
Mittwoch, 13.Februar 2008: Wieder mit einem Aluguer, einem offenen Toyota Pick-Up, mit dem Chauffeur Georges erkunden wir heute die Insel São Vicente. Zuerst geht es auf den höchsten Berg der Insel, den Monte Verde. Von da oben haben wir eine Wahnsinns-Aussicht uber die Insel und die Stadt Mindelo. Die Hänge des Berges sind terrassiert, um jedes kleinste Bisschen Erde für den Maisanbau zu nutzen. Wir können uns nicht vorstellen, dass hier überhaupt etwas wächst, alles ist trocken und dürr! In der wunderschönen türkisfarbenen Bucht Bahìa das Gatas machen wir einen langen Strandspaziergang. Hier sehen wir eine tote „portugiesische Galeere“ (eine violette Qualle) zwischen den Steinen liegen. Paul macht uns darauf aufmerksam und Heinz meint: was ist mit der „spanischen Garnele“?
Im Dorf Salamansa sehen wir uns das Dorfleben mit den vielen Kindern an. Durch ein Tal, wo es Dank windgetriebenen Wasserpumpen fruchtbare Pflanzungen gibt, erreichen wir den Ort Calhau. Dies ist ein ganz kleines Dorf, wo die „Oberschicht“ von Mindelo ein Ferienhäuschen am Strand besitzt. Hier essen wir mit Blick aufs Meer unser mitgebrachtes Pick-Nick. Auf der ganzen Insel sehen wir überall schöne, gelb blühende Aloe Vera. Wir hatten mit Georges ausgemacht, dass unsere 5-stündige Inselrundfahrt 50 € kosten soll, nun will er aber für den gleichen Preis schon um 14h in Mindelo zurück sein. Wir sind nicht einverstanden und so sind wir, wie abgemacht, um 15h zurück bei der Marina. Jetzt geben wir George 52 € und er strahlt...
Abends besuchen wir noch ein Restaurant, wo einheimische Morna-Musik gespielt und gesungen wird. Aber wir bleiben nicht sehr lange. Die Musik ist nicht unser Geschmack, viel zu traurig und wir spüren so gar keine Begeisterung bei den Vortragenden.
Morna ist die populärste und weit verbreitete moll-lastige Musikrichtung Cabo Verdes in langsamem Tempo.
Der Stil wird häufig mit dem portugiesischen Fado verglichen. Gespielt wird mit Gitarren, "Cavaquinho" (kleine viersaitige Gitarre), Geige und einer 10-saitigen Gitarre. Die Stimmung von Morna ist melancholisch und nachdenklich, die Texte sind voller Sehnsucht, Heimweh und Verlangen.




Donnerstag, 14.Februar 2008: Um 6h30 ist Tagwache und um 7h15 Abmarsch zum Fährhafen. Wir wollen heute unsere vierte Cap Verden Insel besuchen. Um 8h legt die Fähre in Mindelo ab (7€ pro Weg und Person) und knapp 1 Stunde später legen wir schon in Porto Novo auf Santo Antão an. Die Aluguer-Fahrer fallen buchstäblich wie die Hyänen über uns her. Jeder will mit uns eine Inseltour machen. Weil er etwas Französisch spricht, entscheiden wir uns für Laurindo. Er will uns für 65 € von 9h-16h über die Insel fahren. Ueber einen Pass, wo es regnet und wir auf dem offenen Pick-Up erbärmlich frieren, fahren wir auf die andere Seite der Insel. Den höchsten Berg, den Pico da Cruz, können wir nur erahnen, er liegt komplett im Nebel. Die Fahrt über die Berge ist unendlich imposant! Die Strasse führt entlang an steil aufragenden Vulkangipfeln und tief abfallenden Kraterkesseln. Wahnsinn!!! Die ganze Insel ist ein einziges vulkanisches Berglabyrinth und viel grüner als die drei anderen Inseln die wir schon gesehen haben. Nach einem Stop in Ribeira Grande fahren wir ins fruchtbare Tal „do Paúl“. Hier besichtigen wir eine kleine Siedlung, wo die Leute meiner Meinung nach, noch wie zu Urzeiten leben. Die grossen, grünen Blätter der Yamspflanzen lassen rundherum alles grün erscheinen, aus einer Felswand sprudelt ein kleiner Wasserfall und darunter waschen sich 3 Jugendliche im gestauten Wasser.
Yams ist eine in den Tropen beheimatete Kletterpflanze mit herzförmigen Bättern, deren knollenartige Wurzeln aufgrund ihres Stärkegehaltes wie Kartoffeln als Nahrungsmittel dienen. Der in der Wurzel enthaltene Stoff Diosgenin ähnelt dem körpereigenen Hormon Progesteron und wird in der Naturheilkunde gegen Wechseljahresbeschwerden und neuerdings auch als Anti-Ageing-Medikament eingesetzt.
Yams gehört zu den Grundnahrungsmitteln der afrikanischen Küche.
Auf der Rückfahrt besuchen wir, auf unseren Wunsch hin, eine Zuckerrohrdestillerie, wo „Grogue“, „Pontsche“ und „Melasse“ hergestellt werden. Das Zuckerrohr wird in eine Presse geschoben und der Saft daraus gepresst. Dazu müssen 2 Ochsen unter einem Joch ununterbrochen im Kreise herumlaufen. Dabei werden sie hie und da von einem alten Mann, der auch im Kreise läuft, mit Stockschlägen angetrieben. Der Zuckerrohrsaft wird aufgefangen und danach destilliert. Ich komme mir hier vor wie vor 200 Jahren!
Später essen wir irgendwo am Atlantik unser Pick-Nick, das wir brüderlich mit unserem Chauffeur Laurindo teilen. Im Fischerdorf Ponta do Sol haben wir nochmals einen kurzen Aufenthalt, bevor wir wieder über den Pass zurück nach Porto Novo kehren. Die Fähre sollte um 17h fahren, sie fährt aber schon um 16h50. Da könnte man ganz schön dumm dastehen, wenn man pünktlich kommt, es ist nämlich die letzte Fähre für heute nach Mindelo! Auch dieser Ausflug über diese sehr beeindruckende Insel Santo Antão hat uns wieder ungemein gut gefallen. Besonders aufgefallen sind uns hier die unendlich vielen Schüler, denen wir begegnet sind.
Zurück in Mindelo werden wir von einem etwa 14-jährigen Jungen um Geld für Essen angebettelt. Wir geben ihm unser letztes Brötchen von unserem Pick-Nick und erwarten eigentlich, dass er sich gar nicht darüber freut. Aber wir irren uns; er strahlt, bedankt sich und beisst gierig in das Brot!












Freitag, 15.Februar 2008: Edith, Heinz und Paul gehen in die Stadt, Einkäufe tätigen. Ich bleibe auf dem Schiff und erledige Schreibkram. Heute Abend fliegen unsere Gäste wieder nach Hause und ich darf ihnen ein paar Briefe mitgeben. Kaum sind die drei Einkäufer zurück, gehen Paul und Heinz nochmals los. Sie wollen zwei Plastikkanister kaufen für Reserve-Diesel: Das scheint hier sehr schwierig zu sein. Sie müssen durch die halbe Stadt laufen, durch kleine Gassen und Hinterhöfe. Dort will man ihnen gebrauchte Giftkanister für 10 Euro als neu verkaufen. Sie kommen nach langer Zeit ohne Kanister zurück. Am Nachmittag regnet es immer wieder fünf Minuten lang. Drüben in Santo Antão blitzt es hie und da. Den Nachmittag verbringen wir gemütlich auf der MABUHAY mit plaudern, computermässig Fotos austauschen, Foto-CD brennen und packen. Edith und Heinz schreiben und zeichnen noch den obligaten Eintrag in unser Gästebuch. Paul dichtet für Edith einen passenden Vers: „Mir ist übel, gib mir den Kübel!!!“
Nach dem Abendessen gilt es ernst. Wir nehmen um 20h15 ein Taxi zum Flugplatz. Die Fahrt dauert kaum 10 Minuten. Im Flugplatz-Gebäude trinken wir zusammen noch einen Espresso und dann heisst es leider schon wieder Abschied nehmen. Die 13 Tage sind viel zu schnell vergangen, aber wir haben zusammen enorm viel von diesen unbekannten Cap Verden gesehen. Tschau Ihr beiden und nochmals lieben Dank für alles und die schönen gemeinsamen Tage! Wir sind zusammen 120 sm weit gesegelt.
Paul und ich kehren mit dem Taxi zur Marina zurück. Die ausgedienten Sandalen von Heinz, die wir vor 1 Stunde und 15 Minuten neben den Abfalleimer legten, damit sie vielleicht noch jemand benutzen kann, sind schon verschwunden! Uns sind schon an unserem ersten Abend hier in Mindelo, vor der Marina, Hungrige aufgefallen, die in den Abfalltonnen nach Essbarem suchen...

Samstag, 16.Februar 2008: Es regnet und Paul schrubbt in der Badehose das Deck. Danach suchen wir wieder Plastikkanister für Reserve-Diesel, wir latschen überall herum und fragen immer wieder. Es ist unmöglich, wir finden keine! Später, im Lebensmittelladen machen wir eine weitere Erfahrung. Heinz und Paul haben gestern extra Bierflaschen mit 15 Escudos (15 Cents) Pfand darauf gekauft, damit die leeren Flaschen später nicht, wie wir es oft gesehen haben, haufenweise in der Landschaft herumliegen. Jetzt, wo wir die leeren Flaschen zurückgeben wollen, ignoriert man das einfach und wir müssen alle Hebel in Bewegung setzen, um das Pfand zurück zu erhalten.
Wir entdecken heute eine Bäckerei, wo es anderes Brot gibt, nicht so Weiches und Süsses, sondern „richtiges“ Brot! Hier bringen die meisten Leute eine Plastiktüte mit, um das Brot darin zu verstauen. Auch wir machen das so, nicht nur beim Brot, sondern auch bei Gemüse und Früchten.
Abends erhalten wir ein e-mail von Heinz und Edith. Sie sind gut zu Hause angekommen, aber ihr Flug hatte eine Stunde Verspätung und ihr Gepäck ist nicht in Zürich angekommen. Hatte Elisabeth in Sal also doch recht, als sie uns sagte, dass die portugiesische Fluglinie TAP die Schlimmste von allen Fluglinien sei...

Sonntag, 17.Februar 2008: Ich habe mir vorgenommen, heute in die katholische Kirche hier zu gehen. Paul begleitet mich bis dorthin und geht dann Benzin holen. Die Kirche ist bereits voll und bevor der Gottesdienst beginnt, müssen „wir“ mit Geigen-und Gitarrenbegleitung ein neues Lied lernen. Es tönt sehr mager! Auf die Sekunde pünktlich um 10h30 beginnt der Gottesdienst. Der Pfarrer wird von 7 Messdienern assistiert, 5 Mädchen und 2 Jungs. Links neben mir sitzt eine junge Frau und ein etwa 5-jähriges Mädchen. Beide kauen während der ganzen Stunde Kaugummi. Hie und da lassen sie leise Kaugummiblasen platzen. Die Frau holt plötzlich ihr Handy aus der Jeans, schaltet es aus und versorgt es wieder. Auf meiner rechten Seite sitzt eine ältere (so wie ich), weisse Frau mit kurzen, rotgefärbten Haaren. Sie ist vollbehängt mit Ringen, Arm-und Halsketten. Vor der Kommunion (dem Abendmahl) schüttle ich ungefähr 30 kleine und grosse Hände zum Zeichen des Friedens! Die kleinen Kinder auf den Armen ihrer Mütter sind sehr brav und machen keinen Muckser! Nur vom Gesang hätte ich ein wenig mehr erwartet. Irgendwie fehlt hier die Freude und die Begeisterung, bei diesem Volk, das doch die Musik und den Rhythmus im Blut hat!
Paul holt mich vor der Kirche wieder ab und zusammen machen wir einen ausgedehnten Spaziergang durch die Stadt Mindelo, die heute, am Sonntag, wie ausgestorben scheint.
Am Nachmittag haben wir einen Coiffeurtermin auf der MABUHAY. Paul verpasst mir einen schiffigen Ultra-Kurzhaarschnitt und findet, dies sei der schönste Haarschnitt, den er mir je gemacht hätte. Aber das findet er jedesmal. Die neue Haarschneidemaschine ist prima, sie reisst mir keine Haare mehr aus!

Montag, 18.Februar 2008: Wir wollen am Mittwoch von hier nach Brasilien losfahren. Deshalb bereiten wir uns langsam darauf vor und kaufen ein bisschen Lebensmittelvorräte ein. Vor dem Geschäft bettelt uns ein ungefähr 12-Jähriger an. Als wir wieder aus dem Laden kommen, bettelt er uns wieder an. Jetzt schneiden wir von unserem eben eingekauften Brot ein zünftiges Stück ab und schenken es ihm. Auch dieser Bursche beisst sofort dankbar in das frische Brot.

Dienstag, 19.Februar 2008: Wir machen uns einen gemütlichen Tag. Aber es herrscht ein saumässiger Wind (bis 30 Knoten). Ich habe Angst, dass unsere Wäsche, die wir an der Reling aufgehängt haben, davon fliegt!
Ich gehe ins Internetlokal, aber: totaler Stromausfall, auch in der Marina!
Paul zeigt mir später den Fischmarkt. Er war schon mal mit Edith und Heinz dort. Mann, hat es da riesige Brocken von Thunfischen! Wir kaufen diverses Gemüse und Früchte ein. Eine ältere Marktfrau, die am Boden sitzt, will uns Zitronen verkaufen, das Stück für 50 Escudos (über 80 Rappen). Wir lehnen dankend ab. Später kaufen wir bei einer anderen alten Frau 8 Zitronen für 200 Escudos (2€). Irgendwo, auch bei einer Strassenverkäuferin, kaufen wir einen Kohlkopf. Die Frau wiegt den Kohl mit einer Handwaage und sagt: 3 Kilo! Auf dem Schiff wäge ich den Kohl auf meiner digitalen Waage, weil er mir für 3 Kilo ein wenig leicht erscheint. Er wiegt 1.300 Gramm...
Um sehr viele Eindrücke reicher verlassen wir nach 3 Wochen diese Cap Verden-Inseln. Auf den ersten Blick erschienen uns diese Inseln eher fremd, aber auf den zweiten Blick doch sehr sehens-und liebenswert. Von den vier Inseln die wir gesehen haben, ist mein persönlicher Favorit São Nicolao, obwohl uns dort das Benzin aus dem Aussenborder geklaut wurde!
Für die Ueberfahrt nach Brasilien, unserem nächsten Ziel, rechnen wir mit ungefähr 3 Wochen auf See und haben viele grosse Schmetterlinge im Bauch!!!
