Sonntag, 3.Februar 2008: Cap Verden mit Edith und Heinz
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Die Republik Kap Verde ist ein Inselstaat in Afrika. Kap Verde liegt auf einem Archipel im Atlantik, etwa 600 Kilometer vor der Westküste Afrikas.

Kap Verde hat eine Fläche von 4033 km². Die Hauptstadt der kleinen Inselrepublik ist Praia mit 68.000 Einwohner.

Amtssprache: Portugiesisch, Kreolisch

Staatsform: Parlamentarische Demokratie

Einwohnerzahl: 434.625

Bevölkerungsdichte: 101 Einwohner pro km²

Unabhängigkeit: von Portugal am 5. Juli 1975

Währung: Kap-Verde-Escudo (CVE)

Zeitzone: UTC -1h

Bevölkerung

Die kapverdischen Inseln beheimateten vor ihrer Entdeckung und Besiedlung durch die Portugiesen keine Urbevölkerung. Durch die Versklavung afrikanischer Menschen und der darauf folgenden Kreolisierung der Gesellschaft bietet sich dem Besucher der Inseln heute ein Bild der genetischen Vielfalt. Menschen mit dunkler Haut und blonden Haaren, iberisch wirkenden hellen Gesichtern mit krausen schwarzen Haaren, oder Dunkelhäutige mit blauen oder grünen Augen sind ein Zeugniss dessen.

Die Geschichte der Kapverdier ist geprägt von Besiedelung und Emigration. Heute kommen zu den etwa 435.000 Bewohnern des Archipels geschätzte 700.000 im Ausland lebende Kapverdier hinzu.

Rund 80% der Bevölkerung sind katholisch, 10% sind Protestanten.

Nach einer Volkszählung aus dem Jahr 2000 liegt das Geschlechterverhältnis Weiblich zu Männlich bei 51,9% zu 48,1%. Bedingt durch Hungersnöte und der daraus resultierende Auswanderung der Generation der 1940er und 1950er Jahre fehlen die heute 55-70 Jährigen fast völlig, dreiviertel der Bevölkerung sind unter 15 Jahren. Der Altersdurchschnitt betrug im Jahr 2000 17,4 Jahre, das Bevölkerungswachstum lag bei 2,4%.

Der durchschnittliche kapverdische Haushalt hat 4,6 Mitglieder, 54% der erwachsenen Bevölkerung bezeichnen sich als ledig, 24% leben in Partnerschaft ohne verheiratet zu sein und 16% sind verheiratet. 3% leben getrennt, beziehungsweise sind geschieden. Hierzu ist es hilfreich zu wissen, dass in kreolischen Kulturen verschiedene Formen des Zusammenlebens praktiziert werden, eine polygame Familienkonstruktion ist trotz der christlichen Prägung nicht selten.

Die Aussicht auf ein besseres Leben mit mehr Abwechslung, Job und Bildung treibt die jederzeit durch Dürre bedrohte Landbevölkerung in die Städte der Inseln. Heute zählen daher schon 54% zur Stadtbevölkerung, wobei über die Hälfte auf der Insel Santiago lebt.

Geschichte

Die Inselgruppe wurde im 15. Jahrhundert von portugiesischen Seefahrern entdeckt. Die erste Besiedlung fand schon im Jahre 1460 statt. Mit der Entsendung eines Generalgouverneurs erhielt die Insel einen offiziellen Status als portugiesische Kolonie. Am 5. Juli 1975 errang Kap Verde die Unabhängigkeit von Portugal und es wurde ein Einparteienstaat errichtet. Im Jahre 1990 fand eine Verfassungsänderung statt, in der ein Mehrparteiensystem eingeführt wurde. Im Jahre 1991 gab es die ersten freien Wahlen.

Geographie

Die Republik Kap Verde liegt im östlichen Nordatlantik, vor der Westküste Afrikas. Die Inselgruppe besteht aus 15 Inseln von denen 9 bewohnt sind: Santo Antão, São Vicente, São Nicolau, Sal, Boa Vista, Maio, Santiago, Fogo und Brava.

Geologie

Der Archipel der Kapverden ist vulkanischen Ursprungs. Der letzte Ausbruch fand 1995 auf Fogo statt. Auf Santo Antão, besonders im Bereich Ponta do Sol, wird seit ca. 5 Jahren eine stetige Erhöhung der Wassertemperaturen beobachtet. Daraus leiten die Vulkanologen ein steigendes Risiko erneuter Ausbrüche ab. Die höchste Erhebung der Kapverden ist der Pico de Fogo mit 2.829 m.

Wirtschaft

Die Kapverden verfügen über keine nennenswerten Ressourcen. Nur auf 4 Inseln gibt es, zumindest zu Zeiten in denen der jährliche Regen nicht ausbleibt, genügend Wasser für landwirtschaftliche Nutzung. Die landwirtschaftliche Produktion reicht nicht zur Eigenversorgung. 90 Prozent der Nahrungsmittel werden importiert. Der Fischreichtum in den Gewässern der Kapverden kann wegen der schlechten Ausrüstung der Fischer nicht ausgeschöpft werden.

Exportiert werden Fisch, Langusten, Bananen, Schuhe und Textilien. Exporte von Bananen, Salz, Zucker und Kaffee sind durch restriktivere Einfuhrbestimmungen der Zielländer und Preisverfall auf dem Weltmarkt stark zurückgegangen.

Der Kap Verde Escudo wurde 1998 an den portugiesischen Escudo und 1999 an den Euro gekoppelt. Das Ziel ist die wirtschaftliche Stabilisierung der Republik, sowie die Stoppung der Auswanderung vieler Bewohner nach Portugal.

Der Staat finanziert sich hauptsächlich aus Einfuhrzöllen. Erst in 2004 wurde eine Mehrwertsteuer (15%) eingeführt.

alle Inseln der Cap Verden

Sonntag, 3.Februar 2008: Tony, der Wirt der Casa Varela in Espargos, wo Edith und Heinz übernachtet haben, bringt uns unsere Gäste mit seinem Toyota Pick-Up zum Haus von Carlos in Palmeira. Das sei Kundendienst und es koste nix, meint er. Das mit dem Uebernachten in der Casa Varela für Edith und Heinz war eine Superidee. Ihr Flugzeug aus Lissabon ist zwar ziemlich pünktlich, um 01h00 gelandet, und sogar alles Gepäck ist angekommen, aber trotzdem sind Edith und Heinz sehr zufrieden mit ihrem Kurz-Aufenthalt in der Casa Varela. Carlos hat auch den Transport unseres Besuches zur MABUHAY, mitsamt dem ganzen Gepäck, organisiert. Der Einheimische Frank bringt uns mit seinem hölzernen Fischerboot rüber zum Schiff. Freude herrscht bei allen und den ganzen Nachmittag und Abend verbringen wir nur mit fragen, erzählen und unendlich vielen feinen und nützlichen Sachen entgegennehmen. Ein herzliches Dankeschön an alle, die uns etwas haben bringen lassen. Wir werden hier richtig verwöhnt! Und natürlich danke an die zwei braven Gepäckschlepper, die uns alles unversehrt herangebuckelt haben!

hier haben unsere Gäste die erste Nacht auf Sal verbracht

Montag, 4.Februar 2008: Mit dem Dinghy fahren wir rüber zum Dorf Palmeira und haben sofort nasse Hosen. Um 9h müssen wir beim Haus von Carlos sein. Er hat für uns einen Ausflug über die Insel Sal organisiert, mit dem Chauffeur Firmino und seinem offenen Pick-Up. Die Frauen Elisabeth, Edith, die Deutsche Iris und ich dürfen drinnen sitzen. Die Männer Carlos, Heinz, Paul und der Deutsche Fite müssen draussen auf der offenen Ladefläche Platz nehmen. Iris und Fite aus Hamburg machen hier 3 Monate Ferien.

Zuerst geht es über eine ziemliche Rüttelpiste ans Meer, wo wir bei einem kleinen Fjord, den die unendliche Meeresbrandung ins Land gefressen hat, uralte Versteinerungen von Muscheln und Korallen suchen. Danach besichtigen wir das „blaue Auge“. Dies ist ein tiefes Loch im schwarzen Lavagestein, aus vulkanischer Tätigkeit entstanden, gefüllt mit Wasser und verbunden mit dem Meer. Wenn die Sonne hoch steht, scheint sie hinab bis zum Wasser und dieses erscheint strahlend hellblau. Wir sind ein bisschen zu früh dran und sehen das Blau nicht. Wir sind das erste Auto hier und können uns alles ganz in Ruhe ansehen. Nach uns kommen Heerscharen von Touristen. Carlos erklärt uns sehr viel Interessantes. Unter anderem zeigt er uns die abgelegten „Häute“ von kleinen Krebsen. Die schlüpfen aus ihrer „alten“ Haut und lassen sich einfach eine „neue“ wachsen, toll, das möchte ich auch können!

Weiter geht die Fahrt durch unwirtliches, trockenes und staubiges Gelände zu den Salinen, einer weiteren Sehenswürdigkeit auf Sal. Diverse mit Meerwasser geflutete Becken in verschiedenen Stadien der Verdunstung, innerhalb eines kreisrunden Kraters. Hier kann man im salzhaltigen Wasser baden wie im Toten Meer, was sehr gesund für die Haut sein soll. Früher gab es hier eine Transportbahn für das Salz und man kann heute noch die hölzernen Seilbahnmasten sehen. In einem kleinen Restaurant im Fischerort Pedra Lume essen wir ein sehr gutes Mittagessen mit einer reichhaltigen Fischplatte, Reis, Pommes und Salat. Draussen auf der Terrasse gibt es noch einen Espresso und wir beobachten eine 93-jährige einheimische Frau, die die zwei Zigaretten die ihr Elisabeth schenkt, verkehrt herum raucht. Das heisst, sie hat die brennende Glut im Mund und pafft so zufrieden vor sich hin. Keine Ahnung wie sie das macht.

Beim Hafen von Pedra Lume erfahren wir, dass vor etwa einer Stunde ein 29-jähriger Fischer von einer Welle ins Meer gespült wurde und verschwunden ist. Er hinterlässt eine Frau und drei Kinder.

Wieder fahren wir durch kahles, windiges Wüstengebiet zurück zur Hauptstadt Espargos, mit etwa 6000 Einwohnern und einem internationalen Flugplatz. Vorbei an ziemlich traurigen Armenvierteln fahren wir auf den Antennenberg über der Stadt, wo wir einen prima Ueberblick über die Kleinstadt haben. Hier oben weht ein kalter Wind und es regnet sogar einige Tropfen! Elisabeth und Carlos erklären uns allerlei und geben uns geduldig Antwort auf all unsere vielen Fragen. Gegen 16h sind wir wieder zurück in Palmeira, wo wir bei Carlita noch bei einem Bier zusammensitzen. Edith und ich gehen noch kurz ins Internet (es hat 2 hier in dem kleinen Ort) und danach verabschieden wir uns und schippern zurück zur MABUHAY.

bei der Saline
alles Salz

Dienstag, 5.Februar 2008: Um 10h müssen wir die MABUHAY umparkieren. Der grosse Containerschiffer aus Panama hat das Gefühl wir seien ihm im Weg. Zuerst will unser Skipper nicht, doch dann ankern wir doch um. Um 11h, nachdem uns Paul ständig zur Eile antreibt, fahren wir mit dem Dinghy an Land. Kaum sind wir an Land und alle ausgestiegen, merkt Paul, dass er vergessen hat, den Wassermacher auf der MABUHAY auszuschalten. Klar ist natürlich auch, dass ich schuld bin! So motörlen Heinz und Paul mit dem Dighy wieder zurück zur MABUHAY, Paul mit grossem Gezeter und Gefluche! Es hat wieder sehr viel Wind und ihre Hosen sind sowieso schon nass. Kaum sind die beiden weg, merke ich, dass der Schiffs-Schlüssel bei mir im Rucksack steckt! Au Mist! Ich versuche noch, Paul durch rufen aufzuhalten, aber vergeblich. Es dauert nicht lange, sind die Zwei wieder da und holen den Schlüssel ab. Zum 2. Mal fahren die beiden zur MABUHAY zurück um den Wassermacher auszuschalten. Pünktlich, wie verabredet um 12h, sind wir bei Elisabeth und Carlos zum Essen eingeladen. Wir erfahren von Carlos, dass das Ersatzteil-Paket für Werner von der „Fee“, das wir ihm nach Brasilien mitnehmen sollten, immer noch in Praia auf der Insel Santiago, steckt. Jetzt kostet es plötzlich noch zusätzlich 200 Euro, um es auf die Insel Sal herüberzufliegen! Ich muss nun dringendst ins Internet um Werner dies mitzuteilen. Er befindet sich mit seiner Segel-„Fee“ ca. 1 Woche vor Brasilien.

Als ich vom Internet zurück bin, können wir essen. Es gibt superguten Serra (Sägefisch) mit feiner Sauce und Kartoffeln. Als Krönung noch eine Vanille-Crème mit Eiweissschaum und caramelisiertem Zuckerrohrsirup. Mmm..., wir essen wieder viel zu viel!

Gegen 16h sind wir alle mit Firmino, dem Sammeltaxi-Chauffeur in Espargos zum Carnevalsumzug. Wir dürfen bei Tony, auf der Terrasse seines Restaurantes, sitzen. Nach ungefähr 2 Stunden Warten geht endlich der „Umzug“ los. Zuerst kommt eine Tanzgruppe in schönen Kostümen, die ununterbrochen Samba tanzt. Im Zeitlupentempo kommen sie voran: 3 Schritte vorwärts und 2 ½ Schritte zurück. Als Abschluss kommt der Wagen mit der Musikband. Die Samba-Musik wird mit vollster Hingebung und vor allem mit vollster Lautstärke gespielt. Heinz und ich versuchen zu fotografieren, um die Stimmung im Bild festzuhalten. Die Strasse wird von vielen Polizisten und Wächtern am Rande abgesperrt. Aber uns haben es vor allem die Kinder angetan. Wir sind fasziniert und die Mütter lassen uns voller Stolz ihre Kleinen fotografieren.

Nach einem Zwischenstop in der Casa Varela zu einem Gläschen Punsch kehren wir nach Palmeira zurück. Die Rückfahrt zur MABUHAY im Dunkeln (mit dem Handscheinwerfer), verläuft viel besser, als Edith den ganzen Nachmittag befürchtet hatte. Und wir werden nicht einmal nass dabei!

am Carnavalsumzug

Mittwoch, 6.Februar 2008: Wir hören bis morgens um 06h Sambatrommeln!

Wir waschen 2 Maschinen Wäsche, kramen ein wenig herum, relaxen. Um 16h30 fahren wir ins Dorf, Brot, Kartoffeln, Aepfel und Orangen einkaufen. Edith und Heinz machen danach eine kleine Strandwanderung. Paul und Carlos sitzen in der Kneipe und ich schreibe bei Elisabeth ins Gästebuch.

In Palmeira sind Wasseranschlüsse direkt im Haus eine grosse Seltenheit. Die öffentliche Wasserstelle wird mit Tankwagen versorgt und die Bevölkerung holt dort das Wasser. Meistens sind das Kinder, die mit einer Schubkarre, sehr oft noch ein kleineres Geschwister darin, die gefüllten Wasserkanister nach Hause schieben. Wir sehen aber auch Frauen, die so einen schweren 20 Liter Kanister auf dem Kofp nach Hause balancieren.

Abends essen wir bei Carlita im Hinterhof. Der kleine Dany und seine Cousine Adriana sind auch da. Es gibt Feijoada (Bohneneintopf) und Reis. Paul freut sich zwar gar nicht über den Reis, aber der Bohneneintopf schmeckt auch ihm sehr gut. Später kommt noch der Belgier Dierk dazu.

Unsere Dinghy-Rückfahrt zur MABUHAY, im Dunkeln, verläuft auch heute, Dank unserem grossen Handscheinwerfer wieder bestens.

Donnerstag, 7.Februar 2008: Um 10h bringt uns der Einheimische Frank mit seinem Holzboot 40 Liter Diesel, direkt vom Shell-Lager. Danach fahren wir alle vier per Dinghy an Land. Das geht nun schon fast professionell gut, ohne nasse Hosen. Edith, Heinz und Paul bekommen den Auftrag Brot in der Bäckerei und Diverses im „Supermarkt“ einzukaufen. Danach müssen sie zur Polizei zum Ausklarieren. Unser supernervöser Skipper hält alle auf Trab! Ich gehe ins Internet und übermittle während 1½ Stunden Bericht und Fotos an Marcus. Bei der Polizei ist der richtige Beamte nicht anwesend, er muss erst noch von Espargos herkommen. Von 11h–14h versuchen meine drei Mitsegler, mit Unterstützung von Carlos, auszuklarieren. Um die Wartezeit zu überbrücken essen wir im Restaurant Marina (ein winziges Lokal mit 3 Tischen) zu Mittag. Es gibt Bonito (Fisch), Pommes und Salat, sehr gut! Um 14h30 ist der richtige Beamte anwesend und wir können uns endlich abmelden. Wir bekommen ein Papier, dass wir zu den Inseln São Nicolao und São Vicente segeln dürfen. Das kostet 5 Euro.

Uebrigens fallen uns hier in der Ortschaft Palmeira die unendlich vielen Hunde auf. Wir haben noch nie in unserem Leben so viele Hunde auf einem Fleck gesehen.

Nun marschieren wir zum Haus von Carlos um uns von Elisabeth zu verabschieden. Nach genau 7 Tagen die wir hier verbracht haben, fällt uns der Abschied schon schwer und wir danken Elisabeth und Carlos ganz herzlich für die gute Betreuung! Carlos begleitet uns noch bis zum Dinghy. Um genau 16h heben wir den Anker und können sofort Segel setzen. Edith beginnt schon bald elendiglich über der Bordwand zu hängen, um das feine Bonito-Mittagessen zu entsorgen. Später liegt sie im Bett, wo es ihr besser zu gehen scheint. Wir haben guten Wind zum Segeln, aber wir sind viel zu schnell und wären im Dunkeln an unserem Ziel, der Insel São Nicolao. Paul ist ständig am „bremsen“, d.h. am Segel reffen. Zum Schluss hat unser Vorsegel noch Taschentuchgrösse. Auch Heinz verabschiedet sich schon bald Richtung Koje und Paul und ich treten unsere gewohnten 3-Stunden Nachtwachen an. Vor dem Dörfchen Carriçal, auf der Insel São Nicolao lassen wir um 9h30, nach 57 sm den Anker fallen. Zwar pfeift ein zünftiger Wind, aber dies bei herrlichstem Sonnenschein. Letzte Nacht hat keiner von uns sehr viel geschlafen, Paul und ich wegen den Wachen, Edith war immer wieder damit beschäftigt, zu erbrechen, und Heinz damit, sie zu betreuen, dabei war ihm selber nicht so ganz wohl.

Kurz vor Mittag heben wir den Anker wieder hoch. Hier hat es viel zu starke Fallwinde und der Kapitän will die Nacht nicht hier verbringen. Wir segeln und motoren abwechselnd mit ständig drehenden Böen der wilden Küste entlang Richtung Tarrafal. Um 16h15, nach weiteren 19 sm erreichen wir den Ort und ankern vor dem Strand. Insgesamt waren wir von Sal bis hier 78 sm unterwegs. Es ist sonnig und warm.

Nach einem erfrischenden Bad im Meer fahren Paul und ich mit dem Dinghy zum Dorf. Wir suchen den Trans-Ocean-Stützpunktleiter Henny Kusters. Paul bleibt am Strand beim Dinghy, während ich durch den ganzen Ort Tarrafal laufe und Henny suche. Am anderen Ende des Dorfes finde ich ihn endlich. Er ist Holländer, wohnt seit 9 Jahren auf den Cap Verden und betreibt hier in Tarrafal eine kleine Pension mit Restaurant. Auf meine Bitte hin organisiert er uns für morgen einen Pick-Up Ausflug.

auf der Insel São Nicolao

Samstag, 9.Februar 2008: Um 8h45 steigen wir auf den offenen Toyota Pick-Up, auf dem bereits Henny und sein junger, einheimischer Begleiter Alindo sitzen. Der Küste entlang fahren wir los. Wir sind kaum 5 Minuten unterwegs, sehen wir einen Wal, zwar nur kurz, aber immerhin ein Wal!!! Weiter geht die Fahrt durch staubtrockenes Gelände, über Stock und Stein, vorbei an wildgezackten Bergen und am kleinen Leuchtturm. Alindo begleitet uns hinunter ans Meer, zu wunderschönen vom Atlantik ausgewaschenen Felsformationen in verschiedenen Farben. Wir beobachten, wie die Brandung mit hohen Gischtfontänen an die Felsen geschleudert wird. Von hier fahren wir wieder zurück nach Tarrafal, zum Haus von Alindo. Er hat nur ein T-Shirt an und braucht einen wärmeren Pullover. Nun geht die Fahrt steil bergauf zum höchsten Berg der Insel São Nicolao, dem 1312m hohen Monte Gordo. Wir sehen die immer seltener werdenden Drachenbäume. Hier auf der Insel São Nicolao gibt es noch das grösste Vorkommen dieser Bäume, aller Cap Verden-Inseln. Wir machen bei einem 600 Jahre alten Exemplar einen Fotostop. Henny erklärt uns viel Wissenswertes und macht uns auf die Schönheiten der Natur aufmerksam. Beim Monte Gordo ist die klimatische Zweiteilung der Insel sehr gut zu sehen. Nördlich des Monte- Gordo-Massivs stauen sich die Passatwolken, deshalb ist es hier feucht und grün. Der weitaus grösste Teil São Nicolaos ist aber trocken und wüstenhaft und die Bauern dort führen ein hartes, sehr karges Leben. Unterwegs haben wir immer wieder spektakuläre, atemberaubende Ausblicke in wunderschöne Täler und auf die nördliche und die südliche Küste. An der Nordflanke des Vulkans Monte Gordo sehen wir eine kleine Kaffeeplantage und überall, selbst auf dem kleinsten Fleckchen Erde wird Mais angepflanzt. Erstaunlich grün und dank künstlicher Bewässerung intensiv landwirtschaftlich genutzt ist das weite, dicht besiedelte Fajãtal. Hier gedeihen Zwiebeln, Kartoffeln, Maniok, Kohl, Papayas, Bananen, Bohnen, Mais, Zuckerrohr und Kokospalmen.

Maniok, andere Namen für die Pflanze sind Mandioka, Kassava oder Yuka. Der Anbau der Pflanze ist wegen ihrer stärkehaltigen Wurzel weit verbreitet. Sie stammt ursprünglich aus dem heutigen Brasilien und Paraguay und wurde schon vor der Entdeckung Amerikas durch die Europäer von den Ureinwohnern zur Ernährung verwendet. Mittlerweile wird sie weltweit in vielen Teilen der Tropen und Suptropen angebaut. Die 30-60 cm langen, in Büscheln beisammenstehenden, milchsaft- und stärkemehlreichen Wurzeln enthalten bei einigen Arten Blausäure und sind deshalb giftig. Durch geeignete Behandlung (starke Erhitzung) wird aber die flüchtige Blausäure entfernt, und man erhält dann ein gutes Nahrungsmittel. Maniok hat jedoch einen geringen Gehalt an Protein (nur ca. 1,2%) und nur sehr wenige essenzielle Aminosäuren. Um dem entgegenzuwirken, empfiehlt sich der zusätzliche Verzehr der proteinreichen Maniok-Blätter.

Gleich vielen tropischen Nutzpflanzen liefert der Maniokstrauch bei sehr geringer Arbeit einen hohen Ertrag.

Die Knollen werden geschält, zerrieben und geraspelt, und dann eingeweicht. Nach einigen Tagen preßt man die Masse aus und röstet sie in Öfen. Die in der Presse zurückbleibende Masse liefert das Maniok- oder Mandiokamehl.

Maniokmehl kann ähnlich wie Weizenmehl verwendet werden. Menschen mit Allergien gegen Weizen und andere Getreide verwenden deshalb häufig Maniokmehl als Ersatz.

In anderen Regionen erhält man nach modifiziertem Verfahren etwas andere Produkte; auch bereitet man aus dem Mehl Kuchen, die unserem Brot mehr oder weniger ähnlich sind, und auf den Antillen mischt man das Mandiokamehl mit Weizenmehl und backt daraus Brot.

Die frische Wurzel benutzt man als Heilmittel bei Geschwüren.

Die Blätter des Maniok werden als Gemüse gegessen.

 

Das Mittagessen nehmen wir im Café da Lapa in der Hauptstadt Vila do Ribeira Brava ein. Es gibt Cachupa, das capverdische Nationalgericht aus Mais und Bohnen, dazu Spiegeleier und gebratenes Schweinefleisch. Ungewohnt, aber gut und reichlich. Unsere Inselrundfahrt führt uns nun weiter zum 500-Seelen-Dorf Juncalinho und zur unheimlich türkisfarbenen Lagune dort. Auch hier wird uns wieder die enorme Kraft des Atlantiks deutlich vor Augen geführt. Mit dem Dorf Juncalinho sehen wir, meiner Meinung nach, ein noch wirklich ursprüngliches capverdisches Dorf. Ich beobachte ein kleines Mädchen das sein Höschen fallen lässt, sich neben dem Haus hinhockt und das Brünnlein fliessen lässt... Alle Leute sind sehr freundlich, grüssen uns und lachen. Auch wenn wir mit dem Auto vorbeifahren, wird uns auf der ganzen Insel fröhlich zugewinkt. Auf dem Rückweg gönnen wir uns einen kurzen Stop für einen Zuckerrohrpunsch und auch auf diesem letzten Teil der Fahrt staunen wir über die unheimlich schönen Bergformationen vulkanischen Ursprungs. Kurz nach 18h15 liefert uns unser Chauffeur Josef total durchgerüttelt und staubig, aber hellbegeistert von dieser tollen Inselrundfahrt bei Hennys Pension Casa Aquario ab. Auf der Veranda geniessen wir beim Sonnenuntergang einen spritzigen, weissen, potugiesischen Weisswein.

Henny bildet seit 9 Jahren junge Capverdianer zu Köchen aus und wir haben uns hier für ein Abendessen angemeldet (15€ pro Person, inkl.Wein). Es gibt eine Suppe, Reis, Kartoffelpüree, gemischten Salat und einen mordsgrossen Fisch, wunderschön und mit viel Aufwand garniert. Zum Dessert Fruchtsalat mit flüssiger Sahne mit einem Schuss ??? Mmm... ein herrliches Mahl, aber wieder viel zu viel...! Tony, ein weiterer einheimischer junger Helfer serviert alles gekonnt. Gegen 21h verabschieden wir uns und machen uns auf den Weg zum Hafen. Dabei kommen wir auch an einem Freiluftkino vorbei, wo sich die Dorfbevölkerung eben einen Film ansieht. Wir finden unser Dinghy unversehrt im Hof, wo wir es heute morgen abgestellt haben. Wir hatten einem Burschen eine 1 kg-Büchse Tomatenpüree (zu gross für uns) und 1€ gegeben, damit er auf das Dinghy aufpasst. Jetzt ist ein anderer junger Mann da und auch ihm geben wir 1€ fürs Aufpassen. Wir steigen alle ins Dinghy und Paul kontrolliert ob wir noch Benzin im Tank haben. Er hat ein wenig Mühe beim Motor anschmeissen, aber es gelingt ihm und wir legen ab. Kaum sind wir weg von der Hafenmauer, stirbt der Motor auch schon ab. Paul versucht alles um in wieder zum Laufen zu bringen, aber es ist unmöglich, der Motor streikt. Jetzt bleibt uns nichts anderes übrig, als zu Paddeln. Aber, oh elender Mist, elendiger! Wir haben ja gar keine Paddel dabei! Henny hatte uns gewarnt, dass die Paddel geklaut würden, und so haben wir sie weggenommen und auf der MABUHAY gelassen!!! Gut, dann paddeln wir halt mit den Händen. Es ist dunkel und wir können die MABUHAY nur an der Solarleuchte am Heck erkennen, aber mit vereinten Kräften gelingt es uns, bis zum Schiff zu paddeln. Zum Glück liegt es nicht allzuweit entfernt vor Anker. Gott sei Dank erreichen wir alle, zwar ein wenig nass, aber gesund das sichere Deck der MABUHAY. Die Hälfte der Crew hat uns nämlich schon total hilflos und entkräftet über den ganzen Atlantik treiben sehen!

Was für ein Tag!

Ausflug über die Insel São Nicolao
Wir sehen die immer seltener werdenden Drachenbäume. Hier auf der Insel São Nicolao gibt es noch das grösste Vorkommen dieser Bäume
unser Abendessen: ein riesiger Fisch

Sonntag, 10.Februar 2008: Paul untersucht noch vor dem Frühstück den Dinghy-Motor, um herauszufinden, was gestern eigentlich das Problem war. Es ist einfach! Aus unserem Tank wurde das Benzin abgezapft und der Tank mit Salzwasser aufgefüllt!!! Die zwei Probefahrten, die Paul unternimmt, sind erfolgreich. Beim morgendlichen Atlantikbad wird Heinz von einer Qualle am Arm erwischt und erleidet eine sehr schmerzhafte Verbrennung. Weil uns das Benzin geklaut wurde streikt jetzt unser Kapitän und er will hier nicht mehr an Land gehen! So verbringen wir den Sonntag gemütlich mit Baden, Sonnen, Lesen und Faulenzen. Vom Schiff aus können wir beobachten, wie einheimische erwachsene Männer sich bei den Steinen am Strand hinhocken und ihr Geschäft erledigen..., übrigens bedeutet „Tarrafal“ schöne Bucht!

Edith ist von unserer Nachtfahrt, von der Insel Sal zur Insel São Nicolao, immer noch nicht ganz wiederhergestellt. Beim blossen Wort „essen“ wird ihr schon schlecht.

Montag, 11.Februar 2008: Erbarmungslos scheucht uns der Skipper um 6h aus den Betten. Für mich ist das heute doppelt hart, habe ich doch in der Nacht wegen Bauchkrämpfen fast nichts geschlafen. Aber wir wollen heute rüber zur Insel São Vicente segeln (41sm). Um 7h heben wir den Anker und um 16h sind wir in der Ankerbucht, einem riesigen Naturhafen eines versunkenen Vulkankraters von 4 km Durchmesser, vor der Hauptstadt Mindelo. Wir konnten 37,5 sm segeln, sonst weiss ich gar nichts, habe ich doch fast den ganzen Tag mit weiteren Bauchkrämpfen im Bett verbracht. Heinz und Paul fahren mit dem Dinghy an Land um uns anzumelden.

Dienstag, 12.Februar 2008: Wir glauben, unsere Gäste haben den Atlantikkoller! Heinz sieht schon beim Frühstück „hellgrüne, fliegende Chabisblätter (Kohlblätter)“ (wobei wir vermuten, dass es nur ein Fisch war, der in die Luft gesprungen ist). Jetzt ist es an der Zeit, die MABUHAY schleunigst vom Ankerplatz in die neue Marina ( neu eröffnet Oktober 07) von Mindelo zu verlegen (kostet 22 €/Tag). Danach fahren wir mit einem Aluguer (Sammeltaxi) zum 10 km entfernten Flugplatz. Edith und Heinz müssen ihren Rückflug bestätigen lassen. Das klappt bestens und so können wir zum Meeresstrand weiter wandern. Hier beginnt der felsige Wanderweg zum kleinen, weissen Leuchtturm ganz draussen auf dem Cap. In luftiger Höhe wandern wir etwa 2 Stunden über dem Meer am Berghang entlang. Paul darf nicht an den schroffen Klippen hinunter schauen, er ist nicht schwindelfrei! Von hier oben haben wir umwerfend schöne Ausblicke auf den hellen Traumstrand und die kleine Ortschaft São Pedro. Nach dem Besuch beim Leuchtturm queren wir den wunderschönen Sandstrand und kommen gerade noch rechtzeitig im Fischerörtchen São Pedro an, um zu sehen, wie die Fischerboote mit ihrem, unserer Meinung nach, sehr geringen Fang zurückkehren und gemeinsam ihre Boote an Land ziehen. Im Dorf hat es unzählige, neugierige Kinder, die fotografiert werden wollen, um sich dann auf dem Display des Fotoapparates zu bewundern. Besonders die Knaben drängeln sich geradezu auf die Fotos. Paul flickt für ein paar kleine Buben, mit einem Holzstückchen als Werkzeug, das Fahrrad. Die Kette war eingeklemmt.

Mit dem Aluguer fahren wir wieder zurück in die Stadt Mindelo.

Wanderung zum Leuchtturm
ein Velo wird repariert
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