Freitag, 22. September 2006: Auf nach Tunesien!
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Freitag, 22. September 2006: Wir verbringen eine superruhige Nacht hier in Pantelleria und legen um 7h50 ab. Strahlend blauer Himmel. Heute haben wir 40 sm vor uns bis nach Kelibia in Tunesien.

Mich ergreift ein wenig Wehmut als ich die Umrisse der Insel Pantelleria langsam im Dunst verschwinden sehe. Es hat uns sehr gut gefallen in Italien (trotz Blitzschlag und sehr hohen Hafen-Preisen). Ciao bella Italia und tschüss Europa! Bei ungefähr 16 sm wechselt Paul die Gastlandflagge. Das heisst, er nimmt die Italienische herunter und hisst die Tunesische. Das muss man immer machen, wenn man in das Hoheitsgewässer eines anderen Landes kommt, 12 sm vor dem Land. Heute ziehen wir noch zusätzlich die gelbe Q-Flagge hoch, das bedeutet, dass wir in Tunesien noch nicht einklariert haben (noch nicht angemeldet sind) und dass an Bord alle gesund sind.

Um 13h30, ich habe mich gerade am Heck gemütlich für ein Nickerchen eingerichtet, schreit Paul plötzlich: "Delfine!" Mit einem Spurt sind wir alle drei vorne am Bug. Drei grosse fette Delfine machen sich einen Spass daraus, uns eine Weile zu begleiten. Sie schwimmen voraus, lassen sich wieder zurückfallen, holen wieder auf, zeigen uns bei einer Drehung ihre weissen Bäuche, üben direkt vor unserem Bug Synchronschwimmen und Synchronsprünge, sind einmal steuerbords, dann blitzschnell wieder backbords. Wenn wir denken sie seien abgetaucht, sind sie urplötzlich wieder da. Toll! Nach etwa 15 Minuten verschwinden sie in den Tiefen des Mittelmeeres.

Heute ist ein Supersegeltag, von den 49 sm (49sm x 1,852km = 90,7km) können wir 43 sm (79,6km) segeln! Um 17h sind wir im Fischereihafen von Kelibia in Tunesien, wo wir uns vorher per Funk angemeldet haben. Bei der Einfahrt in den Hafen ruft gerade der Muezzin vom nahen Minarett. Das ist jetzt aber eine nette Begrüssung, das hätten wir nicht erwartet!!!

Wir müssen längsseits an einem grossen Motorboot als drittes Schiff in einem "Päckli" festmachen, rundherum hat es lauter Fischerschiffe. Es dauert nicht lange, kommt der Beamte von der Einwanderungsbehörde an Bord. Er heisst uns in Tunesien herzlich willkommen und will dann unsere Pässe haben und von jedem den Beruf wissen. Jetzt kommt noch ein Beamter des Zolls dazu. Bei dem heisst es nun jede Menge Formulare ausfüllen, alles in 3-facher Ausführung! 1 Formular fürs Schiff, 1 Formular für die Crew, mit Geburtsdaten und Passnummern (zum Glück sind wir nur 3 Leute). 1 Formular mit den Vorräten die wir dabei haben. Tabak? Wein? Spirituosen? Waffen? Drogen? Alle elektronischen fixen Geräte und alle elektronischen mobilen Sachen müssen aufgeschrieben werden.

 Nachdem ich sämtliche Zettel ausgefüllt habe und der Skipper sie fein säuberlich unterschrieben hat, wird das ganze Schiff vom Zöllner inspiziert. Aber was sucht er eigentlich? Es ist alles in Ordnung und die zwei Beamten verlassen mit unseren drei Pässen die MABUHAY. Der Beamte von der Einwanderungsbehörde bietet uns noch an, Geld zu wechseln (schwarz natürlich, was streng verboten ist!) Wir wechseln einige Euros, um wenigstens sofort ein paar Tunesische Dinars zu haben.

Jetzt müssen wir warten und dürfen nicht von Bord gehen. Endlich, nach ca. einer Stunde kommt der Beamte mit den Pässen zurück, wir hatten sie schon fast abgeschrieben! Dazu bekommen wir ein Formular, das gleichzeitig unsere Aufenthaltsbewilligung für Tunesien ist und die Genehmigung, die Tunesischen Gewässer zu befahren. Allerdings müssen wir nach 3 Monaten das Land verlassen (nur die Personen, das Schiff kann bleiben), können dann aber sofort wieder einreisen. So bekommen wir wieder eine Aufenthaltsbewilligung für weitere 3 Monate. Aber jetzt sind wir erst mal hier...uff, geschafft!

Für Markus ist es das erste Mal, dass er den Afrikanischen Kontinent betritt. Zur Feier des Tages essen wir im Ort Kelibia in einem Einheimischen-Restaurant zu Abend. Paul und ich nehmen Poulet (!!!), Markus nimmt Odja (Merguez in einer scharfen Tomatensauce). Zwei Häuser weiter hat es eine Italienische Gelateria, ausnahmsweise gibt es heute mal eine Glacé...

Zurück im Hafen schauen wir einem Fischer zu, wie er seinen heutigen Fang auslädt. Wir staunen nicht schlecht! Es sind ganz viele kleine, etwa 60 – 120 Zentimeter lange Haifische (graue Riffhaie). Ausserdem lädt er haufenweise schwere Schwertfische aus, deren Schwerter richtig gefährlich aussehen!

 

 

unterwegs nach Tunesien
Pantelleria verschwindet langsam
und jetzt muss die Gastlandflagge ausgetauscht werdne
im Hafen von Kelibia, Tunesien
in Kelibia

Samstag, 23.September 2006: Nach einer sehr ruhigen Nacht in diesem Arbeitshafen hier, legen wir um 8h00 ab. Den Muezzin haben wir um 5h00 nicht rufen gehört, wir haben ihn verschlafen! Während wir auslaufen, kehren die Fischerboote scharenweise von ihrem nächtlichen Fischfang zurück. Wir können sofort Segel setzen um Richtung Süden zu fahren. Es hat zwar guten Wind (4 Beaufort oder 11-16 Knoten) aber er kommt uns ziemlich genau entgegen. Aber meine zwei Spezialisten lassen sich nicht beirren und versuchen alles um trotzdem zu segeln. Sie versuchen jeden Trick und wir kreuzen unermüdlich an der Küste Tunesiens südwärts. Das Resultat dieser Bemühungen darf sich durchaus sehen lassen. Von 65,2 sm konnten wir immerhin 44,1sm segeln und mussten "nur" 21,1sm motoren.

Mir erscheint der heutige Segeltag enorm lange und ich bin froh als endlich unser Zielhafen Hammamet in der Ferne erscheint. Um 18h15 ist es soweit, wir legen in Port Yasmine, Hammamet, Tunesien (36°22,2'N / 010°32,7'E) unserem Winterquartier an. Direkt hinter der Hafeneinfahrt liegt die Tankstelle, wo wir zuerst tanken wollen. Wir legen seitlich an und da es ziemliche Wellen hat, die uns an die Beton-Mole schlagen, hoffen wir auf Hilfe der drei Männer die da herumstehen. Aber das scheint die nicht heftig zu interessieren und wir müssen selber schauen wie wir mit der Situation klar kommen. Aber es klappt dennoch und wir füllen den Tank auf (1 Liter Diesel kostet ungefähr 70 Rappen). Jetzt folgen wir mit der MABUHAY einem netten Marinero im Schlauchboot zu unserem Liegeplatz. Es ist Platz Nummer 2264. Wir liegen zwischen zwei Franzosen, links ein

Motorboot, rechts ein hölzernes Segelboot. Das Segelboot kennen wir doch! Es heisst "La Croix du Sud" und lag im Hafen San Vito (Sizilien), das war der Steg mit der Ente die noch nicht gegrillt wurde, direkt neben uns. Die "Aloès 4", die wir von Pantelleria kennen, ist auch schon da.

Wir melden uns in der Capitaneria an und erkundigen uns nach diversen Sachen, wie: Duschen, Internet, Post, Adresse, Einkaufsmöglichkeiten und der Waschmaschine. Das Fräulein teilt uns ziemlich herablassend mit, dass es hier keine Waschmaschine gebe. Ja, aber im Prospekt und im Internet steht, dass es hier eine solche hat. Nein, es hat keine! Und wann gibt es hier eine Waschmaschine? Bald! Gut, wann ist bald? Bald! Mann, ich könnte mich vielleicht ärgern! Tolles Gespräch, blöde Schnepfe...

Für heute habe ich genug gefragt, ich frage nichts mehr!

Am Abend erkunden wir nur kurz die nächste Umgebung des Hafens, ist total touristisch hier. Markus und Paul genehmigen sich zur Abwechslung mal eine Glacé...

 

beim Port Yasmine, Hammamet, tunesien
in Hammamet
Port Yasmine, Hammamet

Sonntag, 24. September 2006: Ramadan! Heute ist der erste Tag des diesjährigen Ramadans in Tunesien. Ramadan ist der neunte Monat des islamischen Mondkalenders. Der Beginn und das Ende des Ramadans hängen vom Mond ab. Er dauert 30 Tage und findet jedes Jahr 11 Tage früher statt als im vorangegangenen Jahr. Ungefähr nach 33 Jahren ist er einmal durchs ganze Jahr gewandert.Der Beginn des Ramadan ist von Land zu Land verschieden, je nachdem wann man die Mondsichel sieht. In Tunesien beginnt der Ramadan am 24.9.06 und endet am 23.10.06.

Jeder Muslim sollte während diesen 30 Tagen des Ramadans fasten. Das heisst er darf den ganzen Tag bis zum Sonnenuntergang nichts essen, nichts trinken und nicht rauchen und auch Geschlechtsverkehr ist verboten.

Abends, sobald die Sonne untergegangen ist, darf wieder gegessen, getrunken, geraucht und so weiter werden, soviel man will, bis zum nächsten Sonnenaufgang. Frauen, die ihre Menstruation haben, Menschen auf Reisen oder im Krieg sowie Personen, die

Medikamente einnehmen müssen, sind für diese Zeit vom Fasten befreit, sie können und sollen aber zu anderer Zeit das Fasten nachholen. Gänzlich ausgenommen sind Kinder unter zehn Jahren und Menschen mit schweren körperlichen Gebrechen.

 

Wir lernen Eva und Wolfgang kennen, ein deutsches Paar das hier im Hafen, seit zwei Jahren auf einem Segelschiff wohnt und für Trans-Ocean arbeitet : www.trans-ocean.org. Sie geben uns tausend gute Tips für Wäscherei, Automieten, Taxi, Busse, Einkaufen usw. usw.

Wir fahren mit dem Taxi, zu dritt, nach Hammamet, ca. 12 km. Das kostet für alle drei 6 Tunesische Dinar (1TD = ca. 95 Rappen). Zuerst besuchen wir die Medina (Altstadt). Diese ist zwar sehr schön, aber in jedem Haus hat es einen Laden und alle bieten die genau gleichen Souvenirs an!

Auf Empfehlung von Eva, essen wir im "Angolo Verde", einem kleinen Restaurant zu

Mittag. Wir möchten gerne draussen essen, unter den Bäumen, aber das geht nicht; Ramadan! Also, dann halt drinnen. Die Fenster sind mit Küchentüchern zugeklebt, wegen dem Ramadan, damit man von draussen nicht sieht, dass da drinnen jemand isst. Aber die üppigen Salatteller schmecken uns trotzdem prima. Die Gelateria Italiana ist gleich daneben...

Den Kaffee nehmen wir bei der Medina, mit tollem Blick aufs türkisfarbene Meer. Zurück geht es dann wieder per Taxi.

 

in der Medina von Hammamet
weil Ramadan ist, sind die Fenster im Restaurant mit Tüchern zugehängt
der Friedhof von Hammamet
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