Mittwoch, 14.Februar 2007: In der Wüste
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die Wüste ist wunderschön

Mittwoch, 14.Februar 2007: In unseren Betten sind die Leintücher zwar ein bisschen dunkelweiss! Aber geschlafen haben wir trotzdem prima, nur saukalt ist es gegen Morgen geworden! Heinz ist schon um 7h auf den Beinen um den Sonnenaufganzg zu fotografieren. Edith folgt ½ Stunde später, Paul und ich schlottern noch ein wenig in unseren Betten. Später baden die beiden harten Männer in der warmen Quelle. Paul ist richtig froh, wieder aufgetaut zu sein!

 Das Frühstück gibt es draussen an der Sonne. Bevor wir losfahren können um 9h30, müssen wir unserem Chauffeur Mungi 200 Dinar geben, damit er unsere Übernachtung und Essen bezahlen kann. Im scheusslichen Dorf Ksar Ghilane machen wir einen kurzen Stop, um einen Sack aufzuladen, den Mungi nach Douz mitnehmen muss.

Ausserhalb des Dorfes hat es eine Gedenksäule für den französichen General Leclerc. Der ist im Jahre 1943 über 2000 km mit seinen Soldaten durch die Wüste marschiert, um Montgomerys Britische- und Commonwealth-Truppen bei den Kämpfen hier zu unterstützen.

Jetzt folgen wir lange Zeit der Ölpipeline und im „Cafe Bir Soltane“ (Bir =Brunnen), machen wir einen Kaffeehalt. Wir fragen Mungi, ob er mit uns einen Abstecher zum Höhlendorf Matmata macht. Ja, er will schon, aber er will für uns 4 einen Zuschlag von 100 Dinar. Viel zu teuer, jetzt wollen wir nicht!

Unterwegs sehen wir überall in der Wüste Beduinenzelte. Wir fragen uns, ob die Leute wirklich noch über längere Zeit da drin wohnen und wovon sie leben? Hie und da begegnen wir Dromedarherden und immer wieder Schaf- und Geissenherden.

Im „Cafe Tarzan“ gibt es wieder ungefähr das gleiche Mittagsmenü wie gestern. Es ist gut und wir sind zufrieden.

Der Rückweg führt auf direktem Weg über eine geteerte Piste nach Douz. Um 14h15 sind wir schon zurück in der Oase Douz und quartieren uns wieder im Hotel El Marzougui ein, in den gleichen Zimmern wie vorgestern. Wir machen uns sofort auf den Weg zum Museum und zu den El Hofra Dünen. Unterwegs, im Dattelhain fragt uns ein Tunesier, wieviel Uhr es sei? Es ist 16h und wir kommen mit ihm ins Gespräch. Er lädt uns in seine Hütte im Dattelhain ein und jeder bekommt 2 Datteln und ein Gläschen Tee. Der Tunesier heisst Fardel und macht chinesische Massagen. Paul, Heinz und ich bekommen gleich jeder eine solche verpasst. Mir ist die Massage ziemlich unangenehm. Fardel schaut mir mit seinen Kohleaugen intensiv und tief in die Augen, und das 10 cm vor meinem Gesicht! Mit massieren und kneten will er gar nicht mehr aufhören. Gut sind die anderen in der Hütte anwesend!!!

Fardel führt auch Anti-Stress-Reisen in der Wüste durch. Da muss (oder darf) man eine Woche lang zu Fuss durch die Wüste laufen, um den Kopf frei zu bekommen. Am Abend verabreicht er dann jedem Teilnehmer noch täglich eine 1-stündige Massage.

Wir verabschieden uns, nicht ohne ihm einen kleinen Beitrag für die Massagen zu geben.

Bei den El Hofra Dünen sehen wir Heerscharen von Touristen auf Dromedaren kreuz und quer durch die Wüste latschen, oh je!

Für den Rückweg nach Douz fragen wir einen jungen Tunesier, ob er uns auf seinem Eselskarren mitnimmt. Ja, er ist einverstanden, aber er muss zuerst seine Mutter holen und dann dürfen wir auf den Karren hocken. Wir geniessen die Fahrt durch den Palmenhain, aber der arme Esel hat ziemliche Mühe mit uns 4 schweren Touristen. In der Ortschaft Douz entscheidet die Mutter wann wir absteigen müssen!

die Männer baden in der warmen Quelle
Frühstück gibt es an der Sonne
wir verlassen das Camp von Ksar Ghilane
Tankstelle unterwegs
unterwegs
zurück in der Oase Douz

Donnerstag, 15.Februar 2007: Heute ist Markttag in Douz. Es ist der grösste Markt in der ganzen Region. Viele Marktstände wurden schon gestern Abend aufgebaut.

Auf dem Viemarkt, der ein wenig weiter weg liegt, werden 3 junge Dromedare angeboten. Es hat Pferde, Esel, Maultiere, ein Rind und vor allem Geissen und Schafe mit ihren Jungen. In einer Ecke hat es auch Hühner und Kaninchen. Zwischen allen diesen Tieren drängeln die Menschen herum und da und dort wechselt ein Vierbeiner den Besitzer. Das Erstaunlichste an diesem Markt ist, dass es hier kein bisschen stinkt, trotz all der vielen Viecher.

Auf dem Waren- und Gemüsemarkt gibt es alles zu kaufen, was das Herz begehrt.

Gegen Mittag haben wir genug vom bunten Markttreiben und machen uns auf den Weg nach Tozeur.

Mit der Louage fahren wir bis nach Kebili. Hier müssen wir in eine andere Louage umsteigen. Wir müssen extra 5 Dinar bezahlen, damit der Fahrer auf dem Salzsee Chott el Djerid einen Fotostop für uns macht. Die anderen 4 Fahrgäste müssen solange warten, bis wir fertig fotografiert haben (20-30Minuten!). Aber der Fotostop wird bei einem Cafe mit Souvenirladen gemacht und so können sie etwas trinken in der Zeit. Unser Mittagessen besteht heute aus Orangen, Datteln, tunesischer Schokolade und Mineralwasser.Das vertilgen wir in der Louage, immerhin ist der Weg über den Salzsee fast 100 km lang.

Kaum im Hotel Niffer in Tozeur kommt Amor herbeigeeilt und will uns eine Reise verkaufen. Nach harten Verhandlungen einigen wir uns auf eine Tour mit 4x4 in die Bergoasen Chébika, Midès und Tamerza. Eigentlich will er mit uns auch noch an den Ort fahren, wo der Film: “Krieg der Sterne“ gedreht wurde, aber das interessiert uns nun wirklich nicht so heftig!

Amor (33 Jahre alt) ist nur noch einen Monat in Tunesien, dann zieht er nach Frankreich und heiratet in Lyon „seine Liebe“ wie er sagt.

Später erkunden wir die Altstadt von Tozeur mit den schönen Mauerverzierungen. Leider sind die selbsternannten „Führer“ sehr lästig! Wir wollen nämlich gar keinen haben! Wir finden uns hier sehr gut alleine zurecht!

Zum Apéro trinken wir im „Restaurant de la République“ eine Flasche tunesischen Rosé.

Da wir ja hier in einem muslimischen Land sind und es hier keinen Alkohol gibt (!) müssen wir ganz zuhinterst im Restaurant Platz nehmen und die Weinflasche wird in Alufolie eingepackt, d.h. versteckt! Aber gut ist der Rosé trotzdem.

Das Abendessen im „Restaurant du Soleil“ ist prima und ausserordentlich gemütlich.

da will uns einer etwas verkaufen
Salzsee Chott el Djerid
eine Baumaschine

Freitag, 16.Februar 2007: Um 05h40 schreit der Muezzin wieder aus Leibeskräften vom Minarett, direkt neben unserem Hotel. Es haut uns fast aus unseren Betten! Um 7h gibt es Frühstück und um 7h30 fahren wir mit einem uralten Toyota 4x4 Landcruiser zu den etwa 80 km entfernten Bergoasen Chébika, Midès und Tamerza. Mit uns im Auto sind noch 4 junge Franzosen.

In Chébika wandern wir zu einer warmen Quelle die in einer Felsschlucht aus dem Berg sprudelt. Es ist wunderschön und friedlich. Wir haben Glück, wir sind hier die ersten Touristen heute, aber schon bald geht es los und Karawanen von Japanern wälzen sich durch die Schlucht!

Midès liegt 8km von der algerischen Grenze entfernt und ist sehr sehenswert. Das verlassene Oasen- Dorf liegt an einem spektakulären Canyon und bietet atemberaubende Ausblicke in die Tiefen wo ein kleines Wässerlein dahinfliesst. In den zerfallenden Hausruinen versuchen wir uns ein Bild über das frühere Leben hier zu machen. Wir finden Feuerstellen und Halterungen, wo der Webstuhl festgemacht wurde. Die Moschee ist das besterhaltene Gebäude, aber leider geschlossen.

Tamerza ist die grösste der 3 Bergoasen und ein recht grosses, belebtes Dorf. Wir besuchen zuerst den „kleinen Wasserfall“ und später den „grossen Wasserfall“. Auch hier ist es sehr beeindruckend, wie mitten im trockenen Wüstenboden plötzlich Blumen blühen und Wasserlöcher von Palmen umringt sind.

Natürlich hat es auch hier die vielen obligaten Souvenierläden mit sehr viel Ramsch. Die Fahrt über die Berge ist wieder enorm abwechslungsreich und wir können nur schauen und staunen über die Farben und Formen der Landschaft. Auf dem Rückweg nach Tozeur, bei einem Fotostop. macht Paul ein umwerfendes Porträtfoto von einem Dromedar.

Um 13h30 sind wir zurück in Tozeur. Also, das war nun wirklich ein Ausflug der sich gelohnt hat, und das für 20 Dinar pro Person (allerdings nach harten Verhandlungen)!

Im Pärkli vor unserem Hotel veranstalten wir ein Picknick das aus frischen Baguettes, Käsli, Schokolade und Mineralwasser besteht, mmm... gut ist es!

Bevor wir die Louage nach Metlaoui nehmen, geniessen wir noch ein Teeli an der Sonne. Die Louage kostet für 51 km 3 Dinar pro Person.

Das einzige Hotel von Metlaoui ist uns zu teuer und ausserdem sieht es ziemlich vergammelt aus, wir lehnen dankend ab. Jetzt stehen wir da mit unserem Gepäck und haben kein Zimmer für die Nacht, allerdings ist es erst etwa 15h30. Wir gehen zum Bahnhof um uns für Morgen wegen dem Touristenzügli „Le Lézard Rouge“, das durch die „Seldja-Schlucht“ fährt, zu erkundigen.

So ein Mist, am Samstag fährt das Zügli nicht! (Im Tunesienreiseführer steht, es fahre jeden Tag). Mist, elendiger!

Aber der Mann im Büro ist sehr nett und sagt uns, dass in ca. einer Stunde ein Arbeiterzug durch die Seldja-Schlucht bis nach Redeyef fährt und auch wieder zurück.

Wir warten fast eine Stunde an der warmen Sonne und fahren dann mit dem Zug mit. Am Bahnhof, zwischen den Geleisen weidet eine kleine Herde Schafe, beaufsichtigt von einem Hirten. Der Touristenzug würde 20 Dinar kosten, wir bezahlen für den Arbeiterzug 2.300 Dinar pro Person. Dafür gibt es aber keinen Fotostop, aber die Schlucht und die Strecke sind die Gleiche. Um 16h30 gehts los. Die Türen des Zuges bleiben offen und es staubt mächtig im Zug drin. Aber das macht uns nichts aus. Die Schlucht ist überwältigend schön und zu Dritt sind wir nur noch am Fotoknipsen. Wir wissen gar nicht mehr wo zuerst hinschauen! Die Landschaft und die Ausblicke sind unbeschreiblich schön!

Am Ende des Felsentals kommen wir in ein Gebiet, wo Phosphat abgebaut wird. Rundherum sind die Berge durchwühlt und sehen aus wie eine Mondlandschaft. Die ganze Gegend bis nach Gafsa lebt hauptsächlich vom Phosphatabbau.

In Redeyef gibt es scheinbar auch kein Hotel und so nehmen wir den nächsten Bus nach Tamerza. Das hätten wir heute Morgen nie geglaubt, dass wir heute schon wieder in Tamerza sein würden. Der Buschauffeur stellt uns vor dem Hotel „Résidence“ ab. Die Unterkunft ist schön und angenehm. Aber der Hotelier hat scheinbar einen Freund oder Verwandten aufgeboten und ihm mitgeteilt; komm schnell her, ich habe hier 4 hungrige Touristen, die essen wollen. Wir werden sofort im Hotel abgefangen und der Restaurantbesitzer schleppt uns durchs halbe Dorf, damit wir bei ihm essen. Er hat nur ganze Menüs und das wollen wir nicht. Er und seine Frau werden ziemlich sauer als wir sein Restaurant wieder verlassen ohne hier zu essen.

Nach mehreren Versuchen in diversen Restaurants, finden wir im „Restaurant des Palmiers“ endlich, was wir suchen und essen hier genüsslich zu Abend. Es gibt: tunesischen Salat, Gebratenes Hähnchen, Pommes Frites, 1Liter Coca Cola, 1 ½ Liter Mineralwasser, Kaffee. Das kostet für 4 Personen: 19.200 Dinar = 18.25 Fr. = 12.50 Euro, wohlverstanden für alle 4 zusammen!!!

jetzt geht es zu den Bergoasen Chébika, Midès und Tamerza
mit dem Touristenzügli „Le Lézard Rouge“ geht es durch die Seldja-Schlucht bis nach Redeyef

Samstag, 17.Februar 2007: Wir fragen unseren Hotelier, ob es hier einen öffentlichen Bus nach Gafsa gibt. Wir betonen das „öffentlichen“ mehrmals. Der Hotelier sagt, er rufe sofort einen Bus für uns, wir sagen ihm, dass wir erst in etwa ½ Stunde fahren wollen. Aber er springt auf sein Töffli (Mofa) und braust davon. 2 Minuten später steht eine Louage für uns vor dem Hotel. Wir sind platt, unsere Taschen sind nämlich noch nicht gepackt und Zähne putzen wollen wir auch noch! Die 4 Passagiere warten geduldig ungefähr 15 Minuten, bis wir endlich unser Gepäck anschleppen. Ha, das möchte ich einmal in der Schweiz oder in Deutschland erleben...

Die Fahrt nach Redeyef ist kurz, nur 20 km. Und nun geht das grosse Warten los. Es fehlen in unserer Louage noch 3 Fahrgäste, damit wir losfahren können. Himmel, will denn keiner nach Gafsa? Und warum nicht? Ist denn Gafsa so hässlich? Edith und Paul holen im Cafe über die Strasse Kaffee und servieren Heinz und mir ein Täschen an die Louage (wir sind fleissig am Tagebuch schreiben), hm, nicht schlecht dieser Service hier, vielen Dank!

Endlich, endlich kommen noch 3 Typen angeschlurft und steigen in unsere Louage ein. Wir sind komplett und können losfahren. Die 94 km bis nach Gafsa sind wieder geprägt vom Phosphatabbau. Phosphate sind Salze und werden für folgendes verwendet:

-Dünger:

Die Hauptmenge der Phosphate kommt als Dünger zum Einsatz. Durch Erosion von landwirtschaftlichen Flächen gelangen sie gebunden in Flüsse und Seen.

-Waschmittelzusatz:

Zur Enthärtung von Wasser. Auf den Einsatz von Phosphaten in Waschmitteln wird in Teilen Europas verzichtet.

-Sonstige Verwendungen:

Futtermittel, Korrosionsschutzmittel,Flammschutzmittel.

-Lebensmittelzusatzstoff:

Natriumphosphat (E 339), Kaliumphosphat (E 340), Kalziumphosphat (E 341) und die Salze der ortho-Phosphorsäure Diphosphat (E 450), Triphosphat (E 451) und Polyphosphat (E 452) sind als Lebensmittelzusatzstoffe zugelassen und werden als Konservierungsmittel, Säuerungsmittel, als Säureregulator und Emulgator eingesetzt. Phosphat wird für nichtalkoholische, aromatisierte Getränke Colagetränke; in diesen auch als Phosphorsäure (E338)), sterilisierte und ultrahocherhitze Milch, eingedickte Milch, Milch- und Magermilchpulver und als technischer Hilfsstoff (verhindert das Zusammenklumpen von rieselfähigen Lebensmitteln) verwendet. Phosphate spielen auch bei der Lebensmittelherstellung (vor allem in der Fleischindustrie) eine sehr große Rolle und sind Komponenten des Schmelzsalzes für Schmelzkäse.

Tönt das nicht grässlich?

 

Auch hier alles umgewühlt und mondmässig, nicht besonders schön.

Bereits um 13h30 sind wir im Hotel Khalf Allah (was das wohl heissen mag?). Die Zimmer sind nicht sehr überzeugend, aber immerhin besser als gar kein Zimmer und billig sind sie auch.

Wir machen einen Spaziergang zu den römischen Bädern. Die sind noch sehr gut erhalten, d.h. wie neu, und die Kinder (natürlich nur die Knaben!) vergnügen sich genau wie früher die Römer, in den Wasserbecken. Durch eine Quelle wird laufend frisches Wasser eingespiesen. Ein kleiner, vielleicht 6-jähriger Junge will uns imponieren und springt mutig etwa 5-6 m ins Wasserbecken hinunter. Bravo! Dafür erhält er von uns ein paar Schokoladenkekse.

Hier bei den Bädern sehen wir die einzigen 2 weissen Touristen ausser uns. Gafsa ist keine Touristenstadt. Jetzt weiss ich wieso keiner hierher wollte. Die Stadt ist ziemlich dreckig, der Palmenhain voller Abfälle und in den verwinkelten Altstadtgassen mit -zig Händlern, sieht es auch nicht viel besser aus.

Gafsa hat rund 85'000 Einwohner. Die Stadt konnte sich dank des Abbaus von Phosphaten entwickeln, deren 1886 entdecktes Vorkommen eines der wichtigsten in der Welt ist. Die Bergwerke fördern mehr als 6,5 Millionen Tonnen Phosphate jährlich und transportieren diese per Bahn in Richtung des Hafens von Sfax. Tunesien ist der 5. grösste Phosphatlieferant.

Außerdem hat man sich in Gafsa auf die Teppich- und Tapeten-Produktion spezialisiert. Allerdings ist die Arbeitslosigkeit dort sehr groß, und viele Jugendliche sehen wenig Perspektiven für ihr Leben. Deshalb ziehen viele in den Norden Tunesiens.

Während des 2. Weltkrieges wurde die Stadt mehrmals von den Deutschen bombardiert und ein Teil der alten Festung zerstört.

 

Gegenüber unseres Hotels liegt eine Moschee. Wir sehen, wie ein Toter rausgetragen wird. Er ist in eine grüne Decke eingewickelt, für die Moslems ist „grün“ die Farbe des Paradieses. Der Leichnam wird auf die offene Ladefläche eines Autos gelegt und 8 Männer sitzen links und rechts von ihm auf den Seitenwänden des Fahrzeuges. Das Auto fährt langsam davon und eine Schar Männer (nur Männer!) folgen ihm.

Zufällig dürfen wir eine Primarschule besichtigen. Die Schule wurde 1903 für jüdische Mädchen erbaut, jetzt ist es eine gemischte Schule. Leider sind keine Schüler anwesend. Der Rektor persönlich zeigt uns voller Stolz den Internet-Raum. Da staunen wir echt, da sind doch tatsächlich etwa 10 Computer aufgestellt. Und sie scheinen auch zu funktionieren! Jetzt dürfen wir den Kindergarten anschauen. Na ja, das Zimmer an und für sich und die Spielsachen die da sind, sind ganz annehmbar, aber von Sauberkeit und Putzen oder so, haben die hier wohl noch nicht sehr viel gehört! Als Letztes führt uns der Rektor in ein Schulzimmer. Ich glaube, da würde es bei uns einen zünftigen Radau der Eltern geben, wenn unsere Kinder in so einem Schulzimmer sitzen müssten! Es hat verschiedene 2-er-Pulte für die Schüler, aber eines haben alle gemeinsam, es sind alles Vorkriegsmodelle und ziemlich vergammelt! Traurig! Auch hier am Boden Schmutz, Schmutz, Schmutz... Ich vermute mal, die Putzmannschaft hat gerade frei oder ist in den Streik getreten!

Zum Abendessen gehen wir zu „chez Tony“. Also eine schlimmere Spelunke hätten wir in ganz Gafsa vermutlich nicht finden können! Schon beim Eintreten fällt uns auf, dass auf jedem Tisch der Einheimischen (und es hat ja nur Einheimische) haufenweise Wein- und Bierflaschen stehen. Von wegen kein Alkohol in diesem muslimischen Land!!! Die Bude ist gestossen voll. Wir werden auf einer Art in den Raum gehängte Bühne, platziert.

Edith und ich bestellen nur Salat, Paul will nichts essen, ihm ist speiübel! (zuviel Karamel)-Bonbons). Heinz nimmt das komplette Menü: Odja (Ratatouille), Wachtel, Kartoffeln, Früchteteller. Es scheint alles ganz gut zu sein.

Der Rauch der Gäste von unten steigt aller zu uns nach oben und wir sitzen ziemlich im Nebel! Unten singt ein Tunesier und begleitet sich selber auf einer Art Gitarre. Die Musik tönt sehr melancholisch zwischen spanischem Flamenco und arabischem Sound.

Um 21h50 sind wir zurück im Hotel. Paul schliesst unser Zimmer von innen ab. Edith klopft an unsere Tür, um zu fragen, ob wir Mineralwasser wollen? Ich will die Tür öffnen, drehe den Schlüssel und zack... er bricht im Schloss ab. Nein! Muss das jetzt sein? Paul kann den abgebrochenen Rest aus dem Schloss ziehen, aber wir sind eingesperrt! Nur, das kümmert uns wenig, wir legen uns seelenruhig in unsere Betten. Edith und Heinz rufen unterdessen Hilfe herbei. Rettung naht! Zirka ½ Stunde später werden wir schon „befreit“! Edith und ein paar Hotelangestellte öffnen bereits mit dem 1. Schlüssel, von etwa 20 Stück die sie probieren wollten, unsere Türe. Merci vielmals für die so prompte Rettung, bei der wir uns nicht einmal aus unseren warmen Betten bewegen mussten!

in Gafsa

Sonntag, 18.Februar 2007: Auch hier in Gafsa meint der Muezzin, er müsse uns schon um 05h40 wecken, kann der nicht mal am Sonntag Ruhe geben?

Das Frühstück gibt es in diesem Hotel an der Reception. Das haben wir noch nie erlebt! Wir sitzen aufgereiht, wie die Hühner auf der Stange, auf einer Polsterbank. Der Kaffee wird in einem Restaurant draussen geholt. Jeder bekommt einen Kaffee und einen Muffin.

Heinz fragt, ob wir nochmals Kaffee haben könnten? Der Serviermann nickt, nimmt die Tasse von Heinz und verschwindet. Nach einiger Zeit kommt er wieder und bringt Heinz den zweiten Kaffee. Wir anderen gucken sehr neidisch!!! Jetzt werden wir mutig und fragen auch für noch einen Kaffee. Der Boy muss wieder zum Restaurant laufen und uns jedem noch eine zweite Tasse Kaffee holen. Der Hotelier hat auch ein Einsehen und spendiert allen Vieren noch einen weiteren Muffin. Dazu muss gesagt werden, dass der Kaffee und die Muffins ausserordentlich gut shmeckten!

Beim verlassen des Hotels sehen wir, dass die Putzfrau in Gummistiefeln die Zimmer putzt.

Um 11h fährt unser Bus nach Hammamet. Heinz und ich sitzen an der Sonne beim Monument des 7. Novembers und schreiben unsere Tagebücher. Edith und Paul organisieren Proviant für die 5-stündige Busfahrt.

Um 11h05, also sehr pünktlich, fahren wir los. Puhhh...hinten im Bus stinkt ein junger Tunesier ganz erbärmlich vor sich hin! Wir sind froh, wenn er sich nicht bewegt!

Trotzdem ist die 313 km lange Fahrt sehr schön. An den Strassenrändern blühen gelbe und violette Blümchen. Unter den Olivenbäumen hat es ein gelbes Blumenmeer. In den Plantagen stehen die Aprikosen- und Mandelbäume in voller Blüte, es ist richtig prächtig anzusehen. Je weiter nördlich wir kommen, je grüner (Farbe des Paradieses!) wird es, so grün haben Paul und ich Tunesien noch nie gesehen. Es hat grosse Gemüsefelder und je nördlicher desto bewölkter wird es auch! Überall sind wieder die obligatorischen Schafherden mit ihren Hirten zu sehen. Kurz vor Kairouan gibt es einen Ess- und Pipistop. Nach Kairouan sehen wir in den Wiesen und auf den Strommasten Störche.

Der Chauffeur ist nett und lässt uns bei Hammamet Yasmine aussteigen, hier wäre nämlich gar keine Haltestelle.

Um 15h30 sind wir auf unserer MABUHAY. Aber nach ganz kurzem Aufenthalt hier im Schiff machen wir einen Spaziergang zum Hotel Lella Baya. Wir wollen Edith und Heinz dieses Hotel mit der Architektur aus tausendundeiner Nacht unbedingt zeigen. Die beiden staunen auch gebührend und nach genug Staunen spendiert uns Heinz ein grosses kühles Bier. Merci vielmals an den Spender.

Dies ist doch wirklich ein würdiger Abschluss unserer abenteuerlichen Südtunesienrundreise.

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