Dienstag, 24.Oktober 2006: Ausflug nach Sousse
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im Yachthafen

Dienstag, 24.Oktober 2006: Das Vorsegel wird heute heruntergenommen, zusammengefaltet und versorgt. Ich sitze anschliessend fast den ganzen Tag am Computer im Schiff und schreibe Bericht: Heute ist eine echte Premiere. Den Bericht und 35 (!) Fotos übermittle ich erstmals von hier, von der MABUHAY aus. Aber das dauert...bis nachts um 23h50 bin ich dran. Endlich, als alles durch ist, bin ich total geschafft!

Es ist immer noch Feiertag: "Fastenbrechen (Ende des Ramadan)". Heute ist aber Betrieb hier in unserem Hafen! Richtiger Ramba-Zamba! Die Luftburgen für die Kinder wurden wieder aufgeblasen und es hat Leute wie Ameisen. Alle haben sich wieder schön angezogen. Die jungen Mädchen tragen knackenge Jeans mit viel Glitter und oft breite glitzernde Gürtel. Die jungen Burschen sind fast alle gleich angezogen; Jeans und ein langärmliges, meistens schwarzes T-Shirt mit einem grossen Schriftzug Dolce&Gabbana, D&G, Diesel, Armani oder Versace über der Brust. Möglichst in enormen Gold- oder Silberlettern.

Und tatsächlich, auf den Märkten findet man praktisch keine T-Shirts ohne solche Aufschriften.

Mittwoch, 25.Oktober 2006: Mit 9 Kilo Wäsche auf den Gepäckträgern fahren wir mit den Velos zur Wäscherei nach Hammamet-Stadt. Das sind ungefähr 12 km, ein Weg. Die Wäscherei ist geschlossen, die feiern immer noch das Ende des Ramadan, nun schon den dritten Tag! Wir suchen eine andere Wäscherei und finden tatsächlich auch eine, aber: geschlossen! Wir geben nicht auf und suchen weiter. Wir finden noch zwei Wäschereien, die haben sogar offen, aber die Wäsche wird hier per Stück berechnet und nicht per Kilo. Das wollen wir nicht, das kommt viel zu teuer, wenn jeder Waschlappen und jedes Taschentuch extra berechnet wird. Nun ist es uns aber gründlich verleidet, es ist heiss (30°) und wir fahren mit unserer Dreckwäsche frustriert wieder zum Hafen zurück.

Unterwegs muss ich ganz dringend aufs WC. Bei einem Teehaus machen wir einen Notstopp, bestellen uns einen Pfefferminztee (bähhh... viel zu süss für mich!). Paul geniert sich enorm hier drin! Teehäuser sind nämlich den Männern vorbehalten und ich bin die einzige Frau hier. Aber mir macht das gar nichts aus, das ist mir total egal, Hauptsache ich kann aufs WC!

in Hammamet

Donnerstag, 26.Oktober 2006: Zweiter Versuch! Mit den 9 Kilo Wäsche auf den Gepäckträgern fahren wir mit den Velos wieder zur Wäscherei nach Hammamet-Stadt. Und, Überraschung!!! Die Wäscherei ist immer noch geschlossen, die feiern aber ausgiebig das Ende des Ramadan!

Jetzt reicht es uns aber und wir bringen die Wäsche zur Wäscherei in der Nähe der Medina, die gestern auch geschlossen war. Ohne Wäsche, dafür mit einem schönen heissen gegrillten Poulet fahren wir zum Schiff zurück. Es sind wieder 30° heute und wir liegen den ganzen Nachmittag nur herum und lesen.

Übrigens ist der Cockpit-Tisch fertig gestrichen und ist sehr schön geworden. Aber das schönste daran ist, dass wir jetzt wieder draussen essen können.

in Hammamet

Freitag, 27.Oktober 2006: Es ist wieder sehr warm, ungefähr 29°, und wir machen fast gar nichts. Ich versuche krampfhaft e-mails zu versenden, aber das Internet funktioniert weder auf dem Schiff noch in der Capitaneria.

Eva und Wolfgang bringen im Auto unsere Wäsche von Hammamet mit, das ist ein toller Service!

Samstag, 28.Oktober 2006: Wir wollen heute einen Ausflug nach Sousse machen. Mit den Velos fahren wir 4-5 km zu den Louagen. Das sind kleine Busse die von hier aus in diverse Städte fahren. Vor dem Polizeibüro stellen wir unsere Fahrräder ab und binden sie zusammen. Dann fragen wir, welches der etwa 30 Busse nach Sousse fährt. Wir bezahlen pro Weg und Person 4.30 Fr. oder 2.70 Euro und dürfen in ein Toyota -Busli einsteigen. Jetzt müssen wir warten, bis genügend Fahrgäste (8 Plätze) da sind, etwa 15 Minuten, und dann geht es los. Paul sitzt, fein säuberlich versorgt, zwischen verschleierten Frauen. Ich, auf dem Logenplatz, vorne neben dem Chauffeur. Über die tiptop saubere Autobahn brausen wir die 85 km in genau einer Stunde nach Sousse. Hier steigen wir bei der Louagenstation aus und nehmen für 1.90 Fr. oder 1.20 Euro ein Taxi ins Zentrum der Stadt.

Sousse ist die drittgrösste Stadt Tunesiens. Unser erstes Ziel ist das

Tourismusbüro, damit wir einen Stadtplan erhalten. Dann besuchen wir ein Reisebüro. Weil wir ja im Dezember, nach 3 Monaten Aufenthalt, raus müssen aus Tunesien, um bei der Neueinreise wieder eine Aufenthaltsbewilligung für weitere 3 Monate zu erhalten, erkundigen wir uns über Möglichkeiten.

Beim Eingang zur Medina essen wir in einem Einheimischen-Restaurant. Paul isst Lammcoteletts und ich, na was wohl? Poulet! Wir haben schon schlechter gegessen, und vor allem viel teurer!

In der Markthalle in der Medina kaufen wir ein Kilo Datteln (etwa 2.10 Fr. oder 1.30 Euro). Wir werden hier in Tunesien richtige Dattelfresser!!! Mmm... die sind so gut und was ist schon ein Kilöchen Datteln? Die haben wir zu zweit in Nullkommanichts weggeputzt! Zurück geht es wieder mit dem Taxi zur Louagenstation, die würden wir nämlich nie wiederfinden! Hier in Sousse befindet sich die Station in einer Halle und es hat etwa 100 solcher kleinen Busse. Es herrscht ein emsiges Treiben, Leute kommen und gehen. Das Auto ist sofort voll und, diesmal über die Landstrasse, fahren wir wieder zurück nach Hammamet.

Am Abend sind wir bei Eva und Wolfgang auf ihrem Schiff "LEXX" zu einem Glas (was, wie viele Gläser waren das ???) tunesischem Wein und viel Knabberzeug eingeladen. Es wird spät, aber wir können ja, wegen der Zeitumstellung eine Stunde länger schlafen. Danke Eva und Wolfgang für den schönen Abend!

mit einer Louage fahren wir nach Sousse
eine Louage
in Sousse
spannende Speisekarte
mit den Louagen geht es von Sousse zurück nach Hammamet

Montag, 30.Oktober 2006: Paul hat im Moment keine Arbeit und es ist ihm ein wenig langweilig. Deshalb fahren wir mit den Velos nach Hammamet-Stadt. In der Markthalle kaufen wir viel Gemüse ein. Weil wir noch ein wenig in der Stadt herumlaufen und irgendwo etwas essen wollen, fragen wir den Verkäufer, ob wir das Eingekaufte noch bei ihm lassen können. "Mais bien sûr!" (Aber sicher!)

Bei unserer Rückkehr begrüsst er uns schon von Weitem und händigt uns den grossen Plastiksack aus. An einem anderen Stand wollen wir 500g offene Datteln kaufen. Der clevere Verkäufer packt uns genau 650 g auf die Waage und macht natürlich den entsprechenden Preis dazu. Aber wir sind auch clever, checken es, und lassen ihn ganz genau 500g abwägen! Es ist ja nicht so, dass wir die 150 g Datteln nicht auch noch hätten wegmampfen können, aber es geht ums Prinzip, oder?

Am Abend, nach dem Znacht (Abendessen) machen wir einen kleinen Abendspaziergang hier beim Hafen, im Park bei den Restaurants. Es ist 19h15. Plötzlich will mir ein junger tunesischer Bursche (etwa 18 Jahre alt) eine Blume schenken. Ich lehne dankend ab. In der Hand hält er ein ganzes Blumensträusschen mit geklauten Geranienblüten aus dem Park. Darauf zeigt er uns eine Münze und fragt auf Deutsch: "was ist das? du mir wechseln?" Es ist ein 2-Eurostück. Ja klar, das machen wir doch! Paul zückt das Portemonnaie und will ihm 3 Dinar-Münzen dafür geben. Der Bursche will aber kleine Münzen (Millimes) und hilft Paul in seinem Portemonnaie herumzusuchen. Mit der anderen Hand fummelt er mit dem Blumensträusschen vor dem Portemonnaie herum. Plötzlich schnappt er sich aus dem Notenfach eine 20-Dinarnote und tarnt sie unter dem Blumensträusschen. Paul merkt nichts davon und sucht weiter kleine Münzen raus. Aber die kluge Hausfrau hat gut aufgepasst und merkt den Klau. Ich reisse ihm die Note aus der Hand und kläre Paul auf. Der kann das Ganze zuerst nicht glauben aber dann droht er dem Dieb mit der Polizei. Daran hätte ich in der Aufregung überhaupt nicht gedacht! Der Gauner lässt sich nicht aus der Ruhe bringen und faselt etwas von "Allah". Ja, soweit kommt es noch, im Namen von Allah die Touristen beklauen!!! Er will sein 2-Euro-Stück wiederhaben, aber denkste, das behalten jetzt nämlich wir! Mistkerl, elendiger!!!

 Wir setzen unseren Spaziergang fort und schütteln ständig die Köpfe, wir können es immer noch nicht fassen! Aber eigentlich ist der Trick gut, den üben wir jetzt auch...

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