Donnerstag, 30.August 2007: Cádiz und Rota
44 Views
Katherdrale von Cadiz

Cádiz ist Hauptstadt der Provinz Cádiz in der Region Andalusien in Süd-Spanien mit ca. 125.000 Einwohnern. Die Stadt erhebt sich auf einer Landzunge, die in den Golf von Cádiz vorspringt.

 

Donnerstag, 30.August 2007: Wir suchen wieder einmal Gas! Im Schiffs-Zubehör-Laden hier im Hafen gibt es kein Camping-Gas, aber wir bekommen von der sehr netten Verkäuferin eine Adresse, wo man Gas besorgen kann. Zu Fuss, Paul mit der leeren Gasflasche im Rucksack, gehts zur Plaza de Espana. Ein riesiges Denkmal mit einer ewigen Flamme davor, (zum Gedenken an die Einführung der Verfassung im Jahre 1812) steht in einem Park, und hier müssen wir in den Bus Nr. 5 einsteigen. Wir zeigen dem Buschauffeur die Adresse und fragen ihn, ob er uns sagen kann, wann wir aussteigen sollen. Sí, claro, aber wir sollen nicht zu weit weg von ihm sitzen. Wir fahren etwa 5km bis zu einem enormen Industriegebiet. Jetzt sitzen nur noch wir beide im Bus. Plötzlich hält der Bus unplanmässig und der Fahrer lässt uns fast vor dem Industrie-Gebäude, das wir suchen, aussteigen. Mensch, das ist doch wirklich ein Superservice! Muchas gracias Senor! Das mit dem Gas kaufen geht so schnell, dass wir sogar den nächsten Bus zurück in die Stadt noch erwischen. Im Internet-Point werden wir gleich nochmals angenehm überrascht. Hier kostet eine Stunde Internetverbindung nur 1.20 € (in Gibraltar 7.50€).

Durch die engen Gassen der Altstadt kommen wir an der gewaltigen Kathedrale vorbei. Der Eintritt kostet 4 € und wenn man auf den Turm rauf will, nochmals 4 €. Wir lassen beides sein. In den Altstadtgassen gibt es für unsere Augen genug Neues und Interessantes zu sehen.

Mein 2. Eindruck von Cádiz: sehr schön!

in Cadiz

Freitag, 31.August 2007: 32°, Sonnenschein. Die 3m80 Höhendifferenz des Wassers bei Ebbe und Flut beeindrucken uns schon ein bisschen. So viel haben wir noch nie gesehen (aber wir wissen schon, dass es noch viel krassere Unterschiede gibt). Wir versuchen das zu dokumentieren, indem wir mich als Mass vor den Dalben (Pfosten) fotografieren, an denen die Schwimmstege befestigt sind. Das erste Foto bei Wassertiefststand, und das zweite Foto 6 Stunden 20 Minuten später bei Wasserhöchststand.

Am gleichen Steg wie wir, liegt der Solar-Katamaran SUN21, mit dem ein paar schweizer Forscher Ende 2006, nur mit Solarkraft, ohne einen Tropfen Treibstoff, von Basel nach New York geschippert sind. Der 14m lange Katamaran startete am 3. Dez. 2006 in Chipiona (Spanien, ca. 28 km westlich von Cádiz) und feierte am 8. Mai 2007 in New York seine historische Ankunft. Nach 7000 Seemeilen (13 000km), stellt dies einen Weltrekord dar! Der Verein transatlantic21 setzte sich mit der Atlantiküberquerung das Ziel, die Anwendbarkeit von Booten auf offener See zu beweisen, welche mit erneuerbarer Energie angetrieben werden. Die breite Anwendung dieser Technologie soll die Schifffahrts- und Boots-Industrie verändern und zur Schonung unserer Wasserwege und der natürlichen Resourcen beitragen. www.transatlantic21.org Die Reise der „sun21“ wurde vom Verein transatlantic21 finanziert. Der Verein schenkte das Solarboot nach den Aktivitäten in New York dem WWF Madrid, der es als Forschungsschiff einsetzen wird.

Wir marschieren wieder in die Stadt, ins Internet, um den neusten Bericht und Fotos nach Pieterlen zu beamen und diverse Krankenkassen-und Versicherungsprobleme zu lösen. Ich bin 2 ½ Stunden im Internet. Unterdessen höckelt Paul draussen auf der schönen Plaza beim Bier und liest in einem Buch.

Von der Hauptpost aus senden wir ein kleines Päckli nach Hause. Darauf steht fein säuberlich, in Grossbuchstaben geschrieben:“Switzerland“. Die Frau am Schalter schaut das an und sagt: „Aha, Suecia! (Schweden)!“ Jetzt muss ich das aber ganz schnell klarstellen und sage ihr: „Nein: Suiza (Schweiz)!“ Nachdem das geklärt ist, meint die Postfrau, wenn wir nicht hier in Cádiz wohnen, müssten wir den Absender von zu Hause drauf schreiben. Ich sage :ja, ja, und schreibe drauf: Jung, MABUHAY, Puerto América, Cádiz. Nun sind wir sehr gespannt ob das Päckli jemals ankommen wird, und vor allem wo?

Die Altstadt von Cádiz gefällt mir immer besser! Ich könnte stundenlang durch die engen Gassen laufen und nur schauen. Es hat viele wunderschöne Plazas und Pärke. In einem Park kann ich mich nicht sattsehen an den verschieden gestutzen Bäumen und den herrrlichen Hibikusblüten. Es hat auch Bäume mit wahnsinns dicken Stämmen und Luftwurzeln. Die Blätter sehen aus, wie die meines Gummibaumes aus meinem früheren Leben, zu Hause in Pieterlen. Aber ich weiss nicht, ob es wirklich Gummibäume sind, vielleicht eine Art davon?

In dieser Stadt hat es enorm viele winzige Bars und Restaurants. Bei einigen werden die Tische und Stühle einfach mitten auf die verkehrsfreie Strasse gestellt!

Bei einer Kirche (es hat viele hier) geraten wir an eine Hochzeitsgesellschaft. Wow, die vielen Gäste sind alle unheimlich chic angezogen, sogar die kleinen Jungs tragen Frack! Das Brautpaar entschwindet im weissen Rolls Royce.

Die Spanier scheinen ein Volk von Hobbyfischern zu sein. Überall stehen die Männer (99% Männer) und es wird gefischt, aber wir sehen nie, dass jemand wirklich einen Fisch an der Angel hat!

Abends lernen wir das österreichische Ehepaar Karin und Kurt kennen. Sie liegen mit ihrem Schiff „Aleppo“am gleichen Steg wie wir. Sie laden uns spontan zu einem Apéro an Bord ein und die nächsten 2 Stunden sind wir mit Tips und Erfahrungen austauschen voll beschäftigt.

Den ganzen Abend pfeifft ein starker Wind, der so heftig wieder mal nicht gemeldet war.

Samstag, 1.September 2007: 32°, Sonne. Die letzte Nacht und den ganzen Tag bläst unheimlich starker Ost-Wind.

Wir revanchieren uns bei der „Aleppo-Crew“ und bewirten sie heute bei uns. Bei diesem Wind gibts nur eins; reden, trinken, reden, trinken, trinken...

Montag, 3.September 2007: 33°, sonnig. Wir wollen in die Stadt, ins Internet. Unterwegs merken wir, dass wir den „Stick“ und den Stadtplan vergessen haben. Also den gleichen Weg wieder zurück zum Schiff , alles Vergessene holen und wieder in die Stadt, natürlich alles zu Fuss. Jetzt, am Morgen sind die schmalen Gassen alle richtig schön sauber. Um 10h45 sind wir bei der Plaza de Mina, beim Internet-Point. Als Öffnungszeit steht 10h30 angeschrieben, aber es ist geschlossen. Macht nichts, wir haben ja Zeit und trinken im Restaurant auf der Plaza einen Kaffee. Als um 11h15 das Internetlokal immer noch geschlossen ist, fragen wir die Nachbarn, wann denn dort geöffnet wird. Eine Senora meint; „ ach, die öffnet nie pünktlich!!!“ Gut, wir warten noch eine halbe Stunde. Inzwischen ist es 11h45. Jetzt beschliessen wir, dass wir halt zuerst einkaufen gehen und danach ins Internet. Wir laufen quer durch die halbe Stadt zum Supermarkt und kehren beladen wieder zurück zur verschlossenen Internettüre.

Wir fragen im Restaurant, wo wir schon den Kaffee getrunken haben, ob wir etwas essen könnten. Ja, um 13h30. Das dauert uns zu lange, noch über eine Stunde! Aber die Servierfrau weiss Rat, sie kennt einen anderen Internet-Point und erklärt uns genau, wo der liegt. Also, wieder quer durch die Stadt... aber, unterwegs finden wir zufällig die Stadtbibliothek und können dort gratis ins Netz. Weil die Serviererin im Restaurant so nett war, kehren wir zu ihr zurück und essen dort eine Kleinigkeit zu Mittag. Gegen 14h30 verlassen wir die schöne Plaze de Mina; das Internetlokal ist immer noch geschlossen!

Auf dem Rückweg zur MABUHAY kommen wir im Hafen Cádiz an der grossen Container-Verlade-Station vorbei. Hier werden die Container von den Schiffen auf-und abgeladen. Neben der gewaltigen Stapler-Maschine, die die Container wie Zündholzschachteln in die Luft hebt und präzise irgendwo wieder abstellt, sehen die eigentlich grossen Sattelschlepper, die die Container von und zu den Schiffen bringen, aus wie Spielzeugautöli!

Dienstag, 4.September 2007: 33°. Bei herrlichstem Segelwind, sogar aus der „richtigen“ Richtung, und wunderbarstem Sonnenschein überqueren wir unter Segeln die grosse Bucht vom Golf von Cádiz. Es ist zwar nicht weit bis nach Rota, nur etwa 10 km aber richtig gemütlich! Im Hafen von Rota müssen wir einen Liegeplatz für 16m Schiffe nehmen, es hat keinen mehr für 13m MABUHAY's.

Nicht weit von diesem Hafen liegt eine Basis der amerikanischen Marineflotte. Da hat es einige ganz schön beeindruckende Brocken von Kriegsschiffen dabei.

Die Stadt Rota hat 26'431 Einwohner, die sich in den Sommermonaten verdreifachen!!! sollen! Aber jetzt, Anfangs September, ist es richtig angenehm, hier einen Abendspaziergang zu machen und die Altstadt ein bisschen anzuschauen. Das Gebäude der Stadtverwaltung ist unheimlich schön! Es sieht aus wie eine Art Burg mit lauter Zinnen obendrauf, es heisst Castillo de Luna (Mondburg). Im Inneren hat es einen wunderschönen Hof mit Bogengängen. Auf dem gleichen Platz wie die Stadtverwaltung befindet sich eine alte Kirche aus dem 16.Jh. Diese schauen wir uns etwas näher an. Von aussen sieht sie eher einfach und schlicht aus, aber innen; Mann oh Mann, für unseren Geschmack wahnsinnig „überladen“!

Auf einem der schönen Plaza müssen wir uns natürlich ein wenig ausruhen, und die tolle Abendstimmung geniessen.

P.S: Wir sind platt! Das Päckli, das wir am Freitag (31.8.) von Cádiz nach Hause gesandt haben, ist heute bereits am richtigen Ort eingetroffen! Und heute ist erst Dienstag (4.9.), das ist ja wirklich kaum zu glauben! Bravo spanische Post!

im Rathaus von Rota
in einer Kirche in Rota, total überladen!

Mittwoch, 5.September 2007: 31° warm, aber es pfeifft ein richtiger Sturm durch den Hafen, bis 36 Knoten=8 Beaufort. Gemeldet war aber nur ein „Stürmchen“! Gut sind wir hier im geschützten Hafen!

Wir machen einen Spaziergang zur Markthalle von Rota. Diese ist enorm schön und auch sie wurde mit EU-Geldern neu renoviert.

Die Stadtbibliothek ist auch superschön und modern eingerichtet. Auch hier dürfen wir wieder kostenlos ins Internet. Wir bekommen sogar einen Zugangscode und ein Password zugeteilt, wie die VIP's! Echt toll!

Am Nachmittag machen wir eine lange Dünenwanderung bis zum Ende der Stadt Rota. Die schöne Dünenlandschaft wird durch Holzstege vor allzu vielen trampelnden Touristenfüssen geschützt.

Hier vergnügen sich haufenweise Kytesurfer, die den heftigen Wind natürlich ausgiebig nutzen und auf ihren Brettern nur so hin und her flitzen.

das Marktgebäude in Rota
es wird mit EU-Geldern renoviert

Donnerstag, 6.September 2007: Die ganze Nacht hat der Sturm getobt und an der MABUHAY herumgerüttelt und auch heute heult der Wind unaufhörlich durch die Masten. Gegen 11h30 beschliessen wir spontan, einen Ausflug zu unternehmen, um vor diesem nervtötenden Getöse zu „flüchten“. Um 13h15 gehts per öffentlichem Bus nach Jerez de la Frontera, etwa 30 km im Landesinneren. Vorbei am riesigen amerikanischen Militärstützpunkt, mit Flugplatz für die Militärmaschinen, Heli-Landeplatz und allem Drum und Dran. Weiter geht die Fahrt an endlosen Kartoffelfeldern und schliesslich an schönen Weinbergen (aber flachen!) vorbei bis nach Jerez. Schon vor der Stadt Jerez sehen wir bei einem Betrieb, der gross mit „SOBERANO“ angeschrieben ist, wie auf grossen Lastwagen weisse, geerntete Trauben herangefahren werden. Um 14h steigen wir beim Bahnhof Jerez aus dem heruntergekühlten Bus und werden von der Wärme fast umgehauen. Es ist hier 36° warm. Vorbei am wunderschönen Bahnhofsgebäude (ich habe noch nie so einen schönen Bahnhof gesehen!) laufen wir ins Zentrum der Stadt.

 

Jerez de la Frontera ist eine Stadt in der spanischen Region Andalusien nahe der Costa de la Luz. Sie hat 191.000 Einwohner.

Sie ist die Heimatstadt des berühmten Sherry, der daher auf spanisch "Jerez" heißt.

Das in anderen Sprachen geläufige Wort "Sherry" stammt von der arabischen Bezeichnung der Stadt, "Sherish", aus dem Engländer das Wort "Sherry" ableiteten, was sich bis heute erhalten hat.

 

Jerez ist berühmt für die Produktion von Sherry-Wein und Brandy. Klar, dass wir hier eine der berühmten „Bodegas“ (Weinkeller) besichtigen wollen. Es hat sehr viele hier, aber unsere Wahl fällt auf die Bodega González Byass, wo die Tio Pepe-Weine, der Lepanto-Brandy und der Soberano -Brandy hergestellt und gelagert werden. Wir stehen um 14h30 vor verschlossenen Türen, die nächste Führung auf Deutsch findet erst um 17h15 statt. Während Paul auf einer Parkbank eine ausgiebige Siesta hält, nutze ich die Zeit, um mir die Altstadt von Jerez anzusehen. Schon wieder so eine schöne spanische Stadt, die mich voll fasziniert! Danach trinken wir in einem kleinen Restaurant direkt vor der Kathedrale einen zünftigen Schluck Bier. Der junge Kellner ist total überlastet. Es ist 16h und er muss (Mittag)-Essen und Trinken servieren, abräumen und einkassieren, drinnen und draussen, alles er alleine. Er rotiert und schwitzt dabei ganz gewaltig. Auf der Theke im Gastraum reihen sich die benutzen Gläser und auf einer Abstellfläche stapeln sich die schmutzigen Teller, kurz ein grosses Chaos! Unser Bier ist im Nullkommanichts da, aber wir beobachten diverse Leute, die das Restaurant wieder verlassen, weil es zu lange dauert, bis sie endlich etwas bestellen können.

Um 17h30 kommen wir dann doch noch zu unserer Führung durch die Bodega von „Tio Pepe“. Ein deutscher Jüngling ist unser Führer. Zum Teil zu Fuss und teils mit einem kleinen Zug besichtigen wir die Kellerei. Ein 15-minütiger Film erzählt kurz die Geschichte der Familie González und erklärt die Herstellung der Weine und Brandys.

Der 23-jährige Manuel Maria González gründete im Jahre 1835 die Firma. Später schloss er sich mit seinem Vertreter aus London, Robert Byass zusammen. Jetzt hiess das Familienunternehmen González Byass S.A. 1965 hat die Familie Byass ihre Anteile verkauft und das Unternehmen ist wieder ganz, in der 4. und 5. Generation, im Besitze der Familie González.

Tio Pepe“, was „Onkel Sepp“ heisst, unterstützte seinen Neffen bei der Gründung finanziell und mit Rat und Tat, aus Dankbarkeit nannte Manuel Maria González einen seiner Weine „Tio Pepe“, und dieser Name wurde auf der ganzen Welt ein Begriff.

Die Grundlage für die Herstellung der Sherry-Weine ist die weisse Palomino-Traube. Das milde Klima, regenreich im Herbst und im Frühjahr und sehr trocken im Sommer begünstigt das Wachstum dieser Rebensorte. Der weisse Kalkboden nahe der Atlantikküste stellt den idealen Boden für das Gedeihen der Reben dar und ermöglicht ihnen, den harten Sommer und die mehr als 180 Sonnentage dieser von Licht überfluteten andalusischen Region zu überstehen. Die Sherry-Weine lagern und altern in Fässern aus amerikanischer Eiche (aus Missouri). Diese Fässer mit 500 Litern Inhalt werden hier von der Firma selber hergestellt und die Defekten werden repariert. So ein Eichenfass kann 80-100 Jahre alt werden!

Brandys entstehen aus der Destillation des Weins. Die entstandenen Branntweine werden während langer Zeit in Eichenfässern gelagert, die mindestens drei Jahre lang Sherry enthielten. Der Weingeschmack drückt dem Brandy während der Alterung seinen endgültigen Sherry-Charakter auf.

Wir besichtigen die verschiedenen Lagerhäuser, wo im ganzen 42 Millionen Liter Sherry und Brandy heranreifen! Wir sehen Fässer, mit den Unterschriften der königliche Familie Spaniens und andere Fässer mit den Signaturen von Berühmtheiten wie Politikern, Sportlern, Filmschauspielern, Sängern usw., usw...

Zu guter Letzt, kommen wir noch zum gemütlichen Teil, nämlich der Weindegustation. Wir dürfen zwei Sorten probieren, aber ehrlich gesagt, entspricht diese Art Wein nicht so sehr unserem Geschmack und wir halten uns nicht sehr lange mit probieren auf.

Auf der Plaza el Arenal runden wir diesen schönen Ausflug mit einem Gazpacho (eisgekühlte Tomatensuppe mit viel Knoblauch ) und einem herrlichen Teller voll fritiertem Fisch ab. Um fast 22h sind wir wieder zurück in unserem schwimmenden Zuhause. Es stürmt immer noch, aber nicht mehr so stark.

 

Aus einer Zeitung mussten wir heute erfahren, dass bei dem gestrigen Sturm, in der Nähe von Barbate (wo wir ja auch waren) ein Fischerschiff gekentert ist. Dabei sind vier Fischer gestorben und vier werden vermisst!

Freitag, 7.September 2007: kein Wind mehr heute. Wir fragen telefonisch in Chipiona an, ob es für uns einen freien Liegeplatz hat. Nein, nix frei! Dafür erfahren wir hier in Rota, dass jetzt ein 13 m Liegeplatz für die MABUHAY frei geworden ist. Die Bordkasse dankt! Also verlegen wir von Platz F-13 auf F-26.

Mist, Mist, Mist!!! Während Paul das Schiff aussen mit dem Wasserschlauch von Sand und Salzwasser befreit, läuft das Wasser ungehindert durch ein nicht ganz geschlossenes Heck-Fenster auf unsere Betten. Nun muss alles Bettzeug, inklusive Matratzen, raus an die Sonne zum trocknen! Zum Glück ist es wieder sehr warm und die Sachen trocknen hoffentlich schnell!

Samstag, 8.September 2007: Unser spanischer Schiffsnachbar hat einen Vogel! Nein wirklich, einen echten Vogel. Er sieht aus wie ein kleiner Papagei, orangeroter Kopf und Hals, grüner Bauch und grüne Flügel, sattblauer Schwanz. Ein Wellensittich ist es auf jeden Fall nicht, ich kenne nur hellblaue und grüne Wellensittiche.

Immer wenn der Vogelbesitzer draussen etwas am Schiff herumwerkelt, sitzt der Vogel auf seiner Schulter oder auf seinem Genick. Auch beim essen sitzt der kleine Piepmatz immer frei dabei. Wenn er ausnahmsweise einmal in seinem Käfig bleiben muss, motzt er so lange, bis er wieder raus darf.

Am Abend besuchen wir ein „Freiluft-Gospelkonzert“ hier in der Stadt Rota. Ohne Probleme finden wir die richtige Plaza. Um 20h soll es los gehen. Wir sind um 19h45 da aber nach losgehen sieht es noch gar nicht aus. Die Mikros werden noch getestet und die Zuschauer finden sich nur langsam ein. Immer mehr Familien mit vielen kleinen Kindern kommen dazu und richten sich auf den bereitgestellten Plastikstühlen häuslich ein. Die kleinen schlecken Glacé und danach knabbern Gross und Klein an Sonnenblumenkernen herum. Die leeren Schalen werden auf den Boden gespuckt. Endlich, um 20h45 geht es los mit den Gospelsongs. Es sind nicht die Lieder die wir erwartet hatten und gewohnt sind, na ja! Der zweite Teil gefällt uns viel besser. Da werden von einer 6-köpfigen Gruppe „Gospels“ im Flamenco-Stil vorgetragen (ohne Tanz), und das ist wirklich ganz speziell!

Sonntag, 9.September 2007: Es ist ein richtig düsterer Morgen, neblig und diesig, aber trotzdem warm. Erst um 14h30 kommt die Sonne hervor und es wird doch noch ein schöner Sonn(en)tag, mit 28°.

Nachdem der Skipper tagelang „nur“ noch gelesen, gelesen, gelesen hat, packt ihn heute die Arbeitswut! Das Ruder muss kontrolliert sein, diverse Schrauben müssen fester angezogen werden, Der Gashebel, der immer so schwer ging, muss gängiger gemacht werden. Und dazu muss natürlich der Boden im Cockpit herausgeschraubt werden.Und, ist ja klar, das alles an einem Sonntag! Und klar ist ja wohl auch, dass der Assistent dabei helfen muss, oder?

Montag,10.September 2007: 28°. Endlich haben wir wieder mal was zu suchen! Heute wollen wir eine etwa 40cm lange Aluminiumschiene auf beiden Seiten um 1.5mm abschleifen lassen. In der Werft hier im Hafen fragen wie zuerst. Die schicken uns in eine „ferretería“ (Eisenwarenhandlung). Die können das auch nicht machen. Aber der Verkäufer ist sehr nett, er macht uns sogar eine kleine Zeichnung der Strassen und schickt uns damit ins Industriequartier. Er sagt uns auch, dass wir jetzt eine „cerrajería“ suchen müssen. Ich habe zwar keine Ahnung, was das heisst, aber das wird schon stimmen, wenn er das sagt. Zu Fuss gehen wir ins Industriegebiet und finden tatsächlich so eine „cerrajería“. Die haben keine solche Maschine, mit der man die Schiene abschleifen kann. In der zweiten „cerrajería“ wollen die zwei anwesenden Männer 40 €uro für die Arbeit haben. Das finden wir nun doch ein wenig „happig“ und sagen.“no gracias und hasta luego!“ In der dritten „cerrajería“, wo wunderschöne weisse Bogenfenster aus Alu hergestellt werden, bringen wir unseren Wunsch wieder an. Der ältere Chef, der ziemlich schlecht zu Fuss ist, schnappt die Metallschiene und verschwindet damit, ohne ein Wort zu sagen.

Nach etwa 25 Mnuten taucht er mit unserer Aluschiene wieder auf und die Arbeit ist tiptop erledigt. Jetzt fürchten wir nur noch, dass er uns einen horrenden Preis nennt. Uff; 6 €uro will er dafür! Wir zucken mit keiner Wimper und bezahlen lächelnd diese 6 €uros!

 

P.S. Ich weiss jetzt, was „cerrajería“ heisst. Nämlich „Schlosserei“, schon wieder was gelernt!

 

Nachts um 22h30 gibt es ein Gewitter mit einem kurzen aber heftigen Regenguss. Seit ewig lange wieder mal ein zünftiger Gewitterregen.

 

Dienstag, 11.September 2007: Am Morgen sonnig und warm, um 14h bewölkt und um 15h ein kleiner Regenspritzer von etwa 3 Minuten, danach bleibt es für heute bewölkt.

Ich bin morgens 2 Stunden mit unserem Laptop im Internet in der Bibliothek. Während dieser Zeit befestigt Paul die Aluschiene am Mast der MABUHAY. Diese dient später dazu, das Vorsegel „auszubaumen“.

Nachmittags erledigen wir sehr viel „administrativen Schreibkram“, das muss halt auch mal sein!

 

P.S. Ich weiss jetzt, was unser Nachbarvogel für ein Vogel ist. Er heisst „Chico“, ist 1 ½ Jahre alt und ist ein Zwergpapagei der zur Familie der Unzertrennlichen (Agapornis) gehört. (Ich habe den Nachbarn gefragt).

"Chico" ist ein Zwergpapagei

Mittwoch, 12.September 2007: In der Nacht und bis zum Mittag immer wieder Donnergrollen und Regenschauer. So richtiges Alinghi-Mützen -und Jacken -Wetter.

Aber trotz Regen ist es sehr feucht warm, 27°. Ausgerechnet heute muss es regnen, wo wir zur Post und auf den Markt wollen. Paul braucht dringendst neue Sandalen. Seine Sandalen, die er vor einem Jahr zum Geburtstag bekommen hat, hat er elf Monate „gespart“, weil sie ihn gereut haben! Jetzt hat er sie einen ! Monat getragen, und sie sind schon reif zum wegschmeissen! So was von schlechte Qualität, da hilft alles leimen und flicken nicht mehr! Und die waren nicht etwa besonders billig (in der Schweiz gekauft). Auf dem Markt finden wir zwar Sandalen, aber Pauls Grösse hat es nicht. Auch hier geht der Sommer langsam zu Ende und die Auswahl an Sandalen ist nicht mehr gross.

Dafür komme ich mit einer schönen,grossen, runden Blase an der Ferse zum Schiff zurück. Das hat man davon, wenn man den ganzen Sommer nur Sandalen trägt und dann ein Mal in die Turnschuhe steigt, weil es regnet.

Auf der MABUHAY nähen Paul und ich zusammen das Cockpit-Dach, dessen Nähte wegen Salzwasser und Sonne langsam kaputt gehen.

 

Donnerstag, 13.September 2007: Auch heute ist es wieder bewölkt aber warm, 26°.

Wir gehen zusammen einkaufen und ich anschliessend ins Internet, bei der schönen Stadtbibliothek. Hier entdecke ich heute eine Tafel, wo drauf steht, dass diese Bibliothek am 24. September 2002, von König Juan Carlos I und seiner Fau Sofía, engeweiht wurde. Aha, die waren also auch schon hier!

Unser Funkgerät ist wieder mal defekt. Wir können zwar Gespräche empfangen aber niemand hört uns. Paul schraubt das elende Ding kurzerhand auseinander und siehe da: im Inneren ist ein winziges Teil abgebrochen. Aber: nicht verzagen, Skipper fragen: in 3 Minuten ist das Teil angelötet und wir können wieder funken.

Um 16h kommen Anne und Werner mit ihrer „sail away“ hier an. Ausgerechnet jetzt donnert es wieder. Wir haben die beiden seit Menorca nicht mehr gesehen und freuen uns riesig, wieder ein paar Tage mit ihnen zu verbringen. Das Wiedersehen muss natürlich gefeiert werden und wir laden sie zu uns zum Wiedersehenstrunk und später zum Abendessen ein. Wir haben alle vier sehr viel zu erzählen und schmieden Pläne, was wir alles zusammen unternehmen wollen.

Kommentare
()
Einen neuen Kommentar hinzufügenEine neue Antwort hinzufügen
Ich stimme zu, dass meine Angaben gespeichert und verarbeitet werden dürfen gemäß der Datenschutzerklärung.*
Abbrechen
Antwort abschicken
Kommentar abschicken
Weitere laden
Im BONSAI-Camper unterwegs 0