
Sonntag, 17. September 2006: In der Nacht gibt es 2 heftige Gewitter. Um 9h00 fahren wir los. Auch heute steht wieder die Disziplin Rodeoreiten auf dem Programm. Die Wellen sind immer noch 1,5 -2 m hoch. Zum Glück haben wir heute nur eine kurze Strecke von 28 sm vor uns. Aber trotzdem ist der Rahm (die Sahne), die ich gestern in eine Plastik-Flasche umgefüllt habe, damit er nicht ausleert im Kühlschrank, jetzt steif geschlagen, also Schlagrahm (Schlagsahne)!
Um 14h30 sind wir schon im Hafen von Trapani (38°00,4' N / 012°30,0' E) und finden einen schönen Platz in der privaten Marina Arturo Stabile. Die Signora Francesca Stabile ist sehr nett und gibt uns bereitwillig Auskunft über alles was wir wissen wollen.
Abends erkunden wir Trapani. Alle Leute die wir fragen, wissen nicht, ob es hier eine
Altstadt oder ein Stadtzentrum gibt! Bei Pepe, nicht weit von der Marina essen wir zu Abend, in einem schönen gemütlichen Restaurant. Bis sich am Nebentisch eine Gruppe von 6 Schweizer- Seglern niederlässt, war es auch schön ruhig...













Montag, 18. September 2006: Endlich dürfen wir wieder mal ein wenig länger schlafen. Der Skipper weckt seine Crew heute erst um 8h20.
Die Wetterprognose die uns im Marinabüro ausgedruckt wird, ist nicht sehr ermutigend. Sehr hohe Wellen, bis 2,5 m, das heisst, wieder Achterbahn fahren! Wir beschliessen, noch einen Tag länger in Trapani zu bleiben und dafür schon mal abzuklären, was wir zu unternehmen haben, beim Verlassen der EU. Beim Zollamt laufen wir einem Wächter in die Arme. Der will wissen, was wir hier wollen. Ich erkläre ihm, dass wir mit einem Segelschiff hier in Sizilien sind, und via die Insel Pantelleria (noch in Italien) nach Tunesien wollen. Ja, dann kauft euch doch ein Ticket für die Fähre, wenn ihr nach Tunesien wollt, meint er allen Erstes. Ich fange nochmals von vorne an mit erklären und füge hinzu, dass wir in Pantelleria die EU verlassen werden, was es da für Formalitäten brauche??? Er wisse nicht, was EU sei, aber wir sollen doch mal nach oben gehen ins Amt. Also marschieren wir die Marmortreppe mit dem schmiedeeisernen Geländer hoch, in einen langen, langen Korridor. Da staunen wir aber nicht schlecht! Die Beamten scheinen in diesem Zollamt nicht sehr überlastet zu sein! 12 bis 15 Personen schlendern gemütlich den Gang rauf und runter...
Sofort fragt man uns, ob wir Hilfe brauchen? Nach kurzer Beratung der Anwesenden sind sich alle einig: dies ist ein Fall für den Direttore! Un momento, wir rufen ihn gleich! Nach etwa 5 Minuten kommt der Direttore Strazzera mit seinem Assistenten und nachdem ich die Situation nochmals erzählt habe, erklärt er uns die Lage: Also, es ist so; ausklarieren können wir erst im letzten italienischen Hafen den wir anlaufen, das können wir nicht schon hier in Trapani erledigen. Gut, dann auf der Insel Pantelleria? Ja, aber da gibt es ein Problema. Der Zollchef dort ist im Urlaub und sein Stellvertreter ist taubstumm! Ich wende ein, dass uns auch ein Taubstummer die Ausreisepapiere abstempeln könne. No, no, so einfach ist das nicht, er versteht ja nicht was wir wollen. Der Direttore gibt uns, nach Absprache mit seinem Assistenten ein Schreiben mit, mit seinem Namen und seiner Faxnummer. Falls es Probleme geben sollte, solle die Sekretärin vom Stellvertreter ihm (dem Direttore Strazzera) ein Fax senden.
Wir werden alle Drei per Handschlag von beiden Herren freundlichst verabschiedet. Grazie Signor Direttore und arrivederci! Nicht weit vom Zollamt hat es einen kleinen Supermarkt. Wir tätigen einen Rieseneinkauf und die ganzen gekauften Sachen werden vom Supermarkt subito zur MABUHAY gebracht, und das ohne Aufpreis, einfach so. Superservice! So gefällt mir einkaufen, ohne grosses Geschleppe!
Nachmittags wollen wir eine Stadtrundfahrt mit so einem roten Touristenbus ohne Dach machen. Der freundliche Herr im Tourismusbüro gibt uns einen Stadtplan und sagt uns, wo man einsteigen muss. Wir laufen quer durch die Stadt zur Einsteigestelle. Na toll, als wir dort ankommen, sagt man uns, dass der Bus nur morgens fahre...Gut, dann machen wir halt unsere eigene Stadtrundfahrt! Mit dem öffentlichen Bus Nummer 21 verschaffen wir uns einen Überblick über die schöne Stadt Trapani. Bei der Rückkehr zum Schiff kommen wir wieder nicht an einer Gelateria vorbei, ohne ein paar Sorten Glacé zu probieren. Wir sind noch lange nicht durch mit allen Sorten!




Dienstag, 19. September 2006: Die zwei Männer bekommen den Auftrag, Gemüse, Früchte und Salami zu kaufen. Hoffentlich bleiben sie schön lange weg! Ich brauche wieder einmal ein wenig Zeit und Ruhe, um an meinen Berichten zu schreiben. Vom 20.9 – 24.9.06 findet hier in Trapani der Cento-Segel-Cup mit Regatta und MatchRace statt. Die Skipper von den Segelteams 0039, Mascalzone Latino, Shosholoza und Alinghi stellen ihr Können mit identischen 7,5 m Segelbooten unter Beweis.
Am Nachmittag versuchen wir die Rennboote zu finden. Beim Yachtclub Lega Navale werden wir fündig, aber wir dürfen nicht ran an die Boote, verboten! So eine Suche ist ermüdend und wir müssen uns in der Gelateria erholen! Ich gönne mir heute Zitrone und Melone, Markus nimmt Minze und Amarena und Paul geniesst Stracciatella und Caffé. Mmm... sind alle prima! Im Internetpoint klappt es heute aussergewöhnlich gut mit übermitteln. An der Hafenmole werden überall Zelte und Tribünen aufgebaut für die Regatta. Am Samstag findet eine Nachtregatta statt, genau vor dem Liegeplatz wo wir sind, aber es nützt alles nichts, wir müssen weiter. Die Leute von der Marina hier sind sehr nett. Wir konnten z. B. die Gasflasche die durch ganz Cefalù getragen wurde, abgeben und sie wurde gefüllt wieder zum Schiff gebracht. Wir bekommen auch jeden Tag das Wetter ausgedruckt. Toni, der in Deutschland aufgewachsen ist und sich freut mit uns Deutsch zu sprechen, warnt uns eindringlich vor dem schlechten Wetter und den grossen Wellen. Ausserdem seien die Untiefen vor Trapani sehr gefährlich. Es hilft alles nichts, wir müssen morgen weiter. Aber trotzdem: grazie!


Mittwoch, 20. September 2006: Um 8h00 legen wir ab und müssen fast den ganzen Weg von 27 sm motoren. Es hat zwar ziemlich hohe Dünung, aber so schlimm wie wir es erwartet hatten, ist es lange nicht. Um 13h45 sind wir schon in Mazara del Vallo (37°38,44' N / 012°35,04' E) und es hat subito einen Platz für uns. Ja klar, nachdem wir bis hierher motort sind, hat es nun für das Anlegemanöver viel Wind! Der Chef der Marina, Salvatore, mit der Alinghimütze auf dem Kopf, gibt uns viele gute Tips und Ratschläge für den Weg nach Pantelleria und Tunesien. No, non c'è problema! Es brauche überhaupt keine Zollformalitäten, die Tunesier seien froh, wenn Touristen ins Land kommen und Geld bringen. Hoffentlich!
Wir suchen in der Stadt Mazara den Internetpoint. Kreuz und quer werden wir von den Leuten die ich frage durch die Strassen geschickt. Tatsächlich finden wir den Internetladen und ich muss mich nicht einmal aufregen. Die Übermittlung von Text und Bildern klappt hervorragend, einfach so, ruckzuck! Ohne die Suche nach dem Internet wären wir nie an der Gelateria auf der wunderschönen Piazza della Republica vorbeigekommen... Mazara, die Stadt mit dem gleichnamigen Fluss, ist der grösste Fischereihafen Siziliens. Der Hafen ist total mit Trawlern belegt. Viele der Boote fahren zur afrikanischen Küste rüber, um dort in den fischreichen tunesischen Gewässer zu wildern, was oft im Gefängnis endet.
Die Stadt Mazara gefällt uns allen Dreien ausgesprochen gut. Sie hat sehr viel arabischen Charme, aber trotzdem sind wir sehr überrascht, als plötzlich der Muezzin von der Moschee die Moslems zum Gebet ruft, man vergisst fast, dass wir noch in Sizilien sind.





