Dienstag, 17.Oktober 2006: Die Post ist da!
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Müll, Müll, Müll am Strand

Dienstag, 17.Oktober 2006: Gestern Abend haben wir die erste Post hier in unser Winterquartier erhalten, und zwar von Erika aus Bern. Auf der Capitaneria muss man sich erkundigen, ob Post für das Schiff MABUHAY angekommen ist. Dann wird ein riesiger Stapel Briefe verlesen und nach etwas für MABUHAY durchsucht. Dieses Prozedere kann man jeden Tag wiederholen, wenn man das Gefühl hat, eventuell Post erhalten zu haben. Bis jetzt sind die hier leider noch nicht auf die Idee gekommen, ein Ablagesystem nach Alphabet, oder etwas Ähnliches, einzuführen.

Heute ist wieder schönes Wetter und Paul schleift und lackiert die Eingangstüre zum 4.

Mal.

Am Nachmittag machen wir einen langen Strandspaziergang. Aber, so richtig schön ist dieser Spaziergang nicht, es hat nur Dreck, Dreck; Dreck, der von den grossen Gewittern ins Meer gespült wurde und jetzt am Strand liegt.

Da wir etwas Wichtiges von zu Hause erwarten, fragt Paul am Abend in der Capitaneria nach Post. Der Boy dort antwortet ihm prompt: "Nein, ihr habt doch gestern schon einen Brief erhalten!!!" Paul ist nicht überzeugt und fragt nach: "Sicher?" Jetzt ist der Boy verunsichert und sucht in dem Berg mit der eingegangenen Post herum. Und siehe da, es findet sich ein Abholzettel für ein Paket für die MABUHAY. Aha, also doch!

Mittwoch, 18.Oktober 2006: Mit unseren Velos fahren wir hier in Hammamet Yasmine zur Post um unser Päckli abzuholen. Der Beamte in der Post schaut sich den Abholzettel an und sagt gelangweilt: "Hammamet!" Also, wieder zurück zum Schiff, Velos abstellen, schnell die Türe zum 5. Mal lackieren und zu Fuss wieder zur Busstation, gleich neben der Post. Mit dem total überfüllten Bus, wie die Sardinen, nach Hammamet. Bei der Medina versuchen wir auszusteigen. Das ist gar nicht so einfach, drängen doch die Leute die Einsteigen wollen, erbarmungslos herein. Aber wir schaffen es und sind sofort in der schönen, neuen Hauptpost. Hier sagt uns ein Fräulein, nach einem kurzen Blick auf unseren Zettel, dass wir zur Post beim Bahnhof müssen. Neeeiiin... da sind wir vorhin soeben mit dem Bus vorbei gefahren! Gut, was will man machen, zu Fuss erreichen wir endlich die richtige Post (nach nur 1 Mal fragen). Hier klappt es nun endlich; nachdem Paul seinen Fahrausweis gezeigt, etwas unterschrieben und 1.400 Dinar bezahlt hat, nehmen wir glücklich das Päckli entgegen!

Mit dem Bus geht es wieder zurück zu unserem Hafen Port Yasmine. Hier angekommen kriegt Paul wieder einmal fast "Vögel"! Der Wind hat während unserer Abwesenheit einen alten Lumpen auf die frisch lackierte Tür geblasen!!! (Ich sage nichts, kein Wort!).

wir müssen zur Post in Hammamet

Donnerstag, 19.Oktober 2006: Die vergangene Nacht war sehr stürmisch und jetzt regnet es. Ich bin wieder einmal, mitten in der Nacht, in die Bugkabine umgezogen, zu viel knarzen und zerren an den Leinen hinten im Heck! Philipp, unser französischer Nachbar richtet uns heute das Internet über die Telefonleitung ein. Es funktioniert gut, aber langsam. Aber immerhin ist das besser, als immer so weit bis zur Capitaneria zu laufen, wo die Verbindungen auch nicht immer gut sind.

Paul schleift zum x-ten Mal die Türe ab (wegen dem Lumpen von gestern!) und lackiert zum ??? Mal, ich habe den Überblick total verloren! Anschliessend bindet er die MABUHAY besser an, wegen dem Sturm von letzter Nacht. Dabei fällt er ins Wasser des Hafenbeckens. Zum Glück habe ich das nicht gesehen, ich hätte das Lachen bestimmt nicht verkneifen können!!! Ich sehe nur, wie er pflotschnass herein kommt...

Abends essen wir zusammen mit Gisela, Wolfgang, Anne und Werner (von der Sailaway) im Restaurant "La Bouillabaisse". Das Fleisch ist prima , nur die Beilagen sind ein wenig knapp, aber mit viel Brot dazu werden wir dennoch alle satt. Zusammen verbringen wir einen richtig gemütlichen Abend an einem grossen runden Tisch.

 

Freitag, 20.Oktober 2006: Es hat keinen Wind mehr, die Sonne scheint wieder und es ist 26° warm. Paul findet, er habe jetzt die Türe genug abgeschliffen und neu lackiert, jetzt sei der Cockpit-Tisch dran! Von jetzt an wird jeder ausdrücklich gewarnt, ja nicht auf den frisch lackierten Tisch zu fassen!!! (wegen den "Vögeln"!)

Abends kommen Gisela und Wolfgang Müller kurz vorbei, um sich zu verabschieden. Sie fliegen morgen nach Hause.

 

Samstag, 21.Oktober 2006: Um 8h50 klopft Wolfgang von Trans-Ocean wie verrückt an die MABUHAY. Er teilt uns mit, dass er um 9h15 nach Monastir zum Flughafen fahre, um unseren Wassermacher, den wir in Deutschland bestellt haben, abzuholen. Ob wir vielleicht mit wollen? Ja, klar, wir sind zwar noch im Bett, aber wir wollen trotzdem! Zu viert, Eva, Wolfgang, Paul und ich, fahren wir mit dem Renault von Eva und Wolfgang nach Monastir zum Flugplatz. Hier im Zollbüro fängt der Papierkrieg an. Zuerst müssen wir eine Gebühr von 26 Dinar bezahlen und die Schiffspapiere und Pass von Paul vorweisen. Danach werden uns Papiere ausgehändigt. Mit diesen müssen wir in die Lagerhalle. Hier holt man unser grosses Paket hervor und ein Beamter in Uniform (3 Sterne auf den Schulterstücken), öffnet vor unseren Augen die Kiste. Wir müssen ihm erklären was ein Wassermacher ist. Er holt Verstärkung und auch dieser Beamte weiss nicht was das für ein Gerät ist. Anhand vom Benutzerhandbuch für den Wassermacher verstehen sie einigermassen, was man damit macht. Jetzt müssen wir in ein anderes Büro, wo der Chef (vermute ich) und ein Fräulein sich einen Kugelschreiber teilen. Beide in Uniformen mit den 3 Sternen. Unser Benutzerhandbuch ist auch schon da. Wir müssen uns setzen und es dauert eine Weile, bis der Herr alle Papiere ausgiebig studiert hat. Nun müssen wir wieder zurück an einen Kassenschalter um 0.600 Dinar (etwa 60 Rappen) zu bezahlen. Hier wird ein neues Formular erstellt, was natürlich auch wieder seine Zeit braucht. Dieses Papier scheint sehr wichtig zu sein! Damit geht es jetzt wieder in die Lagerhalle zu unserem Paket. Hier wird wieder diskutiert und ernsthaft geschaut und man stellt fest, dass wir vergessen haben, noch eine andere Gebühr zu bezahlen. Also, retour ins andere Gebäude, an einem anderen Schalter, wo leider keiner anwesend ist, warten, bis wir endlich auch noch 1.400 Dinar (Fr.1.35) bezahlen können. Zurück zum Wassermacher in die Lagerhalle. Das Paket wird mit Klebeband wieder zugeklebt, eine Schnur drum gemacht und dann plombiert. Nach nochmaligem gründlichem Studium sämtlicher Papiere, die wir inzwischen haben, dürfen wir das etwa 40 kg schwere Paket endlich im Kofferraum verstauen. Das Ganze hat etwas mehr als eine Stunde gedauert und Eva und Wolfgang finden, das sei ausserordentlich schnell! Sie hätten da schon ganz andere Sachen erlebt, wo sie einen ganzen Tag warten mussten und Abends die Sachen dann nicht mitnehmen durften! Also haben wir Schwein gehabt!

Allerdings sind wir an diesem Morgen die einzigen Kunden und alle Beamten (es hat sehr viele davon!) sehen nicht sehr überlastet aus.

Wir fahren in die Stadt Monastir wo wir einen kurzen Rundgang in der Markthalle und der Medina machen. Danach machen wir einen Abstecher zum Fischereihafen wo auch die Werft liegt, in der man an seinem Schiff selber arbeiten kann.

Auf der Fahrt zum Yachthafen fahren wir am Geburtshaus vom früheren Präsidenten Tunesiens Habib Bourguiba vorbei. Eigentlich wäre dies ein wunderschönes Haus, aber leider gammelt es still vor sich hin und zerfällt langsam. Schade!

Wir schauen uns den Yachthafen Monastir und den von El Kantaoui an. Nach einer Pizza kaufen wir in einem grossen Supermarkt in Sousse ein. Au, hier kann man alles kaufen was das Herz begehrt! Normalerweise hat der Laden bis Nachts um 22h auf, weil Ramadan ist, ist aber nur bis um 24h offen. Über den kleinen Ort Hergla geht es zurück nach Hammamet Yasmine.

Um 18h50 treffen wir im Hafen, beim Zoll ein. Jetzt müssen wir nämlich unser plombiertes Paket noch vom Zoll hier begutachten lassen. Im Zollbüro brennt Licht, aber es ist keiner da! Ja klar, die sind jetzt am Essen, weil sie ja den ganzen Tag nichts essen durften! Ramadan! Also haben wir Verständnis dafür und kommen um 20h wieder. Immer noch keiner da, aber das Licht brennt und im Büro läuft der Fernseher. Wir warten geduldig! Um 20h30 fragen wir mal bei der Grenzpolizei nach. Die versichern uns, dass der Zollbeamte bestimmt bald kommen werde. Wir warten geduldig! Es ist schön warm und wir sitzen draussen vor dem Gebäude. So gegen 20h50 haben wir genug geduldig gewartet und erkundigen uns nochmals bei den Grenzpolizisten. Diese sind sehr nett, rufen den Zöllner aufs Handy an und teilen uns mit, dass er gleich kommen werde. Und tatsächlich, um 21h kommt der Beamte (vermutlich von zu Hause, dabei hätte er Dienst!) fragt, ob wir schon lange warten. Ja. seit einer Stunde! Darauf entschuldigt er sich vielmals und sagt, er hätte Transportprobleme gehabt. Auch dieser Zollbeamte hat eine imposante Uniform, studiert die Papiere vom Schiff, vom Wassermacher und den Pass von Paul. Der Wassermacher wird in die Schiffspapiere eingetragen, es gibt Stempel und Unterschriften und dann kommt der Herr endlich mit zum Auto, um das Paket anzuschauen. Wolfgang und Paul hieven die grosse Kiste aus dem Kofferraum, er schaut sich die Plombe an und will dass wir die Schnur mit einem Messer oder einer Schere durchschneiden.Da wir meistens keine Schere oder auch kein Messer in den Shorts dabei haben, befreit Paul das Paket mit Muskelkraft von der Schnur und vom Klebeband. Der Zöllner beguckt sich die Maschine, warnt uns, dass eventuell kontrolliert wird, ob wir sie wirklich im Schiff eingebaut haben und wünscht uns dann endlich, um 21h20 eine gute Nacht. Ufffff, geschafft!!! Was für ein Tag!!!

in Monastir
im Hafen von Monastir
die Stütze unter dem Boot
cool, oder?

Sonntag, 22.Oktober 2006: Das schöne Wetter ist zurück gekehrt und es ist 30° warm.

Wir schleppen unseren Wassermacher in den Motorenraum, wo er später installiert wird. Diese Wunder-Maschine produziert aus Salzwasser pro Stunde 38 Liter Trinkwasser. Eine tolle Sache, wenn es denn einmal funktioniert. Hoffentlich klappt das besser als mit dem Wetter-Fax, von dem wir noch nie eine Wettermeldung erhalten haben!

Paul streicht noch schnell den Cockpit-Tisch und dann müssen wir ihn trocknen lassen. D.h. wir sind von 12h30 bis 17h am Strand!

Abends um 20h wird im Radio und Fernsehen verkündet, dass der Ramadan jetzt vorbei ist. Das Ende des Ramadan hängt, wie der Beginn auch, vom Mond ab. Wenn man die erste Mondsichel nach dem Neumond am Himmel entdeckt, ist der Ramadan zu Ende. Der darauffolgende Tag ist dann ein Feiertag und heisst "Fastenbrechen". Dies ist ein Familienfest, ähnlich wie bei uns Weihnachten, mit kleinen Geschenken für die Kinder. Bei uns im Hafen wurde ein Spielpark aufgebaut, aus lauter Luftburgen, wo die Kinder drin herum hüpfen können.

der Ramadan ist vorbei
"Fastenbrechen"

Montag, 23.Oktober 2006: Wir haben heute fast kein Brot zum Frühstück! Weil der Ramadan zu Ende ist, sind alle Geschäfte geschlossen. Unser Cockpit-Tisch wird wieder schnell gepinselt und dann machen wir eine lange Strandwanderung. Im Rucksack haben wir ein Picknick dabei. Von Hammamet Yasmine laufen wir den ganzen Strand entlang bis zur Medina von Hammamet. Unterwegs sind wir ziemlich frustriert. Der ganze angeschwemmte Dreck von den Gewittern vor zehn Tagen liegt noch herum. Nur vor ein paar wenigen Hotels wurde aufgeräumt. Es ist unglaublich, was da alles so herumliegt; kleine Bäume, Kakteen, grosse Agaven, Farbkessel, Plastikgeschirr, Bikinioberteile, TShirts, Schuhe, sehr viele Schuhe, Bürsten, Blumentöpfe Spraydosen und natürlich jede Menge PET-Flaschen. Wir sehen sogar zwei tote Schildkröten! Bei der Medina in Hamammet angekommen merken wir erst so richtig, dass heute ein Feiertag ist. Die Einheimischen haben ihre schönsten Sonntagskleider angezogen. Die Männer schwarze Hosen und weisse Hemden und die Frauen möglichst viel Gold und Glitzer! Die kleinen Kinder sind herausgeputzt wie Puppen. Es ist 31° warm und die meisten kleinen Mädchen tragen lange Ärmel und weisse Strumpfhosen! Die kleinen Buben wurden in langärmlige Jacken und lange Hosen gesteckt! Aber schick sehen sie schon aus! Schon die Kleinsten haben als Geschenk eine

Plastikpistole erhalten, die sie stolz herumtragen... Alle Leute sehen vergnügt und zufrieden aus.

Wir machen uns langsam wieder auf den Rückweg. Diesmal der Strasse entlang.

Unterwegs müssen wir zwei Mal einen Boxenstop einlegen, es ist enorm heiss und unser Wasservorrat ist aufgebraucht. Irgendwo wollen wir unbedingt (d.h. ich!), eine Abkürzung nehmen, die leider in einer Sackgasse endet und wir müssen den ganzen Weg wieder zurück! Mist! Wir sind so kaputt, dass wir kaum noch laufen können. Aber natürlich kommen Taxis, die ständig an uns vorbei brausen, für uns nicht in Frage! Wir geben nicht auf, niemals, jetzt sind wir schon so weit gelatscht, jetzt schaffen wir den Rest auch noch, oder! Endlich, endlich sitzen wir wieder an Bord der MABUHAY und erholen uns (ich bei einem kühlen Fussbad)! Wie weit sind wir heute eigentlich gelaufen? 20 – 25 km ? Wir wissen es nicht so genau...

Abends sind wir bei den Deutschen Anne und Werner auf ihrem Schiff, der „Sailwaway“ zu einem gemütlichen Schwatz bei Bier und Knabberzeug eingeladen. Es ist ein schöner Abend, und wir geniessen es sehr, einfach draussen zu sitzen und zu plaudern. Vielen Dank ihr zwei! Zum Glück haben wir keinen weiten Heimweg!

der Müll liegt immer noch herum
wir laufen dem Strand entlang nach Hammamet
uff! wir sind k.o.
das ist unser Wassermacher
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