
Freitag, 22.Dezember 2006: Peter von der DOGETA und Paul fahren mit unseren Velos
nach Hammamet. Sie brauchen diverses Material für ihre Reparaturarbeiten.
So kann ich in Ruhe einen Grossputz veranstalten. Die MABUHAY wird für unseren
Besuch hergerichtet. Gut kommt hie und da Besuch, so habe ich einen Grund, gründlicher
als „normal“ zu putzen! Unser ganzes Bettzeug wird von der Achterkabine (im Heck des
Schiffes) in die Bugkabine gezügelt. Unser Besuch, ein junges Paar aus Grenchen, hat
eine kleine Tochter von 6 Monaten und sie brauchen mehr Platz, deshalb treten wir für sie
gerne unser Schlafzimmer ab, das wesentlich grösser ist als die Bugkabine.
Während und nach dem Putzen backe ich einen Schokoladenkuchen. Und, es kommt wie
es kommen muss, wenn man alles gleichzeitig machen will und pressiert ist: der Kuchen
verbrennt ganz zünftig!
Abends kommen die beiden Deutschen Anne und Werner von der „sail away“ zu einem
Glas Wein. Die obere Hälfte meines verbrannten Kuchens schmeckt allen ganz prima!
Die Untere haben die Fische bekommen!
Wir schlafen sehr gut in unserer Bugkabine.

Samstag, 23.Dezember 2006: Wir dürfen heute das Auto von Anne und Werner
benützen. Um 9h30 fahren wir los nach Hammamet, um einen Berg Wäsche in der Wäscherei abzuliefern. Von hier fahren wir direkt nach Monastir (ca. 100km) zum Flugplatz, um unsere Gäste abzuholen. Sie sollen um 12h35, von Basel her kommend, landen. Gegen 10h30 erhalten wir ein SMS von unseren Gästen, dass sie Verspätung haben werden, Dauer unbestimmt! Gut dass wir Bescheid wissen, so brauchen wir uns nicht besonders zu beeilen. Wir sind gerade in einer Ortschaft die Sidi Bou Ali heisst und hier findet ein Markt statt. Wir schlendern über den Markt und staunen über Allerlei: Ich habe zum Beispiel noch nie soviel Fenchel gesehen, ein ganzes Auto voll wunderschönem Fenchel! Ich habe auch noch nie gesehen, dass man auf einem Verkaufstisch Kaugummi neben Rattengift verkauft, dazwischen liegt nur eine Schachtel mit Messern! Paul kauft ein Kilo Erdnüsse (aber nur die Kerne) und 200g Mandeln. Bei einem Schreiner bewundern wir schöne Holztüren.
Zufällig kommen wir an einer Olivenölpresse vorbei. Wir fragen, ob wir bei der
Verarbeitung zuschauen dürfen. Ja klar, wir dürfen. Der Chef erklärt uns die Abläufe der Arbeitsgänge der Ölherstellung. Dies sei eine traditionelle Verarbeitungsmethode, meint er. Sein Französisch ist ziemlich holperig und der Lärmpegel der Vorsintflutlichenmaschinen enorm hoch, so dass ich nicht sehr viel von dem verstehe, was er uns erzählt. Aber interessant ist es trotzdem, zu sehen wie Oliven zu Öl werden. In einer Ecke des Maschinenraumes steht sogar ein Bett, wo jemand wohnt! Mit einem kleinen Trinkgeld bedanken wir uns für den freundlichen Empfang und verabschieden uns.
Inzwischen ist eine neue SMS aus Basel eingetroffen. In Basel sei dicker Nebel und unsere Gäste müssen mit Bussen nach Strassbourg fahren und von dort aus abfliegen. Sie müssen ihr ganzes Gepäck wieder entgegen nehmen und in Strassbourg wieder neu einchecken! Und das alles mit einem 6 Monate alten Baby! Wir fahren weiter nach Monastir zum Flughafen. Hier steht auf der Anzeigentafel: Ankunft des Fluges aus Strassbourg um 15h00. Wir essen draussen auf einer Parkbank unser Picknick-Mittagessen und warten. Ein weiterer Blick auf die Anzeigentafel sagt uns, dass das Flugzeug um 17h00 landen soll. Jetzt ist es etwa 13h00 Uhr und wir entscheiden uns, nach Monastir in die Stadt zu fahren. In der Medina trinken wir einen Kaffee und reklamieren beim Bezahlen über den viel zu hohen Preis. Ja, meint der Bediener, wir müssten halt den Touristenpreis bezahlen!
Jetzt besuchen wir die Grabstätte von Habib Bourguiba, dem ehemaligen
Staatspräsidenten von Tunesien.
Bourguiba, Habib
Habib Bourguiba, war zwischen 1957 und 1987 Präsident der Tunesischen Republik.
Bourguiba wurde am 3. August 1903 in Monastir geboren. Nach einem Jurastudium in Paris war er an der Gründung der Neo-Destour-Partei beteiligt, die für die Unabhängigkeit Tunesiens von Frankreich eintrat. Er kam daher mehrfach in französische Haft.
Am 20. März 1956 musste Frankreich Tunesien in die Unabhängigkeit entlassen.
Zunächst Ministerpräsident, wurde Bourguiba nach der Abdankung des Königs
Präsident der Republik. In diesem Amt ließ er sich 1975 auf Lebenszeit bestätigen. Trotz Spannungen mit Frankreich um die Fragen des Truppenabzugs aus Tunesien und der Enteignung ausländischen Grundbesitzes verfolgte Bourguiba ein westlich ausgerichtete Politik. 1981 wurden die Einparteien-herrschaft abgeschwächt und Oppositionsparteien zugelassen. 1987 wurde Bourguiba aus Altersgründen von Zine el-Abidine Ben Ali abgesetzt und unter Hausarrest gestellt. Habib Bourguiba starb am 6. April 2000.
Mann, der hat vielleicht ein schönes eindrucksvolles Mausoleum bekommen! Und wer hätte jemals gedacht, dass wir Dank Nebels in Basel diese Grabstätte mal besuchen würden?
Zurück beim Flugplatz erwartet uns die Information, dass das Flugzeug aus Strassbourg um 17h35 landen wird. Und so ist es auch! Endlich, um 18h30 haben Laure, Stéphane und die kleine Elina die Zollformalitäten hinter sich gebracht, das Gepäck entgegengenommen und wir können sie begrüssen. Um Punkt 20h00 treffen wir auf der MABUHAY ein, was für ein langer anstrengender Tag für die drei Afrikareisenden!

















Sonntag, 24.Dezember 2006: Es regnet den ganzen Tag nur einmal! Regen, Regen, Regen, den ganzen Tag trommelt er auf die MABUHAY nieder! Und kalt ist es auch! Erst am Abend verlassen wir das Schiff um mit Anne und Werner ins Restaurant „Bedouina“ essen zu gehen. Es regnet immer noch, aber im Restaurant ist es ganz gemütlich und zusammen verbringen wir einen richtig schönen Abend bei sehr gutem Essen.

Montag, 25. Dezember 2006: Laure hatte für ihre Tochter Elina eine prima Idee. Sie hat ein kleines aufblasbares Planschbecken mitgebracht und darin schläft die Kleine sicher wie in Abrahams Schoss! Das ist richtig super! Überhaupt fühlt sich Elina hier bei uns sofort heimisch und es scheint ihr gut zu gefallen auf der MABUHAY. Heute ist das Wetter nicht mehr so mies wie gestern, nur noch ein wenig bewölkt. Mit dem Bus fahren wir alle zusammen nach Hammamet. Wir besichtigen die Medina, die Markthalle und den immer wieder umwerfend schönen Gewürzladen. Elina wird von einer Spanierin fotografiert und von verschieden Tunesierinnen geküsst. Sie sieht aber auch zuniedlich aus mit ihrer coolen Sonnenbrille!
Im Restaurant Hamilton essen wir für 4.75 Fr (3.25 Euro) ein gutes Mittagessen. Wir sind zwar skeptisch, aber es ist wirklich gut! Es gibt einen gemischten Salatteller, ein Viertel gebratenes Poulet, Pommes und Gemüse. Zum Dessert bekommt jeder 2 Mandarinen und 1 grosse Orange, dazu einen Minzentee. Da kann man doch nicht meckern, oder? Paul demoliert aus Versehen den Heizkörper! Aber als anständiger Gast repariert er ihn anschliessend wieder und das Lokal ist wieder in ordentlichem Zustand, als wir es verlassen. So dürfen wir wenigstens ein anderes Mal wieder hierher kommen.
Auf dem Rückweg erledigen wir noch ein paar Einkäufe und möchten dann per Taxi zurück zum Hafen nach Hammamet Yasmine fahren. Leider ist das unmöglich!!! Ich sitze dreimal mit Elina auf dem Rücksitz verschiedener Taxis, um dann genervt wieder aussteigen zu müssen.Wir sind zu viele!!! Normale Taxis dürfen hier nur 4 Personen transportieren und wir sind 4 ½, das ist eindeutig zu viel! Die drei Taxifahrer erklären uns, dass es strenge Kontrollen gebe und hohe Geldstrafen! Also dann halt wieder mit dem Bus zurück, mit unserem ganzen Bagage das wir eingekauft haben.
Am Abend darf Elina in unserem grossen gelben Plastikbecken baden. Das geniesst sie ausserordentlich! Sie ist enorm härzig!



Dienstag, 26.Dezember 2006: Elina weckt ihre Eltern mehrmals in der Nacht auf. Aber wir hören gar nichts davon in unserer Bugkabine. Der Himmel ist wieder strahlend blau und die Temperatur so um die 17°. Nach dem Frühstück wird Stéphane auf den Mast gezogen um eine defekte Birne auszuwechseln. Da Paul Höhenangst hat, kann er nicht da rauf, aber wozu hat man denn Gäste? Am Nachmittag machen wir einen langen Spaziergang zum Strand und durch Hammamet Yasmines Touristenstrasse.


Mittwoch, 27.Dezember 2006: Jetzt wird es ernst! Um 11h00 fahren wir mit der
MABUHAY raus in die Bucht von Hammamet. Paul hatte schon langsam
Entzugserscheinungen! Laure und ich haben Sandwiches als Mittagsverpflegung
vorbereitet. Kaum sind wir aus dem Hafen raus, verfolgt uns schon die Garde Nationale mit einem schnellen Motorschiff. Sie wollen wissen, wohin wir gehen und wie viele Leute wir an Bord sind. Es hat keinen Wind aber das Wetter ist herrlich, Sonne und etwa 20°, was will man mehr? Um 14h00 erspäht unser Adlerauge Paul Delfine. Paul ist ein absoluter Spezialist, im Umkreis von 5 Seemeilen sieht er alles was sich auf dem Meer befindet, aber seine Socken oder sein Hemd kann er nicht finden, auch wenn es nur 1 m neben ihm liegt!
Die Delfine sind ganz viele und sie vergnügen sich vor unserem Bug. Laure, Stéphane und ich fotografieren wie wild! Es ist jedes mal wieder atemberaubend schön, diese eleganten Schwimmer zu beobachten. Wir können nicht aufhören zu schauen!
Zurück im Hafen an unserem Liegeplatz kommt die Ernüchterung! Paul stellt Wasser im Motorenraum fest! Salzwasser! Zusammen mit Stéphane suchen sie so lange, bis sie die Ursache finden. Eine Briede beim Getriebekühlwasser-kreislauf ist gebrochen und muss ersetzt werden. Natürlich ist die Stelle so schlecht zugänglich, dass Paul und Stéphane sich erst ein paar zusätzliche Gelenke in die Arme brechen müssten, um die Briede auszuwechseln! Aber zusammen und mit vereinten Kräften schaffen es die beiden zu guter Letzt doch noch und Paul kann wieder ruhig schlafen!







Donnerstag, 28.Dezember 2006: Um 11h30 geht es wieder raus in die Bucht zum Segeln. Das Wetter superschön, Sonne, 20°: Wir werden wieder von der Garde Nationale angehalten und sie wollen das gleiche wissen wie gestern. Um 13h30 wieder: Delfine! Diesmal sind es nur 3 Stück. Eine Delfinmutter und ihr Junges, vielleicht ist der Dritte auch ein Junges von ihr. Das Kleine schwimmt immer unter der Mutter und es ist faszinierend anzusehen wie die beiden synchron auftauchen, atmen, schwimmen und wieder abtauchen.



Freitag, 29.Dezember 2006: Mit dem Bus fahren wir nach Nabeul auf den Markt. Es herrscht ein Riesengedränge und Getümmel! Heute ist ein ganz besonderer Markttag. Es hat auch enorm viele Schafe zum Verkauf. Morgen findet nämlich das Opferfest statt. Das Opferfest ist das höchste islamische Fest. Beim Opferfest wird des Propheten Ibrahim (Abraham) gedacht, der die göttliche Probe bestanden hatte und bereit war, seinen Sohn Ismail Allah zu opfern. Als Allah seine Bereitschaft und sein Gottvertrauen sah, gebot er ihm Einhalt, und Ibrahim und Ismail opferten daraufhin voller
Dankbarkeit im Kreis von Freunden und Bedürftigen einen Widder. Getreu der 22. Sure des Korans, Vers 38: ist es für alle rund drei Millionen gläubigen Muslime weltweit Pflicht, zur Feier des Opferfestes ein Tier zu schlachten, wenn sie es sich denn finanziell leisten können. Das Fleisch sollen sie auch unter den Armen und Hungrigen verteilen. Es ist guter Brauch, allen Freunden und Verwandten zum Opferfest die besten Wünsche zu versichern. Im Allgemeinen wird dabei ein Schaf geschlachtet, es wird rituell unter Gebeten und der Anrufung Allahs geschächtet.
Aber wir kaufen kein Schaf, (ein lebendes Schaf kostet je nach Gewicht etwa 250 Fr. oder 165 Euro), wir kaufen nur ganz viel Gemüse und Früchte. Und natürlich wieder 1 Kilo Erdnüssli-Kerne, 200g Mandeln, 200g Cashew-Nüsse und 200g Haselnüsse!
Stéphane und Paul kaufen fachmännisch Angelzeug ein.
Das Mittagessen nehmen wir in der Medina ein. Beim bezahlen gibt es wieder mal Stunk! Paul und ich hatten je ein Champignon-Omelett (Preis nach Karte 3.-Dinar). Laure und Stéphane hatten je einen Cheeseburger (Preis nach Karte 2.500 Dinar). Jetzt kostet das Omelett plötzlich 3.500 Dinar, weil Champignons drin sind!!! Und die Cheeseburger kosten nun 3.- Dinar, weil es angeblich doppelte Cheeseburger waren, waren es aber nicht!!! Der Chef wird wütend weil wir uns weigern das Verlangte zu bezahlen und schreit; „Bezahlt doch was ihr wollt!“ Und das machen wir dann auch, wir bezahlen den korrekten Preis gemäss Karte!
Gegen Abend machen wir in Hammamet Yasmine einen Spaziergang zum Hotel Lella Beya. Das Hotel ist ein Traum aus 1001 Nacht, und ist echt sehenswert! Wir gönnen uns ein kleines Bier und bestellen es ausdrücklich so: klein! Als es wieder ums bezahlen geht, waren es grosse Biere! Wir bezahlen kleine Biere, wie wir sie bestellt haben!




Samstag, 30.Dezember 2006: Heute haben wir Gäste beim raus segeln. Werner's 18-jährige Zwillinge Anna und Jan, begleiten uns. Sie haben Glück, direkt nach der Hafenausfahrt machen 3 Delfine Luftsprünge, leider bleiben sie nicht lange. Vielleicht waren sie schon länger da und haben nun genug vom in die Luft springen. Oder es liegt am Mann (Tip Karl Lagerfeld mit grauem Rossschwanz) im Schlauchboot, der ihnen nachfährt. Wir wissen es nicht. Später, weiter draussen, entdeckt Paul ein Stück Holz das sich als Schildkröte entpuppt. Ohne Motor können wir sie lange beobachten, wie sie von Zeit zu Zeit ihr Köpf-chen aus dem Wasser streckt, um zu atmen.
Es hat überhaupt keinen Wind. Aber tolles Wetter, Sonne, etwa 20°. Stéphane und Paul versuchen zu fischen. Mit dem Angelzeug, das sie gestern in Nabeul gekauft haben, und mit einem roten Veloschlauch, hat Paul einen Köder gebastelt! Alterfahrene Segler-Fischer haben uns erzählt, dass die Köder die Rot sind und so schlabbrige Arme haben wie ein Tintenfisch, die besten Köder sind. Paul schmeisst den Köder ins Wasser und hofft, dass er keinen Fisch fängt! Sonst hat er nämlich gleich das nächste Problem; wer tötet den armen Fisch? Aber keine Sorge, kein Fisch hat angebissen. Welcher Fisch ist denn schon so blöd und beisst in einen Pseudo-Tintenfisch aus einem roten Veloschlauch?
Abends sind wir bei Anne und Werner zum Wein eingeladen.



Sonntag, 31.Dezember 2006: Gerdi und Peter von der „Dogeta“ kommen heute mit uns, das Jahr 2006. auszusegeln. Tolles Wetter, Sonne, etwa 20°. Gerdi hat super gutes selbstgebackenes Brot fürs Picknick mitgebracht. Diesmal sehen wir weder Schildkröten noch Delfine, dafür haben wir aber ab etwa 14h00 tollen Segelwind. Paul macht mit dem neuen Wassermacher aus Salzwasser Süsswasser. Der Windgenerator gibt sein Bestes und auch den neuen Radar haben wir bald im Griff.
Den Silvesterabend verbringen wir ganz gemütlich auf dem Schiff. Um 24h treffen wir uns mit Gerdi und Peter auf dem Steg und stossen mit ihnen auf das neue Jahr an.
