Donnerstag, 31.Mai – Samstag, 2.Juni 2007: Menorca
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angekommen in Menorca

Donnerstag, 31.Mai – Samstag, 2.Juni 2007: Es ist Donnerstagmorgen 9h15. Nach 6 Wochen, in denen wir hier in Sardinien sehr viel gesehen und erlebt haben, verlassen wir diese wunderschöne Insel. Wir mussten hier in Santa Teresa 5 Tage warten, bis der Sturm vorbei war. Es hatte soviel Wind und grosse Wellen, dass nicht einmal mehr die Fähren über die Strasse von Bonifacio nach Korsika fuhren. Ich bin ein wenig geknickt! Ich könnte es hier gut noch ein paar Wochen aushalten! Es tut schon ein bisschen weh, mein zweites Heimatland, Italien, zu verlassen. Ciao bella Italia!!!

Wir wollen nach Spanien, genau nach Menorca. Nach 2 Stunden motoren, können wir segeln. Mit Schmetterlingsbesegelung, das heisst, das Vorsegel auf der rechten Seite und das Grosssegel auf der linken Seite, (oder war's etwa umgekehrt?) kommen wir gut voran. Der Wind kommt genau von hinten (Osten) und schiebt uns vor sich her nach Westen. Die Windvorhersage stimmt wieder einmal total nicht! Gemeldet war für heute Südwind. Drei Mal begegnen wir Delfinen. Aber sie haben nicht lange Interesse an uns. Vermutlich sind wir ihnen zu langsam, segeln wir doch nur etwa mit 4.5 Knoten (8.5km) pro Stunde, aber wir segeln! Nach 6 ½ Stunden ist fertig „geschmetterlingt“. Wir müssen die Segel einrollen. Die Wellen sind zu gross und der Wind zu schwach. Die Segel schlagen und Paul kann das nicht ertragen. Irgendwann begegnen wir einer gewaltig grossen Schildkröte. Sie schlägt mit dem Panzer an den Rumpf der MABUHAY. Als wir sie querab (seitlich) vom Schiff haben, schaut sie uns an, als wollte sie sagen: „Hey Mann, könnt ihr nicht aufpassen!“

Zwei Mal müssen wir wieder 2-3 Stunden motoren. Aber die letzten 26 Stunden können wir voll segeln und zwar mit einem Mordstempo. Wir müssen reffen (Segel verkleinern) um nicht allzu schnell zu sein. Es hat riesige Wellen die uns manchmal richtig anfauchen, hie und da ergiesst sich eine ganz freche voll in unser Cockpit. Eigentlich wäre heute Vollmond, aber leider ist der Himmel bedeckt und vom Mond ist nichts zu sehen. Am Samstagmorgen um 01h00, ertönt plötzlich ein Wahnsinnsknall! Ich liege im Bett. Ich habe das Gefühl, die MABUHAY breche jeden Moment auseinander! Wenn man unten im Schiff ist, tönen alle Geräusche von oben viel lauter und fürchterlicher, als wenn man oben im Cockpit sitzt. Ich eile sofort nach oben zu Paul und dieser flucht lauthals vor sich hin. Er kann das Grosssegel nicht mehr einrollen, ein Bolzen ist gebrochen! Inzwischen hat es auch angefangen zu regnen. Ab 03h15 fahren wir nur noch mit dem Grosssegel. Die Wellenberge sind immer noch riesig und der Wind nimmt ständig zu. Wir machen einen richtigen Höllenritt mit. Endlich bei Tagesanbruch sehen wir die Umrisse Menorcas. Die letzte Stunde steuert Paul von Hand, weil der Autopilot es nicht mehr schafft. Dies ist eine enorme Anstrengung und wir sind froh, endlich um die Halbinsel La Mola (den östlichsten Punkt Menorcas und überhaupt ganz Spaniens) in die Bucht von Mahón einfahren zu können. Das Grosssegel ist immer noch draussen und inzwischen haben wir 33 Knoten (7 Beaufort) Wind. Hinter einem Felsen geschützt ankern wir. Paul kann Gott sei Dank den gebrochenen Bolzen provisorisch durch eine Schraube ersetzen und das Grosssegel kann wieder eingerollt werden. Jetzt funken wir mit Anne und Werner von der „sail away“. Die sind schon seit 3 Wochen hier in einer Bucht vor Mahón. Wir heben den Anker und fahren zu ihnen in die Bucht Cala Taula. Hier hat es schon viele Schiffe vor Anker. Wir wollen auch hier ankern, aber jetzt sind schon 35 Knoten (8 Beaufort) Wind und nach dem x-ten Ankerversuch zwischen den anwesenden Schiffen, gibt Paul entnervt auf! Er kann nicht mehr!!! Immerhin hat er seit fast 50 Stunden kaum geschlafen. Jetzt will er nur noch in den sicheren Hafen von Mahón. Absolut unkorrekt, mit italienischer, statt mit spanischer Gastlandflagge (es war unmöglich diese bei dem Wellengang auszuwechseln) und ohne unsere Nationale, der Schweizerflagge, laufen wir in Mahón ein, Sauerei!. Auch hier, während des anlegens an der Hafenmole, bläst der Wind mit Stärke 8. Aber das Manöver gelingt und wir sind heilfroh, diesen Höllenritt und die elende Schaukelei hinter uns zu haben! Nach 49 Stunden liegen wir hier fest und sicher, es ist Samstagmorgen, 10h15. Von 246.8 sm (457 km) sind wir 202 sm gesegelt und nur 44,8 motort. Ist glaub' ich nicht schlecht für uns Greenhörner, oder?

Anne und Werner kommen mit dem Schlauchboot zu uns. Zur Begrüssung gibts ein Bier und anschliessend hauen Paul und ich für drei Stunden ab in unsere Betten, das war auch dringend nötig, die letzten zwei Nächte hat Paul fast nichts und ich sehr wenig geschlafen. Nach dem Erholungsschlaf machen wir uns ans aufräumen und putzen. Das Schiff wird aussen gründlich mit Süsswasser gewaschen, weil alles bis in die hinterste Ritze voll Salz ist.

Abends machen wir einen Spaziergang in die Stadt Mahón. Zuerst gehen wir zur grossen Fährenstation. Wir wollen abklären, ob wir mit einer Fähre nach Palma de Mallorca fahren könnten. Unsere Tochter Claudia und ihr Freund Max sind dort (in Paguera) für zwei Wochen in den Ferien.Aber wir erfahren, dass nur jeden Sonntag eine Fähre von Mahón nach Palma de Mallorca fährt, und dass ein Weg 5 Stunden dauert. Also müssen wir das Projekt vergessen, die beiden in Mallorca zu treffen.

Über eine schöne weisse und breite Treppe gelangen wir in die obere Stadt von Mahón. Wir schauen uns ein wenig um. Vom Hauptplatz Placa de Esplanada gelangt man durch die Fußgängerzone zum Fisch- und Gemüsemarkt unter dem alten Kreuzgang eines ehemaligen Klosters, wo sich im Untergeschoss ein grosser Supermarkt befindet. Von dort hat man eine herrliche Aussicht auf den Hafen von Maó.

Maó gilt als einer der sichersten Häfen im Mittelmeer. Der Fjord mit einer Länge von 5,5 km und einer Breite von bis zu 1,2 km ist der grösste Naturhafen im Mittelmeer und diente in allen Epochen den seefahrenden Nationen als sichere Basis ihrer Flotte. Heute ist er ein beliebtes Ziel für Yachten und Kreuzfahrer aus aller Welt.

 

Auf dem Rückweg zum Hafen treffen wir am Fusse der Treppe zufällig auf eine kleine Veranstaltung. Eine Gruppe von etwa 30 Leuten tanzt menorquinische Volkstänze. Einfach nur so, ohne Trachten, nur in Jeans und T-Shirts. Drei oder vier Oldies sind dabei, aber alle anderen sind junge Leute. Begleitet werden sie von neun Musikern mit 2 Gitarren, eine komische Geige die aussieht wie ein Knochen (gemäss Paul), Tambourine und diverse Schlaginstrumente. Je nach Tanz wird dazu auch noch gesungen. Einige der Tänzer klappern während des Tanzens mit Castagnetten in beiden Händen. Toll diese Musik und Tänze. Das stellt uns wieder richtig auf nach diesen letzten zwei anstrengenden Tagen und Nächten.

 

Sonntag, 3.Juni 2007: Nach einem tiefen, gesunden Schlaf fühlen wir uns beide wieder richtig gut. Trotzdem ist heute ein Ruhetag angesagt.

Ich getraue mich noch nicht spanisch zu sprechen! Ich habe noch zuviel italienisch im Kopf und muss mich erst wieder ein wenig „einhören“. Ausserdem verstehe ich von dem Menorca-Dialekt, dem „Menorquín“, sowieso kein Wort.

Am Mittag verlegen wir die MABUHAY zur Isla Clementina. Dies ist eine schwimmende Plattform, draussen im Hafen, wo die Liegeplätze nur die Hälfte von den Plätzen am Kai kosten. Allerdings braucht man das Schlauchboot, um von dort in die Stadt zu gelangen.

 

Die Insel Menorca

Menorca ist die östlichste Insel der Balearen mit einer Ausdehnung von ca 700 km2 vom Cap La Mola bis zur Landzunge Bajoli. Die Insel ist in Ostwestrichtung etwa 50 km lang und in Nordsüdrichtung 16 km breit. Ca. 60'000 Einwohner.

 

Die Insel teilt sich in zwei Regionen auf: Tramontana im Norden und Migjorn im Süden. Als Folge von geologischen Faltungen ist die Gegend des Tramontana schroff; an seiner zerklüfteten Küste finden wir Naturhäfen von auserordentlichen Schönheit.

 

Im Gegensatz dazu hat die Region des Südens ein sanftes Relief mit tiefen Schluchten. Die Küste ist hier geradliniger mit vielen Felsküsten und langen Sandstränden. In der Mitte der Insel ragt als höchste Erhebung - 357 m - der Monte Toro empor, von dem aus man einen herrlichen Rundblick über ganz Menorca geniessen kann. Menorca, mit seiner 117,3 km langen Küstenlinie bietet zahlreiche Abwechslungen: Steilküsten, abgeschiedene stille Buchten und lange sonnige Strände sowie einige Naturhäfen.

Menorca wurde von vielen Völkern beeinflusst: Phönizier, Griechen, Karthager, Römer, Mauren, Spanier, Engländer und Franzosen. Zur Zeit der Römer hiess die Insel Minor - die kleinere, woraus dann Menorca wurde.

 

Wie alles angefangen hat, wo die ersten Bewohner der Insel herkamen, wer sie waren, all diese Fragen bleiben nach wie vor der Spekulation überlassen. Eines der letzten großen Rätsel des Mittelmeerraumes ist die über 7000 Jahre alte megalitische Kultur Menorcas.

 

Eine Fülle megalithischer Monumente faszinieren den Besucher - die Taulas genannten riesigen Steintische, die von der Talayot-Kultur übriggebliebenen Talaiots genannten mächtige Rundtürme und die Navetas genannten beeindruckenden Totenschiffe. Über dreißig ausgegrabene Taulaanlagen, die noch fast vollständig erhalten sind, und zahllose Navetas und Talaiots machen Menorca zu einem einzigartigemn Freilichtmuseum.

Die beiden grössten Städte der Insel:

 

Mahón (Maó auf menorquin) - ca. 22'000 Einwohner, 50 m hoch über einem der größten Naturhäfen des Mittelmeeres gelegen. Der Aufschwung der Stadt begann unter der Herrschaft der Briten im 18. Jahrhundert. Aus strategisch-politischen Gründen wurde Maó 1722 zur Hauptstadt erklärt. Heute vereint sie als pulsierendes, bürgerliches Zentrum englischen Stil mit mediterraner Atmosphäre.

 

Wenn es stimmt wurde hier in Mahón die Mayonnaise erfunden.

Die Entstehungsgeschichte der Mayonnaise ist nicht völlig geklärt. Am 28. Juni 1756 wurde der Hafen Mahón auf der spanischen Insel Menorca vom französischen Herzog von Richelieu erobert. Nach der geläufigsten Version soll zu Ehren des Eroberers anlässlich eines Festes die Mahonnese kreiert worden sein. Eine andere Variante lautet, dass die Mahonnese während der Belagerung aus der Not heraus entstanden ist. Eine kalt gerührte Soße war damals etwas Neues in der französischen Küche. Von Frankreich aus wurde die Mayonnaise in viele Länder weltweit verbreitet.

 

Ciutadella – ca. 15'000 Einwohner. Die ehemalige Inselhauptstadt hat sich bis heute ihren mittelalterlichen Charme bewahren können. Mit ihrem pittoresken Hafen, den Kirchen, Adelspalästen und engen, romantischen Altstadtgassen stellt sich Ciutadella als Hüterin der Traditionen und gleichzeitig lebhafte Metropole im Westen der Insel dar.

 

Ausserhalb dieser beiden Städte wird das Bild der Insel vor allem von geruhsamer Beschaulichkeit geprägt: unzählige von Steinmauern gesäumte Felder, weißgetünchte Bauernhöfe mit alter Käsetradition, idyllische Dörfer, malerische Fischerorte. Wegen der späten Erschließung durch den Tourismus konnte Menorca sich vor der Zerstörung durch Siedlungen weitgehend bewahren. Im Jahre 1993 wurde die Insel zu einem Biosphärenreservat erklärt. Heute steht fast die Hälfte der Insel unter Landschafts- und Naturschutz. Viele unbebaute Strände und ursprüngliche Landschaften sind somit erhalten geblieben.

in Mahón
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