Dienstag, 31.Oktober 2006: Das ist richtig toll, jetzt kann ich meine Berichte an Marcus direkt vom Schiff aus, während dem Kochen, an Marcus übermitteln! Es dauert zwar immer noch wahnsinnig lange, besonders bis die Fotos alle durch sind, ist aber immerhin ein grosser Fortschritt. An den Liegeplätzen hier hat es auch einen Telefonanschluss an den Stromkästen auf dem Steg. Unsere Nachbarn steuerbordseits (rechts),Christine und Philipp, von der "La Croix du Sud" (35-jähriges Holzboot, Oldtimer), haben den Telefonanschluss angemeldet. Das kostet pro Monat 10 Dinar (9.50 Fr.). Weil die Nachbarn die nächsten 4 Monate zu Hause in Frankreich sind, bezahlen jetzt wir unterdessen die Leitung und können so ins Internet einsteigen. Allerdings müssen wir auf der Post noch eine "Wanadoo-Internet-Karte" kaufen. Die kostet für 10 Stunden Internetverbindung 9 Dinar (8.55 Fr.). In der Capitaneria hätte es ja auch 3 Computer die uns zur Verfügung stehen, aber da funktioniert es noch viel schlechter als vom Schiff aus. Einen Telefonanschluss haben wir aber trotzdem nicht an Bord.
Am Nachmittag machen wir einen kleinen Veloausflug in die nähere Umgebung, es ist 28° warm. Wir fahren Richtung Süden, an einem riesigen Militärgelände, hinter einergewaltigen Mauer, entlang. Schade, ausserhalb der Erreichbarkeit der Touristen hat es überall nur noch Schmutz! Unsere Excursion endet auf einem Feldweg im Nichts und wir müssen umkehren. Das macht aber nichts, auf der MABUHAY gibt es Kaffee und Datteln! Mmm...



Mittwoch, 1.November 2006: Es ist etwa 27° warm und mit den Velos fahren wir ins Reisebüro in Hammamet Stadt. Wir lassen einen Flug nach Hause reservieren. Hier in diesem Reisebüro werden wir zum ersten Mal in Tunesien richtig freundlich und kompetent beraten und bedient. Hier haben wir nicht das Gefühl, die Angestellte warte nur auf den Feierabend! Das tönt vielleicht ziemlich hart, aber dies war bis jetzt unser Eindruck in Tunesien...
Nach einem Kurzstopp im Teehaus (WC) und Fleisch – und Gemüseeinkauf, nehmen wir einen für uns neuen Retourweg unter die Räder. In Bir Bouregba essen wir in einem einheimischen Restaurant zu Mittag. Paul bestellt einen, wie er meint, Bohneneintopf. Aber es stellt sich heraus, dass es Kichererbsen mit Ei sind. Aber er kichert nicht, im Gegenteil, er hat das Gefühl zu verbrennen, so sauscharf ist sein Eintopf, und viel zu viel, er schafft ungefähr einen Drittel davon! Ich esse ¼ Poulet mit Pommes und scharfem Salat.

Donnerstag, 2.November 2006: Am Morgen flickt Paul die defekte Badeplattform. Ohne Arbeit war ihm schon fast langweilig!
Am Nachmittag kommen Elisabeth und Georg zu uns zu Besuch, ein Ungarisches Ehepaar vom Segelschiff "Biggy". Sie wohnen seit 25 Jahren in Konstanz am Bodensee (seit der Flucht aus Ungarn), und haben die Deutsche Staatsbürgerschaft. Während wir im Cockpit sitzen und quatschen, kommt plötzlich ein Italiener vorbei und schenkt uns 14 riesige Kopien von Seekarten vom Atlantik und der Karibik. Wir freuen uns ungemein, vor allem, weil wir den Spender überhaupt nicht kennen. Wir können ihm kaum danken, ist er auch schon wieder verschwunden.

Freitag, 3.November 2006: Unsere Nachbarn Christine und Philipp fliegen heute nach Frankreich, Eva von Trans-Ocean, nach Deutschland. Heute ist es richtig kalt! ungefähr 21°. Vielleicht ist es ja nur der starke Wind den wir als so kalt empfinden, auf jeden Fall schlottern wir (d.h.! besonders ich) ausgiebig !
Samstag, 4.November 2006: Alle Yachties die noch nicht nach Hause geflogen sind, sind heute von der Hafenverwaltung zu einem Couscous-Essen in der Capitaneria eingeladen. Auf der Einladung, die an jedes Schiff verteilt wird, steht als PS: Mit einem Glas Wein schmeckt Couscous noch viel besser! Ich verstehe das nicht so recht, was soll das nun wieder heissen? Aber Paul checkt die Pointe sofort und er steigt vorsorglich schon mal in unseren Weinkeller.
Pünktlich um 19h30 marschieren die Segler und Motorbötler, alle mit warmen Pullovern (es sind inzwischen nur noch 17°) jeder mit einer Flasche Wein unter dem Arm, zur Capitaneria. Wir sind ganz besonders vorbildlich und bringen sogar noch unsere Gläser selber mit! Der Commandante (Hafenchef) steht an der Tür und begrüsst jeden höchstpersönlich. Paul und ich setzen uns zu Elisabeth und Georg. Wir staunen nicht schlecht, wieviele Leute da anwesend sind! 100-120 Personen! Sind also doch noch nicht alle nach Hause geflogen?
Vermutlich wurden die Veranstalter auch von diesem Andrang überrascht. Bis nämlich Paul und ich (ja, ja die langsamen Berner!) endlich beim Couscous-Buffet ankommen, hat es kein Fleisch und auch keine Eier mehr. Dafür hat es noch 3 Sorten Couscous. Braunes, Gelbes und Süsses! Ich nehme nur vom Braunen und das entpuppt sich als ziemlich scharf, aber gut. Paul schöpft nur vom Süssen und meint, es sei ziemlich trocken!
Hier lernen wir die Schweizer Miriam und Gino kennen. Sie wohnen in Vira am
Luganersee. Miriam hat es doch tatsächlich fertiggebracht sich den Arm zu brechen!!! Den Linken, und sie ist natürlich Linkshänderin, ist ja klar! Das Ganze ist passiert, als sie mit den einheimischen Kindern Fussball spielen wollte. Gino, der Aermste beklagt sich lautstark, dass er nun den ganzen Motorboot-Haushalt ganz alleine schmeissen muss! Er war früher mal Schweizer Meister im Schwimmen und hat seine Studien in der Sportschule Magglingen gemacht





Sonntag, 5.November 2006: Wir brauchen Ferien und haben gestern Morgen einen Heimflug für Januar gebucht! Es ist total bewölkt und kalt, 15°! In der Nacht hat es ganz kurz geregnet. Paul bereitet den Einbau des Wassermachers im Motorraum vor. Er schreibt alles auf was er dazu noch besorgen muss.
Am Nachmittag wagen wir uns für einen kurzen Spaziergang nach draussen.

Montag, 6.November 2006: Wir dürfen mit Elisabeth und Georg im Auto mit nach
Hammamet Stadt fahren. Sie haben ihr Auto von zu Hause mitgenommen. In der Stadt ist es ziemlich mühsam, Pauls Einkaufsliste abzuarbeiten. Wir müssen in x- Geschäfte und finden trotzdem nicht alle Teile die er benötigt: Kugelhahnen, Schlauchanschlüsse für die beiden Wassertanks, Schrauben, Schlauchschellen, elektrische Anschlüsse, Kabel, T-Verbindungen, Verschraubungen, Sicherungsautomat (30 Ampère), 15 Meter Wasserschlauch für Süsswasser, 10 Meter Wasserschlauch für Salzwasser, einen Holzkeil und ein Holzbrett um den Wassermacher darauf zu befestigen usw., usw...

Dienstag, 7.November 2006: Tunesien scheint 2 Nationalfeiertage zu haben. Den 20.März und den 7. November. In jeder Ortschaft gibt es hier eine Strasse, einen Platz oder wichtige Gebäude wie Schulen und Spitäler, die 7. November 1987 heissen. Die meisten Geschäfte sind heute geschlossen. Am 7. November 1987 setzt der damalige Ministerpräsident Zine el Abidine Ben Ali den
84-jährigen Präsidenten Habib Bourguiba in einem unblutigen Putsch, der "Jasmin-Revolte", ab. Ben Ali ernennt sich selbst zum Staatsoberhaupt. Er verkündet eine Teilamnestie für politische Gefangene, die Einhaltung der Menschenrechte, und er lässt ein neues Presse-, Parteien- und Wahlgesetz ausarbeiten. Er leitet die lang ersehnte Demokratisierung des öffentlichen Lebens, die Liberalisierung von Politik und Wirtschaft sowie zahlreiche Reformen ein, die zum wirtschaftlichen Aufschwung beitragen.
Heute also wird hier ganz gross das Fest zum 19.Jahrestag des "Modernen Tunesien" gefeiert. Auch für uns ist heute ein Feiertag! Wir bekommen nämlich ein Päckli aus Lengnau, mit einem laaaaangen Brief und Schoggi drin. So eine Überraschung, merci vielmals nach Lengnau!!! Und ich habe schampares Glück, Paul teilt sogar das erste Schoggistängeli fein säuberlich mit mir...
Paul verbringt den heutigen Feiertag fast ausschliesslich im Motorenraum, mit dem Einbau des neuen Wassermachers. Dabei veranstaltet er in unserem Heim ein Höllenchaos!!! Wir müssen die 15 Meter Wasserschlauch zum Bug-Frischwasser-Tank und zum Heck-Frischwasser-Tank verlegen. Und das unter den Bodenbrettern, hinter den Salonmöbeln, unter den Betten und weiss der Geier noch wo hindurch!
Ich bin eigentlich am Schreiben dieses Berichtes, aber ich muss alle 2 Minuten weg vom Computer, um irgendwo zu assistieren. Also, falls es heute zu viele Fehler oder Ungereimtheiten in meinem Geschreibe hat, ist es nicht allzu verwunderlich; siehe oben...
Dafür gönnen wir uns heute aber ein feines Stück Kuchen zum Zvieri, draussen im
Cockpit. Es ist wieder etwa 25°warm, aber nur solange die Sonne da ist. Elisabeth und Georg haben uns gestern darauf aufmerksam gemacht, dass es hier prima Kuchen gibt. Und das stimmt wirklich, wir haben es jetzt getestet!




