Freitag, 5.Oktober 2007: Spanien – Madeira
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 Freitag, 5.Oktober 2007: So, heute wird endlich mein „offizielles“ Geburtstagsessen eingezogen. Im Restaurant „Pulcinella“ in Mazagón, essen wir bei Daniele Cinco ein feines Abendessen. Zuerst Knoblauchbrot und gegrillte Champignons mit Tomaten. Dann für Paul 200 gr argentinisches Rindfleisch mit Roquefortsauce. Für mich ein Schweinsmedaillon mit Parmesansauce. Für beide Erbsen mit spanischem Schinken und Pommes Frites. Dazu natürlich eine Flasche spanischen Rotwein, aber kein Dessert: wir können nicht mehr!

Daniele wurde in Basel geboren und lebte bis zu seinem 12. Lebensjahr in Muttenz. Seine

Eltern leben heute noch dort. Beim Bezahlen meint Daniele: „So, jetzt habt ihr einen Kollegen hier in Mazagón!“

Der Hafen von Mazagón ist eigentlich nicht unschön, aber die Duschen hier sind einfach das Allerletzte! Die Türen lassen sich nicht zumachen. Während des Duschens geht ständig die Türe langsam auf. Ich helfe mir, indem ich die Shampooflasche innen an die Tür stelle. Die Flasche ist aber zu leicht, fällt um und die Türe geht langsam, knarrend wieder auf... Um Wasser zu haben, muss man während der ganzen Duscherei mit einem Fuss auf einen Knopf am Boden drücken. Da ich meistens ohne meine Brille unter die Dusche stehe und dabei nicht sehr viel sehe, d.h. wie ein blinder Maulwurf herumtappe, hat es beim ersten Mal ziemlich lange gedauert, bis ich gecheckt habe, wie das mit dem Knopf am Boden läuft. Ah, jetzt kommt endlich Wasser! Aber oh weh, die Wärme lässt sich nicht regulieren. Entweder ich verbrühe mich mit heissem Wasser wie ein Huhn das gerupft werden muss, oder ich stehe schlotternd im Eisregen da!

im Hafen von Mazagon

Samstag, 6.Oktober 2007: 28°. Mit dem 11h-Bus fahren wir nach Huelva, etwa 20km weit, Richtung portugiesische Grenze. Diese Fahrt ist sehr interessant. Wir sehen unendlich viele Erdbeerfelder. Viele Frauen sind heute hier am Arbeiten. Neue Erdbeer-Setzlinge werden in Folien in den Boden gesetzt. Die Metall-Bögen werden vorbereitet um später die Felder mit Plastikbahnen abzudecken. Also, wenn nächste Ostern überall frische Erdbeeren gegessen werden, wissen wir, woher die kommen, nämlich von hier, von Huelva.

Überhaupt ist das so eine Sache hier mit dem Gemüse und den Früchten. Wir haben in Sevilla grüne Bohnen und Zitronen gekauft. Die Bohnen kamen aus Marokko und die Zitronen aus Argentinien. Und das in einem Lande wie Spanien, das riesige Zitrusplantagen hat. Unglaublich!

Huelva ist eine grosse Industrie-Hafen-Stadt. Es hat einige sehr schöne Einkaufsstrassen aber irgendwie merkt man, dass es nicht so ein berühmter Touristenort ist, wie z. B. Sevilla. Wir kommen durch einige sehr verkommene Gassen! Wir sind eigentlich extra hergekommen um die Fotos zum Sevilla-Bericht nach Hause zu senden. Und tatsächlich, wir finden zwei Internet-Cafés, aber beide sind leider geschlossen. Es ist Samstag und alle Geschäfte machen hier um 14h zu. Mit dem 17h-Bus geht es wieder zurück nach Mazagón. Auch auf der Rückfahrt faszinieren uns die Erdbeerfelder wieder total.

in Huelva, Erdbeer-Plantagen

Sonntag, 7.Oktober 2007: 25°. Heute haben wir eine enorme Müggeliplage. D.h. die winzigen Mücken, die man sonst an überreifem Obst findet, sind im ganzen Schiff, drinnen und draussen. In der Bar mit Internetzugang, hier im Hafen, hat es auch unzählige dieser kleinen Viecher.

Ich versuche wieder die Fotos zu Marcus zu übermitteln, aber es geht nicht!

müde...

Montag, 8.Oktober 2007: Heute lese ich zufällig, mit allerhöchstem Entsetzen, auf einem Schildli an unserer hochgeschätzten Waschmaschine, dass diese in Russland das Licht der Welt erblickte! Doch wirklich, da steht: Made in Russia. Wer kauft schon in Sardinien eine Electrolux-Waschmaschine aus Russland? Aber sie wäscht trotzdem gut und ich würde sie nicht mehr hergeben!

Um 15h30 bin ich wieder in der Internet-Bar, um die Fotos nach Pieterlen zu übermitteln, aber es geht nicht!

Paul bringt es fertig, ein Ei, natürlich ein rohes (!), über dem neuen Computer zu zermantschen. Weiss der Kukuck, wie er das gemacht hat?

Wir warten auf die Dichtung für den Seewasserfilter, die wir hier bestellt haben. Sie kommt um 16h30, wie abgemacht an und Paul macht sich sofort an die Arbeit, um sie einzubauen. Die Dichtung passt prima, alles ist wieder o.k. Ich gehe unterdessen in die Dorfbibliothek um zu versuchen, die Fotos doch noch absenden zu können, es geht nicht!!!

Paul holt mich in der Bibliothek ab und wir gehen ins Restaurant „Pulcinella“, um unser Abschiedsessen von Spanien zu geniessen. Ich nehme diesmal eine Pizza und Paul fritierten Fisch und wir finden beide; „mmm...“

Daniele freut sich sehr, dass wir nochmals zu ihm gekommen sind und er verabschiedet die neuen „amigos“ ganz herzlich.

Auf dem Rückweg zur MABUHAY machen wir wieder in der Internet-Bar halt. Ich kann die Fotos wirklich nicht absenden!!! Und wieso nicht? Keine Ahnung, vielleicht klappt es von Madeira aus besser?

Dienstag, 9.Oktober 2007: 1.Tag auf See.

Es ist soweit, wir verlassen heute das Festland Spanien um nach Madeira zu schippern.

Die WC-Karte-Abgeben, Bezahlen und Tanken ist hier sehr mühsam und langwierig!

Die Wetterprognosen tönen sehr vielversprechend. Wir haben Wetter vom Internet, vom Hafenbüro, per SMS und sogar mit telefonischer Fernberatung von Werner aus Sevilla.

Um 11h verlassen wir Mazagón und können wirklich die ersten 2 Stunden prima segeln. Aber dann hat der Wind ausgeblasen und wir müssen die nächsten 9 (!) Stunden motoren. Zum Glück ist das Wetter schön und warm und wir können uns sonnen, lesen und faulenzen. Ausserdem machen wir 3 Stunden Jagd auf lästige Fliegen und Mücken. Unzählige landen als Fischfutter im Wasser, aber es hat immer noch mehr und noch mehr! Wo kommen die nur alle her, so weit vom Land weg? Wir verstehen das nicht!

Unser erster Sonnenuntergang auf dem Atlantik, um 20h, ist wunderschön! Noch 20 Minuten nach dem die Sonne weg ist, steht eine orange-glühende Wolke am Himmel. Irrsinnig schön!!! In der Nacht bezaubert uns ein herrlicher Sternenhimmel. Nur der Mond lässt sich nirgends blicken.

Ich übernehme die erste Nachtwache von 21h -24h. Endlich, um 22h45 kommt Wind auf und ich wecke Paul. Wir setzen das Vorsegel und können nun wieder ganz flott segeln. Paul löst mich um 24h ab und ich schlüpfe dankbar in mein warmes Bett. In meiner zweiten Wache von 03h -06h passieren wir einen mächtigen Ozeandampfer bedenklich nahe! Die sind viel schneller als man das in der Dunkelheit abschätzen kann. In dieser Nacht begegnen uns sehr viele Schiffe.

unterwegs nach Madeira
unterwegs nach Madeira

Mittwoch, 10.Oktober 2007: 2.Tag auf See.

Morgens um 7h haben wir nun den Wind, der uns von den Wetterpropheten vorausgesagt wurde, nämlich 7-8 Beaufort.

Mit nur dem halben Vorsegel machen wir immer noch eine sehr schnelle Fahrt von 6-7 Knoten/h.

Der Knoten ist in der Luft- und Seefahrt ein Geschwindigkeitsmaß:

· Definition: 1 Knoten = 1 Seemeile/Stunde = 1,852 km/h = 0,51444 m/s

· Einheitszeichen, deutsch: kn

· Einheitszeichen, englisch: kts

Ende des 16. Jahrhunderts wurde in Holland jene Logge entwickelt, von der der Name "Knoten" für die Schiffsgeschwindigkeit kommt: ein dreieckiges Holzbrett (Logscheit), das ein unten angebrachtes Bleistück im Wasser senkrecht hält. Die daran befestigte 7m lange, durch Knoten markierte Leine lässt man sich lose durch die Hand laufen und misst deren Zahl mit einer Sanduhr.

Näherungsweise entsprechen 54 Knoten 100km/h und 100 Knoten 185 km/h.

Ist das kompliziert genug?

 

Entsprechend zum Wind hat es natürlich auch sehr grosse Wellen. Aber die MABUHAY erklettert geduldig jeden Wellenberg und fährt unverdrossen ihren Kurs SW nach Madeira.

Während ich meine Nachmittags-Siesta halte, sieht Paul ein Grüppli Delfine vorbeiziehen.

Der Sonnenuntergang findet heute fast 10 Minuten später statt als gestern. Schliesslich sind wir ja heute auch ein ganzes Stück weiter westlich. Er ist längst nicht so spektakulär wie gestern.

Mit meiner Wache um 21h schwächelt der Wind und wir schmeissen für die nächsten 3 Stunden den Motor wieder an.

Etmal: 120 sm

Ein Etmal ist die von einem Schiff von Mittag zu Mittag zurückgelegte Wegstrecke.

Donnerstag, 11.Oktober 2007: 3.Tag auf See.

In der letzten Nacht haben wir nur 3 Schiffe gesehen. Ist schon eine tolle Sache so ein Radargerät! Der Nordwind könnte ein bisschen stärker sein.

Paul wechselt heute die Gastlandflagge. Die Spanische wir heruntergeholt und die Portugiesische gehisst. (Merci an die Berner Swisscomkolleg/Innen die uns diese zum Abschied geschenkt haben!)

Heute ist ein echt mühsamer Segeltag! Segel rauf, Segel runter! Segel rauf, Segel runter!

Der Wind ist einfach nicht stark genug und dazu die grossen Wellen. Die Segel schlagen ständig und Paul bekommt „Vögel“! Nein, es stimmt, das ist wirklich ein unangenehmer Lärm und geht auch mir mächtig an die Nerven. Der Sonnenuntergang ist wieder etwa 7 Minuten später als gestern. Kurz danach flattert ein kleiner Vogel, sieht aus wie ein Spatz (Sperling) etwa 5-6 Mal um die MABUHAY herum. Aber er getraut sich nicht, zu uns an Bord zu kommen. Plötzlich ist er weg und wir sehen ihn nicht wieder. Was der kleine Kerl wohl hier draussen macht, so weit weg von zu Hause?

Wir haben uns für einen 3-Stunden-Turnus für die Nachtwachen entschieden. Das hat sich bis jetzt schon sehr gut bewährt. Wir finden 2 Stunden sind zu kurz für den der schlafen soll und 4 Stunden sind zu lange für den der Wache halten muss.

Meine Wachen sind von 21h -24h und von 03h -06h. Paul's von 24h -03h und 06h -09h. Aber man freut sich jedesmal, wenn man danach ins bequeme Bett kriechen kann.

Übrigens ist heute Neumond, absolut dunkle Nacht!

Etmal: 97sm

Freitag, 12.Oktober 2007: 4.Tag auf See.

In Spanien ist heute ein Feiertag, dort wird die Entdeckung Amerikas gefeiert. Aber wir sind schon weit weg von Spanien, wir sind quasi im Niemandsland.

Letzte Nacht war nur ein einziges Schiff zu sehen. Das ist extrem langweilig, wenn es keine Lichter von entgegenkommenden Schiffen zu beobachten gibt. Um mich zu beschäftigen, bestaune ich den herrlichen Sternenhimmel. Ich habe zwar keine Ahnung, wie die Sterne da oben alle heissen, aber schön sind sie auf jeden Fall. Dann suche ich zur Abwechslung Satelliten die am Himmel herumblinken.

Tagsüber haben wir keine Wacheinteilung. Wer ein bisschen müde ist, legt sich einfach hin und döst oder schläft ein wenig, wenn er kann.

Wir setzen beide Segel als Schmetterling und kommen mit dem wenigen Wind einigermassen gut voran. Wenn nur das ewige Segelschlagen nicht wäre!

Um 18h fliegt wieder ein kleiner Vogel, ein Gleicher wie gestern, um uns herum. Dieser getraut sich und setzt sich ganz zuhinterst auf die Ecke der MABUHAY, dort wo die Schweizer-Flagge befestigt ist. Nach etwa 1 Stunde fliegt er auf Nimmer-Wiedersehen davon.

Etmal: 112 sm

nach der Nachtschicht

Samstag, 13.Oktober 2007: 5. Tag auf See.

Heute Morgen können wir endlich mal super segeln! Der Wind und die Wellen passen gut zusammen, nichts schlägt und die MABUHAY kommt bei 14 Knoten Wind aus Nord sehr gut voran. Der Skipper ist sehr zufrieden!!!

Den ganzen Tag sehen wir kein einziges Schiff. Aber dafür um 17h30 Delfine! Gut ein Dutzend schwimmen rund um die MABUHAY und vergnügen sich dann vorne am Bug, toll!

Etmal 120 sm

Sonntag, 13.Oktober 2007: 6.Tag auf See.

Morgens um 04h25 überholt uns ein grosser hellerleuchteter Kreuzfahrer. Gleichzeitig sehe ich erstmals steuerbords die Lichter des Leuchtturmes der Insel Porto Santo.

Land in Sicht!!! Nein, stimmt gar nicht, es ist dunkel und ich sehe nur: Blink, Blink, Blink – Pause - Blink, Blink, Blink - Pause, usw. usw. Der Wind fällt zusammen und wir müssen wieder mal ein Stück motoren.

Nach Pauls Wache um 09h sehen wir rechts die Insel Porto Santo, links die unbewohnten 3 Inseln Ilhas Desertas und geradeaus Madeira, alle Inseln leuchten wunderschön in der Morgensonne. Über den höchsten Bergen von Madeira hat es graue Wolken.

Wir geniessen heute wieder einen tollen Segeltag. Als wir etwa noch 2 sm von Madeira entfernt sind, kommt uns ein Marinero in einem Schlauchboot entgegen und teilt uns mit, dass er uns in der Marina erwarte. Das ist uns noch nie passiert! Um 15h, nach 5 Tagen und 3 Stunden machen wir die Leinen in der Marina von Quinta do Lorde, im äussersten Osten Madeiras, fest. Die Marineros Bruno und Pedro kümmern sich rührend um uns und helfen beim Festmachen und mit Auskünften. Die Marina hier ist wunderschön. Die Insel Madeira ist vulkanischen Ursprungs und der Hafen liegt direkt unter einer imposanten schwarzen Felswand mit tollen, verschiedenfarbigen Gesteinsschichten. Die Schiffe liegen in glasklarem Wasser.

Etmal: 121 sm

Wir konnten 417 sm segeln und mussten 215 sm motoren = total 632 sm (1170,5 km!)

Madeira in Sicht!

Montag, 15.Oktober 2007: Oh je, wir sind noch schöne seefahrende Weltenbummler! Wir merken erst heute morgen, dass wir die Uhren 1 Stunde zurückstellen müssen. Kein Wunder ist es um 08h30 noch richtig dunkel! Uns geht erst ein Licht auf, als das Marinabüro um 10h noch geschlossen ist, obwohl es um 09h aufmachen sollte.

Die Bürofrau ist unheimlich nett! Sie heisst Katja und hat alle ihre Sommerferien während ihrer Primarschulzeit in Bern oder Interlaken verbracht. Ihre Eltern haben damals dort in Hotels gearbeitet. Ihre Schwester wurde in Bern geboren. Katja kann gar nicht mehr aufhören zu schwärmen, wie schön das damals in der Schweiz war, und was sie dort alles erlebt und gesehen hat. Sie hat heute noch viele Verwandte in der Schweiz.

Dies alles erzählt sie uns auf Englisch. Zum Glück, wir verstehen nämlich vom Portugiesischen überhaupt nichts! Diese Sprache tönt für mich sehr schwierig!

Sie gibt uns eine Landkarte und einen kleinen Reiseführer in Deutsch für die Insel und erklärt uns, was wir unbedingt hier sehen müssen. Wir mieten bei ihr ein Auto für die nächsten 3 Tage und sind nun enorm gespannt auf die Insel Madeira...

angekommen in der Marina in Madeira

Madeira (port. madeira = Holz) ist eine portugiesische Insel etwa 1000 km südwestlich von Lissabon und 600 km westlich der marokkanischen Küste im Atlantischen Ozean gelegen. Sie gehört mit der kleineren Insel Porto Santo und zwei unbewohnten Inselgruppen, den Ilhas Desertas und den Ilhas Selvagens zu einem Archipel, das die Provinz Madeira bildet. Madeira hat ein mildes, überaus gleichmässiges, subtropisches Klima. Madeira ist dank dieses Klimas ein wahrer Garten Eden. Hier gedeihen Zuckerrohr, Bananen, Süsskartoffeln, Getreide und Frühgemüse aller Art, Maracujas, Baumtomaten, Papaya-Bananen usw. usw. Die Anbauflächen liegen zur Hauptsache auf tausenden von Terrassen, die in jahrhundertelanger mühevoller Arbeit angelegt wurden.

Daten

· Fläche: 741 km2, 57 km lang und 22km breit

· Einwohner: ca. 265.000

· Hauptstadt: Funchal (128.000 Einwohner)

Landschaftsbild

Madeira ist, wie auch ihre Nachbarn, die Azoren und die Kanarischen Inseln vulkanischen Ursprungs. Der Pico Ruivo ist mit 1861m der höchste Berg Madeiras.

Die Küste von Madeira ist steil und felsig. Die Berge sind zum Teil stark bewaldet, so weit sie nicht für die intensive Landwirtschaft genutzt werden.

Im Norden der Insel regnet es häufig, der Süden ist dagegen subtropisch warm.

In ausgeklügelten, offenen Bewässerungsanlagen, den Levadas, wird Wasser nach Süden, zu den Plantagen und Gärten, geführt. (das System ist über 2000 km lang).

Wirtschaft

Besucher aus England dominieren unter den Gästen vor allem in Funchal. Für sie ist Madeira ein nahe gelegenes Urlaubsziel. Madeira ist als Wanderparadies bekannt.

Entlang der Levadas sind Wege zur Wartung und Pflege der Bewässerungskanäle angelegt. Sie dienen heute vielen Touristen für Bergwanderungen. Diese Wege setzen allerdings ein hohes Maß an Schwindelfreiheit voraus.

Auf Madeira gibt es kaum Badestrände. Die Nebeninsel Porto Santo (2 bis 3 Stunden mit der Fähre oder 15 Minuten Flug) bietet dagegen einen Sandstrand.

Bekannt ist auch der spektakuläre, auf Betonpfählen erbaute Flughafen von Funchal, der nur von fortgeschrittenen Piloten angeflogen werden darf.

Geschichte

Die bis dahin unbewohnten Inseln wurden bereits im Mittelalter entdeckt und ab 1420 von den Portugiesen besiedelt, das kostbare Lorbeerbaumholz vor allem für den Schiffbau gebraucht. Zum europäischen "Wiederentdecker" wurde 1418 der portugiesische Seefahrer João Gonçalves Zarco.

Recht schnell wurden von den portugiesischen Siedlern auf den Inseln der Getreideanbau und die Viehzucht eigeführt. Aber auch der Anbau des aus Sizilien eingeführten Zuckerrohrs spielte eine immer wichtigere Rolle. Bereits 1452 wurde die erste Wassermühle zur Zuckerrohrverarbeitung errichtet. Schon Mitte des 15. Jahrhunderts belieferte Portugal den europäischen Zuckermarkt bis nach Bristol. Im 16. Jahrhundert wurde Madeira darüber hinaus ein Exporteur von Weinen. Die Reben stammten ursprünglich aus Zypern, Kreta und Sizilien.

Die aus den USA eingeschleppte Reblaus verursachte den Niedergang des Weinanbaus. Dadurch bedingt kam es zu einer großen Auswanderungswelle der Madeirensischen Bevölkerung.

Für die Segler in die Neue Welt, nach Amerika oder Indien war Madeira eine wichtige Station, Madeira war ebenfalls ein Umschlagplatz für aus Westafrika kommende Sklavenhändler.

Der letzte Kaiser Österreichs Karl wurde 1921 mit seiner Frau Zita (1892-1989) nach Madeira ins Exil verbannt. Er starb am 1. April 1922 in Monte oberhalb Funchal an einer Grippe.

Österreichs Kaiserin Elisabeth (Sissi) (1837-1898) verbrachte hier im Winter 1860/61 ein halbes Jahr, sie fand Madeira langweilig und reiste lieber an den Genfersee.

Der Madeirawein, oft auch nur kurz "Madeira" genannt ist eine bekannte Spezialität, die hauptsächlich in der guten Küche genutzt wird. Madeirawein kann auch getrunken werden, jedoch ist die auf seiner Grundlage zubereitete Madeira-Sauce bekannter als das Ursprungsprodukt.

Dienstag, 16.Oktober 2007: neblig, trüb, bewölkt, aber warm.

Um 10h übernehmen wir den roten Chevrolet Matiz, unser Mietauto. Zuerst fahren wir nach Machico, in den nächsten grösseren Ort. Hier finden wir ein superschönes Internetlokal der Gemeinde, für die Öffentlichkeit. Endlich kann ich die restlichen Fotos des Sevilla-Berichtes nach Hause übermitteln. Uff... und das alles erst noch völlig kostenlos, wir staunen! Jetzt fahren wir weiter an die Nordküste der Insel, über Berg und Tal, nach Santana. Dieses Dorf ist berühmt für seine strohgedeckten, historischen Holzhäuser, in denen früher Mensch und Tier zusammen lebten.

Die Fahrt ist einfach herrlich schön, überall hat es Blumen: hellblaue, rosarote, weisse Hortensien, Strelitzien, Datura und viele, viele andere, deren Namen ich nicht kenne, es ist einfach schön! Die Blumen wachsen wie Unkraut am Wegesrande und werden von Strassenwarten geschnitten und im Zaum gehalten, damit die Strassen nicht überwuchert werden. Irgendwo kaufen wir an einem Strassenstand einheimische Bananen, Maracuja-Bananen (schmecken uns nicht!), Baumtomaten und Eukalyptus-Bonbons zum Probieren. Die Nordküste Madeiras ist enorm wild, aber sehr schön und eindrücklich. Wir haben noch nie, in unserem ganzen Leben, so viele Eidechsen gesehen wie hier in Madeira. Von Sao Vicente fahren wir, durch tiefe Schluchten und hohe Berge, quer über die Insel nach Ribeira Brava an der Südküste. Dieses Dorf hat eine sehr schöne Kirche aus dem 16. Jahrhundert, mit 2 gewaltigen Kronleuchtern drin. Überhaupt sehen die Kirchen hier in Madeira komplett anders aus als die in Spanien. In der Ortschaft Câmara do Lobos, einem früheren Fischerdorf, hat sich auch Winston Churchill schon aufgehalten. Rund um die Hauptstadt Funchal hat es enorm viele Bananenplantagen mit schweren, grünen Früchten fast an jedem Bananenbaum. Jede noch so kleine Ecke und Terrasse am Hang ist dafür ausgenutzt. Im ehemaligen Walfängerort Canical schauen wir uns den Hafen mit den grossen Fischerschiffen an. Hier in Canical hat es ein Walmuseum, das aber nur am Morgen geöffnet ist. Mit vielen neuen Eindrücken kehren wir zur MABUHAY zurück.

es hat viele Eidechsli
typisches Häuschen in Madeira

Mittwoch, 17.Oktober 2007: Herrlich schön und etwa 24° warm. Heute nehmen wir die direkte Autostrasse um schnell nach Funchal und Ribeira Brava zu gelangen. Von Ribeira Brava fahren wir wieder durch ein spektakuläres Tal nach Boca de Encumeada. Von hier aus hat man bei gutem Wetter Sicht bis zu beiden Küsten! Für heute haben wir uns eine Levada-Wanderung, hier auf 1000m Höhe, vorgenommen. Und wirklich, Katja hat uns nicht zu viel versprochen. Die Wanderung ist einmalig schön! Nur durch die Tunnels will Paul um keinen Preis hindurch! Zu nass, zu dunkel (wir haben Taschenlampen dabei!), zu tief, zu lang..! Aber unser Pick-Nick aus dem Rucksack geniessen wir trotzdem im wunderbaren Sonnenschein.

Levada

Levadas werden Wassergräben auf der portugiesischen Insel Madeira genannt, mit denen Wasser aus den niederschlagsreicheren Gebieten im Norden und im Zentrum der Insel zu den Anbaugebieten im Süden geleitet wird.

Da dabei zum Teil große Strecken überwunden werden müssen, verläuft ein Großteil der Levadas mit nur sehr geringem Gefälle. Dafür überwinden diese Wasserwege Täler und Berge, durchqueren Tunnels, kreuzen natürliche Wasserläufe und führen auch über Brücken.

Heute werden sie außer zum Transport des Wassers vor allem touristisch genutzt.

Auf den neben dem Wasser verlaufenden Pfaden sind an vielen Orten Wanderwege ausgeschildert.

Über einen 1600m hohen Pass fahren wir nun westlich ins hohe Paúl da Serra, eine auf 1000m Höhe gelegene Gebirgsplatte, die an schottische Hochmoorlandschaft erinnert. Die Vegetation ist ausgesprochen spärlich. Nur robuste Pflanzen wie Gräser, Ginster und Farne halten das rauhe Klima hier oben aus. Unser nächstes Ziel heisst Porto Moniz.

Bei einem Stück Torte und einer Tasse Kaffee schauen wir zu, wie sich die Leute im gewaltigen Naturschwimmbecken aus Lavagestein vergnügen. Durch wunderschöne Eichen-und Eukalyptuswälder runden wir die westlichste Ecke Madeiras und kehren zurück nach Ribeira Brava. Hier finden wir zufällig endlich ein Paar Sandalen für Paul!

Auf der Weiterfahrt hat es natürlich auch heute wieder Blumen, Blumen, Blumen, eine wahre Pracht! Vom Cabo Girao, einer steil ins Meer abfallenden Steilwand an der Südküste, schauen wir von 580m Höhe ins glasklare Wasser des Atlantischen Ozeans hinunter.

Bevor wir zu unserer Marina zurückkehren, schauen wir noch schnell von 2 „Miradouros“ (Aussichtpunkten) von der östlichsten Ecke der Insel über den Atlantik. Schön!!! 

Uns fällt hier in Madeira auf, dass es fast nur neue, oder neurenovierte Häuser gibt. Und zwar überall auf der ganzen Insel. Ganz selten sieht man ältere oder gar alte Häuser. Alle Häuser sind schön bunt angemalt und haben wunderschöne Ziegeldächer!

auf der Lavada-Wanderung
Bananen
eine Levada

Donnerstag, 18.Oktober 2007: Wunderbar sonnig, 25°. Mit unserem roten Fltizer geht es heute auf den 1810m hohen Pico do Arieiro (der höchste Berg Madeiras wäre 1861m hoch). Das Strassennetz von Madeira ist sehr gut ausgebaut. Zum Teil sind die Strassen enorm steil und man überwindet unheimlich schnell Höhe. Von diesem Pico do Arieiro haben wir eine wahnsinns Ausssicht, aber kalt ist es hier oben, brrr...! Durch Wälder, die uns an den Urwald denken lassen, gelangen wir nach endlosen Kurven nach Monte (etwa 500m hoch gelegen, über Funchal).

Von hier sausen wir mit einem Korbschlitten, der von 2 in traditionellem Weiss gekleideten Lenkern, 2 km ins Tal gesteuert wird. Es hat sehr viele von diesen Korbschlitten-Lenkern, aber nicht ein einziger würde auch nur das winzigste Lächeln zeigen, schade! Aber sie stossen und bremsen uns sicher zum Ziel. Wir sind noch nicht unten, ist schon ein grossformatiges Foto von uns zum Kaufen bereit. Aber wir kaufen es nicht! Wir fragen nach einem Bus, der uns wieder nach Monte rauf bringt, wo wir das Auto parkiert haben. Cool sagt man uns, der nächste Bus fahre erst in über einer Stunde und wir müssten halt ein Taxi nehmen für 12 €! Aber auch das müssen wir nicht! Wir fragen nämlich die Schlittenführer, wie man wieder nach oben komme. Na, das ist doch klar, natürlich mit dem kleinen Bus der auch sie wieder nach oben chauffiert. Toll, 15 Minuten später fährt der Bus und kostet keinen einzigen Cent! Wieder in Monte geniessen wir dafür in einem urigen Restaurant eine köstliche Tomatensuppe und dazu ein feines Sandwich. Nun geht es weiter nach Curral des Freiras. Der Weg dorthin ist wieder ziemlich spektakulär. Die Ausblicke von der schmalen Bergstrasse auf das kleine Dorf sind atemberaubend, vielleicht der eindruckvollste Talblick Madeiras. Curral des Freiras ist ein Dorf mit 1600 Einwohnern und liegt in einem tiefen Talkessel, umgeben von bis zu 700m hohen Felswänden. Hier dreht sich alles um die Esskastanie. Es gibt Kastaniensuppe, Kastaniensalat, Kastanienbrot, Kastanienkuchen, Kastanienlikör usw. Wir nehmen eine Portion gebratene Kastanien. Diese sind aber nicht so süss, wie wir sie von zu Hause her kennen, im Gegenteil, sie werden gesalzen, wie Pommes, serviert. Wir müssen noch Kastanien-, Eukalyptus - und Cherrylikör probieren! Bähhh, alles viel zu süss!!!

Die Rückfahrt ist wieder enorm schön, Wir sind in den letzten 3 Tagen wohl eine Million Kurven gefahren und durch tausendundeinen Tunnel gekommen. Kilometermässig waren es ca. 500, die wir auf dieser tollen Insel zurück gelegt haben.

Auf dem Rückweg zu unserem Hafen machen wir nochmals im Internetlokal in Machico halt. Alle 6 Computer sind von etwa 10-12-jährigen Jungs besetzt. Wir müssen warten, dabei staunen wir, was diese Burschen so für Sachen im Internet anschauen! Ob die Muttis zu Hause wohl wissen, was ihre braven Kinder hier so alles anklicken?

auf dem Pico
ein Naturschwimmbad
die Korbschlittenfahrer
eine Portion gebratene Kastanien muss einfach sein!
am Abend spielt uns Paul Rafael ein paar seiner Lieder vor

Sonntag, 22.Oktober 2007: Schweren Herzens verlassen wir nach 7 Tagen, um 11h, diese schöne Insel Madeira, Kurs Richtung Kanarische Inseln. Madeira ist wirklich ein Juwel im Atlantik, wie es in unserem Reiseführer geschrieben steht und ist auf jeden Fall eine Reise wert!

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