau zusteigen. Kurz danach steigt diese wieder aus und ein junger Mann steigt ein. Die Stadt Cachoeira hat 30 000 Einwohner und ist die zweitälteste Stadt des Bundeslandes Bahia. Und das sieht man ihr leider auch ganz deutlich an. Unendlich viele der barocken Häuser sind elendiglich am Zerfallen. Das erstaunlichste daran ist, dass in diesen Bruchbuden überhaupt noch Menschen leben können.

Ich kaufe mir ein paar neue Sandalen, wir schlendern über den kleinen Markt und durch das historische Zentrum. Im Convento do Carmen, einem ehemaligen Kloster essen wir im sehr schönen Restaurant im Innenhof Rindsfilet mit Gemüse, Reis und Frites. Das Filet ist zwar sehr trocken, dafür die Bedienfrau in ihrer Tracht um so netter. Im Stadtzentrum kaufen wir noch Fliegengift (in Granulatform) gegen die Million lästige Fliegen auf den Schiffen. Danach wollen wir mit dem Taxi wieder zurück nach Maragojipe. Werner kommt strahlend an und verkündet uns, er habe zwei Taxis für je 14 R$ ausgehandelt. Da überlegen wir nicht lange, besonders weil es inzwischen wieder regnet und steigen in die beiden Taxis. Zwischen Cachoeira und São Felix befindet sich der Fluss Paraguaçu und den müssen wir auf einer über 100 Jahre alten Eisenbrücke, die auch schon viele bessere Tage gesehen hat, überqueren. Wir halten die Luft an und hoffen, dass sie nicht ausgerechnet heute zusammenbricht. Auch die weitere Fahrt ist wieder sehr interessant aber ziemlich actionreich, weil unser Fahrer richtig Slalom fahren muss, um den gewaltigen Löchern auf der Strasse auszuweichen. Beim Steg am Fluss, wo die beiden Taxifahrer uns ausladen, gibt es jetzt ein Problem! Werner hatte verstanden ein Taxi koste 14 R$, aber die Taxifahrer wollen pro Taxi 40 R$. Das gibt natürlich heftige Diskussionen, wir legen noch etwas drauf, aber niemals soviel wie die beiden wollen, und begeben uns zum Dinghy und auf unsere Schiffe. Die Taxifahrer sind natürlich alles andere als zufrieden mit uns sechs Touristen. Schade, dass dieser schöne Tag mit einem solchen Missverständnis zu Ende geht.

Aber der Abend geht dann doch noch mit einem wunderschönen Erlebnis zu Ende. Als es stockdunkel ist, so um 19h rum, gleiten zehn Fischerboote vollkommen lautlos an uns vorbei, den Fluss hinunter. Jedes hat am Heck eine brennende Laterne und sie fahren exakt ausgerichtet im genau gleichen Abstand in einer Linie nebeneinander. Man hört keinen Ton, sieht nur die zehn flackernden Lichter. Wir schauen und schauen, bis sie um die Flussbiegung verschwunden sind. Wir haben keine Ahnung, was das bedeutet. Sind die Leute am Fischen? Ist dies eine Prozession? Eine Gedenkfahrt oder was? Nach ungefähr einer Stunde kommen alle Zehn wieder flussaufwärts gerudert, aber diesmal hören wir sie zusammen sprechen. Auch wenn wir nicht wissen, was dies zu bedeuten hat, es bleibt uns ein unvergesslicher Anblick, diese zehn Lichtlein mitten auf dem Rio Capanema.

am Fluss Rio Paraguaçu
in der Stadt Cachoeira
am Markt in Cachoeira

Dienstag, 1.April 2008: Dieser Tag ist nicht unser Glückstag! Es regnet immer wieder und es ist grau in grau. Eigentlich wollten wir um 11h von Maragojipe losfahren, den Fluss wieder runter bis zur Insel Itaparica. Aber Werner kann den Motor an seiner „FEE“ nicht mehr starten. Er holt Paul mit dem Dinghy ab . Dieser steht daneben, als Werner erneut den Motor starten will und siehe da, er läuft einwandfrei an! So heben wir mit 35 Minuten Verspätung die Anker und fahren im Konvoi den Rio Paraguaçu hinunter. Wir wieder zuvorderst, dann die „TANJA“, zuletzt die „FEE“. Die Fahrt ist schön und gemütlich und es regnet auch nicht mehr. Abends laufen zuerst die „FEE“, dann die „TANJA“ und zuletzt die MABUHAY in den kleinen Hafen von Itaparica ein. „FEE“ und „TANJA“ haben schon festgemacht und liegen sicher an ihren Plätzen. Als wir anlegen wollen treiben uns die starke Strömung und der Wind quer vor den Bug der „TANJA“. Wir verfangen uns mit dem Kiel (1.90m tief) in der Mooringleine (Unterwasserseil an dem die Schiffe festgemacht werden). Wir zerreissen das dicke (etwa 30mm) Seil und nun driftet auch die TANJA mit dem Bug haltlos in der Strömung weg. An ihrem Anker am Bug bleibt die MABUHAY hängen und wir kommen nicht mehr voneinander los. Unsere Backbord- und die Heckreling werden eingedrückt und verbogen. Als wir uns endlich mit Hilfe einiger starker Männer befreien können, ergreifen wir und die „TANJA“ die Flucht und begeben uns vor Anker in die Bucht vor der Marina. Uff...das wäre jetzt wirklich nicht nötig gewesen!!!

Später kommen dann alle zu uns an Bord, Soni und Werner mit einer Flasche Wein, um uns über die unglückselige Havarie hinwegzutrösten. Der „TANJA“ ist ausser ein paar Kratzern am Anker Gott sei Dank nichts passiert! Das war Glück im Unglück!

Die Ilha Itaparica ist eine Insel in der Bucht Baia de Todos os Santos. Die Hauptstadt der Insel trägt ebenfalls den Namen Itaparica.

Die Bevölkerung der Insel wird mit 20.941 Einwohnern (2004) angegeben. Die Insel Itaparica liegt ca. 50 Minuten per Autofähre von Salvador entfernt. Es besteht auch die Möglichkeit für Fußgänger aus der Innenstadt von Salvador die Insel in 15 Minuten mit einem Katamaran-Schnellboot zu erreichen.

Die Insel Itaparica gilt als Naherholungsgebiet von Salvador. Es befinden sich dort viele touristische Einrichtungen.

 

Mittwoch, 2.April 2008: In der Nacht hat es wieder geregnet. Werner holt uns alle mit dem Dinghy ab, zur Marina. Paul bleibt auf der „FEE“ und hilft Werner die Motorenprobleme zu lösen. Wir andern gehen in den Ort Itaparica zum Einkaufen. In einem Laden trinken wir herrlichen, frischgepressten Orangensaft, jeder einen halben Liter.

Auf der „FEE“ musste unterdessen die neue Wasserpumpe, am Fischer-Panda-Generator, die erst etwa eine Stunde gelaufen war, ausgewechselt werden. Alle Flügel am Impeller in der Wasserpumpe sind wieder razfaz abgebrochen. Das gibt es doch einfach nicht! Endlich, nachdem Werner und Paul seit 10h30 daran herumgetüftelt hatten, läuft der Generator um 17h wieder. Hurra, endlich ein Erfolgserlebnis! Und noch ein Erfolgserlebnis haben wir: den lästigen Fliegen haben wir allen den Garaus gemacht!

Um 19h30 sind wir alle bei Helen und Hans-Jörg auf der „TANJA“ zu Kaffe und selbstgemachter Thurgauer Apfeltorte eingeladen. Mmm, schmeckt wieder prima!

Kommentare
()
Einen neuen Kommentar hinzufügenEine neue Antwort hinzufügen
Ich stimme zu, dass meine Angaben gespeichert und verarbeitet werden dürfen gemäß der Datenschutzerklärung.*
Abbrechen
Antwort abschicken
Kommentar abschicken
Weitere laden
Im BONSAI-Camper unterwegs 0