Dienstag, 26.September 2006: Zaghouan-El Fahs-Kairouan
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in der Markthalle von Zaghouan

Dienstag, 26.September 2006: Gestern Nachmittag haben wir einen schönen Spaziergang dem tosenden Meer entlang gemacht. Es hat richtig stürmischen Wind, ist aber dabei angenehm warm. Auf dem Rückweg gabs einen Stop in einer Hotelstrandbar, wegen dem unverzichtbaren Gelato...

In der Nacht gibt es einen echten Sturm und die Schiffe reissen wie verrückt an ihren Festmacherleinen. Markus und Paul stehen ständig auf, um zu prüfen ob die MABUHAY noch gut vertäut und ob auch sonst alles in Ordnung ist.

Damit Markus noch einen kleinen Eindruck von Tunesien mit nach Hause nehmen kann, mieten wir für zwei Tage ein Auto, einen Renault Clio. Das Mieten geht ganz einfach, ohne grosses Brimborium. Das Auto wird morgens um 9h00, wie abgemacht, zu uns zum Hafen gebracht, hier können wir es nach 48 Stunden auch wieder abgeben. Es ist aber "leer", das heisst, der Benzintank ist leer und man muss erst bei der Tankstelle vorbei, um überhaupt mal losfahren zu können. Man muss ein wenig überlegen, wie viele km man fahren will, man gibt das Auto nämlich auch wieder leer zurück. 1 Liter Benzin kostet ungefähr 1.05 Fr. Wir fahren ins Landesinnere nach . Unterwegs bestaunen wir die wunderschöne verschiedenartige Landschaft. Da sieht man unheimlich schöne gezackte schwarze Felsen und dann plötzlich wieder riesige Ebenen. Es hat wahnsinnig viele Olivenbäume, soweit das Auge reicht. Schön sauber in Reih und Glied gepflanzt stehen sie da. In Zaghouan angekommen, besuchen wir als erstes die Markthalle. Au, was es da alles zu kaufen gibt! Wunderschönes Gemüse, Früchte, Brot, Fisch, Fleisch und frisch gerupfte Hühner. Man sagt dem Verkäufer einfach, welches Huhn man haben will, dem wird dann der Hals umgedreht (dem Huhn, nicht dem Verkäufer!) und es wird vor den Augen des Kunden an einer Maschine gerupft (ich habe mich nicht getraut, ein Foto davon zu machen).

Auf einem Tisch liegen fein säuberlich aufgereiht schwarze Geissenköpfe (Ziegen) !!! Die Viecher verfolgen mich noch den ganzen Tag! In einem Raum hängen die Eingeweide der Tiere an der Wand!!! Und als absolutes Highlight hängt in der Markthalle an einem Nagel noch der Kopf eines Ochsen, schön apart garniert mit einem Büschel Grünzeug im Maul und oben drüber die Tunesische Nationalflagge. "Trotzdem" kaufen wir hier Trauben, mmm... die besten Trauben die es gibt, Datteln, Tomaten. Auch draussen am Strassenrand hat es Marktstände. Ein Auto bricht fast zusammen, so ist es mit Granatäpfeln vollbeladen.

Beim Torbogen, dem Eingang zur Altstadt, quatscht uns ein älterer Mann an, der fürchterlich schielt. Er erzählt uns auf Deutsch, er sei Lehrer und will uns unbedingt "seine" Stadt zeigen und die Moschee. Also gut, für die ganze Stadt haben wir zu wenig Zeit, aber die Moschee interessiert uns schon (Markus und mich). Um in die Moschee zu gelangen müssen wir dem Wächter Eintritt bezahlen. Paul will nicht, er wartet draussen neben dem Brunnen wo die Muslime sich vor dem Gebet waschen. Unser Führer, wie hiess der eigentlich? erklärt uns alles ziemlich wortreich, dann macht er die Fensterläden ganz dicht zu, damit wir fotografieren können. Das ist nämlich streng verboten, sagt er. In der Kuppel der Moschee hat es wunderschöne bunte Fenster die wie eine Sonnenuhr funktionieren. Jede Stunde scheint die Sonne durch ein anderes Fenster herein. Ist echt eindrücklich! An den Wänden hängen viele verschiedene Bilder der Koransuren. Da hat es mit Gold-und Silberfäden gestickte, in Metall geritzte, in winzigster Handschrift geschriebene, und alle sind sie uralt. Es ist sehr interessant, nur schade dass unser Führer zum Abschied die Hand sehr weit aufhält... das gibt ein bisschen einen unerfreulichen Eindruck zum Abschluss.

Wir fahren weiter nach El Fahs, mitten im bunten Trubel der Stadt parkieren wir und kaufen ein für unser Picknick. Wieder draussen aus der Stadt essen wir am Rande einer Olivenplantage unser Picknick. Es besteht aus frischem Baguette, Schokolade (wird ins Baguette geklemmt) und Mineralwasser. Zum Dessert gibt es kein Gelato heute! Es gibt etwas viel Besseres, nämlich frische Trauben und Datteln vom Markt mit den Geissenköpfen. Mmm... so ein gutes Picknick hatten wir schon lange nicht mehr! Die Fahrt kann weiter gehen nach Kairouan. Den ganzen Tag bläst sehr starker Wind und unterwegs begegnen wir kleinen Sandstürmen, besonders wo das Land sehr flach ist. In Kairouan besorgen wir im Tourismusbüro sofort einen Plan der Medina. Wir wollen zur ältesten Moschee Afrikas. Wir marschieren aussen rum an der Stadtmauer und nehmen den dritten Torbogen in der Stadtmauer um in die Altstadt zu gelangen. Tatsächlich finden wir die Grosse Moschee, aber, sie ist zu, wir dürfen nicht rein, auch nicht in den Innenhof. Gebetsstunde und Ramadan! Wären wir am Morgen gekommen wäre offen gewesen, aber es hätte auch tausende von Touristen mit ihren Bussen gehabt, so sind wir die einzigen Turis weit und breit. Auf dem Rückweg durch die Altstadt wollen wir noch am Kamelbrunnen vorbei, das hat uns schliesslich der Mann vom Tourismusbüro empfohlen. Aber es ist hoffnungslos, den Kamelbrunnen finden wir trotz Stadtplan nie! Wir fragen einen jungen Burschen und er führt uns stillschweigend durch die halbe Medina kreuz und quer und links und rechts bis zu dem Kamelbrunnen (ohne dafür die Hand aufzuhalten). Zu dem Brunnen müssen wir eine Treppe hochsteigen. Da staunen wir aber nicht schlecht!

Da steht doch tatsächlich ein Kamel! Ein echtes, lebendiges Kamel im ersten Stock des Hauses! Das haut uns fast um! Der Kamel - oder Brunnenbetreuer erklärt uns, dass der Brunnen 22m tief ist, und das Kamel holt das Wasser aus dem Brunnen rauf, indem es rundherum trottet. Wir dürfen, oder müssen, sogar von dem Wasser probieren. Das System ist gut ausgedacht und funktioniert über grosse hölzerne Zahnräder und mit befestigten Tontöpfen. Sehr clever. Wir fragen uns nur, wie kommt das Kamel die Treppe wieder runter?

Jetzt wollen wir zurück zu unserem Mietauto. Das ist aber gar nicht so einfach in so einer verwinkelten Altstadt! Bevor wir uns total verlaufen, fragen wir ein paar einheimische Männer die vor einem Laden stehen, ob sie uns sagen können, wo wir uns hier genau befinden? Dabei geben wir ihnen den Stadtplan. Die Männer staunen den Stadtplan an und wir vermuten, dass sie noch nie so etwas gesehen haben. Sie wissen nämlich auch nicht wo wir sind! Irgendwie finden wir den richtigen Ausgang dann doch noch und machen uns wieder auf den Heimweg zur MABUHAY.

Paul und Markus fahren abwechselnd auf den gut ausgebauten Strassen. Leider sehen wir auf den rund 320 km, die wir heute zurücklegen, zwei ganz schlimme Unfälle.

Trotzdem war es ein toller, interessanter Ausflugstag.

Abends essen wir in einem schönen Restaurant hier im Hafen Port Yasmine. Markus nimmt Meerestiere mit Reis, Paul Lamm mit Couscous und ich ein Rindsfilet. Das Meeresgetier und das Lamm werden in einem Tontopf langsam geschmort (aha, deshalb dauert das so lange!). Der Tontopf kommt dann an den Tisch und der Inhalt wird direkt daraus serviert. Scheinbar hat es den beiden Männern gut geschmeckt. Mein Filet war auf jeden Fall butterzart. Ganz besonders angetan hat es uns der tunesische Rotwein, den wir zum Essen hatten, der war einsame Spitze!

Geissenköpfe
Innereien...
Granatäpfel
wir besuchen die Moschee
in Zaghouan
wir fahren nach Kairouan
Mittagspicknick unterwegs
in Kairouan
in Kairouan
beim Kamel-Brunnen, da steht doch tatsächlich ein Kamel!

Mittwoch, 27. September 2006: Markus fliegt heute mit Alitalia über Rom nach Hause. Es ist sehr bewölkt und regnet teilweise leicht. Das ist gut so, so fällt Markus der Abschied bestimmt etwas leichter. Mit dem Mietauto bringen wir ihn zum Flughafen Tunis (Carthage). das sind ungefähr 60 km von hier. Unterwegs müssen wir über einen kleinen "Pass". Hier wird es plötzlich ganz dunkel (es ist morgens um 9h45) und Wolken und Nebel hängen ganz tief und es regnet. Eva von Trans-Ocean hat uns den Weg ganz genau beschrieben und wir haben kein Problem den Flugplatz zu finden. Hier verabschieden wir uns von Markus. Ciao Zweiter-Vize-Hilfs-Assistent! Merci vielmals für deine tatkräftige Unterstützung während den letzten drei Wochen. Wir haben wieder viel von dir gelernt! Es hat uns sehr gut gefallen mit dir durch einen Teil des Mittelmeeres zu schippern und du bist jederzeit wieder herzlich willkommen! Ciao und guten Flug, grüss die Heimat von uns!

Paul und ich wagen uns ins Getümmel der Riesenstadt Tunis. Oh je, das ist nicht einfach!

In einem Supermarket kaufen wir uns ein Picknick. Die Restaurants, wo man etwas zu Mittag essen könnte, sind alle geschlossen, da die Einheimischen erst wieder am Abend essen dürfen; Ramadan! Wir schauen uns ein wenig das geschäftige Treiben in den Strassen an. Wir kaufen in einem Haushaltwarengeschäft ein elektrisches 2-PlattenRechaud (weil wir auf dem Schiff lieber mit Strom als mit Gas kochen möchten, so lange wir hier sesshaft sind) und haben dann auch schon genug von der Grossstadt. Im Park essen wir jeder ein gebratenes Hühnerbein, Baguette und Trauben. Es dauert dann noch eine Weile, bis wir endlich den richtigen Weg aus der Stadt gefunden haben. Zurück fahren wir einen ganz anderen Weg als am Morgen, so richtig über Land. Irgendwo latscht plötzlich eine Kuh mit zusammengebundenen Vorderbeinen auf die Strasse, vor unser Auto. Mann, ist das gefährlich! In Nabeul machen wir halt und kaufen an verschiedenen Ständen und Geschäften an der Strasse Gemüse und Früchte ein. Aber ganz wahnsinnig begeistert bin ich nicht von dem Angebot. Die Tomaten faulen still vor sich hin, der Salat in der Kiste ist total schlampig, die Rüebli (Karotten) sind aufgeplatzt und der Chabis (Kohl)) ist vergammelt. Hier merken wir erst so richtig, wie verwöhnt wir doch eigentlich sind! Zu Hause geht man einfach in einen Laden und kauft alles, was das Herz begehrt, und alles taufrisch, auch wenn das Gemüse keinen Eigengeschmack mehr hat. Und wenn ein Salat, eine Tomate, eine Kartoffel usw. nicht der Normgrösse oder -Farbe entspricht, kann sie nicht verkauft werden! Wo führt das noch hin?

 

Auf der MABUHAY wird sofort das Elektro-Rechaud montiert und ausprobiert. Ich will Gschwellti (Pellkartoffeln) kochen. Aber das ist zu viel für den Kocher. Nach genau fünf Minuten gibt er den Geist auf, die Kartoffeln müssen auf dem Gasherd weiter kochen! Paul versucht verzweifelt dem Elektro-Kocher wieder Leben einzuhauchen, er schraubt ihn auseinander, schaut und prüft, aber es hilft alles nichts, das unnütze Ding wird umgehend entsorgt! Die Gschwellti mit Käse und Salat geniessen wir, mit ein wenig Verspätung, aber trotzdem noch!

 

in Tunis
Picknick in einem Park in Tunis
plötzlich latschen Kühe über die Fahrbahn

Meilenabrechnung

 

Port St. Louis (Südfrankreich) nach Hammamet (Tunesien)

6. Juni 2006 – 23. September 2006

 

Total zurückgelegte Seemeilen:

1873 sm = 3470 km

vor Blitzschlag:

625 sm

nach Blitzschlag:

 

1248 sm

Total mit Segeln:

614 sm

vor Blitzschlag:

193 sm

nach Blitzschlag:

 

421 sm

Total mit Motor:

1259 sm

vor Blitzschlag:

432 sm

nach Blitzschlag:

 

827 sm

Total Dieselverbrauch:

489 Liter

Durschnitt pro Stunde: 2,12 Liter

 

Total Motorbetriebsstunden: 230 Std.

 

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