Mittwoch, 11. 09. 2006: Die Äolischen Inseln
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Mittwoch, 11. September 2006: Diese Inselgruppe, auch Liparische Inseln genannt, liegt ungefähr 35 sm vor der Nordküste Siziliens. 

Die Inseln sind die Gipfel einer Vulkankette, die sich zwischen dem Vesuv bei Neapel und dem Ätna auf Sizilien erstreckt. Zwei der Vulkane sind heute noch aktiv: der Stromboli und der Gran Cratere auf Vulcano. Es sind 7 Inseln: Stromboli, Panarea, Filicudi, Alicudi, Salina, Lipari und Vulcano. Hier werden vor allem Kapern produziert.

Für Paul und mich ist es das zweite Mal, dass wir diese Inselgruppe besuchen. Vor genau 16 Jahren, im Oktober 1990, haben wir, begleitet von unserem damals 17-jährigen Sohn Marcus unsere Herbstferien in Lipari verbracht. Vater und Sohn haben hier zusammen tauchen gelernt. Ich selber habe erst 4 Jahre später, auf sehr, sehr vielseitigen Wunsch eines einzelnen Pauls, im Bielersee den Tauchkurs absolviert.

Damals, im 1990 machten wir von Lipari aus einen Ausflug mit der Fähre zur Insel

Stromboli. Wir machten uns so richtig blauäugig wie die Touristen, ohne genügend Wasser, warme Sachen und Taschenlampen auf den Weg zum Gipfel des Stromboli (925 m hoch), etwa 3 Stunden Aufstieg in grosser Hitze! Wir warteten die Dunkelheit ab und bestaunten überwältigt, aus nächster Nähe die feurigen Ausbrüche des Vulkans. Zuerst grummelte es nur leise, dann immer lauter und plötzlich spuckte der Berg Feuer, Steine und Asche aus. Ein unvergessliches Schauspiel!

Dieses Spektakel wiederholte sich alle 20-30 Minuten, unglaublich! Leider wurde es mit fortschreitender Nacht immer kälter (es war Anfang Oktober) und wir froren alle drei ganz erbärmlich. Gegen 03h00 machten wir uns an den Abstieg. Wir stolperten im Dunkeln über steile Lava - und Geröllhalden und waren froh, endlich heil unten angekommen zu sein. Am schwarzen Sandstrand bei S. Vincenzo versuchten wir ein wenig zu schlafen, aber anSchlaf war überhaupt nicht zu denken, viel zu kalt!

 Mit Sehnsucht erwarteten wir die erste Fähre um 06h00, die uns zurück in unsere Pension brachte, wo wir uns noch 1 Stündchen ins warme Bett legen konnten.

Heute wäre das alles so nicht mehr möglich. Ohne Führer und Bezahlung darf man den Vulkan nicht mehr besteigen und so hoch wie damals kann man auch nicht mehr hinauf.

der Vulkan Stromboli auf der Insel Stromboli
Insel Stromboli

Dienstag, 12. September 2006: Wir verbringen eine sehr unruhige Nacht vor Anker bei S. Vincenzo vor einer steilen Felswand. Zu viel Dünung! Wir stehen schon um 03h30 auf und fahren um 04h00 los. Wir wollen den Vulkan Stromboli Feuer speien sehen! Die unzähligen Eruptionen die wir im Dunkeln sehen, sind eindrücklich und wunderschön!!! Nur mit dem fotografieren haben wir unsere liebe Mühe. Vom schwankenden Schiff aus und in der Dunkelheit ist es gar nicht so einfach so ein weit entferntes Feuerwerk zu knipsen. Dazu kommt, bis unsere digitale Kamera bereit ist, ist das Spektakel schon wieder vorbei. Für unseren Gast Markus ist es das erste Mal, dass er so etwas sieht und er pflichtet uns bei, dass es sich gelohnt hat, dafür so früh aufzustehen. Um 06h30 gibt es kostenlos noch einen imposanten Sonnenaufgang dazu. Was die hier den Touristen so alles bieten...

Um 11h45 sind wir schon im Hafen von Marina Salina, auf der Insel Salina. Es regnet leicht. Heute war ein guter Segeltag, von 33 sm konnten wir 25.2 sm segeln. Das ist leider meistens umgekehrt.

Hier im Hafen hat es sehr viele Crews die ihr Schiff gechartert haben und wir sehen einiges an Hafen-Ping-Pong! Man muss froh sein, wenn man anwesend ist wenn so einer direkt neben einem anlegt, und man sein eigenes Schiff vor den Rowdies schützen kann. Auch hier werde ich nicht vom Internet geschont. Ich bin 1¾ Stunden im Netz. Heute muss ich einen Bericht und Fotos übermitteln, das dauert wieder unendlich! und einen Winterplatz in Tunesien suchen.

Der Internetpoint ist ein kleiner Laden, über und über verstellt mit neuen und alten Sachen.

Es hat uralte Telefonapparate, alte Schreibmaschinen, X-alte Computerbildschirme aus dem Computersteinzeitalter, usw. usw. Dazwischen -zig kreuz und quer angeschlossene Kabel; kurz, ein Chaos! Eigentliche Computerarbeitsplätze hat es nur drei. Zwei sind für die Kunden, der Dritte ist für den Chef Maurizio. Er macht zwischendurch noch Passfotos für die Leute. Ständig kommt einer und will fotografiert werden, den stellt er dann einfach vor die einzige helle und freie Wand und er wird geblitzt. Die Fotos werden im Computer bearbeitet und der Kunde kann sie gleich mitnehmen, 4 Stück kosten 5 Euro. Der Rechner wo ich gerade sitze steht ohne Gehäuse am Boden, ganz nackt, alle Innereien sind gut sichtbar...Ich muss nur für 1 Stunde bezahlen.

Abends essen wir in einem Restaurant, trotz ziemlichem Wind, auf der Terrasse. Es werden einfach die Sonnenstoren heruntergelassen um die Gäste vor dem Wind zu schützen.

Weil das mit dem Liegeplatz in Tunesien noch nicht geklappt hat, beschliessen wir, noch einen Tag länger in Salina zu bleiben, bis das geklärt ist.

der Stromboli in aktion
und ein wunderschöner Sonnenaufgang
im kleinen Hafen von Salina

Mittwoch, 13. September 2006: Ich bin schon Morgens um 10h00 telefonisch mit

Tunesien verbunden. Und zwar von den öffentlichen Telefonkabinen aus, mit Prepaidcard.

Das ist sehr viel billiger als das Handy, aber leider auch sehr viel unbequemer, am

Strassenrand ist es enorm lärmig, staubig und heiss! Es ist genau so mühsam wie zu Hause, wenn man irgendwo anruft, wird man X – Mal weiter verbunden. Beim 4. Hafen den ich anfrage (auf französisch), klappt es endlich. Der Herr sagt mir, ich solle ihm ein email mit den Angaben des Schiffes senden. Name, Länge. Breite,usw.

Oh nein, nicht schon wieder ins Internet! Aber was soll ich machen? Ich habe vom 1. Skipper den klaren Auftrag erhalten, einen Winterplatz für die MABUHAY in Tunesien zu suchen. Dieser Befehl muss ausgeführt werden, alles andere wäre Meuterei! Im Internet erwartet mich schon wieder eine Nervenprobe. Zuerst sende ich Marcus ein e-mail, um ihm zu danken, dass er die Berichte und Fotos immer so prompt und zuverlässig ins Netz stellt. Ich kann das e-mail nicht fertig schreiben, es nimmt keine Buchstaben mehr an. Ich kann drücken wie ich will, es macht keinen Wank mehr! Das unfertige Mail an Marcus sende ich trotzdem ab. Was er wohl denkt, wenn er es liest? Ich rufe Maurizio zu Hilfe. Auch er drückt herum und holt dann kurzentschlossen eine neue Tastatur. Super, es schreibt wieder und ich kann das e-mail nach Tunesien endlich absenden.

Auf dem Rückweg gehe ich beim Metzger vorbei. Angeschrieben steht zwar: "Boutique della Carne" (Fleischboutique). Ich verlange 250 Gramm Hackfleisch. Der Metzger legt 496 Gramm auf die Waage und fragt mich: " Va bene cosi? (ist es recht so?)" "No, é troppo! (nein, es ist zuviel!)". Mamma mia, so nicht!!! Ich verlasse den Laden mit 300 Gramm Gehacktem.

Nach dem Mittagessen unternehmen wir einen Ausflug mit dem öffentlichen Bus über die Insel Salina. Markus hat das vorher mit Händen und Füssen prima recherchiert. In Rinella steigen wir aus, schauen uns ein wenig um, trinken etwas und fahren wieder zurück nach Marina Salina. Beim warten auf den Bus für die Rückfahrt, stehen wir bei einer StopStrasse. Markus und Paul verteilen im Geiste Bussenzettel an jeden der beim Stop nicht anhält. Innert kürzester Zeit hätten sie viel Geld beisammen! Kein einziger der vielen Auto- und Rollerfahrer hält an...

Aber es war ein richtig schöner Ausflug. Bei der Rückkehr gehen Paul und Markus zum

Schiff, ich zu meinem Lieblingsplatz, dem Interrnetpoint. Dort steige ich in mein BluewinMail ein und sehe erfreut, dass eine Antwort aus Tunesien gekommen ist. Ich will sie soeben anklicken, da passiert es: Stromausfall! Ich kann es nicht glauben! Maurizio knurrt etwas über die Gemeinde, geht raus auf die Strasse (ich vermute zum Sicherungskasten) und der Strom ist subito wieder da. Gott sei Dank, aber es ist ja klar, dass der Computer wieder neu gestartet werden muss. Wieder zu Bluewin einsteigen und endlich die gute Nachricht lesen; wir bekommen einen Winterliegeplatz in Hammamet /Tunesien. Wir müssen nur noch per Fax eine Anzahlung leisten, dann ist der Platz für uns reserviert. Paul kocht das Abendessen, Markus und ich erledigen das mit dem Fax. Der Hafen-Chef sieht aus wie ein echter Pirat! Er hat ein buntes Kopftuch an, ein schmales Bärtchen, ganz viele Ohrringe an beiden Ohren und viele Tätowierungen an den Armen. Fehlt nur noch die schwarze Augenklappe. Aber er ist sehr nett und übermittelt unseren Fax zur Sicherheit sogar 2 Mal nach Tunesien. Und es kostet wieder einmal nichts!

Den Tunesienplatz müssen wir natürlich feiern. Es ist ein schöner warmer Abend und wir sitzen bis um 23h30 draussen im Cockpit und trinken Whisky, das heisst, Markus und ich trinken Whisky, Paul schüttelt sich als er es versucht (er kann keine harten Schnäpse trinken).

Neben uns liegt ein Schiff, mit einem jungen amerikanischen Paar, mit einem kleinen etwa 1-jährigen Bübchen. Der Kleine trägt Stoffwindeln und die Wäscheleine ist damit voll gehängt. Gibt es das überhaupt noch? Wir staunen! Sogar meinen 2 Skippern (beides Grossväter) fällt das auf!

In Salina hat es uns sehr gut gefallen, aber wir müssen weiter!

wir machen eine kleine Rundfahrt über die Insel Salina
Kaffeepause bei einer Stop-Strasse
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