Dienstag, 11.März 2008: Salvador da Bahia / Brasilien
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Ankunft in Brasilien

Dienstag, 11.März 2008: 12h00. Nun sind wir also da, in Brasilien, komisches Gefühl! Das VHF-Funkgerät funktioniert wieder nicht, jetzt wo wir es brauchen würden, um mit der „FEE“ Kontakt aufzunehmen. Aber irgendwie klappt es dann doch und wir liegen in der Marina „Centro Nautico“, mitten in der Stadt Salvador da Bahia. Soni und Werner erwarten uns schon und heissen uns in Brasilien herzlich willkommen. Es ist sehr heiß hier, vielleicht 35°, und wir müssen zuerst eine Siesta abhalten und danach müssen wir uns ganz, ganz langsam bewegen, oder möglichst gar nicht!

Ich gehe ins Internet, um schnell die frohe Botschaft nach Hause zu melden, dass wir gut hier drüben angekommen sind. Nach dem Abendessen kommen Soni und Werner zu einem gemütlichen Trunk und Schwatz zu uns an Bord. Es herrscht „höllischer Lärm“. Nach 20 Tagen Atlantikstille kommt es uns wenigstens so vor. Wir sind direkt in der Stadt und irgendwo findet eine religiöse Veranstaltung statt. Wir sehen es nicht, hören es nur. Aber dem grossen Geschrei nach, das der Prediger von sich gibt, muss er noch sehr viele „Ungläubige“ bekehren!!!

 

Salvador ist die drittgrösste Stadt Brasiliens nach São Paolo und Rio de Janeiro. Der volle Name der Küstenstadt lautet São Salvador da Baía de Todos os Santos (Heiliger Retter der Bucht Aller Heiligen), da sie an der Allerheiligenbucht liegt. Salvador hat rund 2,8 Millionen Einwohner (5.5 mit Umgebung), ist die Hauptstadt des nordöstlichen Bundesstaates Bahia und war bis 1763 Hauptstadt Brasiliens. Salvador war der Ankunftshafen für die afrikanischen Sklaven für Südamerika, was man heute noch deutlich bemerkt, an der meist schwarzen Bevölkerung.

Salvador ist Erzbischofsitz, hat zwei Universitäten, ein Kakao-Institut, einen zoologischen und einen botanischen Garten. Es ist ein international anerkanntes Handels- und Wirtschaftszentrum mit Erdölraffinerie, Baumwoll-, Tabak-, Kakaoverarbeitung sowie eine. Zuckerraffinerie Salvador ist auf verschiedenen Ebenen einer Bergkette gebaut, welche die Stadt in eine Oberstadt (cidade alta) und in eine 72 Meter tiefer gelegene Unterstadt (cidade baixa) teilen. Um vom einen Teil in den anderen zu gelangen, kann man den Aufzug Lacerda, die Standseilbahn Plano Inclinado Gonçalves oder einfach eine der vielen Buslinien nutzen.

der Hafen von Salvador da Bahia
in Salvador da Bahia

Die Allerheiligenbucht (portugiesischer Name: Baía de Todos os Santos) ist eine Bucht im brasilianischen Bundesstaat Bahia.

Der in portugiesischen Diensten segelnde Amerigo Vespucci lief just an Allerheiligen, am 1.November 1501, gut hundert Kilometer südlich des zwölften Breitengrades in eine weitläufige Bucht ein und benannte diese nach dem Tag der Landung: Bahia de Todos os Santos.

die Allerheiligen Bucht

Mittwoch, 12.März 2008: Wir müssen uns hier in Brasilien anmelden. Um 10h begleitet uns Werner von der „FEE“ zur „Policia Federal“. Das Büro liegt im Hafengelände dermassen versteckt, treppauf und treppab, vorbei an Toiletten und Personalküche und langen Gängen. Nichts ist angeschrieben. Ohne Werner hätten wir das Büro nie gefunden. In einer Ecke läuft der obligatorische Fernseher, wir kommen zu einer resoluten, aber scheinbar kompetenten Frau. Nach vielen Formularen knallt sie uns einen Stempel in den Pass, zum Beweis, dass wir in Brasilien eingereist sind. Ausserdem wird ein Zettel in den Pass geposticht, den wir bei der Ausreise wieder vorweisen müssen. Jetzt dürfen wir 90 Tage in Brasilien bleiben und können nach dieser Zeit nochmals um 90 Tage verlängern lassen, wenn wir das wollen.

Das Zollamt liegt zum Glück gleich im Gebäude nebenan. Hier können wir an einem Fensterchen auf den Hof hinaus unsere Papiere von der Einwanderungsbehörde und die Schiffspapiere abgeben (bei einem hübschen Fräulein), 30 Minuten stehend im Hof warten. Paul (der Capitán) muss 6 mal irgendetwas unterschreiben und wir bekommen die Papiere zurück. Jetzt geht es weiter, ein langes Stück zu Fuss, zur Gesundheitsbehörde. Es ist heiss und der Schweiss läuft uns nur so herunter. Auch in diesem Amt heisst es wieder Formulare ausfüllen mit vielen Fragen wie: hattet Ihr die Pest, Cholera, Malaria oder sonst eine ansteckende Krankheit an Bord? Oder: hatten Sie einen Toten an Bord? Wenn alle Fragen mit nein beantwortet sind, ist es o.k. Wir bekommen ein weiteres amtlich gestempeltes Papier ausgehändigt und müssen nun damit zum Hafenamt. Weil es Mittagszeit ist, ist der richtige Beamte nicht anwesend und wir müssen ungefähr eine Stunde warten, obwohl unendlich viele andere Beamte herumstehen und nix zu tun haben. Aber es klappt dann doch noch. Nach einem Formular, wo gefragt wird, ob wir einen Motor, einen Kompass, ein Dinghy, nautische Karten usw. an Bord haben, muss mein Capitán alles unterschreiben und es gibt wieder ein gestempeltes Papier. Jetzt können wir uns, mit all unseren gesammelten Papieren, in unserer Marina „Centro Nautico“, wo alle wiederun sehr nett sind, anmelden. Uff...geschafft!

Am Nachmittag will ich waschen. Aber unsere Waschmaschine will partout nicht laufen. Alles gute Zureden hilft nichts, sie streikt. Nach Messungen von Paul stellt sich heraus, dass es hier im Hafen nur 209 V Strom hat. Unsere Maschine will aber 220 V und so bleibt dem Skipper nichts anderes übrig, als den Honda- Generator anzuschmeissen und nun klappt es auch wieder mit der Wäscherei.

Donnerstag, 13.März 2008: Neben uns kommt ein neues Schiff zu liegen. Paul hilft beim Anlegen und Festmachen. Das Schiff heisst „DRONTE“ und kommt nur mit einem 14-tägigen Stop auf der Insel Ascension, direkt aus Südafrika. Es ist der Schweizer REGA-Arzt Michael, der jetzt, nach 5 Wochen Atlantik-Ueberfahrt, hier landet. Nachdem Michael uns ein südafrikanisches Bier spendiert hat, gehen Paul und ich mit dem Lift Elevador Lacerda in die Oberstadt, um Geld zu tauschen. Wir suchen einen Laden wo „Cambio“ angeschrieben steht und finden tatsächlich so etwas. Hier gibt es scheinbar den besseren Wechselkurs als bei den Banken.

 

Der Real (Plural Reais) abgekürzt: R$ ist seit 1994 die Währung Brasiliens.

Die Untereinheit des Real ist der ''Centavo'' (100 Centavos = 1 Real). Es existieren Münzen zu 1, 5, 10, 25 und 50 Centavos und einem Real, Scheine zu 1, 2, 5, 10, 20, 50 und 100 Reais. Die Münzen zu einem Centavo werden meist nicht benutzt und Preise an der Kasse entsprechend aufgerundet. Seit 1997 werden neue Münzen, die in ihrer Größe, Aussehen und Materialbeschaffenheit den Euro-Münzen ähneln und neue fälschungssichere Scheine eingeführt. So z.B. der neue R$ 10 Schein mit einem integrierten, transparenten Kunststoff.

 

1 Euro = 2.60 Reais 1 Sfr. = 1.64 Reais

1 Real = 0,38 Euro 1 Real = 0.61 Sfr.

(Stand 13. März 2008)

 

Weil Paul das Gefühl hat, er sehe nicht mehr scharf genug (vielleicht die hübschen Brasilianerinnen?) wollen wir für ihn neue Brillengläser besorgen. Bei einem Optikergeschäft informieren wir uns mit Händen und Füssen, aber die Frau meint, Paul müsse zum Augendoktor, um die Sehschärfe neu bestimmen zu lassen. Sie sagt uns auch, wo es einen gibt, nämlich direkt im Haus nebenan. Mit dem Lift fahren wir in den 12. Stock und beim Oeffnen der Lifttüre stehen wir wieder unmittelbar vor einem Optikergeschäft. Die Augenklinik von Doktor Paulo O. Pedral Sampaio liegt gleich rechts davon. Jetzt melden wir Paul für eine Untersuchung an, und rechnen damit, dass er etwa in 14 Tagen wieder kommen soll. Aber nix da, er kommt sofort dran und nach 14 Minuten steht er wieder bei mir im Wartesaal. Das Anmelden für die Augenkontrolle hatte wesentlich länger gedauert!!! Das Ganze kostet 50 R$ und wir bezahlen gleich in Bar.

Jetzt kommt der Doktor Paulo mit uns zum Optikergeschaft „ÓTICA BIZZA“, vor dem Lift, und sagt den beiden anwesenden Verkäuferinnen gleich was wir brauchen. Alle sind sehr nett und bis zum Schluss kommen wir ganz gut klar. Nun müssen wir für die Brillengläser, die ungefähr am 29. März da sein sollen, noch eine Anzahlung von etwa der Hälfte des Preises machen, und so ist unser umgetauschtes Geld schon wieder weg. Wir machen uns nochmals auf den Weg in die Oberstadt mit dem Lift Elevador Lacerda. Dieser Aufzug wurde 1873 eröffnet. Er hat 4 Kabinen, die die 72 m von der Unterstadt in die Oberstadt in 22 Sekunden überwinden. In den 4 Kabinen können gleichzeitig 128 Personen transportiert werden und er ist 24 Stunden pro Tag in Betrieb. Im Jahre 1930 wurde er komplett renoviert (übrigens ein Schweizer Produkt).

Der Lift Elevador Lacerda. Dieser Aufzug wurde 1873 eröffnet. Er hat 4 Kabinen, die die 72 m von der Unterstadt in die Oberstadt in 22 Sekunden überwinden. In den 4 Kabinen können gleichzeitig 128 Personen transportiert werden und er ist 24 Stunden pro Tag in Betrieb. Im Jahre 1930 wurde er komplett renoviert (übrigens ein Schweizer Produkt).

Freitag, 14.März 2008: Wir putzen und waschen wie verrückt. Paul schrubbt am Deck bis es blitzt und ich räume den Kühlschrank aus und reinige ihn gründlich. War aber auch dringendst nötig! Um 17h nehmen wir mit Soni und Werner ein Taxi und fahren in einen riesigen Supermarkt, zu Rodrigues. Das ist Wahnsinn! So einen Laden haben wir noch nie gesehen! Die Regale gehen bis zum Dach bestimmt 20m hoch, und sind voll gestapelt mit Waren. Wir wissen gar nicht, was wir alles kaufen sollen, aber bis zum Schluss haben wir doch einen ganzen Einkaufskarren voll....Nach der Kasse fragt man uns,ob wir ein Taxi brauchen und schon steht eines da. Mit vollgestopftem Kofferraum werden wir direkt in den Hof der Marina befördert, wo wir die ganzen Fressalien dann nur noch in einen alten Einkaufskarren (der zu diesem Zweck hier deponiert ist) umladen und zum Schiff schieben müssen.

Samstag, 15.März 2008: Ich wasche wieder mal, aber diesmal für Sonja und Werner. Ihre Waschmaschine ist defekt und scheinbar dauert die Reparatur noch länger. Paul grübelt immer irgendwo irgendwas am Schiff herum und holt 3 Kanister voll Diesel an der nahen Tankstelle.

Nachdem wir schon 4 Tage hier in dieser Marina sind, sagt uns jemand so zufällig nebenbei, dass es hier über dem Marina-Büro Gratisinternetzugang gibt. Das ist schön und ich gehe am Nachmittag gleich mal ausprobieren, ob es auch wirklich funktioniert. Und es funktioniert!

Abends laden wir unseren Nachbarn Michael zum Essen ein. Wir haben extra eine grosse Portion Hackfleisch eingekauft und ich wollte eigentlich Spaghetti Bolognese machen. Aber dann ist mir in den Sinn gekommen, dass Michael 5 Wochen lang, zwischen Kapstadt (Südafrika) und Brasilien immer nur Pasta gegessen hat und ich stelle kurzfristig den Menüplan um und es gibt gutschweizerische „Gschwellti“ (Pellkartoffeln) mit diversem Käse, gekochten Eiern und Chabissalat (Kohlsalat). Plötzlich regnet es kurz und wir müssen schnell die Seitenwände der „Kuchenbude“ montieren, damit der Wein in den Gläsern nicht allzusehr verdünnt wird.

Nach dem Essen sind wir alle drei bei Soni und Werner auf der „FEE“ eingeladen. Die Schweizer Helen und Hans-Jürg (aus Herisau) von der „TANJA“ und der Oesterreicher Manfred von der „MAUS“, mit brasilianischer Freundin Silvana sind auch da. Soni hat Geburtstag und wir verbringen zusammen einen ganz gemütlichen Abend. Ich fungiere als Uebersetzerin für Silvana. Nein, um Gottes Willen, nicht fürs Portugiesische, nur für Italienisch, das Silvana ausgezeichnet spricht.

Sonntag, 16.März 2008: Heute ist es bewölkt und es regnet immer wieder ganz kurz. Aber es ist trotzdem sehr heisssssssssssssss....!

Nachdem ich eine Maschine Wäsche für Michael gewaschen habe, fahren wir zusammen mit ihm nach Aratu, etwa 25 km südlich von Salvador. Michael muss entscheiden ob er in Brasilien bleibt oder ob er schnell nach Trinidad weitersegelt. In Aratu gibt es eine Marina, wo er eventuell, sein Schiff 7 Monate alleine lassen kann, wenn er wieder in die Schweiz zur Arbeit muss.

Mit dem Taxi fahren wir Richtung Süden. Irgendwo hat es eine Ueberschwemmung auf der Strasse, weil es ja heute morgen kurz geregnet hat. Michael sitzt vorne im Taxi, mit offenem Fenster. Plötzlich erwischt er eine gehörige Dusche, weil ein Auto neben uns durch eine gewaltige Pfütze fährt. Wir fahren durch unglaublich heruntergekommene, armselige und schmutzige Quartiere. Mir kommt in den Sinn, dass auf der brasilianischen Flagge steht: Ordnung und Fortschritt! Aber wo sind sie geblieben?

Wir finden den privaten Aratu Yacht Club und Michael ist sofort überzeugt, dass er hier sein Schiff 7 Monate liegen lassen kann. Wir sehen hier riesige Eidechsen, die überhaupt nicht scheu sind. Nach einem kühlen Bierchen im schönen Club-Restaurant machen wir uns mit dem Taxi, das auf uns gewartet hat, wieder auf den Heimweg. Unterwegs machen wir an einem schönen Gemüse-und Früchtestand halt und kaufen ganz viele frische Sachen ein.

Montag, 17.März 2008: In unserem neuen, geschenkten (merci noch mals an die Spender!) Reiseführer Brasilien, steht die Adresse des Schweizer Konsulates hier in Salvador. Wir benutzen die Gelegenheit und wollen wieder mal eine Identitätskarte für Paul besorgen. Vor einem heftigen Regenguss flüchten wir in ein Taxi und fahren zu der angegebenen Adresse: Es ist sehr mühsam das richtige Haus zu finden, weil die Häuser nicht fortlaufend nummeriert sind. Der Taxichauffeur hilft uns suchen, aber irgendwann bezahlen wir ihn (20 R$) und schicken ihn weg, weil der Taxameter

unbarmherzig tickt. Zu Fuss suchen wir weiter und finden auch tatsächlich das richtige Haus. Der Mann an der Rezeption teilt uns aber mit, dass es hier kein Schweizer Konsulat gibt! Ich kriege fast eine Krise und könnte mich tödlich ärgern. Kann es wirklich sein, dass uns hier nochmals genau das Gleiche passiert wie in Las Palmas auf Gran Canaria? Für den Rückweg nehmen wir den Bus. Auf dem Weg zur Bushaltestelle sehen wir auf den Strommasten und -Kabeln zwei kleine, lustige und ganz herzige Aeffchen herumturnen. Die sind wirklich allerliebst und lenken uns ein wenig von unserem Zorn ab. Mit dem Bus (jede Strecke, egal wie weit, kostet 2 R$ = 1.20Fr.) fahren wir ins Quartier Barra. Hier gibt es riesige Shopping-Centers. Wir latschen total lustlos und frustriert durch so einen Einkaufstempel und auf der anderen Seite wieder hinaus, ohne irgendetwas zu kaufen. In einer Seitenstrasse, in einem winzigen Restaurant für die Einheimischen essen wir ein einfaches aber gutes Mittagessen. In einem grossen, wunderschönen Supermarkt kaufen wir ein paar Sachen ein (wir sehen hier sogar Fertigfondue!!!) und machen uns dann per Bus wieder auf den Heimweg.

Abends laden wir Michael zum Essen zu uns ein (Spaghetti Bolognese) und nach dem Essen kommen Helen und Hans-Jörg von der „TANJA“ und Soni und Werner von der „FEE“ zum gemütlichen Höck zu uns an Bord. Es wird Dienstag bis wir ins Bett kommen und der Abwasch muss bis zum Morgen warten...

Die Waschmaschine von Soni und Werner ist von der Reparatur zurück, wo sie ganze 10 Tage war. Aber sie läuft immer noch nicht, die haben nicht herausgefunden, was ihr fehlt!

Dienstag, 18.März 2008: Und wir geben nicht auf!!! Im Internet suche ich die Adresse vom Schweizer Konsulat von Salvador heraus. Und siehe da, es ist eine komplett andere, als im Reiseführer steht. Auch eine ganz andere Telefonnummer. Um 9h rufe ich auf die Telefonnummer an und komme zu einem Callcenter. Eine Frau antwortet, aber sie kann nur Portugiesisch und ein paar Brocken Spanisch, sonst nix. Ich frage sie, bis wann das Konsulat geöffnet ist und sie muss sich rundherum bei den Kollegen erkundigen. Die Oeffnungszeiten sind von 9-12h.

Also dann wieder wie gehabt, ein Taxi schnappen und zum Konsulat. Es ist enorm weit bis dahin, in einem neuen, modernen, sehr schönen Hochhausquartier, in einem wunderschön bunten Hochhaus finden wir dann wirklich endlich das gesuchte Büro im 5. Stock. Das Taxi kostet 35R$. Es hat ein winziges Wartezimmerchen und einen Büroraum, wo eine junge Brasilianerin hinter dem Schreibtisch sitzt. Ich ärgere mich schon wieder masslos!!! Spricht doch auch diese Frau keine andere Sprache als Portugiesisch...und das auf einem Schweizer Konsulat! Wir können es nicht glauben. Irgendwie, mit Händen und Füssen, erklären wir ihr, was unser Problem ist. Weil sie merkt, dass ich ziemlich sauer bin, ruft sie irgendwo an und nun kann ich mit dem Konsul in Rio de Janeiro auf Französich sprechen. Der fragt mich, ob wir in Brasilien auf einem Konsulat registriert sind? Nein, sind wir nicht! Jetzt will er Pauls Name und Geburtsdatum wissen um im Computer nachzuschauen, ob Paul existiert. Ja, Gott sei Dank, es gibt ihn wirklich! Also, er brauche aber noch einen Bestätigung von der Polizei, dass Pauls ID geklaut wurde. Die Bürofrau (sie heisse Paula) wisse wo die Polizei sei. Die neue ID koste 150 R$ und es dauere etwa 14 - 20 Tage bis sie in Salvador sei. Der Herr ist sehr nett und am Schluss spricht er wieder mit Paula und diese verabschiedet sich zuckersüss von ihm. Sie gibt uns ein Formular (auf Portugiesisch), das wir ausfüllen sollen, aber zuerst wollen wir wissen wo die Polizei ist. Paula weiss es nicht, aber sie versichert uns, dass es hier in diesem riesigen Neubauquartier eine hat! Nun reicht es uns endgültig und wir sagen ihr klipp und klar, dass wir keine ID mehr haben wollen und verlassen fluchtartig das Büro.

Für den Rückweg nehmen wir wieder den Bus. Die Fahrt dauert ungefähr eine ganze Stunde durch die Stadt wo wir allerhand schöne und weniger schöne Quartiere sehen. Um 13h sind wir zurück auf der MABUHAY, wo wir gleich Michael zu uns rüber zum Mittagessen einladen. Den Nachmittag verbringe ich im Internet der Marina und Paul macht ein Mittagsschläfchen. Mein Fern-Supporter für Computerprobleme, Marcus, hat mit mir unendliche Geduld beim Einrichten eines neuen Mail- Programmes. Merci viumou!!!

Am Abend hören wir vom Schiff aus wieder den Prediger von vor einer Woche. Es tönt als ob er vor Hunderten von Gläubigen predigt. Ich bin neugierig und will das sehen! Und so machen Paul und ich einen kleinen Spaziergang zum Platz vor dem Hafen. Wir finden den Prediger mausalleine auf dem Trottoir, wild gestikulierend und sich ereifernd und ins Mikrofon schreiend. Assistiert wird er nur von einem Mann, der kleine Zettel mit einem Gebet darauf verteilt und einer Frau ,die zwischendurch ein Lied singt, aber sie singt so, dass es einem in den Ohren weh tut. Alexandra würde jetzt sagen:„ Chrützmorefalsch!!!“

Mittwoch, 19.März 2008: Morgens um 6 h fängt es an, wie verrückt zu regnen. Nachdem ich alle Fenster und Luken geschlossen habe, ist es ganz gemütlich im Bett, wenn der Regen auf das Schiff trommelt. Nach dem Frühstück merkt Paul, dass unser Wasseranschlussstück von Gardena geklaut wurde. Er nervt sich zünftig und macht einen Kontrollgang auf dem ganzen Steg. Bei einem Franzosenschiff sieht er das gleiche Anschlussstück, ist aber nicht ganz sicher, ob es wirklich unseres ist. Wir fragen den Franzosen und es ist wirklich unser Anschluss und wir bekommen ihn später wieder zurück.

Ich verbringe etwa 3 Stunden am Computer, unter dem Dach, auf der Terrasse der Marina. Sozusagen im Freiluft-Internet, mit Blick auf die Segelschiffe. Plötzlich, so gegen 11h, schüttet es wieder mal so richtig höllisch. Die Stadt Salvador ist in Grau gehüllt und wird zünftig gewaschen. Das Dach über mir ist nicht ganz dicht und ich muss schampar aufpassen, das wir, der Laptop und ich, nicht nass werden. Als ich um 13h zur MABUHAY zurück komme, ist Paul immer noch am Lesen. Irgendwie ist ihm seine Deckschrubb-Wut abhanden gekommen! Jetzt hat ihn das Lesefieber wieder gepackt!

Donnerstag, 20.März 2008: Es schüttet wieder elendiglich heute morgen. Nachdem es wieder aufgehört hat, fahren wir mit dem Lift in die Oberstadt, das kostet 0,05 R$ (etwa 3 Rappen). Heute wollen wir die Altstadt anschauen. Zuerst besuche ich die Kirche San Francisco. Das ist der helle Wahnsinn, die Kirche ist innen total vergoldet. Ich habe noch nie so eine goldstrotzende Kirche gesehen, nicht einmal in Rom! Aber eindrücklich und schön ist sie schon. Fotografieren ist verboten. Daneben wirkt die blaue Sklavenkirche , die wir danach besichtigen richtig bescheiden. In der Kathedrale ist gerade ein Gottesdienst im Gange und als dieser beendet ist, ertönt ein wunderschönes Glockenspiel vom Glockenturm, toll! Auf dem grossen Platz vor der Basilika kauft Paul 20 Zigarillos für 7 R$. Eine Strasse weiter will ein anderer Verkäufer 20 R$ für die genau Gleichen und abends will ein ganz Cleverer 25 R$ dafür haben!

Wir laufen durch eine Strasse, wo es nur Geschäfte mit Bodenbelägen, Plastik- und Schaumstoffsachen und Schuhflicker hat. Genau hier in dieser heruntergekommenen Strasse wurde letzte Woche Helen, vom Schiff „TANJA“, die Tasche mit dem Fotoapparat auf Nimmerwiedersehen entrissen! Plötzlich sind wir wieder in der Unterstadt auf Meereshöhe. Jetzt steigen wir in die Standseilbahn Plano Inclinado Gonçalves und fahren für 0,05 R$ wieder rauf in die Oberstadt. In vielen Gassen riecht es äusserst unangenehm nach, von Menschen, angepinkelten Hauswänden und wir beeilen uns, schnell da vorbeizukommen. Oft sehen wir auch Obdachlose, meistens junge Leute, die irgendwo am Strassenrand oder auf dem Trottoir auf einem Stück Karton schlafen.

Das Zentrum der Altstadt ist sehr schön restauriert worden, aber unendlich viele Gebäude sehen fürchterlich vergammelt aus. Die Stadt zerfällt langsam still vor sich hin! Schade um die zum Teil sehr schönen alten Kolonialbauten.

Das Mittagessen nehmen wir unterwegs in einem Einheimischenrestaurant ein. Es gibt für 2 Personen einen riesigen Grillspiess mit 5 verschiedenen Fleischsorten und einer kleinen Wurst daran. Dazu Reis, feine Bohnen (wie weisse Böhnli) und Tomatensalat mit ganz vielen Zwiebelringen. Es ist viel zu viel und wir können nicht alles bewältigen. Kosten 21 R$. Nach einem Bummel durch eine sehr belebte Einkaufsstrasse der Einheimischen trinken wir in einem Park eine heisse Schokolade und ein Käffeli von den Boys, die in einem kleinen, hölzernen Wägelchen 6 oder 8 Thermoskannen haben und diverse Getränke verkaufen.

Bei unserer Rückkehr zum Schiff haben wir im Inneren der MABUHAY 36°... puhhh!

Abends gehen Soni, Werner, Helen, Hans-Jörg, Michael, Paul und ich in die Altstadt um uns die Altstadt auch noch „by night“ anzusehen. Eigentlich wärs ganz schön, aber wir werden ständig angebettelt und angetatscht und die grosse Armut ist doch ganz schön bedrückend.

Zurück auf der MABUHAY gibt es bei uns noch einen Schlummertrunk bevor wir alle müde in unsere Betten sinken.

die Kathedrale von Salvador da Bahia
hier kann man verschiedene Getränke kaufen

Samstag, 22.März 2008: Es ist total unglaublich, aber wirklich wahr! Gestern Abend haben wir bei einer Tasse Tee gemerkt, dass Michael, Paul und ich zusammen in Zürich den Intensiv-Kurs für den Hochseeschein gemacht haben. Zwischen Weihnachten 2001 und Neujahr 2002 rauchten unsere Köpfe ganz gewaltig! Am 5. Januar 2002 absolvierten wir dann alle drei die saumässig schwere, 8-stündige Prüfung. Das gibt’s doch einfach nicht, unsere Schiffe liegen direkt nebeneinander und das merken wir erst am achten Tag, bei einem Teelein aus Südafrika!

Heute ist es enorm schwül-heiss, der Schweiss läuft uns nur so herunter. In der Nacht hat es mehrmals geregnet und um 16h, als ich auf der Terrasse der Marina im Freiluft -Internet sitze, zum Glück unter dem Dach, haben wir das Gefühl, die Sintflut sei ausgebrochen. Hier ist im Moment Herbst und die Regenzeit hat angefangen.

Paul und ich gehen um 19h per Lift in die Oberstadt. Auf dem Platz vor der Kathedrale findet auf einer Bühne ein Konzert statt. Wir setzen uns an den am weitesten von der Bühne entfernten Tisch und auch hier ist die Musik, die uns übrigens überhaupt nicht gefällt, immer noch höllenlaut. Wir trinken jeder eine ½-Liter Dose Bier. Kaum sind die Dosen leer, werden sie uns von armen, eifrigen Dosensammlern abgebettelt! Am Nebentisch gibt es ein Mordsgeschrei, weil der Kunde beim Bezahlen scheinbar 10 R$ zu wenig Rausgeld bekommen hat. Als es nun bei uns ums Zahlen geht, stellt sich uns die

grosse Rechnungsaufgabe:

Das Bier kostet 8 R$. Paul gibt dem Bediener 10 R$. Der Bediener bringt ihm 15 R$ zurück und will von Paul zuerst 3, dann 4 R$ weil er kein Wechselgeld hat. Paul gibt ihm 4 R$. Jetzt ist der Bedienmann zufrieden, Paul merkt aber, dass etwas nicht stimmt und will ihm noch 5 R$ geben. aber dieser lehnt das Geld ab. Frage: wieviel haben wir für das Bier bezahlt?

 

Um 20h findet in der Kathedrale, mit offenen Türen, ein Gottesdienst statt und wir fragen uns, wie das gehen soll mit der wahnsinnslauten Musik. Aber, Punkt 20h hört die Band auf zu spielen und der Bischof hält draussen eine kurze Zeremonie ab, wobei er eine grosse Osterkerze am Feuer vor der Kathedrale anzündet, und diese wird dann feierlich von vielen Priestern und Gläubigen ins Innere der Kirche getragen und begleitet.

Wir beide machen uns wieder auf den Weg zur MABUHAY, wo wir von Helen und Hans-Jörg auf die TANJA eingeladen werden. Michael, Soni und Werner sind auch schon da und mit angeregten Diskussionen über alles Mögliche und Unmögliche, wird es sehr schnell Ostersonntagmorgen.

Ostersonntag, 23.März 2008: Um 14h nehmen wir uns den erstbesten Bus, es steht dran RIBEIRA, und fahren damit einfach dorthin, wo er uns hinbringt. Zuerst zur Kirche Bomfin, einer sehr wichtigen Wallfahrtskirche für die Salvadorianer. Von hier gehen wir zu Fuss, durch himmeltraurige Wohngebiete. Nein, hier möchte ich nachts nicht alleine vorbeigehen! Dann kommen wir zum Strand, wo scheinbar viele Salvadorianer ihren Sonntag verbringen. Es hat ein Restaurant nach dem anderen und in einem gönnen auch wir uns einen kühlen Schluck, es ist immer hin 32° warm. Mit einem anderen Bus fahren wir wieder zurück zum Hafen.

Morgen wollen wir die Stadt verlassen und zur Insel Itaparica in der Allerheiligenbucht segeln.

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