

Montag, 26. Juni 2006: Am Nachmittag begleiten wir Marcus zum Flugplatz und verabschieden ihn. Vom Strand, von einer Bank im Schatten, schauen wir zu, wie sein easy jet Flugzeug mit ca. 20. Minuten Verspätung startet. Schade sind die Segeltage mit Marcus schon wieder vorbei. Es war schön mit ihm zu segeln und zu quatschen. Ausserdem war er mir eine grosse Entlastung bei den An – und Ablegemanövern, wegen meinem halbdefekten Arm.

Dienstag, 27. Juni 2006: Es hat absolut keinen Wind und so motoren wir halt 6 Stunden gemütlich nach San Remo. Die Sicht ist heute sehr begrenzt, ganz diesig und so sehen wir auch diesmal die Grimaldis nicht...
Im Hafen von San Remo finden wir einen guten Platz und machen die MABUHAY fest.
Nach kurzer Zeit kommt ein Motorboot mit 3 Leuten drin und sagt uns, wir müssten diesen Platz wieder verlassen und 10 Meter weiter hinten anlegen, weil eine Segelregatta stattfinden würde. Wir sagen denen, dass wir jetzt zuerst zur Capitaneria gehen um uns anzumelden. Das machen wir auch, der hübsche Marineoffizier in schicker weisser Uniform, sagt uns, der Platz sei prima und wir können da bleiben. Wieder beim Schiff, kommen die schon wieder mit dem Motorboot und fragen uns, ob wir den Platz verlassen.
Nein, der Capitano hat gesagt, wir dürfen bleiben !!! Jetzt wollen wir in der Stadt ein Internetcafe suchen gehen. Unterwegs löst sich die Sohle meiner Ledersandale, die Paul schon 2-mal mit Heissleim geflickt hat. Ganz in der Nähe des Hafens fragen wir eine Frau, wo es einen Schuhmacher hat. Sie schickt uns fast ans Ende der Stadt. Dort angekommen, immer noch kein Schumacher in Sicht. Dafür finden wir das Touristenbüro und bitten dort um einen Stadtplan. Der Signore erklärt uns ganz genau und mit sehr vielen Worten, wo es im Centro einen Schuhmacher hat. Also wieder den ganzen Weg zurück, mit meiner losen Sohle. Beim Casino fragen wir einen Taxifahrer und nun wird die Sache konkreter. Wir finden den Schuhmacher etwa 100 Meter von da wo wir zuerst gefragt hatten !!! Aber wenn draussen in dem Gässlein nicht so eine uralte Maschine stehen würde, wo man zu enge Schuhe ausweitet, hätten wir den Laden nie gefunden. Das "Geschäft" ist etwa 5 Meter lang und 1 Meter breit und über und über vollgestopft mit Werkzeugen, Leder, Schuhwichse, Leimbüchsen und sonstigen Materialien. Der Schuhmacher hat gerade noch Platz da drin, aber der Kunde muss im Gang stehen.
Der Calzolaio sieht sich mein Problem an und sagt : si certo, in 15 Minuten können wir die Sandale wieder haben. Wir setzen uns ins Restaurant gleich daneben und trinken etwas Kühles, ich mit nur einem Schuh an den Füssen.
Nach exakt 15 Minuten kommt der Schuhmacher und bringt mir meine geflickte Sandale ins Restaurant. Das nennt man Service !!! Und dann kostet es erst noch nichts, aber Paul gibt ihm ein Trinkgeld.
So ganz zufällig nebenbei, finden wir auch noch den Internetpoint.
Zurück beim Schiff, finden wir eine 5-seitige Mitteilung vor, dass wir das Schiff bitte verlegen sollen, wegen der Regatta der "Classe Minialtura", was immer das auch heisst. Weil die uns so nett bitten, beschliessen wir die MABUHAY wirklich zu verlegen, aber erst morgen früh.


Mittwoch, 28. Juni 2006: Noch vor dem Zmorge verlegen wir unser Schiff etwa 10 Meter weiter nach hinten an der Mole.
Nach dem Zmorge gehen wir an den öffentlichen Strand. Ich nehme heute mein erstes Bad im Meer für dieses Jahr. Zu schwimmen getraue ich mich nicht, wegen meinem lädierten Arm, aber so eine Abkühlung ist schon was ganz schönes...
Abgekühlt machen wir uns wieder mal auf den Weg etwas zu suchen. Diesmal ist es eine Lavanderia, wo wir unsere Wäsche waschen können. Wir wüssten zwar eine Trockenreinigung, wo uns die Wäsche für 10 Euro gewaschen würde (1 Trommel, nur waschen, nicht trocknen oder bügeln oder zusammenlegen !), aber das ist uns zu teuer.
Ja sind wir denn Millionäre oder was ???
Wir finden eine Lavanderia wo wir für 5 Euro eine Maschine Wäsche waschen. Auf dem Rückweg trennen wir uns. Paul geht zum Schiff um die Wäsche aufzuhängen, ich setze mich ins Internetcafe um die e-mails abzurufen.
Wir sind gerade fertig mit Znachtessen, kommt einer mit der schmucken weissen Uniform, wieder so ein hübscher Italiano, um uns mitzuteilen, dass wir unseren Platz verlassen müssen, etwa 5 Meter weiter nach vorne an der Mole, wegen einem Fischerboot, das mit seinem Fang vom Meer zurück kommt. Claro, das machen wir doch subito ! Kaum haben wir verlegt, kommt ein Engländer und legt sich an den Platz, den wir vor 5 Minuten noch hatten... Das bringts natürlich ! Ich ärgere mich ziemlich !



Donnerstag, 29. Juni 2006: Wir waschen heute nochmals in der Lavanderia
(Bettwäsche). Duvets lüften, Anzüge an der Sonne trocknen und gleich wieder beziehen. Dann machen wir eine Wanderung durch die uralte Altstadt von San Remo. Ich bin ganz begeistert von diesem Labyrinth von verwinkelten Gässchen und Strässchen, so eng, dass kaum ein Kinderwagen Platz hat... Ich habe noch nie eine so alte Altstadt gesehen, es heisst Centro Storico La Pigna. Es riecht ein wenig muffig, die Häuser sind aneinander geklebt wie die Bienenwaben und über den Gässchen sind sie durch Bögen verbunden.
Man hat das Gefühl, ohne die Bögen würden die Häuser in sich zusammenfallen...
Für jede Wohnung hat es aussen am Haus einen Wasserzähler.
Wir kraxeln bis zuoberst auf den Hügel, zur Kirche "Madonna della Costa", von wo wir einen herrlichen Ausblick auf die Stadt und die 2 Häfen San Remos haben. Dort unten sehen wir unsere MABUHAY liegen. Jeden Abend ist die Kirche wünderschön beleuchtet wir haben sie direkt im Blickfeld und freuen uns über den schönen Anblick.












Freitag, 30. Juni 2006: Ich habe heute Nacht erstmals ohne meine lästigen Bandagen geschlafen. Das hat besser geklappt als ich erwartet hatte und wesentlich kühler war es auch! Nach dem Zmorge setze ich mich an den Computer um diesen Bericht zu schreiben. Da wir hier keinen Strom haben, lässt Paul die Honda-Notstromgruppe surren, damit ich den Compi benutzen kann.
Ihm ist es zu heiss hier an Bord und so macht er sich auf den Weg zum Strandbad. Nach seiner Rückkehr antwortet er auf meine Frage: und, wie wars ? na ja, die haben da so ein Altersturnen veranstaltet... Aber daran teilgenommen hat er nicht !
Während ich hier so vor mich hin schreibe, kommt ein finnisches Seglerpaar und fragt mich alles mögliche. Wo gibt es ein Tourismusbüro ? Wo hat es ein Internetcafe ? Wo kann man Wäsche waschen ? Gib es hier einen Schiffszubehörladen ? Ja, klar, wissen wir doch alles und ich zeige es ihnen auf dem Stadtplan. Nur einen Schuhmacher brauchen sie nicht...
Aber wir schon wieder ! Am Abend machen wir uns auf den Weg um irgendwo in der Stadt zu essen. Unterwegs löst sich die Sohle an meiner zweiten Sandale. Wir laufen trotzdem weiter bis zur Orthodoxen Kirche und zum Casino. Also, wenn Paul seinen Smoking angezogen hätte und ich nicht so eine defekte Schuhsohle hätte, würden wir bestimmt ins Casino gehen...
Aber so setzen wir uns in ein kleines Restauräntli beim Eingang zur Altstadt und geniessen den Abend bei einem gemütlichen Essen. Heute findet der WM-Match Italien-Ukraine statt und man spürt das Fussballfieber in der ganzen Stadt. Bei jedem Goal ertönt ein Riesengeschrei und ein Böllerschuss knallt!. Wir sehen einen jungen Burschen, der sitzt verkehrt auf seiner Vespa (Rücken zum Lenker) und kurvt so herum! Als wir zurück beim Schiff sind, ist der Match gerade beendet und das Resultat 3:0 für Italien lässt ein Höllengetümmel ausbrechen. Wieder gibt es Böllerschüsse, dazu Feuerwerk, Autogehupe, Schiffshörner, Kompressorhupen und dazwischen das freudige Geschrei und Palaver der siegreichen Italiener !!!







Samstag, 1. Juli 2006: Es ist schon sehr warm als wir um 9.00 beim Schuhmacher meinen Schuh zum Sohle ankleben abliefern. Wir laufen weiter bis zum Markt, der hier jeden Dienstag und Samstag stattfindet. Übrigens habe ich gelesen, dass es hier in San Remo den grössten gedeckten Blumenmarkt der Welt (!) geben soll. Ich freue mich schon seit 10 Tagen wahnsinnig, diesen Blumenmarkt zu besuchen. Paul hat mir hoch und heilig versprochen, mich dorthin zu begleiten! Im Tourismusbüro, wo ich mich nach diesem Markt erkundige, erklärt mir der Signore, dass der Markt nur für Grossisten sei, und nicht für die Öffentlichkeit ! So eine Enttäuschung...(für mich, nicht für Paul). Aber der Waren-, Gemüse- und Früchtemarkt ist schliesslich auch schön!
Auf dem Rückweg zum Schiff holen wir meine Sandale wieder ab. Diesmal kostet es einen Euro.
Zum Mittagessen richtet uns Paul ein Picknick her und wir gehen zum Abkühlen ins
Strandbad. Paul legt sein Stück Brot so unglücklich auf einen Stein, dass es in Null Komma Nichts ins Wasser fällt. Eine Entenfamilie mit neun Jungen freut sich offensichtlich sehr über das unerwartete Geschenk. Und mir bleibt nichts anderes übrig als mein Brot mit Paul zu teilen!
In San Remo haben wir ein paar sehr schöne Tage verbracht und es hat uns sehr gut gefallen, trotzdem werden wir am Montag die Leinen hier lösen und weiterziehen.

