Auffahrts-Donnerstag, 17.Mai 2007: Strasse von Bonifacio
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wer ist das jetzt genau?

Auffahrts-Donnerstag, 17.Mai 2007: Hier in Italien ist heute kein Feiertag, aber für uns schon! Wir haben heute morgen Wetterkarten und Navigationsmeldungen erhalten! Endlich! Seit 1 ½ Jahren ärgern wir uns jetzt mit dem teuren Wettergerät schon herum und nun klappt es endlich, jupiii... wieder ein Problem gelöst und der Skipper ist zufrieden(er)!

Ich sitze drei (ja 3!) Stunden im Punto Internet und übermittle Fotos nach Pieterlen.

Am Nachmittag machen wir einen langen Spaziergang. Unterwegs sehen wir eine mobile Wahlpropagandawand, wo man auf dem Wahlplakat den zu wählenden Kanditaten im Vordergrund sieht und im Hintergrund den Hafen von Olbia. Paul entdeckt doch tatsächlich unsere MABUHAY auf dem Hafenfoto. Paul ist ein vortrefflicher Beobachter! Aber das glaubt uns bestimmt wieder mal keiner! Leider habe ich den Fotoapparat im Schiff vergessen.

Während des Spaziergangs kommen wir an der Via Svizzera vorbei. Nein, sorry, aber eine Via Germania haben wir nicht entdeckt!

Granitfelsen

Sonntag, 20. Mai 2007: Den ganzen Sonntag verbringen wir in dieser irrsinnig schönen türkisen Costa-Smeralda-Bucht. Paul schwimmt ein paar Mal, mir ist das Wasser noch viiiel zu kalt! Dafür backe ich ein Windbrot (mit dem Strom vom Windgenerator).

Montag, 21.Mai 2007: Um 10h verlassen wir unsere Traumbucht und segeln mit sehr wenig Wind nordwärts. Am berühmten Porto Cervo dümpeln wir vorbei. Es hat überall tolle Villen an den Hängen! Um 12h15 Delfine! Eine kleine Gruppe kommt uns entgegen und zieht gemächlich an uns vorbei, ohne uns zu beachten. Übrigens habe ich sie diesmal entdeckt!

Plötzlich kommt super Wind auf und nachdem wir uns ein wenig versegelt haben und bald in Grönland gelandet wären, erwischen wir doch noch den richtigen Kurs und finden den Golf von Arzachena und die Bucht Cala Bitta, ohne weitere Probleme und guter Fahrt. Abends sind wir ganz alleine in dieser absolut ruhigen, von schönen Granitfelsen umgebenen Bucht. Um 19h spielt das Glockengeläut des nahen Kirchleins, das wir aber nicht sehen können, das „Ave Maria“ und anschliessend singen uns die Amseln ein Abendlied. Schön!

Dienstag, 22.Mai 2007: Erst gegen 10h40 verlassen wir diese schöne Bucht und segeln zur Insel Santo Stefano.Auf der Ostseite der Insel befindet sich ein NATO-Stützpunkt für Atom-U-Boote, eine US-Marine Basis mit einem Teil der 6. amerikanischen Flotte. Die ganze östliche Küste ist militärisches Sperrgebiet. Ausserdem ist die Insel Sitz der sardischen Kommandobehörde der italienischen Kriegsmarine und eines Ausbildungszentrums für Marine-Soldaten.

Wir segeln nur 4,8 sm weiter, in eine Bucht an der Südseite der Insel, der Cala Villamarina. Hier müssen wir nicht ankern, sondern können an einem halbverfallenen Betonsteg festmachen. Von hier aus klettern wir in einem aufgegebenen Granit-Steinbruch herum und bestaunen die riesige unvollendete Steinstatue, über die die Fachleute noch streiten, wen sie darstellt: ist es der italienische Freiheitskämpfer Garibaldi, oder ist es Millelire? Domenico Millelire (1761-1827) war ein Sarde der Bonaparte vertrieb, als dieser versuchte, auf Santo Stefano an Land zu gehen, um den Archipel zu besetzen. Oder ist es vielleicht jemand ganz anderes?

Danach machen wir eine kleine Wanderung zum Fort San Giorgio, von wo aus man eine tolle Aussicht auf die Nachbarinsel La Maddalena und nach Sardinien hat. Von dort kann man auch sehr gut den „Bären“ auf dem Capo d'Orso sehen. Dies ist ein riesiger Granitfelsen, der aussieht wie ein Bärenkopf.

Bei der Rückkehr von unserem Spaziergang werden wir von den Franzosen Michelle und Rab zum Tee auf ihr Schiff „Mirakle“ eingeladen.

Paul schwimmt ein paar Runden und weil das Wasser so glasklar ist, bin sogar ich mutig und steige auch ins kalte Wasser: bis zu den Waden!

wer ist das jetzt ganz genau?

Mittwoch, 23.Mai 2007: Nach nur 2,2 sm motoren sind wir schon im Hafen La Gavetta von La Maddalena (Stadt).

La Maddalena heisst die grösste und bedeutendste Insel des gleichnamigen Archipels vor der sardischen Nordküste. Der Maddalena-Archipel besteht aus Dutzenden von Eilanden und sieben grösseren Inseln (La Maddalena, Caprera, Santo Stefano, Spargi, Budelli, Razzoli und Santa Maria), seine Gesamtfläche beträgt knapp 50 km². 1997 wurde der Maddalena-Archipel zum Nationalpark erklärt. (Wie passt da die Basis für Atom-U-Boote dazu???)

Der Hauptort der Insel La Maddalena, die Stadt La Maddalena, hat etwa 11'400 Einwohner. Das Bild in den Strassen wird hauptsächlich von den italienischen Kadettenschülern und von den US-Marine-Soldaten in ihren chicen weissen Uniformen geprägt.

Im Hafen, direkt neben uns legt ein französisches Segelschiff mit 6 Personen an. Wir beobachten wie 5 Personen zuschauen und der Skipper alles alleine macht! Dieser ist mordswütend, stinksauer und die Stimmung an Bord scheint nicht sehr friedlich zu sein!

Bis um 23h30 fahren die Italiener mit Motorrädern und Autos laut johlend, hupend und riesige Flaggen schwenkend, wie die Gestörten durch die Strassen der Stadt. Und das nur, weil Milan den Fussballmatch gegen Liverpool gewonnen hat,

Donnerstag, 24.Mai 2007: Zwischen den Inseln Sardinien und Spargi fahren wir Richtung Korsika. Den Wind haben wir genau auf die Nase, d.h., wir müssen motoren. Aber nur die ersten 4 sm, dann kommt Wind aus der richtigen Richtung auf und wir können segeln. Am Anfang zwar nur ganz, ganz langsam, aber kurz vor Bonifacio fetzt es richtig zügig. Paul hat inzwischen die Gastlandflagge gewechselt, d.h., er hat die Franzosen - und die Korsikafahne gehisst.

Paul hat schon lange den Wunsch gehegt, einmal die Strasse von Bonifacio zu durchsegeln. Die Strasse von Bonifacio ist der schiffbare Wasserweg, in der Meerenge zwischen den Inseln Korsika und Sardinien. Aber er hatte auch gehörigen Respekt davor, weil er darüber schon sehr viel gelesen hatte. Von sturmartigen Gegenwinden, Gegenströmungen, Düseneffekt und sonstigen Horrorszenarien war da alles dabei. Und jetzt segeln wir einfach so gemütlich dahin und essen unser Mittagessen und trinken ein Käffeli während der Fahrt. Es ist wunderschön! Die hochaufragenden, ausgewaschenen Kreidefelsen an der korsischen Küste kommen näher und werden immer imposanter. Zuoberst auf den Felsen thronen, weithin sichtbar, in 65 m Höhe, die grösste Zitadelle Korsikas, Leuchttürme und die südlichste Stadt Frankreichs, Bonifacio.

Bei der Annäherung vom Meer her, glaubt man nicht, dass sich in den hohen Kreidefelsen eine Zufahrt finden lässt. Erst kurz vor der Einfahrt scheinen sich die Klippen wie ein grosses Tor zu öffnen, um den Weg freizugeben. Die Einfahrt in den tiefeingeschnittenen Fjord von Bonifacio ist ziemlich spektakulär! Nach 14,2 sm (14,2 sm x 1,852 km = 26,3 km) machen wir die MABUHAY im Hafen von Bonifacio fest. Paul hilft sofort den deutschen Seglern die nach uns ankommen und er hilft den Franzosen ihre Schiffe festzumachen. Gut, das der Schotte direkt neben uns, schon da war!

Es ist 16h und jetzt machen wir einen Spaziergang hinauf in die Altstadt von Bonifacio. In die befestigte Altstadt mit der Zitadelle gelangt man über eine Zugbrücke und durch ein Tor. Es ist sehr heiss (etwa 28°) und wir kommen ganz schön ins Schwitzen, bis wir zuoberst sind. Aber der Aufstieg hat sich gelohnt, die alte Stadt mit den engen Gassen und Treppen ist echt schön und die Aussicht erst! Die Lage der Stadt auf dem schmalen halbinselartigen Plateau zwang dazu, in die Höhe zu bauen. Die meisten Häuser in der Altstadt sind vier und fünf Stockwerke hoch. Die Querbögen zwischen den Häusern sind Reste einer Wasserleitung, mit der das Regenwasser von den Dächern in unterirdische Zisternen geleitet wurde. Es gibt hier Restaurants, deren Speiseterrassen hoch über dem Wasser, an steilen, überhängenden Kreidefelsen, die von der Brandung teilweise unterspült und ausgehöhlt sind, kleben. Von verschiedenen Stellen hat man einen herrlichen Ausblick auf die Strasse von Bonifacio und auf die seltsam geformten Felsen vor der Küste.

Napoléon Bonaparte wurde hier in der Altstadt von Bonifacio geboren. In Bonifacio wird heute noch ein Dialekt gesprochen, der von den übrigen Korsen kaum verstanden wird.

da drüben ist Korsika
in Bonifacio / Korsika

Freitag, 25.Mai 2007: Bonifacio ist wirklich umwerfend schön, trotzdem wollen wir wieder rüber nach Italien, nach Sardinien. Diesmal queren wir die Strasse von Bonifacio in Rekordzeit. In ziemlich genau 2 Stunden legen wir die 10,2 sm zurück. Der Wind ist super, genau so wie wir in brauchen, Nord-Ost und 4-5 Beaufort. Etwa in der Mitte der ca. 18,5 km breiten Strasse von Bonifacio wechselt der Skipper wieder die Gastlandflagge und wir segeln mit der italienischen Trikolore, wie es sich gehört.

Wir legen im Hafen Santa Teresa di Gallura an, am nördlichsten Zipfel von Sardinien. Es ist herrliches warmes Wetter und eigentlich wollten wir in der Bucht vor dem Hafen ankern. Aber die Wetterfrösche melden ziemlich heftigen Wind aus West und schlechtes Wetter für das Wochenende und so getrauen wir uns nicht so richtig, draussen zu ankern.

Abends um 20h wird es langsam kühl und jetzt merke ich, dass meine langärmlige Bluse noch in Bonifacio im Internet-Point an der Stuhllehne hängt. Schade, es war meine Lieblingsbluse, aber, es gibt Schlimmeres!

wir verlassen Korsika

Samstag, 26.Mai 2007: Wir erkunden die Umgebung und machen einen langen Spaziergang durch die mit Macchia bewachsenen Hügel und vorbei an schönen, leerstehenden Villen.

Von diesem Hafen hat es eine Fährverbindung nach Bonifacio in Korsika. Ausserdem hat es einen tollen Supermercato der Pelicano heisst. Die Marineros und die Frau in der Capitaneria sind alle sehr nett. Die neusten Wetterprognosen sind jeden Tag picobello in einer Vitrine bei der Capitaneria angeschlagen, vorbildlich!

Pfingstsonntag, 27.Mai 2007: Nach einem schönen Spaziergang zum spanischen Wachturm auf dem Cap vor der Stadt, mampfen wir im Ristorante Girasole (Sonnenblume) eine supergute Pizza.

Ich fühle mich ein wenig geehrt; in diesem schönen Ort Santa Teresa hat es eine auch Via Maria Teresa!

Santa Teresa di Gallura
das ist "meine" Strasse

Pfingstmontag, 28.Mai 2007: In Italien ist der Pfingstmontag kein Feiertag.

Es regnet und stürmt wie verrückt! Trotzdem, oder gerade deshalb, will Paul unbedingt spazieren gehen. Er will raus zum Cap, wo der spanische Wachtturm steht, schauen, wie das Meer tobt. Und es tobt! Wir stehen auf dem Cap wo der Westwind uns fast von den Felsen ins Meer fegt! Es sind 7-8 Beaufort und die Wellenhöhe beträgt etwa 4m. Zum Glück sind wir jetzt mit der MABUHAY nicht draussen auf dem offenen Meer!

Jetzt müssen wir noch zum Punto-Internet im Ristorante Sport. Wir brauchen Wetterprognosen um sie mit unseren Wetterfax-Meldungen zu vergleichen. Wir warten hier im gut geschützten Hafen von Santa Teresa auf den richtigen Wind, um nach Menorca zu segeln. Im Moment wird nur lauter starker Westwind gemeldet und da Menorca von hier aus im Westen liegt, können wir den absolut nicht gebrauchen, wir hätten ihn genau auf die Nase.

Brrr... es ist kalt und ungemütlich, dazwischen gibt es immer wieder kurze Regenschütten. Zurück auf dem Schiff richten wir uns gemütlich ein, es ist so richtiges Hüttenfinken-Wetter!

in Santa Teresa di Gallura
der Hafen von Santa Teresa di Gallura
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