Donnerstag, 9.August 2007: Gibraltar
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in Fuengirola

Donnerstag, 9.August 2007: 30°, herrlicher Sonnenschein. Wir verlassen heute sehr gerne den Hafen von La Caleta de Vélez. Dies ist der schmutzigste und stinkigste Hafen den wir je gesehen haben! Absolut grauslich! (Aber es hat schöne Duschen).

Unsere Reise geht weiter. Jetzt nach 6 Wochen Besuch, sind wir wieder nur zu Zweit. Komisch, so alleine!!!

Auch heute lässt uns der vorausgesagte Wind wieder im Stich. Motoren ist angesagt, ist langweilig und einschläfernd. Endlich, um 13h, vor der Stadt Málaga ein wenig Action. Etwa 20 Delfine kommen uns entgegen, aber sie ziehen unbeirrt ihren Weg, ohne uns eines Blickes zu würdigen! Kaum 15 Minuten später: ein Mondfisch. Von dem sieht man nur die Rückenflosse und er schwimmt als ob er krank oder bedusselt wäre, komischer Kerl!

 

Wir motoren 30 sm. Um 16h bekommen wir einen Liegeplatz im Hafen Fuengirola. Es bläst kein Lüftchen Wind und ist höllisch heiss. Der Schweiss läuft uns nur so runter. Um 17h kühlen wir uns mit tausenden von Leuten im Meer beim nahen Strand.

Freitag, 9.August 2007: Bis zum Mittag ist es bewölkt, wie Herbstwetter, aber trotzdem sehr warm, und am Nachmittag wieder heisse Sonne. Fuengirola hat einen sehr schönen Hafen, aber die Stadt dahinter, ist eine totale Ferienstadt, geprägt von Skandinaviern und vor allem Engländern. Am Steg sind wir total umzingelt von Engländern. An der Hafenpromenade hat es ein Restaurant nach dem anderen. Direkt im Hafen hat es auch lauter Restaurants. Eines davon heisst Ku' Damm und da gibt es Eisbein mit Sauerkraut und Omas Bratkartoffeln dazu, und lauter solche Sachen! Das Restaurant ist jeden Abend bummsvoll!!! In vielen Restaurants und Bars gibt es jeden Abend Live-Musik, aber wir haben Glück, an unserem Steg hören wir nichts davon.

Die Senora im Hafenbüro erzählt uns, dass die meisten Wohnungen und Häuser hier nur 1 Monat pro Jahr bewohnt sind und die restlichen 11 Monate leer stehen. Ausserdem sei es für die Einheimischen die hier leben, fast nicht mehr möglich, eine Wohnung zu kaufen, weil die Preise dermassen gestiegen sind. Aber überall wird munter drauflos gebaut, wir haben in unserem ganzen Leben noch nie so viele Baukräne und Immobilienverkaufsfirmen gesehen wie hier an der ganzen spanischen Mittelmeerküste.

in Fuengirola

Samstag, 11.August 2007: 32°, einkaufen im Supermercado Mercadona, Haare schneiden, ich bin 2 ½ Stunden im Internet-Point, um Bericht und Fotos an Marcus zu übermitteln. Wir erholen uns ein wenig am Strand und schauen zu, wie ein Sandkünstler eine Sandskulptur aus dem Sand zaubert. Das ist ja richtige Schwerarbeit, er holt -zig Kessel voll Meerwasser und kippt sie über den Sand, um diesen nass zu halten.

Nachts um 23h rettet Paul eine weisse Katze, die von ihren Besitzern verzweifelt gesucht wurde, und die nun auf einem fremden Schiff, wo sie nicht mehr runter kann, jämmerlich miaut.

Sandskulptur in Fuengirola

Sonntag, 12.August 2007: 30°. Ein Tag zum vergessen!!!

Um 10h verlassen wir den Hafen Fuengirola, wo wir 3 Tage sehr gut aufgehoben waren. Die Wetterprognosen vom Hafen, vom Internet (Wetteronline) und von unserem Navtex sagen für heute alle 1-2 Beaufort Wind aus SW voraus. Die Richtung ist nicht ideal für uns, wir wollen nämlich genau nach SW. Aber 1-2 Beaufort schrecken uns nicht ab, das schaffen wir schon. Kaum sind wir aus dem Hafen raus, legt der Wind los und bläst aus vollen Backen, 5-7 Beaufort, und das voll auf die Nase! Wir kämpfen 6 ½ Stunden gegen den Wind, gegen die hohen Wellen und gegen eine zünftige Strömung an! Eigentlich wollen wir bis nach Estepona, aber nun reicht es uns und wir funken den Hafen José Banús, direkt nach dem berühmten Marbella, wo die Superreichen und Schönen wohnen, an. Die Frau am Funk weist uns ab. Das Meer sei sehr wild und bewegt und sie seien komplett! Ja, genau, eben weil das Meer so wellig ist und der Wind so stark gegen uns, möchten wir einen Hafenplatz haben! Nein, absolut nichts zu machen! Wir fahren trotzdem in den Hafen und machen an einer freien Mole fest. Ausgerechnet ein Mann mit einem orangen Lamborghini nimmt unsere Leinen entgegen und hilft uns beim Festmachen. Jetzt sind wir sehr gespannt, wie lange es dauert, bis wir von hier fortgejagt werden! Genau 30 Minuten dauert es! Dann kommt ein Marinero und ein Polizist und wir müssen hier weg, bei der Tankstelle beim Hafeneingang anlegen, zur Capitania gehen und für einen Platz fragen. Es windet immer noch mit 6 Beaufort! Paul fragt den Polizisten, ob er uns das Seil an der Mole lösen könne? Dieser lehnt ganz entrüstet ab! Er doch nicht! Bei der Tankstelle liegt schon ein schweizer Ehepaar mit ihrem Katamaran. Auch sie möchten einen Liegeplatz für eine Nacht. Und sie würden auch einen bekommen: für 600 Euro (pro Nacht, nicht pro Monat!!!) !!! Sie lehnen nätürlich ab.

Wir wagen uns jetzt auch ins Büro. Obwohl ich nun extra Englisch spreche und nicht wie vorhin am Funk Spanisch, erkennt mich die Frau an meiner Stimme, und sagt uns, sie hätte mir doch schon gesagt, dass es keinen freien Platz für uns habe! Ja, das haben wir ja auch verstanden, aber trotzdem fahren wir nicht mehr raus, wir sind zu müde, erkläre ich ihr. Gott sei Dank, gibt es noch einen Mann in diesem Büro! Jetzt greift nämlich der Kollege von der eisernen Lady ein und sagt zu ihr:“ Lass mich das machen, ich find schon einen Platz für die Leute“. Und tatsächlich, wir bekommen einen Platz zugewiesen. Allerdings kostet er 100 Euro, plus Wasser und Strom, aber wir haben keine andere Wahl und akzeptieren zähneknirschend. Und jetzt wird die Funk-Dame daneben plötzlich zuckersüss und freundlich und meint: “Ja, wenn das Wetter morgen auch noch so heftig ist, dürfen wir natürlich gerne noch ein paar Tage länger hier bleiben!“ (Nein Danke, das verkraftet unser Budget nicht!)

Das ganze Prozedere mit 3 x an- und ablegen hat volle 2 Stunden gedauert.

Aber, wo sind wir da nur hingeraten? Beim Abendspaziergang durch den riesigen Hafen-und Touristenort staunen wir nicht schlecht. Es hat enorme Megayachten, auf einer, der „Lady Haya“ stehen zum Beispiel 3 Wachmänner beim Aufgang, wer da wohl so Wichtiges wohnt? Überall stehen nur die teuersten Autos herum: Rolls Roice, Bentley, Aston Martin, Chevrolet, Jaguar, Maserati, Lamborghini, Ferrari, Mercedes MacLaren, gewaltige Hummer (gestörte Riesen-Karren!) und jede Menge BMW-Sportwagen, usw. usw.. Alle sind sie auf Hochglanz poliert und glänzen um die Wette! Und uns fällt auf, dass sehr oft junge Männer mit diesen Autos herumfahren, und selbstverständlich sitzt auf dem Beifahrersitz immer ein supergestyltes Häschen!!! Haben diese Burschen wohl schon so viel gearbeitet um solche Autos zu vermögen, oder haben die alle soooo reiche Papas? An der Hafenpromenade hat es eine Nobel-Boutique nach der anderen, alles nur vom Feinsten! Bei BULGARI (Schmuckladen) stehen 3 bewaffnete Polizisten (3 die wir von aussen sehen können, vielleicht sind es ja noch mehr!) im Laden herum. Bei der „Pizzeria Picasso“ stehen die Leute um 22h Schlange und sie stehen um 23h immer noch Schlange. Da muss es aber ganz besonders gute Pizza geben. Oder hoffen die vielen Leute etwa, jemand „Berühmten“ hier zu treffen?

Hier in diesem Schicki-Micki-Ort kommen wir uns beide irgendwie dumm vor, wie zwei kleine Würstchen! Dies ist nun wirklich nicht unsere Welt und wir fühlen uns hier gar nicht wohl!

es hat hier im Hafen José Banús nur schicke Karren!

Montag, 13.August 2007: 30°. Um 10h30 fahren wir los von José Banús, diesem Hafen für die obersten Zehntausend! Die Bediensteten sind schon wieder daran die Yachten und Nobel-Karossen zu pützeln und zu glänzen!

Heute haben wir absolut tollen Segelwind, nur leider aus der falschen Richtung (aus West), nämlich wieder voll auf die Nase! Oder fahren wir etwa in die verkehrte Richtung? Wir müssen 17,3 sm motoren. Aber heute sind wir schlauer, wir reservieren von unterwegs einen Platz im Hafen Puerto de la Duquesa. Um 15h sind wir da und finden dies sei ein schöner sympatischer Hafen!

Es sind noch 20 sm (37 km) bis Gibraltar, aber den Felsen kann man schon von hier aus prima sehen. Das ist schon ein imposanter Brocken!

Dies ist der erste Abend, wo ich seit langem wieder mal eine Jacke anziehen muss. Es weht ein kühler Westwind. Ja, ich geb's ja zu, dass ich ein „Gfröörli“ bin (mir ist schnell kalt)!

in Puerto de la Duquesa

Dienstag, 14.August 2007: Die Nacht war eher kühl, aber tagsüber wieder sehr heiss, 31°.

Wir erhalten heute eine sehr gute Nachricht: Paul bekommt ein Duplikat seines gestohlenen Führerausweises, Dank dem Einsatz und der Hartnäckigkeit von Markus Müller. Merci vielmals!!!

Ha, endlich wieder mal ein Hafen mit Internetverbindung, aber leider auch nicht so ganz zuverlässig.

Am Nachmittag machen wir mit dem öffentlichen Bus ein Ausflügli nach Estepona, auch wieder so ein bekannter spanischer Mittelmeer-Badeort. Dieser Ort hat eine ganz schöne Altstadt und eine uralte Kirche. Bevor wir wieder zurück zum Bus gehen, kaufen wir am Hafen, bei einer Fischerfamilie, für 2 Euro, einen gesalzenen und sonnen -(und staub-) getrockneten Fisch. Die Fische werden ausgenommen und an Gestellen zum trocknen an die Sonne gehängt.

Paul isst den Fisch zum Abendessen. Aber die Unfallgefahr ist sehr gross, als er dem dürren Fisch die Haut abzieht und aus dem steinpickelharten Teil kleine Stücke schneidet. Also eins ist sicher, dieses Trocken-Fisch-Experiment wird nicht wiederholt!

lauter Fisch zum Trocknen

Donnerstag, 16.August, 2007: 31°, wir warten hier in Puerto de la Duquesa auf den „richtigen“ Wind. Im Moment haben wir sehr starken Westwind und damit kommen wir bei Gibraltar nicht um die Ecke rum. Wir brauchen unbedingt Ostwind. Gegen den Wind und gegen die Strömung, die vom Atlantik ins Mittelmeer drängt, haben wir keine Chance gut um den Gibraltar-Felsen rumzukommen!

Paul montiert 2 Bremsblöcke am Schiff und ich muss ihm dabei assistieren.

der Felsen von Giblartar in Sicht

Freitag, 17.August 2007: Beim Einkauf bei „LIDL“ schmeisst eine Verkäuferin direkt neben uns einen ganzen Stapel mit Champagner Flaschen um. Etwa 20 Flaschen gehen dabei zu Bruch. Na dann Prost!!!

Jetzt haben wir endlich den erwarteten Ostwind, aber die Strömung ist immer noch gegen uns. Wir warten noch mit dem Auslaufen bis morgen.

Komisch, solange Westwind war, hatte es hier viele lästige Fliegen, heute, mit Ostwind ist keine einzige mehr anzutreffen. Wo sind die nur alle hin?

die Marina Puerto Duquesa

Samstag, 18.August 2007: Der Morgen ist bewölkt, aber am Nachmittag wieder sehr sonnig und heiss.

Nach 5 Tagen verlassen wir um 10h15 Puerto de la Duquesa. Die Frau im Hafenbüro war immer sehr nett und hilfsbereit. Sie hat alle meine vielen Fragen über Busse, Einkauf, Ausflüge immer geduldig und kompetent beantwortet. Sie verkauft mir sogar 20 Briefmarken, als ich sie frage, wo man welche kaufen kann.

Es hat wieder mal nicht soviel Wind und Wellen wie die Wettergurus gemeldet hatten, und wir haben eine sehr ruhige und gemütliche Fahrt unter Segeln.

Um 13h hissen wir die englische Gastlandflagge. Der Gibraltarfelsen ragt mächtig und steil aus dem Wasser (425m hoch) und ist schon imposant anzusehen! Rund darum herum liegen viele riesige Frachter und Tanker auf Reede, d.h., sie warten darauf, ent- oder beladen zu werden. Wir sehen auch den Frachter aus Panama, der letzte Woche hier, nach einer Kollision mit einem anderen Schiff, halb gesunken ist. Sieht echt nicht gerade ermutigend aus für uns! Auf der aüssersten Spitze des Felsens, am Europa-Point, befindet sich ein rotweisser Leuchtturm und direkt dahinter eine Moschee. Diese Moschee wurde 1997, nach 2-jähriger Bauzeit, eingeweiht. Gekostet hat sie schlappe 5 Millionen Englische Pfund (1 Pfund = etwa 2.63 Fr.) und bezahlt hat sie der Saudi-Arabische König FAHAD BIN ABDUL AZIZ AL SAUD.

Der Hafen Marina Bay liegt an der Westseite des eindrucksvollen, 4,5 km langen und 1,3 km breiten Felsens. Um 15h legen wir provisorisch an einem Steg an. Es ist keiner da, uns in England zu empfangen und willkommen zu heissen! Ich hatte 5-10 Minuten vorher an das Hafenbüro gefunkt, aber keiner hat geantwortet, jetzt sagt uns der Marinero, wir hätten funken sollen! Aber er weist uns den reservierten (heute Morgen, per Telefon) Platz zu und alle sind zufrieden. Unser Liegeplatz befindet sich etwa 100m (!) neben der Startbahn des Flughafens. Aber das ist nicht so schlimm wie es vielleicht tönt. Hier starten pro Tag höchstens fünf Flugzeuge, aber dann donnert es mächtig, bis sich die Vögel in die Luft erheben und davon fliegen. Von hier aus kann man nur nach London, Madrid und Málaga fliegen und es starten nur Militärmaschinen, die British Airways, die Monarch-Air und die Iberia. Die Iberia darf erst seit ganz Neustem von hier fliegen. Vorher war es den Spaniern absolut nicht erlaubt hier zu landen oder zu starten.

Es ist Samstag und auf der riesigen Baustelle auf der anderen Seite des Hafens wird fleissig bis Abends gearbeitet.

Um 21h kommen die beiden Deutschen Daniela und Olaf aus Stuttgart (Zuffenhausen) zu uns an Bord. Sie sind soeben aus der Karibik zurückgekommen und geben uns viele nützliche Tips und vor allem machen sie uns Mut für die karibischen Inseln, hört man doch darüber auch sehr viel Negatives aus Seglerkreisen. Daniela und Olaf möchten ihre Zeit in der Karibik nicht missen. Es wird sehr früh, bis wir endlich aufhören, die beiden mit Fragen zu löchern!

 

Gibraltar: ist ein Kalksteinfelsen, der an der Südspitze der iberischen Halbinsel ins Meer hineinragt. Es gehört als Kronkolonie zum Vereinigten Königreich von Großbritannien und Nordirland.

 

Heute besteht die Affenkolonie aus etwa 250 Affen. Aber ausgerechnet im Jahre 1944 hatte eine Seuche die Affenherde auf nur zwei Exemplare dezimiert. Sir Winston Churchill, der damalige britische Premierminister, liess in dieser sicher prekären Lage 22 Affen einfliegen, eine echt staatsmännische Tat!

 

 

dieser Frachter aus Panama ist mit einem anderen Schiff zusammen gestossen
der Felsen von Gibraltar ist ganz schön imposant

Sonntag, 19.August 2007: 30°. Es ist Sonntag und auch heute wird auf der Baustelle den ganzen Tag fleissig gearbeitet, brauchen die hier so dringend neuen Wohnraum?

Wir marschieren bis zur Seilbahnstation, wo uns eine der Kabinen auf den 425m hohen Felsen bringt. Hier werden wir gleich mal von den Affen gehörig begutachtet. Es ist strengstens verboten sie zu füttern (sie bekommen Futter von den Wärtern, heute Zwiebeln, Karotten und Orangen). Natürlich haben es uns besonders die Affenmütter mit ihren Babys auf dem Rücken angetan und die werden auch ausgiebig fotografiert. Paul und ich waren vor genau 18 Jahren mit dem Motorrad schon mal hier auf diesem Felsen. Aber wir erinnern uns an gar nichts mehr, ausser an die damals hässlichen Affen. Wir finden, heute sehen diese sehr viel gepflegter aus.

Nachdem wir ein kleines Tonbandgerät mit Erklärungen auf Deutsch bekommen haben, staunen wir über die Aussicht die man von hier oben hat. Wir sehen bis zum Atlasgebirge, drüben in Marokko. In der Strasse von Gibraltar bildet sich langsam eine Nebelschicht und am Nachmittag liegt sie in dickem Nebel und man hört nur noch die Schiffe von ferne tuten.

Wir besichtigen die St. Michael's Cave, eine der zahlreichen eindrücklichen Tropfsteinhöhlen die den Sandsteinfelsen durchziehen. Anschliessend laufen wir den ganzen Berg entlang, bergauf und bergab (etwa 3,5km), in der gössten Hitze (und natürlich haben wir wieder mal kein Wasser mitgenommen!), nach Norden, zu den Upper Galeries (Tunnels). Dabei handelt es sich um ursprünglich zu militärischen Zwecken in den Felsen geschlagene Gänge, die Gibraltar praktisch uneinnehmbar machten. Luftschächte in den Gängen dienten noch bis zum Zweiten Weltkrieg als Schiessscharten für Kanonen. Diese können heute besichtigt werden und sind sehr interessant. Überhaupt scheint der Felsen löchrig zu sein, wie ein Emmentalerkäse! Auf einer Bergstrasse geht es von den Upper Galleries hinunter in die Stadt, vorbei am Moorish Castle, den restaurierten Überresten der Maurenburg aus dem 14. Jh. Nun haben wir endgültig genug und wir begeben uns zu Fuss in die Altstadt von Gibraltar (dabei hätten wir ein bezahltes Rückticket für die Seilbahn in der Tasche). Jetzt, nach soviel Schwitzen und Kultur, haben wir eine Pause für ein Bier und einen Kaffee wirklich verdient, finden wir! Und bei der Main Street finden wir ein schattiges Plätzchen, wo wir uns ein wenig erholen können. Hier ist alles „very british!“, die Aussprache des Englischen, die roten Busse, die roten Briefkästen, die schönen roten Telefonkabinen (ohne Hörer, siehe Foto!), die typisch englischen Bobbys (Polizisten), die Strassenschilder, die vielen Pub's, einfach alles

Weil wir keinen Pfeffer mehr in unserer Bordküche haben, rappeln wir uns auf und suchen einen Supermarkt. Wir finden den „Saveway“, einen riesigen Einkaufstempel, wo es alles gibt, was das Herz begehrt. Ich sehe sogar „Aromat“, aber es ist nicht das Original, die Verpackung sieht irgendwie anders aus. Der Laden ist sieben Tage die Woche geöffnet. Und obwohl hier alles „zollfrei“ ist, finden wir die Preise ganz schön hoch hier in Gibraltar!

mit dieser Seilbahn geht es auf den Gibraltarfelsen hinauf
das Begrüssungskommitée
da drüben ist Marokko
der ist der Boss!
Blick vom Felsen auf den Flugplatz von Gibraltar
Gibraltar von oben

Montag, 20.August 2007: Aua! Wir haben beide höllischen Muskelkater!

Dicker Nebel hüllt den Gibraltarfelsen direkt vor uns, bis zum Mittag ein. Dann kommt doch wieder die Sonne hervor und meine zwei Maschinen Wäsche sind im Nu trocken.

Wir kaufen in einem Geschäft vier Birnen und sechs Nektarinen und kippen beim bezahlen an der Kasse fast aus den Sandalen! Die Früchte kosten 9 Euro 53 Cent! Etwa 16.- Franken! Ich frage die Kassiererin, ob sie sicher sei? Ja, sie ist sicher! Wie einen kostbaren Schatz tragen wir das Obst zur MABUHAY!!! Paul probiert sofort eine der Birnen und findet sie köstlich. Aber trotzdem fragen wir uns, wie sich die Einheimischen hier ein paar Früchte leisten können, oder sind das etwa alles Grossverdiener?

Dabei waren wir nicht etwa in einem Luxusgeschäft, im Gegenteil, die Regale sahen ziemlich verstaubt aus!

Abends geniessen wir von der MABUHAY aus einen wunderschönen Sonnenuntergang. Auf der nahen Baustelle wird bis um 21h45 weitergearbeitet.

sind sie nicht schön?

Dienstag, 21.August 2007: Oh Mann, wir haben immer noch saumässigen Muskelkater! Jede Bewegung tut weh! Trotzdem machen wir heute einen kleinen Ausflug nach Spanien. Wir überqueren zu Fuss den Flugplatz von Gibraltar, passieren den spanischen Zöllner, der uns keines Blickes würdigt und sind schon in La Línea, der spanischen Stadt, direkt an der Grenze zu Gibraltar. Durch die schöne Altstadt, vorbei an der Stierkampfarena aus dem Jahre 1883, laufen wir nordwärts bis ans Ende der Stadt. Wir suchen einen Schiffs-Zubehör-Laden. Den finden wir auch, aber was wir wollen hat er nicht. Also das Ganze wieder retour. Wir kommen an einem spanischen Friedhof vorbei, und weil wir nun schon mal da sind, schauen wir uns den auch noch an. Es hat viele enorm grosse Familiengräber und überall eine Fülle von möglichst bunten Plastikblumen.

Es ist sehr heiss und wir haben schon bald Plattfüsse. Endlich zurück in der Altstadt suchen wir uns ein gemütliches Lokal, wo es Salat gibt. Im Park Prinzessin Sofía soll es vier Bunker aus dem Zweiten Weltkrieg haben, die wir gerne besichtigen würden. Aber wir werden enttäuscht, die zwei Beton-Bunker die wir sehen, sind geschlossen und so wie der ganze Park ziemlich vergammelt! Schade!

Jetzt lässt sich Paul total ungern herab, bei McDonalds ein Soft-Ice zu essen, damit ich dort einen Kaffee trinken kann...

An der Grenze müssen wir diesmal bei den Engländern zweimal unsere Pässe zeigen, die wollen es ganz genau wissen! Paul's Pass wurde zum Glück in Barcelona nicht geklaut, nur die ID!

Wir lernen den Schweizer Paul aus Zürich kennen. Er hat unsere Bernerflagge erkannt und kommt zu uns ans Schiff. Er befindet sich 5 Monate lang in England, wo er eine Segelausbildung macht, und freut sich ungemein, wieder mal Schweizerdeutsch zu hören und zu sprechen. Wir auch, wir freuen uns auch!

Auf der Baustelle wird heute bis um 22h gearbeitet. Rund um den Hafen hier, hat es eine grosse Baustelle. Von meinem Essplatz im Cockpit der MABUHAY sehe ich, ohne den Kopf zu drehen, 8 Baukräne.

die Bunker sind geschlossen
die Grenzstation zwischen England und Spanien

 Mittwoch, 22.August 2007: Am Morgen superstrahlender Sonnenschein. Ab Mittag Wind und bewölkt, d.h. für mich; lange Jeans-Wetter (nein, noch nicht Faserpelz!).

Paul haut sich den Kopf am Türrahmen des Bug-WC's dermassen an, dass er sich ein grosses Stück Haut abschürft, zuoberst auf der Glatze, und ziemlich blutet. Sieht jetzt total gruusig aus, aber er will absolut kein Pflaster drauf haben! Männer!!! Jetzt will er nur noch mit einer Kappe auf dem Kopf im Schiff herumlaufen...

Bei unserem heutigen Spaziergang durch das neuere Gibraltar stellen wir fest, dass Gibraltar eine einzige grosse Baustelle ist. Überall schiessen 10-12-stöckige Wohnblocks aus dem Boden. Hier scheint man dem Meer laufend Boden abzutrotzen und eigentlich müsste ich schreiben, die Häuser schiessen aus dem Meer! Aber ein tolles modernes Spital haben die hier. Gottlob können wir das nur von aussen feststellen und sehen es nicht von innen!

Seit wir in Gibraltar sind, müssen wir uns mit den „Tiden“ (Ebbe und Flut) herumschlagen.

Das Hochwasser baut sich während 6h 20min auf (Flut) und es dauert wieder 6h 20min, bis das Niedrigwasser (Ebbe) erreicht ist. Hier in Gibraltar macht die Differenz 1.1m aus. Dies bedeutet nun, dass wir einen für uns „günstigen“ Strom abwarten müssen, einen, der uns durch die Strasse von Gibraltar in den Atlantik „spült“. Da wir nicht gerne im Dunkeln durch die Strasse von Gibraltar fahren wollen, müssen wir halt abwarten, bis alles zusammen passt.

in der Stadt Gibraltar, das heisst wir sind in England

Die Strasse von Gibraltar ist eine Meerenge, die das Mittelmeer mit dem Atlantik verbindet. Eingefasst wird sie im Norden von Spanien und der britischen Kronkolonie Gibraltar, im Süden von Marokko und der spanischen Exklave Ceuta. Sowohl Gibraltar wie auch Ceuta, sind wichtige Hafenstädte. Die Strasse von Gibraltar ist 14 bis 44 km breit und etwa 60 km lang, sie erreicht eine Tiefe von 286 m unter dem Meeresspiegel.

Die Strasse von Gibraltar ist eine der meistbefahrenen Wasserstrassen der Welt, die täglich von ca. 300 Berufsschiffen durchfahren wird.

Bestimmend ist der ständig ostsetzende Strom, ins Mittelmeer hinein, hervorgerufen durch das etwa 1,4 m niedrigere Niveau des Mittelmeers gegenüber dem Atlantik. Diese Differenz wird durch die hohe Verdunstungsrate des Mittelmeeres verursacht, welche durch Niederschläge und Zufuhr von Wasser durch die Flüsse, nicht ausgeglichen werden kann. In Verbindung mit oft vorherrschenden Westwinden, die sich in der Strasse durch Düsenwirkung verstärken, galt sie in der Antike als unbezwingbar und als das Ende der Welt.

die Strasse von Gibraltar

Freitag, 24.August 2007: Es ist kühl (24°), neblig, bewölkt und heute frühstücken wir zum ersten Mal, seit ewigen Zeiten, wieder mal unten im Salon.

Wir wandern wieder mal über den Flughafen nach La Línea in Spanien. Die Strasse über den Flugplatz wird kurzerhand gesperrt, wenn ein Flugzeug landen oder starten will. Wir schlendern beim Markt vorbei und kaufen bei Mercadona ein. Auf dem Rückweg nach England (Gibraltar) essen wir direkt vor der Grenze bei McDonalds einen Salatteller!!! Und dies total gegen Pauls Prinzipien! Und ausgerechnet an seinem Geburtstag!

Um 17h15 regnet es, aber nur etwa 50 Sekunden. Auch in der Nacht tropft es ein paar mal. Morgens finden wir auf der ganzen MABUHAY die Pfötchenabdrücke der schwarzen Katze „Spiky“ von unseren steuerbord Nachbarn.

Auf der Baustelle in meinem Blickfeld von der MABUHAY aus, wird auch heute wieder bis um 22 h gearbeitet. Die sind wirklich fleissig hier! Aber wann sie am morgen anfangen, habe ich bis jetzt noch nicht rausgefunden. Und warum nicht, hm? Weil wir noch schlafen, wenn die schon wieder mit ihrer Arbeit beginnen...

Samstag, 25.August 2007: Die MABUHAY zerrt die ganze Nacht wie verrückt an ihren Seilen, wegen Ebbe, Flut, Wind und Wellen. Es ist kühl (25°), total bewölkt, neblig aber trotzdem warm und drückend.

Mit dem öffentlichen Stadtbus machen wir einen kleinen Ausflug zum Europa Point. Das ist die südlichste Spitze des Gibraltarfelsens. Auf dem äussersten Ende steht der rotweisse (aus dem Jahre 1841) Leuchtturm. Sein Licht befindet sich in 49 m Höhe über dem Meesresspiegel und leuchtet 37 km weit. Das Mittelmeer stösst hier an seine westliche Grenze und seine Wellen schlagen wütend und weiss gischtend an den Fuss des Gibraltarfelsens. Ein eindrücklich kraftvolles und unendliches Schaupiel!

Der Halbgesunkene Frachter liegt noch genau so da, wie vor einer Woche, als wir den Felsen zwischen dem Leuchtturm und dem Wrack gerundet haben.

Die Moschee sehen wir jetzt auch aus der Nähe, aber hinein können wir nicht, sie ist für „Nichtgläubige“ geschlossen.

Für den halben Rückweg nehmen wir wieder den Bus und die andere Hälfte legen wir zu Fuss zurück. Durch die autofreie Main Street, wo reges Treiben herrscht, gelangen wir zum schönen Marktplatz, wo wir uns für eine Päuschen niederlassen.

Um 18h, als wir zurück bei der MABUHAY sind, ist die ganze Umgebung in Nebel eingehüllt. Es ist richtig gespenstisch und man könnte hier direkt einen gruseligen englischen Kriminalfilm drehen...

 

Sonntag, 26.August 2007: 29°, aber sehr trüb. Wir erfahren heute, dass gestern Abend keine Flugzeuge hier landen konnten, wegen dem dicken englischen Nebel. Die Flugzeuge mussten nach Málaga ausweichen. Wir überqueren nochmals den Flughafen, um in Spanien ins Internet zu gehen. Hier in Gibraltar kostet eine Stunde Internetverbindung 7.50 Euro, in Spanien 2.00 Euro! Diesmal wird die Strasse über den Flugplatz für uns gesperrt und wir können zuschauen, wie eine dicke 4-propellerige englische Militärmaschine landet.

die Moschee an der Südspitze des Gibraltar-Felsens

Montag, 27.August 2007: 28° Sonne. Morgen ist es soweit, wir werden Gibraltar verlassen. Um 14h verlegen wir die MABUHAY in die riesige Ankerbucht vor der spanischen Stadt La Línea.

Wir verbringen einen gemütlichen Nachmittag mit sonnen, lesen und oder einfach faulsein.

 

Dienstag, 28.August 2007: Nach einer sehr ruhigen Nacht (viel ruhiger als die letzten 8 Nächte im Hafen von Gibraltar), ist um 5h45 Tagwache, bei herrlichstem Vollmondschein. Wenn es nicht so viele Fracht- und Tankschiffe rundherum hätte, wäre es richtig romantisch! Um genau 6h48 ist es Zeit für uns, den Anker zu heben, ganz genau 4 Stunden nach dem höchsten Hochwasser-Stand. Wir fahren Slalom durch die vielen „parkierten“ grossen Schiffe, in die Strasse von Gibraltar. Zum Glück sind alle sehr gut beleuchtet. Erst um 7h30 wird es ganz, ganz langsam hell und wir können gut die Berge drüben in Marokko sehen. Bei Tarifa hat es -zig weisse Windpropeller auf den Hügeln, bestimmt gegen 80 Stück! Tarifa ist der südlichste Punkt des europäischen Festlandes.

Ich wollte das nicht glauben, aber es stimmt, wir haben es nachgeprüft. Hier ist auch die schmalste Stelle der Meerenge von Gibraltar, nur 14 km zwischen Spanien und Marokko. Ab hier sind wir nun an der „Costa de la Luz“ (Küste des Lichtes) und im Atlantik.

Alle Wettervorhersagen lauteten für heute auf 100% Ostwind, aber wir haben natürlich Westwind und müssen motoren, 3 mal setzen wir Segel und versuchen zu segeln, aber es hat keinen Zweck, es klappt nicht. Also weiter motoren!

Nach Tarifa kommen wir zeitweise immer wieder durch lästige Nebelbänke, aber Radar sei Dank, gibt es dadurch weiter keine Probleme.

Um 13h ankern wir, bei Sonnenschein, vor dem Hafen von Barbate. Die Fahrt durch die Strasse von Gibraltar ist prima verlaufen und die 34sm (63km) haben wir mit gutem Schiebestrom zurückgelegt. Paul hätte sich im voraus nicht so viele Haare ausfallen lassen müssen, vor lauter Respekt vor dieser Meerenge!!!

 

Mittwoch, 29.August 2007: Gestern Abend ist uns aufgefallen, dass es hier bis spät, noch sehr viele Leute am Strand hat. Um 20h45 war Sonnenuntergang und bis um 21h15 hatte es noch viele Menschen am Strand und sogar im Wasser.

Um 9h15 fahren wir los, es ist bewölkt, aber nicht kalt. Wir passieren das Cap Trafalgar. Hier fand die berühmte Seeschlacht (21.10.1805) statt, wo die französisch-spanische Flotte von den Engländern, unter Lord Nelson, entscheidend geschlagen wurde. Für Lord Nelson war es die letzte Schlacht, er fand hier den Tod.

Ab diesem Cap Trafalgar machen wir eine sehr ungemütliche Fahrt gegen Wind und Wellen. Auch heute müssen wir motoren. Das Festland liegt im Nebel und es ist langweilig! Ausser 3 fliegenden Fischli sehen wir gar nichts, langweilig und mühsam! Endlich, nach 40 sm motoren kommen wir in den riesigen Golf von Cádiz. Wir hoffen hier ein geschütztes Ankerplätzli zu finden. Aber mit Westwind ist keine ruhige Ecke für uns zu finden. Also dann halt rein in den Hafen vor der Stadt Cádiz, in den Puerto América, wo wir um 17h endlich eintreffen. Der Platz 18, den wir zugewiesen bekommen, ist schon besetzt, wir dürfen auf Platz 23. Steuerbords haben wir einen französischen Nachbarn und backbords einen Engländer. Jetzt um 16h53 ist hier Wasserhöchststand (der Flut). Die Differenz zum Niedrigststand (der Ebbe) beträgt heute 3.8m. Immer einen Tag nach dem Voll - oder Neumond ist die Differenz am grössten, und gestern war Vollmond. Hier hat es zum Glück Schwimmstege, d.h. die Stege steigen und sinken mit dem Wasser.

Dieser Hafen ist ganz neu, überall wird noch daran gebaut, mit Mitfinanzierung der EU (75%).

Nach dem Abendessen machen wir noch einen kleinen Spaziergang in die Stadt. Die Sonne versinkt als glutroter Ball im Meer. (21h00) Bei der Meerespromenade in Cádiz werden wir als erstes von 3 Ratten überrascht, die dort gemütlich ihr Futter suchen. Auch hier verkündet eine grosse Tafel, dass diese Promenade mit Hilfe der EU saniert werden soll! Nach einem kurzen Rundgang in der Altstadt, sind wir nach 1 ½ Stunden wieder zurück auf der MABUHAY, bei tollstem Vollmondschein. Mein erster Eindruck von Cádiz: eine sehr schöne Stadt, wenn sie nur ein bisschen besser gepflegt würde...

 

wir verlassen Gibraltar
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