
Sonntag / Montag, 16. / 17. Dezember 2007: An dieser Stelle würde ein 1 ½-seitiger Text stehen, wenn er nicht verloren gegangen wäre (siehe später)! Dieser Text handelte von unserer Ueberfahrt von Lanzarote nach Gran Canaria (etwa 100 sm) in ungefähr 24 Stunden. Die Fahrt war für mich unendlich lange, vermutlich weil ich Fieber hatte. Meine beiden Nachtwachen (2 mal 3 Stunden) wollten und wollten einfach kein Ende nehmen. Die Zeiger auf meiner Uhr schlichen im Zeitlupentempo dahin und ich war heilfroh, dass ich endlich ins angewärmte Bett klettern durfte. Pauls Wachen waren scheinbar abwechslungsreicher, sah er mitten in der Nacht doch fluoreszierende Leuchtspuren von Delfinen. Morgens um 8h30 beobachteten wir dann gemeinsam ein Gruppe von Delfinen, die uns eine Zeitlang begleiteten. Paul entdeckte auch wieder mal als Erster die Konturen der Insel Gran Canaria, wo wir um ca. 12 h, bei herrlichstem Sonnenschein, eintrudelten. Die meiste Zeit mussten wir motoren, so gründlich liess uns der angekündigte Wind wieder einmal mehr im Stich.
Nachdem wir im Hafen von Las Palmas, am Steg 16, festgemacht hatten, verbrachte ich den ganzen Montagnachmittag mit Fieber im Bett. Paul brachte mir ein Süppchen ans Bett und später Tee mit Cognac und noch später Cognac ohne Tee.
Dienstag, 18.Dezember 2007: Es ist 24° warm, ab 15h regnet es leicht. Mir geht es gut, ich bin wieder putzmunter!
Paul hat immer noch keine neue Identitätskarte (ist ja in Barcelona gestohlen worden) und heute wollen wir uns wieder einmal diesem Problem widmen. In meinem marco-polo-Reiseführer (Jahrgang 2007) über die Kanarischen Inseln steht, dass es hier in Las Palmas ein Schweizer Konsulat gibt. Die Adresse und Telefonnummer ist auch angegeben. Schon aus Lanzarote hatte ich versucht dort anzurufen, im Internet und in den „Gelben Seiten“ stand die gleiche Nummer, aber es hat einfach nie geklappt. Jetzt schnappen wir uns ein Taxi und fahren zur angegebenen Adresse. Der Taxifahrer lacht, wir hätten genauso gut zu Fuss gehen können, es ist nämlich gleich um die Ecke. Wir finden das besagte Gebäude, aber leider, leider gibt es hier kein Schweizer Konsulat! Das wurde nämlich vor etwa 2 Jahren aufgehoben und man muss sich an die Schweizer Botschaft in Madrid wenden. Diese Auskunft bekommen wir, als wir uns in einem Büro im Hause erkundigen. Die freundliche Frau gibt uns sogar die Adresse und Telefonnummer von Madrid.
Am Nachmittag ruft Paul bei der Schweizer Botschaft in Madrid an. Hier sagt man ihm, er müsse persönlich nach Madrid kommen um eine neue ID zu erhalten. Paul hat noch eine letzte Idee, nämlich sich direkt an den Gemeindepräsidenten von Pieterlen zu wenden. Nach einem längeren Gespräch mit ihm, sind wir wieder genau gleich weit. Paul muss höchstpersönlich in Pieterlen, Bern oder Madrid erscheinen, um die begehrte Identitätskarte zu erhalten. Komisch, wenn's ums Steuern bezahlen geht, wissen die Behörden perfekt, dass es den Paul Jung gibt!

Mittwoch, 19.Dezember 2007: 21°. Sintflutartiger Regen. Bis wir in der Sailors Bar beim Internet sind, sind wir beide klitschnass.
Am Nachmittag stürzt der Computer ab! Er tönt wie ein Steinbrecher, schlimm! Pauls Mechanikerherz schlägt höher, er schraubt das widerborstige Ding auseinander, in Einzelteile, ich bekomme Zustände!!!
Abends legt Bernd mit seinem Schiff „Butt“ genau gegenüber uns, am gleichen Steg wie wir, an. Paul hilft ihm beim Festmachen. Bernd hatten wir in der Marina Rubicon in Lanzarote kennengelernt, als wir in der Werft auf dem Trockenen sassen. Bernd, Paul und Hans hatten damals bis morgens um 03h den Mondschein gefeiert!
Bernd lädt uns zu sich an Bord zu einem Bier ein. Ich bekomme ein Glas Sherry aus Jerez de la Frontera, mmm... gut!

Donnerstag, 20.Dezember 2007: Regen, 21°. Heute passiert der absolute Horror-Alptraum für alle computerabhängigen Berichtschreiberlinge und Fotografen wie ich einer bin!!! Unser Computer gibt keinen Piepser mehr von sich, er ist mausetot. Abgesterbselt! Die Festplatte ist hinüber!
Meine Laune ist am Gefrierpunkt. Alles was auf dem Compi gespeichert war ist weg! Alle Fotos, Adressen, wichtige Dokumente und natürlich mein 1½ -seitiger Text (mit allen Details) dieses neuesten Berichtes, allles futsch!
Wir versuchen alles, um die Daten auf der Festplatte zu retten. Wir gehen zur Computerabteilung des „El Corte Inglés“, einem riesigen spanischen Einkaufstempel.
Der Mann dort bemüht sich etwa 30 Minuten lang, mit allen ihm zur Verfügung stehenden Mitteln (sogar mit dem Schweizer Taschenmesser), und all seinen elektronischen Geräten. Aber da ist nix zu machen, die Festplatte sei total defekt! Eine Frau kommt dazu und macht uns wieder Hoffnung. Sie gibt uns eine Adresse und meint, wenn jemand da helfen könne, dann nur dieser Mann. Wir springen ins nächste Taxi und sind Minuten später schon in „D@n's“ Computerladen. Er horcht nur konzentriert an unserem Patienten und meint dann vernichtend:“hoffnungslos!“
Ich bin am Boden zerstört. Ich schwöre es, ich werde nie mehr ein einziges Wort schreiben können! Paul versucht es mit tröstenden Worten, aber es hilft alles nichts, elender Frust macht sich breit und ich fühle mich so kaputt und erledigt wie der unbrauchbare Computer...
Mit Bernd von der „Butt“ gehen wir am Abend in die Bar Tapas essen (Schweinebraten und Käse). Danach haben wir wieder einen kleinen Lichtblick. Mit dem Reservecomputer haben wir sogar auf dem Schiff für kurze Zeit Internetverbindung.

Freitag, 21.Dezember 2007: Herrlicher Sonnenschein und schön warm, ja richtig sommerlich heiss, 26°. Und weil mich das so richtig aufstellt, greife ich wieder zum Kugelschreiber um Notizen für meinen Bericht festzuhalten. Aufgeben gilt schliesslich nicht!
Paul werkelt am Schiff herum und ich wasche zwei Maschinen Wäsche. Hier darf ich ungeniert Wäsche aufhängen, soviel ich will. Das spielt in diesem grossen Hafen überhaupt keine Rolle. Man sieht hier nämlich allerhand an „Schrottschiffen“, so richtige verrostete „Seelenverkäufer“. Man sieht hier auch immer wieder Rucksacktouristen, die bei den Schiffen um eine Gratisüberfahrt in die Karibik betteln. Als Gegensatz dazu liegt die „AIDA Diva“, das riesige deutsche Kreuzfahrtenschiff, heute auch hier in Las Palmas im Hafen.
Abends sind wir auf der „Butt“ bei Bernd zum Abendessen eingeladen. Mmm, Bernd hat gute Pasta gekocht. Plötzlich gibt es in der Stadt ein sehr schönes Feuerwerk. Was da wohl gefeiert wird? Vielleicht eine Hochzeit?
Später stossen Christiane und Christian von der „Pegasus“ auch noch auf der „Butt“ zu einem Bierchen zu uns.

Samstag, 22.Dezember 2007: 21°, bewölkt, in der Nacht eine Regenschütte.
Am Radio höre ich der Weihnachtsverlosung der „ONCE-Lotterie“ zu. 45 Millionen € werden verlost. Alle glücklichen Gewinner mit dem Los Nummer 6381 bekommen 3 Millionen €. Nicht schlecht so ein Weihnachtsgeld, oder?
Heute wird der Pullover fertig gestrickt und zusammengenäht. Wurde aber auch endlich Zeit, sonst ist er schon wieder zu klein. Aber wer hat denn schliesslich schon einen Pulli der in Tunesien angefangen und in Gran Canaria fertig gestellt wurde? Der sozusagen auf dem Mittelmeer und auf dem Atlantik entstand?
Um 13h begleiten wir Bernd zum Busbahnhof. Er muss zum Flugplatz, weil er heute für drei Wochen nach Hause, nach Berlin, fliegt. Paul und ich wollen schauen, wo der Bus fährt, damit wir es nächsten Samstag wissen, wenn Jessica, Marcus und Isabelle uns besuchen kommen.

Sonntag, 23.Dezember 2007: etwa 23°, abwechselnd sonnig und bewölkt.
Um 11h sind wir beim „Pueblo Canario“. Hier findet jeden Sonntagmorgen eine Darbietung von Kanarischer Folklore statt: Gesang, Musik und Tänze. Eine Gruppe von ungefähr 25 Leuten unterhält uns während 1 ½ Stunden bestens.
Gegen Abend laufen wir quer über die Halbinsel von Las Palmas, um uns den Strand auf der anderen Seite anzuschauen. Auf dem Rückweg trinken wir in einer einfachen spanischen Bar ein Bier. Sechs einheimische Männer leeren soeben eine Flasche Champagner. Wieviele Flaschen sie vorher schon getrunken haben, wissen wir natürlich nicht. Auf jeden Fall haben sie es sehr lustig und singen Weihnachtslieder. Einer sieht aus wie Luciano Pavarotti in jüngeren Jahren, er hat auch so einen Bauchumfang und so eine gewaltige Stimme. Wenn die sechs zusammen singen würden und nicht jeder für sich, würde es richtig schön tönen!

Montag, 24.Dezember 2007: Abwechselnd Sonne und Bewölkung, 23°.
Wir bringen es einfach nicht fertig eine Internetverbindung herzustellen. An einem Abend hat es prima funktioniert und seit dem nicht mehr. Aber, liegt es an uns oder am Netz des Hafens?
Während Paul Diesel holt, suche ich ein Internetlokal. Auch hier komme ich nur mit Mühe in die Bluewin-Seite.
Um 15h gehen wir einkaufen. Weil die Ferreteria geschlossen ist, machen wir eine Runde durch den „El Corte Inglés“. Wir fangen zuoberst im 7.Stock, im Restaurant, an. Ein Blick auf die Preise auf der Speisekarte genügt uns und wir verziehen uns schnell in den 6. Stock. Im 4.Stock staunt Paul, dass hier die Roller (Mopeds) im Warenhaus verkauft werden und schaut sich interessiert die neusten Modelle an. Im 3.Stock kann ich nicht verstehen, dass ein einfaches Kinder-T-Shirtli 42.00 € kosten soll. Zwar ist es mit 50 % angeschrieben, aber auch 21.00 € finde ich immer noch ganz happig für ein gewöhnliches kleines T-Shirt. Das Parterre gehört den Parfüms. Hier gibt es eine Million verschiedene Parfüms und wir fragen uns, wer das alles braucht. Nein, ehrlich gesagt, dieser Mega-Konsumtempel ist nun wirklich nicht unsere Welt. Trotzdem kann ich es nicht lassen, mir ein Parfümpröbchen anzusprayen...
Aus Anlass des Heiligen Abends essen wir im Chinesenrestaurant bei HUI FENG YUAN. Wir essen die besten „Flühlingslollen“, die wir je gegessen haben. Alles andere ist auch gut, nur das Rindfleisch will uns nicht so recht schmecken, es ist viel zu weich und hat überhaupt keinen Biss. Bis zum Schluss sind wir die einzigen Gäste hier.

Dienstag, 25.Dezember 2007: Sonnig, 23°. Wir sind so richtig faul, hören zum 3. Mal eine Weihnachts-CD eines deutschen Kinderchors (Danke Gerdi!) und lesen. Um 16h rappeln wir uns auf und machen einen Spaziergang. Wir glauben, nicht recht zu sehen! Da kommen wir doch tatsächlich an einem Geschäft vorbei, das „MABUHAY“ heisst. Es ist geöffnet und wir können unser Handy-Guthaben dort aufladen, eine Philippinin bedient uns.
Im Hafen ist wieder mal keine Internetverbindung möglich.


Donnerstag, 27.Dezember 2007: Sonnig, 25°. Zwei Maschinen Wäsche waschen und putzen.
Wir liegen hier im Hafen am Steg 16 neben einem Schweizer Schiff, der „IRON“. Der Skipper ist aus der französischen Schweiz und die Frau ist Baslerin. Die beiden grüssen uns kaum... Auf der anderen Seite haben wir die “Ruben“ mit einem jungen Ehepaar aus England. Zur Zeit sind sie für die Feiertage nach Hause geflogen.
Wir versuchen es wieder mal mit Internetverbindung. Keine Chance! Es dauert „Stunden“ bis endlich was aufgeht. In der Sailors Bar, wo wir es auch versuchen, ist es auch nicht viel besser.
In der Ferreteria kaufen wir ein Adapterstück für den Wasserschlauchanschluss am Steg. Wieso muss eigentlich jeder Hafen ein anderes Anschlusssystem haben?

Freitag, 28.Dezember 2007: 25°, Sonne. In der schönen Markthalle kaufen wir Gemüse, Früchte und Fleisch ein. Ich gehe zum letzten Mal in diesem Jahr zum Coiffeur. Und zwar zum Chinesen Sheng Mei, für 7.50 €.
Abends kommt der Basler Urs von der „Petite Fleur“ zu uns und wir quatschen lang und breit über alles Mögliche.

Samstag, 29.Dezember 2007: Marcus, Jessica, Isabelle
Mit dem Bus Nr. 60 fahren wir zum etwa 16 km entfernten Flugplatz, um unseren Besuch, Marcus, Jessica und Isabelle abzuholen. Das Flugzeug landet auf die Minute pünktlich in Las Palmas. Es dauert dann aber ziemlich lange, bis die drei all ihr Gepäck in Empfang genommen haben. Einmal öffnet sich die Schiebetüre und ich kann einen Blick auf sie werfen, wie sie am Gepäckband stehen. Beim nächsten Mal, als die Türe sich wieder öffnet, kommt Jessi zu uns raus, wo wir sie endlich glücklich in die Arme schliessen können. Sie begrüsst uns so, als wären wir überhaupt nicht 8 Monate weg gewesen. Nun haben auch Isabelle und Marcus fast alles Gepäck zusammengeklaubt und erscheinen ebenfalls durch die Schiebetüre. Der grosse Seesack von Marcus war offen und diverse Gegenstände drehten nun lose ihre Runden auf dem Gepäckband. Unter Anderem ein schön eingepacktes Geschenkpacket für uns und einige Packungen mit Cervelas. Marcus musste sogar auf das laufende Band klettern um die Ausreisser wieder einzusammeln. Er vermutet, dass eine Packung der Cervelas fehlt und die dreht jetzt in alle Ewigkeiten ihre einsamen Runden auf dem Gepäckband...
Mit dem Bus fahren wir zurück in die Stadt. Wir haben den falschen Bus erwischt und können nicht bis zur Endstation fahren, sondern müssen im Zentrum der Stadt umsteigen und dann noch ein gutes Stück zu Fuss bis zum Hafen zurücklegen. Hier zaubern Isabelle und Marcus viele schöne Ueberraschungen für uns aus ihren Taschen und Rucksäcken hervor.
Danke, merci, gracias für alles!!!
Nach dem Mittagessen gibt es für die müden Touristen einen ausgiebigen Erholungsschlaf. Schliesslich mussten die Aermsten heute morgen schon um 02h aus den Federn. Merci auch noch an den Chauffeur, der sie nach Genf gebracht hat! Anschliessend steht ein kurzer Spaziergang zum Spielplatz auf dem Programm, damit Jessi ein wenig schaukeln kann.
Uebrigens: der neue gestrickte Pulli passt prima!


Sonntag, 30.Dezember 2007: Um 11h begibt sich die ganze erweiterte MABUHAY-Crew, sowie die Basler Caroline und Urs zum Pueblo Canario, wo wieder 1 ½ Stunden Volksmusik- und Tanz angesagt sind. Danach sollte Jessi ein Mittagsschläfchen machen, aber es bleibt beim Versuch! Auch heute gibt es wieder eine Spielplatzrunde und abends um 20h erleben wir im Hafen ein wunderschönes Feuerwerk. Wir denken, die haben sich im Datum geirrt und feiern schon heute das Jahresende. Aber nachdem wir das riesige Kreuzfahrtenschiff „Queen Victoria“ rausfahren sehen, wissen wir, dass das Feuerwerk zu deren Verabschiedung war.

Montag, 31.Dezember 2007: Sonnenschein, 23°. Punkt 9h lösen wir die Leinen und fahren aus dem Hafen Puerto de la Luz von Las Palmas. Nach genau 1 Stunde und 15 Minuten opfert Isabelle ihr Frühstück den Fischen und Jessica hat Bauchweh! Die Wetterprognose stimmt wieder mal überhaupt nicht. Der vorausgesagte Wind ist nirgends zu finden und so bleibt uns wieder mal nichts anderes übrig als zu motoren. Der Küste Gran Canarias entlang fahren wir südwärts, vorbei an den gelben Sanddünen von Maspalomas, bis nach Pasito Blanco. Hier ankern wir vor dem Hafen, unterhalb des Golfplatzes. Zuerst ist der Platz ziemlich schaukelig, aber mit der Zeit beruhigen sich die Wellen wieder und die MABUHAY liegt friedlich dümpelnd vor Anker. Damit uns ja keiner vor Mitternacht einschläft, spielen wir fast vier Stunden lang Karten. Der Skipper verliert mit grossem Mehr, ich bin der 2. Verlierer. Nach dem Anstossen aufs Jahr 2008, geniessen wir von unserem Logenplatz aus, fast 45 Minuten lang, verschiedene herrliche Feuerwerke, so dass wir fast nicht mehr wissen, wo zuerst mit aaahhhs und oooohhhhs schauen. Die Kirche von Maspalomas ist dazu wunderbar beleuchtet.








Dienstag, 1. Januar 2008: Nach gemütlichem Zmörgele (frühstücken), nehmen alle, ausser mir natürlich (einer muss ja schliesslich fotografieren!), ein kühles Atlantikbad. Zuerst gibt es ein grosses Gequieke (Jessi), aber dann geniessen es doch noch alle. Um 12h15 verlassen wir diesen schönen Ankerplatz. Der Wind lässt uns auch heute wieder sehr im Stich. Um 16h sind wir in Puerto Mogán am Platz 128 und machen die MABUHAY fest. Ich gehe mit Jessi in die Capitanía zum Anmelden und Jessi bekommt als Erstes sofort einen Schleckstengel. Abends gehen wir essen. Das ist aber gar nicht so einfach, wie es tönt. Das „El Cappuccino“, das man uns in der Capitanía empfohlen hat, ist zu unserem grossen Bedauern geschlossen. Kein Problem, es hat ja noch viele Restaurants hier, eins neben dem anderen. Aber, entweder hat es keinen Platz mehr für uns, sieht aus wie eine Kantine, oder es wird um 21h30 geschlossen. Schliesslich finden wir doch noch ein Plätzchen im „El Pescador“. Wir bestellen ganz schnell, weil nämlich auch hier schon um 22h geschlossen wird (jetzt ist es 20h30). Am Nebentisch sitzt eine Gruppe Deutscher mit 3 Erwachsenen und 6 Jungs. Irgendwie sind sie sehr unzufrieden. Was es gibt, wollen sie nicht und was sie wollen, gibt es nicht. Nach langem Palaver mit dem Kellner stehen plötzlich alle auf und verlassen das Lokal. Wir essen Pfeffersteaks (zwar ein bisschen sehr medium=blutig) und eine gemischte Fischplatte und sind zufrieden.





Mittwoch, 2.Januar 2008: Herrlicher Sonnenschein. Jessi und ich gehen zum nahen Strand zum Spielen. Jessi ist mutig, sie geht bis zum Bauchnabel ins kalte Wasser, brrr...! Sie holt nämlich mit ihrem kleinen Kessel „nasses“ Wasser. Nach dem Mittagsschläfchen geht’s zum Grosseinkauf zu Spahr und danach wieder zum Spielplatz. Der Tag ist so schnell rum und was haben wir eigentlich den ganzen Tag gemacht???
Abends machen die Tschechen (oder sind es etwa Russen?), die 2 Schiffe gechartert haben, einen Saulärm! Kann ja auch nicht anders sein, haben sie doch schon beim Früstück mit „Prost“ angefangen!

Donnerstag, 3.Januar 2008: Um 7h10 fahren wir raus aus dem Hafen Puerto Mogán. Es ist noch dunkel und Jessi schläft noch friedlich in unserem grossen Bett. Wir haben es geschafft, sie nicht aufzuwecken. Kaum sind wir draussen, sichtet Paul Delfine. Aber sie haben keine Lust uns heute eine Morgenshow zu bieten, sie verlassen uns sehr schnell wieder. Mit einem herrlichen Sonnenaufgang kündet sich ein schöner Sonnentag an. Wir nehmen Kurs auf Teneriffa. Schon von Mogán aus sehen wir den majestätischen Teide (3718m), den höchsten Berg Spaniens, der sich in Teneriffa befindet.
Der Wind lässt uns auch heute wieder gründlich im Stich. Die Wetterfrösche können uns alle gestohlen bleiben! Für heute waren 3-4 Beaufort aus Ost angesagt. Und was haben wir, he? Fast nix und das erst noch aus West. Der Hafen San Miguel in Teneriffa, wo wir hinwollen, ist sehr schwer zu finden. Auf den Karten und Unterlagen die wir haben, sind falsche Koordinaten angegeben. Aber wir kommen schlussendlich doch noch im richtigen Hafen an und können hier längsseits festmachen (müssen aber für ein 15m-Schiff bezahlen, wo gar kein 15m-Schiff Platz hätte). Während Paul und ich zum Duschen gehen (brrr...nur kaltes Wasser), kochen Isabelle und Marcus das Abendessen. Wir trinken oft Wasser mit frischem Zitronensaft. Heute verkündet Jessi ernsthaft, sie möchte lieber Wasser ohne Melone...
Teneriffa (span. Tenerife) ist die größte der Kanarischen Inseln und gehört zu Spanien.
· Fläche: 2057 km²
· Größte Erhebung: 3.718 m
· Einwohnerzahl: ca. 700.000
· Bevölkerungsdichte: 340 Einwohner/km²
· Hauptstadt: Santa Cruz de Tenerife
· Größte Stadt: Santa Cruz de Tenerife (als Agglomeration 340.000 Ew.)
· Feriengäste/Jahr: 4,8 Mio.
Der Pico del Teide ist mit 3.718 m Höhe die höchste Erhebung auf der Insel Teneriffa, die zu den Kanarischen Inseln gehört. Da Teneriffa spanisches Staatsgebiet ist, ist der Teide kurioserweise der höchste Berg Spaniens.





Freitag, 4.Januar 2008: Sehr abwechslungsreiches Wetter. Wir möchten für heute gerne ein Auto mieten, um uns den Teide ein wenig aus der Nähe anzusehen. In der Capitanía heisst es, um 11h kriegen wir vielleicht ein Auto. Also fahren Isabelle und Marcus mit einem Taxi zum nahen Flughafen, um dort ein Auto zu mieten. Sie kommen mit einem Toyota Yaris (44€) zurück und um 11h50, nachdem die Sandwiches geschmiert und noch eine Maschine Wäsche aufgehängt ist, können wir endlich losfahren. Schon bald verdrücken wir unsere Brote. Dann umrunden wir den sehr imposanten Teide (Vulkan, 3718m hoch) durch sehr abwechslungsreiche aber wunderschöne Landschaft. Auf dem Gipfel des Berges hat es zum Teil noch Schnee und auch an den Strassenrändern treffen wir auf Schneereste. Am Fusse des Teide, im Restaurante Bamby machen wir einen Kaffeestop, wo Jessi ausgiebig auf einem roten Mini-Sportauto rumturnen darf. Bei Garachico bestaunen wir die tosende Brandung des Atlantiks, die unaufhörlich, Tag für Tag an die Küsten der Insel schlägt. Wir sehen einen grossen Freilaufstall mit „glücklichen“ Hühnern und Schweinen. Bei den Schweinchen hat es ganz winzige gepunktete, gestreifte und ganz rabenschwarze dabei. Toll, die haben einen Auslauf bis ganz hinunter zum Meer. Auch Jessi braucht schon bald wieder ihren Auslauf und so darf sie in Santiago del Teide (trotz leichtem Regen) auf dem Spielplatz schaukeln und rutschen. Nach einem Grosseinkauf in einem Supermercado in Guia de Isora erreichen wir um 19h30 wohlbehalten die MABUHAY. Isabelle und Marcus bringen das Auto zurück, Jessi legt die ganze Wäsche fein säuberlich zusammen und Paul und ich bereiten das Abendessen vor.

Samstag, 5.Januar 2008: Heute wird der Spanische König Juan Carlos I. 70 Jahre alt.
Juan Carlos I. Alfonso Víctor María de Borbón y de Borbón (5. Januar 1938 in Rom) ist seit dem 22. November 1975 als Juan Carlos I. König von Spanien.
Um 7h35 legen wir von San Miguel in Teneriffa ab. Der Himmel ist knallblau mit strahlendem Sonnenschein. Eigentlich wollen wir nach Puerto de las Nieves in Gran Canaria fahren, dann entschliessen wir nach Radazul an der Küste von Teneriffa zu segeln. Aber Wind, Wellen und Strömung sind total gegen uns, so dass wir um 10h eine Kursänderung beschliessen und Richtung Puerto Mogán in Gran Canaria ansteuern, weil wir wirklich nicht gegenan können. Und jetzt geht es erst richtig los! Fast 6 Stunden fühlen wir uns wie in der Waschmaschine. Isabelle hängt schon bald kopfüber an der Reling und gibt das gut gekaute Frühstücks-Birchermüesli wieder her. Ich verziehe mich mit Jessi nach unten in den Salon, wo sie über Bauchweh klagt und plötzlich ruft: „Oh, ich habe Durchfall!“ Aber die ganze Bescherung kommt zum Glück nur oben raus! Aber wie! Ihr Birchermüesli ist schön gleichmässig auf ihrem Rücken, Bauch und auf den Beinen verteilt. Marcus kommt von oben runter und hilft mir beim Sauerei beseitigen. Aber nun ist er an der Reihe mit „Rückwärtsessen“. Gott sei Dank hat er eine gute Reaktion, schnappt sich die erstbeste Plastiktüte und hält so ein noch grösseres Chaos in Grenzen. Jessi staunt mit riesigen Augen! Marcus ist sofort wieder fit und übernimmt wieder den Hilfsskipperposten. Ich lege mich mit Jessi in die Bugkabine, wo die Kleine dann gute 2 Stunden prima schläft. Zum Glück hat den Skipper keinerlei Unwohlsein gepackt und auch ich bin noch einigermassen gut beieinander. Nun wissen wir, was der „Düseneffekt“ zwischen den beiden Inseln Teneriffa und Gran Canaria bedeutet! Wir segeln mit dreifachem Reff in beiden Segeln. Es hat bis zu 41 Knoten Wind (9 Beaufort) und alles was nicht gut verstaut wurde, fliegt durch die Gegend. Endlich, gegen 15h45 kommen wir in die Windabdeckung von Gran Canaria, wo sich die Situation schlagartig bessert. Im Gegenteil, wir müssen jetzt sogar wieder motoren. Um 17h30 sind wir wieder in der Marina von Puerto Mogán. Wir hätten gerne den Platz 128, wie letztes Mal, aber die Lady in der Capitanía teilt uns den Platz 115 zu, zuhinterst in der Ecke. Beim 2. Landungsversuch und einigem Nervenflattern beim Skipper klappt es dann doch noch und wir liegen gemütlich neben einem Engländer. Nach diesem aufregenden Tag haben wir jetzt aber ein Bierchen wirklich verdient! Danach gehe ich mit Jessi in die Capitanía um uns anzumelden. Jessi wird erkannt und mit Namen begrüsst und bekommt als Erstes sofort wieder einen Schleckstengel. Und wie es sich gehört, bedankt sie sich höflich mit einem perfekten „gracias!“. Ausser uns befindet sich auch ein Engländer mit einer Tätowierung auf dem Oberarm im Büro. Jessi mustert ihn sehr interessiert und fragt mich dann: „Grosi, wieso hat der Mann einen Stempel auf dem Arm?“. Zurück an Bord, können es alle immer noch nicht glauben, dass wir heute so eine Achterbahnfahrt erlebt haben. Zur Belohnung gibt es abends, nachdem alle tiptop geduscht sind (Jessi in ihrem Privatbad im gelben Becken hinten auf dem Deck), im Ristorante Italiano „Thats amore“ eine prima Pizza. Bei einigen Crewmitgliedern „schwanken“ allerdings dabei die Stühle (nein, nicht vom vino, sondern vom Seegang!).


Sonntag, 6.Januar 2008: Es ist Dreikönigstag und die spanischen Kinder bekommen heute Geschenke.
Isabelle, Jessi und Marcus benutzen den herrlichen Sonnentag und gehen an den Strand zum Baden und um eine grosse Sandburg zu bauen. Paul und ich klarieren (aufräumen und putzen) unterdessen das Schiff ein wenig gründlicher. Seit gestern Abend haben wir 7(!) Maschinen Wäsche gewaschen und alles trocknet ruckzuck an der Sonne. Nachts im Bett sagt Jessi ihrem Grossvater Pöilu (Paul), er solle nicht so laut schnarchen!!!!!!!!!!



Montag, 7.Januar 2008: Der Tag beginnt sehr sonnig und warm, etwa 25°. Gegen 10h verlassen wir den schönen Hafen von Mogán und nach einer sehr ruhigen Segelfahrt von nur 10 sm erreichen wir unseren heutigen Ankerplatz, vor dem Hafen von Pasito Blanco. Hier ist es bewölkt und eher kühl. Marcus ist der einzig harte Typ an Bord und badet im Meer. Abends spielen wir ein paar Runden Karten und diesmal ist Marcus der grosse Verlierer.



Dienstag, 8.Januar 2008: Der Skipper weckt uns wieder mal knallhart fast mitten in der Nacht, um 7h00. Wir haben eine sehr ruhige Nacht in dieser Ankerbucht verbracht, bestens beschützt von P22, einem Patrouillenschiff des Militärs. Pünktlich um 7h45 heben wir den Anker und fahren los. Bis um 12h motoren wir, erst dann können wir endlich segeln. Wir versuchen wieder mal zu fischen, schon zum x-ten Mal. Aber da ist absolut nix zu machen: kein einziger Fisch will bei uns anbeissen. Im Gegenteil, wir arbeiten sogar mit Verlust. Innerhalb von 4 Tagen haben wir 2 Köder verloren. Keiner weiss, wo die geblieben sind. Um 15 Uhr sind wir im Hafen von Las Palmas. Vorher umkreisen wir aber noch ein riesiges , total rostiges Fischfangschiff, ein richtiger Seelenverkäufer. Es kommt aus Vanuatu (Hauptstadt Port Vila) in Ozeanien (Südpazifik). Danach beobachten wir ein Containerschiff das aus dem Hafen geschleppt wird, es heisst ALEXANDRA. Jetzt legen wir vorschriftgemäss an der Recepción des Sportboot-Hafens an. Diese ist aber geschlossen und so wollen wir an unseren alten Platz Nummer 122 am Steg 16 verlegen. Kaum haben wir die Leinen losgeschmissen, kommt der Marinero griesgrämig an und befiehlt uns, dazubleiben wo wir sind und zu warten bis um 16 h das Büro wieder geöffnet sei. Potz Donner, er raunzt uns zünftig an, er werde uns dann schon sagen, ob wir an den Steg 16, Platz 122 dürfen oder nicht! Und tatsächlich, nachdem wir etwa 50 Minuten gewartet haben, winkt er uns um 16h10 gnädigst in sein Büro und ist nun schon fast unheimlich nett zu uns. Er teilt uns grosszügig den Platz 122 am Steg 16 zu, na also, geht doch!!! Wir werden gleich nochmals positiv überrascht, weil nämlich die Schweizer von der „Iron“ neben uns, beim Anlegen helfen.
Mit unseren 3 Gästen sind wir 190sm (352km) weit gefahren. Davon mussten wir 134sm motoren und konnten nur 56sm segeln. Ist nicht gerade weltrekordverdächtig, oder?
